Fan, The - Schatten des Ruhms
- Regie:
- Adam Goldberg
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- I Love Your Work
1 Review(s)
08.12.2007 | 08:05Story
Gray Evans ist bereits im jungen Alter eine der gefragtesten Persönlichkeiten in der Klatschpresse. Der junge Schauspieler punktet bei den Kritikern mit souveränen Performances vor der Kamera und gilt als das größte Schauspieltalent seiner Zeit. Seine Ehe mit der ebenfalls prominenten Mia Lang hat seiner Popularität einen weiteren Schub verpasst und ihm auch das Interesse manch zwielichtiger Gestalten eingebracht. So fühlt sich Gray seit geraumer Zeit durch Bedrohungen durch Stalker und dergleichen gefährdet und projiziert seine schwierige Beziehung zu Mia zunehmend auf den Umstand, er würde verfolgt werden.
In dieser schweren Zeit lernt er den Videoladenbesitzer John kennen, der auch ohne den großen Ruhm ein glückliches Leben führt. Seine unkomplizierte Liebschaft zu seiner Frau Jane neidet Gray ihm alsbald und entwickelt im direkten Vergleich zu seiner eigenen Ehe vermehrt Paranoia und Angstgefühle. Im Zuge dessen entwickelt er sich selber immer deutlicher zu einer Art Stalker, der Inspiration und Sehnsüchte bei der Beobachtung des liebevollen Paares findet. Als er dann plötzlich auf seine Jugendliebe Shana trifft, scheint sein Leben endgültig aus dem Ruder zu laufen ...
Persönlicher Eindruck
Obwohl "The Fan" äußerlich eine reine Independent-Produktion ist, konnte Regisseur Adam Goldberg ein wahrhaftiges Star-Aufgebot für sein außergewöhnliches Filmprojekt gewinnen. Neben renommierten Akteuren wie Vince Vaughn, Joshua Jackson und Christina Ricci überzeugen vor allem Franka Potente und der geniale Giovanni Ribisi in ihren Rollen als egozentrische Superstars und verleihen dem etwas unkonventionell strukturierten Streifen von Beginn an das nötige Flair.
Indes ist die Geschichte eher gewöhnungsbedürftig und kommt erst mit zunehmender Laufzeit tatsächlich in Fahrt. Goldberg lässt sich beim Reifeprozess der Handlung reichlich Zeit und beschreibt zunächst einmal in aller Ausführlichkeit die unrühmlichen Kreise, in denen sich die beiden Protagonisten herumtreiben. In zwielichtigen Clubs genießen sie zwischen schmierigen Managern und unseriösen Gestalten Alkohol und Drogen und geben sich unterdessen allen Allüren hin, ohne sich dabei Gedanken um ihr Image zu machen. Erst als Gray bemerkt, dass selbst die Presse Notiz von seinem skandalträchtigen Lebenswandel nimmt und die Ehe aufs Abstellgleis schieben will, beginnt das junge Paar, sich darüber Gedanken zu machen, realisiert aber insgeheim, dass ihre Partnerschaft womöglich nicht mehr zu retten ist. Vergeblich flüchtet sich der junge Schauspielgott in Scheinrealitäten und finstere Gedanken über sein eigenes Schicksal, kann aber keine rationalen Beweggründe für sein aktuelles Befinden aufspüren. Stattdessen arten die Zwischenfälle langsam aber sicher aus; ein vermeintlicher Stalker wird niedergestreckt, das Ehe-Debakel vor öffentlichen Kameras zu Schau gestellt und der Traum der Promi-Liebe selbständig zum Platzen gebracht. Gray steigert sich so weit, dass er seine heimlichen Sehnsüchte selbst durch Stalking und Spionage zu befriedigen versucht, statt diese adäquat auszuleben. Mit wachsender Häufigkeit verfällt er in Gedanken seiner Jugendliebe Shana, an die er sich stets erinnert fühlt, wenn er John und seine Herzdame Jane beobachtet. Dann taucht Shana mit einem Mal tatsächlich wieder auf – und von jetzt auf gleich ist nichts mehr, wie es war.
Die Geschichte, die Adam Goldberg in "The Fan – Schatten des Ruhms" erzählt, ist prinzipiell ein großes Durcheinander, das bezogen auf seinen Aufbau nur an einigen wenigen losen Fäden zusammenhängt, dabei aber jederzeit droht, endgültig zusammenzubrechen. Die Handlung ist schon in der ersten Szenen komplexer ineinander verästelt, als man dies zunächst vermuten mag, und wechselt situativ zwischen euphorisch, depressiv, melancholisch und auto-destruktiv, ohne sich dabei konsequent einzupendeln. Die Charaktere selber sind in sich geschlossene Mysterien und vermögen das Gesamtbild sekündlich völlig zu verändern und den Plot plötzlich in ein ganz neues Licht zu rücken, ohne dabei letztendlich jedoch eine gewisse Homogenität hervorzurufen. Motive bleiben bis zur letzten Minute unklar, die Rollenverteilung ist kaum eindeutig und wechselt mit dem paranoiden Auftreten von Giovanni Ribisi alias Gray Evany.
Doch während derlei Aspekte in der Regel ausschlaggebend für einen unnötig verwirrenden Erzählstil sind, liefern sie der hiesigen Geschichte den Nährboden für einen spannenden, wechselseitigen Streifen, der mit Schemen und Konventionen beinahe völlig bricht, gerade deshalb aber so unheimlich interessant ist. Besonders die finale halbe Stunde entwickelt sich dabei zu einem schockierenden Psycho-Thriller von höchster Dramaturgie, dies wiederum in einer beispielhaften Inszenierung, in der die wesentlichen Akteure jederzeit entscheidende Akzente setzen – vor allem das fabelhafte Film-Pärchen Ribisi/Potente, das sich anscheinend gesucht und gefunden hat. Die mitreißende Authentizität des Ganzen ist nämlich beinahe ausschließlich auf ihr geradezu perfektes Zusammenspiel zurückzuführen und das letzte wichtige Puzzleteil einer außergewöhnlichen Independent-Produktion.
Leider kann die technische Seite des Films bzw. der zugehörigen DVD diese Standards nicht halten. Während das Bild stellenweise ein wenig verwaschen wirkt, ist der Ton besonders in den Dialogen wirklich schwach. Besonders die ständigen Wechsel in der Dynamik sind ziemlich nervig und fesseln einen unfreiwillig an den Lautstärkeregler der Surround-Anlage, um das diesbezügliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Der Mangel an jeglichen Extras bestätigt schließlich, dass die Aufarbeitung des Silberlings insgesamt doch ziemlich lieblos und dem überzeugenden Inhalt in keiner Wiese gerecht wird. Sehr schade!
Fazit
"The Fan – Schatten des Ruhms" (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Thriller mit Robert de Niro) ist ein wirklich sehenswerter Streifen, der neben seiner elitären Besetzung mit einer überaus dramatischen, bewegenden Geschichte aufwarten kann und währenddessen ein überwältigendes Psychogramm eines vom Ruhm geschädigten Superstars zeichnet. Wer etwas schwerere Kost bevorzugt, konträre Inhalte und ein wenig Anspruch nicht scheut, der ist bei dieser Produktion von Adam Goldberg bestens aufgehoben.
- Redakteur:
- Björn Backes