Loft
- Regie:
- Kiyoshi Kurosawa
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- Japan, Südkorea
- Originaltitel:
- Rofuto
1 Review(s)
12.12.2007 | 14:04Der neueste Film von Kiyoshi Kurosawa (Cure, Pulse, "Seance") kommt ja bei den Kritikern nicht besonders gut weg. Daher bin ich mit besonders aufmerksamen Augen auf den Film zu gegangen. Ich mag ja ruhige, gruselige Geistergeschichten lieber als bluttriefende Slasher. "Loft" schien mir deswegen ein geeigneter Kandidat zu sein, meine Grusel-Wünsche zu erfüllen. In den vergangenen Jahren war das Horrorgenre aus Asien nach dem Erfolg von "The Grudge" und "The Ring" leider mit vielen zweitklassigen "schwarzhaarige-Geisterfrauen-nehmen-Rache"-Movies überflutet worden. Es wäre also wirklich mal wieder an der Zeit, dass sich in diesem Genre etwas Neues tut. Kiyoshi Kurosawa schien mir dafür eigentlich sehr geeignet, weil ich schon "Pulse" für sehr innovativ gehalten habe. Er ist ein Regisseur, der seine Ideen sehr gut und spannend umsetzen kann und dazu meistens schöne beunruhigende Bilder liefert.
Die Handlung:
Schriftstellerin Reiko Hatuna (Miki Nakatani) arbeitet an ihrem ersten Liebesroman. Ihre bisherigen Werke waren Bestseller und sie hat mit ihnen auch schon viele Preise gewonnen. Doch das schreiben der Liebesgeschichte fällt ihr dieses mal nicht gerade leicht, denn ihr Verleger Koichi Kijima (Hidetoshi Nishijima) drängt sie, endlich ein Manuskript abzuliefern.
Sie hat Probleme, denn sie wird von fürchterlichen Träumen geplagt. In diesen Träumen speit sie schwarzen Schlamm aus. Um sich davon abzulenken und vielleicht neue Impulse für die Liebesgeschichte zu bekommen, lässt sie sich vom Verleger eine andere Wohnung suchen. Er findet auf die Schnelle nur ein Haus im Grünen - leicht verfallen, aber die Umgebung ist Natur pur. Alles scheint soweit in Ordnung.
Doch auch dort kann sie keine Ruhe finden, denn direkt gegenüber befindet sich ein altes Betongebäude der Universität, in dem ein mysteriöser Mann ein und aus geht. Es stellt sich heraus, dass es sich um den Anthropologe Makoto Yoshioka (Etsushi Toyokawa) handelt, der in dem Gebäude eine tausend Jahre alte Mumie untersucht, die im nahe gelegenen See um das Jahr 1920 gefunden wurde. Auch das beruhigt Reiko nicht gerade, weil sich die mysteriösen Träume und Begebenheiten häufen. Als der Anthropologe sie dann auch noch bittet, die Mumie in ihrem Haus für kurze Zeit lagern zu dürfen, stimmt sie zwar zu, kann aber ihre Angst kaum noch verstecken.
Welche Geschichte steckt hinter der mysteriösen, tausend Jahre alten Frauenmumie und was hat diese mit ihren Träumen zu tun?
Kritik:
"Loft" beginnt langsam ... sehr langsam, um genau zu sein. Lange Einstellungen, fast hypnotisch schöne kalte, blank geputzte Bilder. Nichts in der Bildkomposition wurde dem Zufall überlassen und jede Einstellung ist fast schon ein Kunstwerk, welches an Atmosphäre wohl nur schwer zu übertreffen ist. Von der eigentlichen Geschichte gibt Kurosawa anfangs nur sehr zögerlich Details heraus, doch nach und nach verbinden sich diese zu einem dichteren Handlungsteppich, der durchaus zu gefallen weiß. Es entwickelt sich eine ständig steigende Spannung, und das unangenehme Gefühl, dass gleich etwas Fürchterliches geschieht, steigert sich fast bis ins Unermessliche. Das ist es, was ich an seinen Filmen immer so gemocht habe - die Stimmung mit dem Gefühl, dass etwas Unheilvolles über der Szenerie schwebt. Auch in "Loft" beherrscht Kurosawa dieses Spiel mit den Grundängsten der Zuschauer nahezu perfekt.
Eine Geschichte um eine tausend Jahre alte Mumie, ein undurchsichtiger Nachbar und dazwischen die Schriftstellerin, die mit allerlei Ungereimtheiten und Geheimnissen zu kämpfen hat. Schön, spannend und technisch hervorragend erzählt. Doch leider kommen dann ein paar neue Aspekte in die Geschichte, die dem Film und der Spannung definitiv nicht gut tun. Eine Art von Kriminalgeschichte - anfangs passt diese noch gut in die Handlung, doch später entwickelt sie sich leider immer mehr zu einem Störfaktor. Es verwirrt den Zuschauer und die Story wirkt dadurch etwas "unrund". Zudem sind zusätzlich ja noch Ansätze eines Psychodramas integriert, welche von der Hauptgeschichte ablenken und irgendwo ins Nichts führen. Das lässt den Film irgendwie zerstückelt erscheinen, die Spannungskurve bekommt einige Dellen und richtig zu Ende erzählt werden diese Nebenhandlungen auch nicht. Nicht Fisch, nicht Fleisch, was da neben der dominierenden Horror-Handlung stattfindet und deswegen eben überflüssig oder sogar störend. Da wollte Kurosawa wohl dieses Mal etwas zu viel in einem Film unterbringen.
Wirklich gestört hat mich aber die Auflösung der Geschichte. Nach dem Ende der oberflächlich erzählten Kriminalstory bietet der Regisseur immer wieder Lösungsansätze der Mumienstory an, die sich im Nachhinein als falsch herausstellen. Zuviel des Guten. Mich hat das überhastete und völlig übertriebene Ende dann nur noch genervt und ich war froh, als endlich die endgültige Lösung gefunden wurde. Der anfangs sehr positive Eindruck hat sich leider bis zum Schluss auf ein gutes Mittelmaß reduziert.
Das Zitat von Arte/Tracks, „Loft bereichert den japanischen Horrorfilm um völlig neue Facetten.“, stimmt zwar, doch diese Facetten haben dem Film nicht unbedingt gut getan.
Die DVD:
Die DVD von Rapid Eye Movies kommt wie gewohnt im schön gestalteten Slimdigi. Die Bildqualität ist bei dieser Veröffentlichung leider nur als Mittelmaß zu bezeichnen. Das Bild zeigt nur eine durchschnittliche Bildschärfe, wodurch feine Details verloren gehen, und es gibt einige Nachzieheffekte. Was mich dann aber wirklich gestört hat, sind die Bildruckler, welche wohl auf eine schlechte NTSC-PAL-Anpassung zurückzuführen sind. Diese Ruckler stören vor allem in der ersten Hälfte des Films und treten bei schnelleren Kameraschwenks auf.
Beim Ton wurde aber dann wieder alles richtig gemacht. Der Zuschauer kann aus zwei Tonformaten auswählen, zum einen Deutsch (Dolby Digital 5.1 Upmix) und zum anderen ist dankenswerterweise für Liebhaber der Originalsprache auch der japanische O-Ton mit auf der Disc (Dolby Digital 2.0 Stereo). Untertitel gibt es für diese Liebhaber dann ebenfalls in Deutsch.
Extras:
- Behind the Scenes (54 Minuten) (Japanischer Originalton mit optionalen, deutschen Untertiteln) - Diese Doku bietet dem Zuscher die üblichen Infos, Interviews mit den Darstellern und dem Regisseur.
- Vier TV-Clips
- Trailer zu "Exte - Hair Extensions ", "Loft" , "Sakuran - Wilde Kirschblüte", "Tamala 2010 - A Punk Cat in Space", "Unholy Women" und "Yo-Yo Girl Cop"
Fazit:
Sicher kein Film für jedermann. Die langsame Erzählweise und der etwas überhastete, verworrene Schluss könnten so manchen Zeitgenossen langweilen oder überfordern. Zudem wird die Logik in diesem Film auch nicht gerade groß geschrieben. Eine tausend Jahre alte Mumie, die so auf einem Tisch herumliegt - nicht gekühlt - nur mit einer Plastikplane abgedeckt? Ein Labor, das aussieht wie ein Wohnzimmer ... nur dreckig, dunkel und mit vielen Geräten (aber natürlich auch hier sehr stylish)? Nun ja - es ist ein Film, ein Geisterfilm, da sollte man mal über so etwas hinwegsehen. Für mich war dieser Beitrag zum Geisterfilm-Genre kein frischer Wind, sondern höchstens ein laues Lüftchen. Kurosawa wollte mit den verschiedenen, aber unbefriedigend aufgelösten Genreeinflüssen eindeutig zu viel. Mir hat "Loft" trotzdem ganz gut gefallen - nur der Schluss war für meinen Geschmack wirklich zuviel des Guten. Technisch und optisch war "Loft" aber erste Klasse und förmlich ein Lehrstück für Filmstudenten. Ich habe jedenfalls in den letzten Jahren schon viel schlechtere Filme dieser Art gesehen ...
- Redakteur:
- Detlev Ross