Zombie Self Defense Force
- Regie:
- Naoyuki Tomomatsu
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Zonbi jieitai
1 Review(s)
30.12.2007 | 14:18"Zombie Self Defense Force" ist bei den Kritikern ja nicht besonders gut weg gekommen. Ein billig wirkender Zombiefilm, der irgendwie abgedreht inszeniert ist - so die einhellige Meinung. Doch gerade solche Filme ziehen mich magisch an, denn hinter billig produzierten Werken stecken oft Regisseure, die selbst Spaß an genau dieser Art Film haben. Und exakt diesen Spaß können sie dann auch gut auf den Zuschauer übertragen.
Der Name des Regisseurs "Naoyuki Tomomatsu" dürfte Kennern der Materie dafür bekannt sein, Filme der billigsten Art zu produzieren - seine bekanntesten Werke waren bislang "Stacy - Attack Of The Schoolgirl Zombies" und "Eat The Schoolgirl" - Filme, die aber wohl nur echte Fans solcher B-Movies kennen dürften. Ich wusste also, was auf mich zukommen würde, und das schürte meine Neugier, was diesem vor Phantasie strotzenden Regisseur wohl wieder eingefallen sein mag.
Die Handlung:
Soldaten auf einem Spezialeinsatz, ein sich um eine ungeplante Schwangerschaft streitendes Paar, eine Pop-Prinzessin samt Crew beim freizügigen Fotoshooting und ein paar Gangster, die gerade einen "Kunden" erschossen haben - diese völlig verschiedenen Menschen werden Zeuge einer abstürzenden, fliegenden Untertasse. Mit einer langen Rauchfahne stürzt dieses Ufo nun unweit der genannten Personen in den Wald. Von der Untertasse geht nach deren Absturz eine geheimnisvolle grünliche Strahlung aus.
Schon bald ist die Wirkung dieser Strahlen klar: Tote erwachen und haben unbändiges Verlangen nach Menschenfleisch. So flüchten sich die Anwesenden in ein nahe gelegenes Hotel, doch auch hier erwachen die Toten zum Leben und niemand ist vor deren blutigen Übergriffen mehr sicher. Als dann das Kind der inzwischen durch "unglückliche Umstände" getöteten, schwangeren Frau zum fleischfressenden Zombie-Baby mutiert, scheint die Lage vollends außer Kontrolle zu geraten.
Doch die Soldatin der Spezialeinheit hat ein Geheimnis: Sie ist ein Cyborg und fast unzerstörbar. Nur leider weiß sie nichts von dieser Tatsache. Eine Rettung ist also nur möglich, wenn sie rechtzeitig auf den ultimativen "Fightingmode" schaltet.
Kritik:
Es gibt für fast jeden Geschmack auf der Welt einen Film, der auch genau zu diesem passt. Es gibt intellektuell hochstehende Dramen, Actionfilme, Bollywood etc. - eben für jeden Menschen das Passende aus verschiedenen Ländern und Genres. Das nur vorweg, denn bei "Zombie Self Defense Force" handelt es sich um einen Vertreter des Subgenres "Splatter-Trash Film", der eben auch nur als solcher bewertet werden kann! Ein Nischenprodukt, das seine ganz speziellen Anhänger findet. Vergleiche mit anderen Werken sind dadurch unmöglich - treffen diese eben völlig andere Zielgruppen. Ich bewerte den Film also unter diesem Gesichtspunkt.
Am Anfang des Films wird sehr schnell klar: Regisseur Naoyuki Tomomatsu ist strikt gegen die Politik der USA und speziell gegen den Präsidenten George W. Bush. Die Irak-Politik wird kritisiert, die zivilen Opfer Japans des 2. Weltkrieges aufgerechnet und die Person Bush persönlich angegriffen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aufgrund des ernsten und etwas einseitig beleuchteten Themas schon etwas Bedenken, doch dieser merkwürdige Vorspann hatte gar nichts mit der eigentlichen Handlung des Films zu tun, sondern war nur ein Statement des Regisseurs. Zum Glück schloss dieses Statement mit den versönlichen Worten: "Ich habe nichts gegen die Amerikaner, sondern nur etwas gegen die Kriege, die sie führen." Dem konnte ich mich dann auch nur anschließen.
Gleich anschließend outete sich der Regisseur noch als absoluter Fan von George A. Romero, dem großbebrillten Horrorpapst, auf dessen Konto (wie hoffentlich alle wissen) die berühmten Zombiefilme gehen - er wurde nicht ohne Grund von Naoyuki Tomomatsu genannt, wie ich im Film auch gleich eindrucksvoll zu sehen bekam. Dass Regisseur Naoyuki Tomomatsu ein Fan der alten Zombie Filme ist, kann selbst ein ungeübter Filmgucker in nahezu jeder Szene erkennen. Ich weiß gar nicht, wie viele Zitate mir in dieser Hinsicht aufgefallen sind. Bereits nach ein paar Minuten waten die Helden in Blut und Gedärm, sodass dem Zuschauer (der so etwas sehen will) garantiert keine Möglichkeit bleibt, Langeweile zu empfinden.
Eine Vorstellung der sehr unterschiedlichen Charaktere (Soldaten, eine Mumie, eine Popprinzessin samt Fotocrew, Touristen etc.) gibt es nur ein paar Sekunden, mehr ist auch nicht nötig - dann geht es gleich zur Sache. Und wie!
Wären die extrem harten Szenen nicht so stark übertrieben und lustig inszeniert, hätte der Film sicher keine FSK-Freigabe erhalten. Es fliegen Körperteile, wahre Bäche von Blut schießen durch die Luft, die grauen Zellen verteilen sich gleich eimerweise auf dem Boden - nein, an blutigen Details wurde in diesem Film wirklich nicht gespart.
Bislang hört sich meine Beschreibung an wie ein typischer Zombie Film aus den 70-er oder 80-er Jahre. Stimmt ja auch irgendwie, denn die Zombies verhalten sich genauso wie ihre damaligen Kollegen - sie schlurfen und stehen am Fenster, doch wenn es Fleisch gibt, sind die Untoten nicht abgeneigt, die Innereien und sonstiges Gekröse aus den noch lebenden Körpern zu wühlen. George A. Romero hätte das sicher nicht anders gemacht und auch Ed Wood hätte seine Freude an diesem Werk gehabt. Ähnlichkeiten zu den Werken dieser beiden Regisseure sind sicher kein Zufall.
Zombie Self Defense Force ist aber auch ein durch und durch japanischer Film. Denn der gezeigte Humor ist ganz und gar nicht mit dem europäischen Pendant kompatibel. Zu fast jeder Szene gibt es ein sonst nur aus Cartoons bekanntes Geräusch: "Boing, Kling etc.". Gewöhnungsbedürftig! Für Otaku-Freunde ist ebenfalls reichlich gesorgt. Die Pop-Prinzessin zeigt bei jeder noch so unbedeutenden Szene ihr weißes Unterhöschen - eben typisch japanische Panty-Shots. Merkwürdig!
Als Geheimwaffe kommt, um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, eine Cyborg Soldatin zum Einsatz, die den freundlichen, tamagochi-ähnlichen Außerirdischen mit ihrem Schwert in zwei Teile schlägt. Drehende Billig-Untertassen vervollständigen dieses Bild - Japanisch eben.
Zu dieser Szenerie passen aber auch die wirklich abgefahrenen Ideen. Hierzu auch nur ein Beispiel von vielen: Ein Fötus beißt sich aus dem Mutterleib und erwürgt/beißt alle in seiner Umgebung. Laut schreiend natürlich. Wer's verträgt - warum nicht? Am besten lässt sich der Film also als eine Mischung aus klassischen Zombiefilmen Europas, Braindead und modernen japanischen Splatterfilmen beschreiben.
Noch eine kurze Anmerkung zur Technik: Ob nun bewusst als Stilmittel eingesetzt oder aus finanziellen Gründen - der Film sieht so billig aus, dass es jedem Trash-Fan vor Freude das Wasser in die Augen treibt. Gefilmt wurde mit Digitalvideokamera, ausgeleuchtet wohl mit nur einem einfachen Scheinwerfer, sodass überall Reflexionen und Schlagschatten zu sehen sind. Die Effekte wurden großteils manuell mit viel Latex und Kunstblut gemacht, wenn aber einmal wie bei der Darstellung der Außerirdischen CGI verwendet wurde, dann schön billig. Trashfans haben sicher ihre wahre Freude daran - diese billige Optik passt auch hervorragend zur Handlung.
Hat mir nun der Film gefallen? Eindeutig :JA! Er hat - und wie. Die Gründe hierfür liegen in der konsequenten Umsetzung des Splatter-Trash-Gedankens (Optik, Handlung und die witzigen Ideen) in Verbindung mit den vielen witzigen Ideen und den Zitaten aus alten Genreklassikern. Ein durch und durch japanischer Film, bei dem niemals Langeweile aufkommt - auch wegen seiner sehr kurzen Laufzeit von nur knapp über einer Stunde. Ein frischer Film für Leute, die solche Nischenprodukte schätzen. Eine Empfehlung kann ich natürlich nicht herausgeben. Der Film eignet sich wirklich nur für solche Menschen, die japanische Horror-Trash-Splatterfilme mögen.
Die DVD:
I-On New Media hat sich bei der Veröffentlichung eines nur für Minderheiten interessanten Films wirklich sehr viel Mühe gegeben. Die "Limited Edition" kommt im Star-Metal-Pack - bis auf den etwas unglücklichen Werbeaufdruck "The best Zombie Horror Comedy since 'Shaun Of The Dead'" ist das Cover auch schön gestaltet. Die Bildqualität ist passend zur Qualitätsanmutung des Films etwas unscharf, sie kann aber eigentlich nicht beurteilt werden, weil die Optik vom Regisseur bewusst auf billig getrimmt wurde. Ich würde jedoch behaupten, dass die optische Aufarbeitung sehr gut zum Film passt.
Den Ton gibt es in Deutsch und Japanisch (DD 5.1) ins Wohnzimmer serviert. Leider ist die deutsche Synchronisation nicht halb so gut gelungen wie der O-Ton in Japanisch. Daher rate ich dringend dazu, den Film im Original Tonformat mit deutschen Untertiteln anzusehen.
Als Extras gibt es den Trailer, eine Trailershow und ein Making Of (Behind the Szenes).
Fazit:
Ein durch und durch japanischer Horror-Trash-Splatterfilm, bei dessen Herstellung wohl auch der Regisseur Naoyuki Tomomatsu einen Riesenspaß hatte. Ernst kann und soll man diesen Film nicht nehmen. Ein Partyfilm mit Spaßgarantie - für Leute, die diese Art von Film mögen und zudem mit der typisch japanischen Art Filme zu drehen zurecht kommen. Freunde blutiger Horror-Trashfilme finden dann viele Zitate aus den Klassikern dieses Genres. Peter Jackson, Ed Wood und George A. Romero - alle Größen des blutigen Trashfilms werden hier zitiert. Gerade aus diesen Wiedererkennungswerten entwickelte sich bei mir viel Spaß und ich möchte den Film deshalb auch nicht mehr in meiner Sammlung missen ...
- Redakteur:
- Detlev Ross