Stone Merchant: Händler des Terrors
- Regie:
- Renzo Martinelli
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Thriller
- Land:
- England / Italien
- Originaltitel:
- The Stone Merchant
1 Review(s)
07.12.2007 | 08:52Bereits im Ersten Weltkrieg wurde der "Film" als Propaganda-Medium ausgenutzt, um den Kampfeswillen der "eigenen Männer" zu stärken und den "Feind", meist eine gegnerische Regierung oder politische Gruppierung, mit hetzerischer, diskriminierender Hyperbel als "das Böse" zu personifizieren, sowohl im politischen als auch ideologischen Kontext. Die dabei erzielte Wirkung, seine Soldaten zu pushen, ging nicht nur vollends auf, sie ist darüber hinaus ein unmoralisches und menschenverachtendes Kriegsinstrument, das nicht nur die eigene Ideologie als Selbstverständlichkeit erklärt, sondern die des "Gegners" denunziert. Die wohl berühmtesten Kontroversen dieser Zunft sind somit Carl Boeses deutsches, antifranzösisches Schundwerk "Die schwarze Schmach" (1921) und David Wark Griffiths rassistischer Stummfilm "Die Geburt einer Nation" (1915). Man sollte meinen, dass derartige Machwerke der Vergangenheit angehören, diese nie mehr das Licht der Filmwelt erblicken und auf Nimmerwiedersehen im Jenseits ihr Dasein fristen. Leider ist dem nicht so, präsentiert uns der italienische Filmemacher Renzo Martinelli mit seinem anti-islamistischen "Stone Merchant: Händler des Terrors" ein unverantwortliches und unfassbares Machwerk, dessen polemische Botschaft, alle Islamisten seien potenzielle Terroristen, derart plakativ und agressiv auf die Leinwand projiziert wird, dass man es, in Anbetracht der derzeit herrschenden Post-9/11-Ära, für schier unmöglich hält. "Stone Merchant", das ist ein waschechter Propagandafilm, der ebenso undifferenziert wie geschmacklos ist und eines mit Sicherheit nicht besitzt: Political Correctness.
Der Vollständigkeit wegen, nicht (!) aus Gründen der Wichtigkeit, eine kurze Inhaltsangabe: Der italienische Professor Bandini ist aufgrund eines von Islamisten verübten Terroranschlags an den Rollstuhl gefesselt. Seine Einstellung gegenüber dem islamistischen Terrorismus und dem dazugehörigen Märtyrertum ist daher mehr als angespannt, sieht er doch eben diesen für den westlichen Teil der Erde als größte Bedrohung an. Als seine attraktive Frau Leda auf dem römischen Flughafen nur knapp einem Terroranschlag entgeht, ist es um Bandini geschehen, dessen Hassgefühle stärker nicht sein könnten. Um sich und seiner Frau eine Auszeit zu gönnen, fliegen die beiden, ironischerweise, ins türkische Kappadokien. Dort angekommen, lernen sie den muslimischen Einheimischen Shihad kennen, der sie kurzerhand mit dem geheimnisvollen und charismatischen Edelsteinhändler Ludovico Vicedomini, einem Italiener, bekanntmacht. Bandini ist skeptisch, sagt ihm doch seine Intuition, dass etwas mit dem introvertierten Westlichen nicht stimmt. Und so ist es auch, denn es stellt sich heraus, dass der zum Islam konvertierte Ludovico - der zwischenzeitlich Bandini die Frau ausgespannt hat - und sein Kumpane Shihad einen tödlichen Terroranschlag planen.
Renzo Martinellis handwerkliche Fähigkeiten in allen Ehren, doch was der gebürtige Italiener sich hier erlaubt, übersteigt die Grenzen der Geschmacklosigkeit, diskriminiert er doch das islamische Volk auf rassistische Art und Weise. So posaunt nicht nur der hasserfüllte und unsympathische Anti-Held Bandini seine menschenverachtende Parolen gegenüber dem "Osten" in nahezu jeder Sequenz heraus, nein, auch die unglaubwürdige und mit dämlichen Zufällen gespickte Handlung versucht den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. "Fingerspitzengefühl" ist für Martinelli somit ein Fremdwort, behandelt er doch ein Thema, das aktueller und sensibler nicht sein könnte. Mit einer unverschämten Undifferenziertheit schmeißt er mit Klischees und Vorurteilen nur so um sich und stellt den "guten" Westen dem "bösen" Osten gegenüber. Er drückt dem Film bewusst einen Stempel auf und versucht den Zuschauer mit seiner Anti-Islam-Propaganda zu manipulieren. An Dreistigkeit ist dieses Machwerk kaum noch zu überbieten; auch das Drehbuch samt seiner Stereotypen zeigt sich als verlogenes Schriftstück.
Fazit:
Selbst einer Direct-to-DVD-Veröffentlichung ist Renzo Martinellis "Stone Merchant: Händler des Terrors" nicht würdig; man sollte dieses erschreckend rassistische Machwerk auf den Index setzen oder gar generell verbieten. Was Harvey Keitel ("Reservoir Dogs", "From Dusk Till Dawn"), dessen Karriere langsam aber sicher den Bach hinuntergeht, dazu geritten hat, seinen Namen für solch ein propagierendes Schundwerk herzugeben, ist nicht nachvollziehbar. Das Drehbuch dürfte er zumindest nicht gelesen haben, sprengt dieses doch mit seiner unglaubwürdigen und hanebüchenen Suspense und den dämlichen Zu- und Einfällen den Rahmen des guten Geschmacks.
- Redakteur:
- A. C.