Shadowless Sword
- Regie:
- Kim Young Jun
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- Südkorea
1 Review(s)
13.11.2007 | 13:54"Herr der Ringe" meets "Fluch der Karibik" meets "Tiger & Dragon"
Im Korea des Jahres 927 sind die Machtverhältnisse ins Wanken geraten. Das alte Königreich wird von der Invasionsarmee "Killing Blade" überrannt und die komplette Königsfamilie ausgelöscht. Für das Reich gibt es jetzt nur noch eine Hoffnung: Prinz Jung-Hyun (Lee Seo-jin), den im Exil lebenden Königssohn. Die beste Schwertkämpferin des Landes, So-ha (Yoon Soy), wird ausgesandt, um den neuen Herrscher zurückzuholen, damit er die zerschlagenen Truppen zur finalen Schlacht vereint und sein Volk in die Freiheit führt.
Doch auch die Eindringlinge haben einen Meister des Schwertkampfes ausgesandt. Gunhwapyong (Shin Hyun-joon) war einst ein großer General des alten Korea, führt aber nun die feindliche Armee an: die Todesklingen. Eine Hetzjagd durch das Land beginnt und ein Aufeinandertreffen der Schwertkampfmeister steht bevor ...
Filminfos
O-Titel: Shadowless Sword (Südkorea 2005)
Dt. Vertrieb: Splendid (24. August 2007)
FSK: ab 16
Länge: ca. 112 Min.
Regisseur: Kim Young Jun
Drehbuch: Kim Tae Gwan & Shin Jun Hee
Musik: Kim Jun Sun
Darsteller: Lee Seo Jin, Yoon Soy, Lee Ki Yong, Shin Hyun Joon u.a.
Handlung
PROLOG. Ein Angriff der Todesklingen-Armee unter dem Kommando von Gunhwapyong tötet den Thronfolger des Landes Bahlae. Somit ist die Königsfamilie völlig ausgelöscht. Ein überlebender Getreuer der Königstreuen erinnert daran, dass es noch einen Prinzen gibt, der vor 14 Jahren nach einer Schlacht ins Exil ging: Der Fünfzehnjährige war damals unter dem Namen Prinz Jung-Hyun bekannt, aber auch als Keum Hee ein geachteter Schwertkämpfer. Was mag wohl aus ihm geworden sein?
Wie auch immer - man muss ihn zurückholen, damit Bahlae wieder einen König hat, der für Ordnung, Gesetz und Tradition sorgt. Die Schwertkämpferin Soha Yeon wird entsandt, den Prinzen wieder zurückzubringen. Das Schicksal des Landes liegt in ihren Händen. Doch der Feind erfährt davon und entsendet ebenfalls eine Schwertkämpferin: Youngok.
Haupthandlung.
Soha stöbert den Prinzen in einer verrufenen Stadt auf. In einem Teehaus, das wie ein Bordell ausstaffiert ist, geht der Mann, der sich nun Sosam nennt, dem Antiquitätenhandel nach. Er erkennt ihr Schwert sofort, denn (wie wir im Epilog erfahren) er hat es ihr bei seinem Abschied ins Exil selbst anvertraut: das Schwert des Königs, das geführt wird, um kostbare Dinge zu verteidigen. Aber es gab zwei Schwerter. Ist es das richtige? Ist sie echt? Als er sie angreifen lässt, erweist sie sich als echte Elitekämpferin.
Trotzdem hat er keine Lust aufs Königsein, denn Könige haben die lästige Angewohnheit, von gedungenen Mördern gemeuchelt zu werden, und ihm liegt sehr viel am Überleben. Er verschwindet - und wird sofort gefangen genommen. Ein Banditenführer würde gerne seinen Kopf meistbietend verkaufen. Na, bitte - das Prinzendasein ist wirklich ungesund! Selbstredend haut Soha ihn wieder raus, doch da treten Gunwapyongs Schergen auf. Soha und Sosam geben Fersengeld.
In weiser Voraussicht kauft sich Sosam ein Schwert. Die Hingabe, mit der sich Soha ihrer Aufgabe, ihn zu schützen, widmet, beeindruckt ihn wider Willen. Aber das heißt noch nicht, dass er sie mag oder den Job, den sie erledigt. Er argumentiert dagegen, ein Schwert, das er als König erheben müsste, aus Hass zu führen. Nein, man sollte es nur führen, um wertvolle Dinge zu schützen. Da erinnert sie ihn daran, dass er das Grabmal seiner königlichen Mutter besuchen könnte bzw. sollte. Auf ihre sanfte Art erinnert sie ihn daran, was die Ahnen von ihm verlangen würden. Natürlich das verlorene Königreich zurückzuerobern.
Dass er immer noch nicht ganz überredet ist, muss Soha erkennen, als er in der Stadt Hadong auf einmal verschwindet. Er besucht einen Bekannten, bei dem er Geld versteckt hat. Doch dieser "Freund" gesteht Sosam, dass es sich um eine Falle der Todesklingen handelt. Sie wartet bereits auf den Prinzen!
Während Sosam sich seiner Haut erwehren muss, greift die Schwertkämpferin Youngok Sosams Leibwächterin direkt an. Und anschließend tritt Gunwapyong höchstpersönlich auf. Haben die beiden auch nur den Hauch einer Chance gegen so viele Gegner?
Mein Eindruck
Es ist nur ein kleiner Schritt von Arwen Undomiel zu Soha Yeon - und überhaupt keiner von Prinz Jungyong zu Aragorn Arathorns Sohn. Wie Aragorn lebt auch Jungyong im Exil, weit entfernt von seinem ihm zustehenden Thron (der in "Herr der Ringe" von einem Truchsess verwaltet wird). Und wer Liv Tyler im ersten HdR-Teil mit ihrem Elbenschwert gesehen hat, zweifelt keinen Moment daran, dass sie auch weiß, wie die Klinge zu handhaben ist - genau wie Soha.
Auch die Seite der Schurken ist mit einer Ähnlichkeit besetzt, die schon an Frechheit grenzt. Gunwapyong ist keineswegs das Gegenstück zu Sauron, sondern vielmehr zum Hexenkönig von Angmar, dem Anführer der Nazgûl. Dementsprechend groß sind seine magischen Kräfte, die er auf Materie ausübt. Mehrmals wird durch die Anwesenheit eines Falken angedeutet, dass er möglicherweise ein Gestaltwandler ist. Seine gefährlichste Fähigkeit ist jedoch nicht der Schwertkampf, obwohl auch er ein edles Schwert besitzt, sondern die Kunst des "Körperkampfes".
~ VORSICHT, SPOILER! ~
Kurz bevor Gunwapyong alle Gegner beseitigt und sogar Soha besiegt, offenbart er an Sohas Ziehvater Jo Cheongsu, was es damit auf sich hat. Auf unheimliche Weise scheint der Körper des Gegners durchlöchert zu sein und explodiert von innen heraus. Kein schöner Anblick! Das Gleiche versucht Gunwapyong nun bei Jung-Hyun, doch er erlebt eine böse Überraschung ...
In dieser entscheidenden Szene des finalen Showdowns treten die beiden Kämpfer in jenes Schattenreich ein, das auch im "Herrn der Ringe Teil 1" so dramatisch gestaltet wurde. Man erinnert sich an den Kampf auf der Wetterspitze. Die Nazgûl nähern sich Frodo, der in Todesangst den Einen Ring aufzieht. Schlagartig sieht er sich in ein Reich der zerfetzten Gestalten versetzt. Die Ränder der Nazgûl-Gestalten sind unscharf, als würde sie von einem Sturm weggerissen. Genau diesen optischen Spezialeffekt haben sich auch die Macher von "Shadowless Sword" besorgt, um die Kampfszene aufzupeppen. Sieht beeindruckend aus, auch wenn's geklaut ist. (Auch die Unterwasserszenen wurden mit der gleichen Technik wie in HdR gedreht: "air for water". Ein Making-of würde sich wirklich lohnen, findet sich aber nur auf der Special Edition.)
~ SPOILER ENDE ~
Sauron selbst tritt nur im Prolog von "Herr der Ringe" auf, was es schwierig macht, ihn als obersten Bösewicht darzustellen. Das machen sich die Koreaner einfacher. Statt Saurons haben sie einfach einen verräterischen General, der sich der Dienste Gunwapyongs versichert hat. Und dieser Georan nimmt sich die Freiheit, Gunwas eigene Geliebte Youngyok zu zwingen, sich ihm hinzugeben. Auf diesen Affront gibt es nur eine Antwort: den Gegenverrat. Georan sollte sich also nicht allzu sicher sein, den Angriff auf Prinz Jung-Hyun noch erleben zu dürfen.
So eine Lichtgestalt wie Galadriel gibt es zwar nicht, aber eine Dame mit einem ganzen Ring von Schwertkämpferinnen ist nicht weit entfernt von der Herrscherin des letzten Elbenreiches in Mittelerde. Und dass es Soha ist, die mit dieser elbischen Lady bestens zurechtkommt, verwundert nicht weiter, wenn man bedenkt, dass sie selbst eine Art Elbin ist.
~ Sword & Sorcery ~
Was die Geschichte also an geklauter Ästhetik und aufgesetztem Pathos vorzuweisen hat - denn selbstverständlich stirbt Soha und der Prinz erobert sein Reich zurück -, das wiegen die sehenswerten und sagenhaft gut choreografierten Schwertkämpfe voll und ganz wieder auf. Hier kommt das aus zahlreichen Filmen "Tiger & Dragon", "Hero" und "House of Flying Daggers" bekannte asiatische Martial-Arts-Kino zu seinem Recht. Besonders die Duelle zwischen den weiblichen Schwertkämpfern ragen heraus. Schwerelos schwebend sausen die Kämpfer (an ihren unsichtbaren Kabeln) durch die Lüfte und übers Wasser. Die Magie ist ebenfalls erstklassig umgesetzt, aber leider ist sie stets mit Gewalt verbunden, was meist zu blutigen Resultaten führt.
~ Humor ~
Es gibt auch so etwas wie Humor in dem Streifen, doch wer einmal "Fluch der Karibik" gesehen hat, der hat auch diese lachhaften Möchtegernbanditen gesehen. Der Bandenführer ist eine freche Kopie von Jack Sparrow, allerdings mit Rastafari-Zöpfen - kein schöner Anblick. Und der Typ redet auch noch wie eine Schwuchtel. Kein Wunder also, dass seine Halbwertszeit gleich null ist. In diesen Szenen habe ich mich wirklich gefragt, warum die Männer alle Lidschatten aufgetragen haben. Und die Fremdlinge übrigens ebenfalls. Vielleicht, um sie von den "Guten" unterscheiden zu können.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,78:1 (anamorph)
Tonformate: D und Koreanisch in DD 5.1
Sprachen: D, Koreanisch
Untertitel: D
Extras:
- Trailer: The Myth (mit Jackie Chan); No good deed (mit Samuel L. Jackson und Milla Jovovich); Fragile (mit Calista "Ally McBeal" Flockhart); Sword in the Moon (SK).
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des Bildes ist außerordentlich gut. Die Szenen sind allesamt ausgezeichnet ausgeleuchtet, so dass der Zuschauer jedes Detail sieht, selbst wenn es mal Nacht ist oder die Szene in einer Höhle spielt. Die zahlreichen Special Effects (SFX) habe ich bereits erwähnt, so etwa die Unterwasseraufnahmen und den Schattenreich-Effekt.
Die Tonspur ist etwas merkwürdig bearbeitet worden. Dass der Standard DD 5.1 vorliegt, ist erst einmal irrelevant, sondern vielmehr die Art und Weise, wie Höhen und Tiefen repräsentiert sind. Ich habe den Film auf Kopfhörer angehört, der mir DD 5.1 einwandfrei wiedergibt - ein wirklich gutes Teil. Dennoch gingen viele Höhen verloren, so als ob jemand es sich zur Aufgabe gemacht hätte, sämtliche Schreie - von denen es jede Menge gibt - jeweils um die Hälfte leiser aufzunehmen / abzuspeichern.
Die Bässe kommen bei diesem Tonmassaker noch ganz gut weg - es soll ja alles schön bedrohlich klingen, wenn Gefahr im Verzug ist. Aber auffällig ist das schon. Ich kann nur vermuten, dass dem Produzenten, der ja auch sonst auf ein Publikum mit westlichem Geschmack spekulierte ("Herr der Ringe", "Fluch der Karibik"), die Schreie zu aufdringlich und zu asiatisch klangen. Schreie sind in "Hero" und dergleichen nur von Witzfiguren zu hören, nie von Helden. Vielleicht sollte der Eindruck vermieden werden, die ziemlich pathetische und patriotische Story von Koreas Mittelalter könnte irgendwie lachhaft und witzig gewesen sein.
Bonusmaterial gibt es auf dieser Basis-Edition keines, dafür muss man sich schon die Special Edition gönnen und eine Handvoll Euro mehr hinblättern.
Unterm Strich
Wenn man sich zwei Drittel des Films wegdenkt und nur noch die wirklich sehenswerten Kampfszenen übriglässt, dann bleibt ein wahrer Augenschmaus übrig. Allerdings muss man den Rest auch noch in Kauf nehmen, und den kennt man im Grunde schon aus "Herr der Ringe" und "Fluch der Karibik", wenn auch mit einem unverkennbaren asiatischen Flavor. Der Film macht in den Kampfszenen Spaß, ist aber ansonsten nervend (schwule Banditen) bis langweilig (Dialoge der zwei Hauptfiguren).
- Redakteur:
- Michael Matzer