Garden State
- Regie:
- Zach Braff
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Garden State
1 Review(s)
30.11.2007 | 23:08„Garden State“ - Regie, Buch und Hauptdarsteller Zach Braff? (Scrubs , die Anfänger). Früher hätte man so einen Film als „Autorenfilm“ in die intellektuelle Ecke gestellt und schnell wieder vergessen. Dieser „Autorenfilm“ ist jedoch anders. Er unterhält auf seine eigene unverwechselbare Weise, doch dazu später.
Zur Handlung:
In Los Angeles wohnt ein tablettenabhängiger, etwas verwirrter und leicht depressiver junger Mann namens Andrew Largeman (Zach Braff). Er arbeitet als erfolgloser Schauspieler und hält sich mit Nebenjobs finanziell gerade so über Wasser. Bei der Auswahl seiner Jobs ist er nicht gerade wählerisch, so arbeitet Andrew z.B. als Bedienung in einem vietnamesischen Restaurant.
Eines Tages bekommt Andrew einen Anruf von seinem Vater (Ian Holm – „Der Herr der Ringe“), der sein ganzes Leben verändern soll. Dieser teilt ihm am Telefon mit, dass seine querschnittsgelähmte Mutter in der Badewanne ertrunken ist. Zur Beerdigung ist unbedingt seine Anwesenheit erforderlich.
Vater und Sohn haben seit neun Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Trotzdem macht sich Andrew auf den Weg nach New Jersey, in die Stadt, in der er aufwuchs. Zuhause angekommen, wird er gleich von einigen seiner ehemaligen Freunde in Empfang genommen und es steigt zur Begrüßung eine wilde Party.
Nach der Beerdigung seiner Mutter trifft er beim Neurologen, den er wegen eines unvermittelt aufgetretenen, stechenden Kopfschmerzes aufsucht, die bezaubernde Sam (Natalie Portman). Durch die augenblicklich empfundene Zuneigung erwachen in Andrew Gefühle, die er bereits verloren glaubte und er beginnt sein bisheriges Leben zu hinterfragen und aufzuarbeiten...
Kritik:
Man merkt dem Film sofort an, mit welcher Freude und Hingabe Zach Braff an seine Geschichte herangegangen ist. Alle Charaktere strotzen nur so vor Details und die Rollen wurden bis ins kleinste ausgearbeitet. Andrew Largeman, ein Verlorener der Großstadt, kommt in seine ländliche Heimatstadt, in der das Leben aber weiter gegangen ist.
Seine Bekannten und Freunde haben sich ihren Möglichkeiten entsprechend weiterentwickelt: einer ist Totengräber, einer ist mit geräuschlosen Klettverschlüssen reich geworden, ein anderer ist Polizist.
Aus dieser phantasievollen Mischung verschiedenster Charaktere kann Zach Braff als Geschichtenerzähler aus den Vollen schöpfen. Es entstanden gefühlvolle Geschichten, welche dialoglastig erzählt werden und der Realität sehr nahe kommen. Durch diese Realitätsnähe können sie das Herz jedes Zuschauers sofort für sich einnehmen.
Besonders die Figur Sam (Natalie Portman) konnte mich sofort begeistern (notorische Lügnerin, mit epileptischen Anfällen). Sie hat so viele kleine liebenswerte Macken, dass sie einem einfach ans Herz wachsen muss. Durch diese liebenswerten Ecken und Kanten holt sie den völlig verkorksten Andrew wieder in die Realität und damit in ein normales Leben zurück.
"Garden State" ist ein sehr ruhiger, Fantasie strotzender, dialoglastiger Film, welcher in statischen und auch poetischen Bilder eingefangen wurde. Häufig wird die Szenerie in extremen Weitwinkelaufnahmen gezeigt. "Garden State" hat aber auch sehr viele lustige Momente, wobei der Humor nie zu Lasten einer Person geht und wohl am besten als fein zu bezeichnen wäre, also kein Schenkelklopfer-Humor. Das ist für diesen ruhigen Film auch gut so.
Um die sorgsam aufgebaute Atmosphäre nicht zu zerstören, sondern sogar noch zu unterstützen, hat Zach Braff mit dem Musicscore („Coldplay“ und „Simon und Garfunkel“ um nur zwei zu nennen) den Vogel abgeschossen. Selten zuvor habe ich eine zu jeder einzelnen Szene perfekt passende Filmmusik gehört. Der Soundtrack hat wahrscheinlich deshalb auch einen „Grammy Award“ bekommen. Und das mehr als verdient.
Diese Mischung aus ruhiger Erzählweise, fein ausgearbeiteten Charakteren, perfekter Musik, dezentem Humor und Realitätsnähe machen „Garden State“ zu etwas Besonderem. Eben ein Film zum „immer-wieder-gucken-und-wohlfühlen“.
Die DVD:
Die DVD von "Buena Vista" bringt den Film in gewohnt guter Qualität, wobei sich die Schärfe sicher noch ein wenig hätte steigern lassen. Der Ton ist, wie bei solchen Produktionen üblich, stark frontlastig und ohne Subwoofereinsatz.
Bemerkenswert sind die vielen Tonspuren:
- Deutsch (Dolby Digital 5.1)
- Englisch (Dolby Digital 5.1)
- Italienisch (Dolby Digital 5.1)
- Türkisch (Dolby Digital 5.1)
+ 2 Audiokommentare
Bonus:
- verpatzte Szenen
- Making of
- 15 zusätzliche Szenen
Fazit:
Ein ruhiger Film, der wie aus einem Guss wirkt, mit Herz und Kultcharakter, der in keiner gut geführten DVD-Sammlung fehlen darf! Die etwa 100 Minuten sind vergangen wie im Flug und ich fühlte mich durch die intensive Erzählweise förmlich in die Handlung integriert.
- Redakteur:
- Detlev Ross