Yaadein - Bittersüße Erinnerungen
- Regie:
- Subhash Ghai
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- Indien
1 Review(s)
24.12.2007 | 07:43Story
Die Familie des standhaften Raj Singh Puri wird durch einen harten Schicksalsschlag völlig aus dem Alltag gerissen; Rajs geliebte Gattin Shalini stirbt bei einem Verkehrsunfall und hinterlässt einen zerstreuten Familienvater mit den gemeinsamen drei Töchtern. Der Witwer beschließt, London zu verlassen und wieder in die indische Heimat zurückzukehren, um dort neues Glück zu finden. Ganz besonders seine Nachkommen sollen alle Freiheiten der Welt genießen und ein weniger betrübliches Leben als er führen. So erlaubt er seinen Töchtern einer nach der anderen, ihre neuen Partner zu ehelichen, erfährt jedoch nach und nach, dass auch ihnen die Liebe nicht beschieden ist. Die Ehen kriseln und Raj fühlt sich in seiner skeptischen Grundhaltung gleich mehrfach bestätigt. Als auch Isha ihr Hochzeitsarrangement ankündigt, ist ihr Vater daher auch sichtlich geschockt. Ausgerechnet Rohit, ein langjähriger Bekannter, soll den Zuschlag bekommen. Doch eigentlich hatte Raj seine Tochter schon in die Hände eines reichen Schönlings versprochen ...
Persönliche Meinung
"Yaadein" bietet eine interessante, wenn auch letztendlich sehr gewöhnliche Story, die sich nicht weit aus dem Schemenkreis des aktuellen Bollywood-Fundaments entfernt. Die Inhalte sind altbekannte, die Charaktere ebenfalls nicht sonderlich originell. Auch die Geschichte um die vermeintliche Prinzessin, die bereits in den Wohlstand versprochen wurde, kennt man aus zahlreichen anderen Produktionen des indischen Kinos, wenngleich sie nicht immer eine derart harte Vorgeschichte aufweisen. Alles in allem also ein standesgemäßes Unterfangen ohne große Überraschungen, bis vielleicht auf diejenige, dass man sich selber drei Stunden lang hat hinreißen lassen, das zunehmend abflauende Drama durchzustehen.
Die Probleme entwickeln sich schon in den ersten Minuten; die Handlung bemüht sich um stete Ausschweifungen und verliert bezogen auf den Fortgang der Story den Fokus gleich dutzendfach. Zwar nutzt Regisseur Subhash Gai einige Gelegenheiten, um die Töchter Rajs etwas näher vorzustellen, doch gelingt es ihm gerade im Anfangsdrittel kaum, diesbezüglich Impulse zu setzen und das Erzähltempo zu steigern. Die unmittelbare Folge zieht sich schließlich durch das gesamte Epos; selbst die dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Töchtern und Vater bzw. die tragischen Ehekrisen lahmen gewaltig und verlieren durch die gestraffte Darstellung in gewisser Weise ihre Wirkung. Andererseits handelt es sich bei den ausgeschmückten Beziehungskisten der beiden erstvermählten Töchter Avantika und Sania aber auch um Nebenschauplätze, die alles in allem nur Vorgeplänkel für die eigentliche Hauptstory um Isha und Rohit sind, hierzu jedoch den größten Raum der dreistündigen Mammut-Produktion für sich einnehmen – eine typische Schwäche des Bollywood-Kinos, die hier wirklich besonders schwer wiegt.
Doch auch auf inhaltlicher Ebene verliert die Geschichte alsbald ihren Reiz; die Charaktere wirken müde, die Musikeinlagen verfehlen stellenweise sogar ihre Wirkung, die Schauspieler glänzen in Sachen Ausstrahlung auch kaum und die wenigen guten Ideen werden in der mäßigen Umsetzung direkt wieder aufs Abstellgleis gestellt. Völlig unpassend sind dazu noch die teils drastischen Szenenwechsel, die gerade hinsichtlich des endlosen Plots in dieser Form nicht nötig gewesen wären. Es erweckt teilweise den Eindruck, als sei das Regieteam unverhofft in Zeitnöte geraten, was angesichts der erwähnten Spielzeit natürlich völliger Blödsinn ist. Aber jedes Mal, wenn die Harmonie durch einen unnötig harschen Einschnitt gestört wird, bricht eine kurzzeitige Hektik aus, die sich mit dem eher lahmen Treiben gänzlich widerspricht. Zumindest verläuft wenigstens der Schluss ansprechend und akzeptabel; die einzelnen Stränge laufen langsam zusammen, die Dramaturgie verzeichnet ihren sehenswerten Höhepunkt und das Publikum wird nach der anstrengenden Vorab-Story dennoch mit einem zufriedenstellenden Abschluss beschenkt. Allerdings kann dieser Umstand sicher nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass "Yaadein" insgesamt doch ein sehr eingeschränktes Vergnügen bietet und sicherlich nicht in die Genuss-Klasse des Genres aufgenommen werden kann. Hierzu fehlt es einfach an spielerischer und inhaltlicher Qualität.
Die Aufarbeitung des zugehörigen Silberlings ist ebenfalls eher bescheiden; das Bild hat beispielsweise einen leichten Grünstich und ist auch sonst eher kontrastarm. Aber auch im Bezug auf die Schärfe muss der geneigte Interessent Einbußen hinnehmen. Am Ton gibt es indes nichts zu bemängeln; gut verständlich und wiederum in den Musikszenen überzeugend – hier lassen Rapid Eye Movies gewohntermaßen nichts anbrennen. Im Bonus-Menü gibt es darüber hinaus ein kurzes Special, in dem die beteiligten Schauspieler von ihrer Zusammenarbeit mit dem Regisseur reden. Sonderlich Aufschlussreiches bietet die DVD allerdings nicht.
Fazit
"Yaadein – Bittersüße Erinnerungen" ist zweifelsohne lediglich Bollywood-Mittelmaß und weder im Aufbau noch in der generellen Umsetzung wirklich gelungen. Etliche Längen trüben das Gesamtbild genauso wie die mäßigen Leistungen der etablierten Schauspieler, und darüber hinaus fehlt es dem Film einfach am entsprechenden Flair und der nötigen Dynamik. Schlussendlich ist Ghais Werk aus dem Jahre 2001 daher auch keines, welches man als Spartenfan zwingend gesehen haben sollte. Bollywood hat in Sachen Liebesdramen weitaus größere Kaliber zu bieten als diesen mäßigen Zwischenfall!
- Redakteur:
- Björn Backes