Paradise Kiss Vol. 1
- Regie:
- Osamu Kobayashi
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
20.11.2007 | 18:06Story
Kurz vor den Abschlussprüfungen an ihrer Elite-Schule verändert sich das Leben der jungen Yukari Hayasaka schlagartig. Durch einen Zufall macht sie Bekanntschaft mit den jugendlichen Schülern eines aufstrebenden Mode-Labels und wird dazu verführt, sich dem Team von ’Paradise Kiss’ als Vorzeige-Model anzuschließen, um doch noch den erfolgreichen Abschluss ihres Schulprojekts gewährleisten zu können. Erst überhaupt nicht von diesem Gedanken angetan, lehnt sie dankend ab, um sich ganz auf ihren schulischen Werdegang und die Aufnahme an der Universität zu konzentrieren. Als ein weiterer Zufall sie dann jedoch ein zweites Mal in das verborgene Atelier von Miwako, Arashi, Isabella und George führt, lässt sie sich von deren Ambitionen anstecken und mitreißen. Yukari nimmt den Job an und unterstützt das Viergespann nach Leibeskräften.
Allerdings merkt sie schnell, dass die größte Anziehungskraft vom undurchdringlichen Chef-Designer George ausgeht, zu dessen Gunsten sie sogar ihre heimliche Schulliebe kurzerhand aufgibt. Je tiefer sie aber in das Leben von ’Paradise Kiss’ eindringt, desto ambivalenter wird ihre Beziehung zum neuen Geliebten. George gibt sich ihr im einen Moment hin, ignoriert sie jedoch im nächsten wieder. Dennoch spielt Yukari sein Spiel mit – bis ihr eines Tages bewusst wird, dass sie ihre persönlichen Ziele mittlerweile völlig vernachlässigt hat.
Persönlicher Eindruck
Mit der Anime-Adaption der erfolgreichen Shojo-Serie “Paradise Kiss“ wagen sich Panini zum ersten Mal an eine eher emotionale DVD-Reihe, die sich von den hochwertigen Science-Fiction- und Action-Produktionen des Labels doch ganz gewaltig unterscheidet. Statt temporeichem Feuerwerk und massivem Bombast setzt das bewährte Team von Aniplex dieses Mal auf eine eher bedächtige, weitestgehend ruhige Atmosphäre und lässt innerhalb dessen eine recht eigenwillige, wenn auch gefühlvolle Liebesgeschichte reifen, deren wahre Stärke zu allererst in der Charakterbildung der verschiedenen Hauptfiguren liegt.
Dabei orientiert sich die audiovisuelle Fassung insgesamt noch recht deutlich an der Manga-Vorlage von Ai Yazawa, wenngleich die faszinierende Technik hier einige völlig real anmutende Bilder kreiert, die über die Grenzen der reinen Illustration hinausgehen. Gerade die Anfangssequenzen sowie die zwischenzeitlichen Rückblicke sind gefüllt mit grafischen Schmankerln, deren optische Ausstrahlung weit über die herkömmlichen Elemente hinausgehen – und dafür gibt es an dieser Stelle schon einmal ein ordentliches Lob.
Rein inhaltlich betrachtet ist “Paradise Kiss“ bis hierhin allerdings noch nicht so gewaltig und mitreißend, wie man es von den Panini-Animes gewohnt ist. Die Geschichte läuft zunächst nur schleppend an, wuchtet unterdessen aber schon alle tragenden Charaktere in die ersten Sequenzen, verliert im Zuge dessen aber auch schon mal den schärferen Blick fürs Detail. Insbesondere die nicht zu verachtenden Nebenschauplätze verlieren im Vergleich zur Hauptstory um Yukari und George, die sich während der ersten vier Folgen immer näher kommen, ein wenig an Gewicht, obgleich ihnen sinngemäß eine höhere Bedeutung zusteht. Davon abgesehen scheint der langsame Einstieg in diese zwölfteilige Serie aber genau richtig, um sich überhaupt erstmal mit dem ungewöhnlichen Setting zu arrangieren. Die gesamte schräge Atmosphäre des Ateliers sprengt gleich mehrfach den Rahmen und ist selbst für den erfahrenen Genre-Kenner gewöhnungsbedürftig, im Endeffekt aber einer der würzigsten Inhalte der ganzen Geschichte.
Darüber hinaus wächst das Zusammenspiel der enorm kontrastreichen Figuren erst mit zunehmender Dauer und benötigt zur letztendlichen Homogenität eine gewisse Anlaufzeit, um die Fronten klarer abstecken zu können. Doch eben jene ist ja durch das reduzierte Tempo in allerlei Belangen gewährleistet und schenkt dem Plot die nötigen Freiräume zum zielgerichteten Aufbau des Backings.
All diese Punkte verblassen aber ganz klar gegen die wahnsinnig starken Charakterzeichnungen, angefangen bei der unbeherrschten Hauptdarstellerin über die ausgeflippte Miwako bis hin zum unberechenbaren George, dem großen Geheimniskrämer in “Paradise Kiss“, als solcher aber Garant für ein ständig existentes Spannungsmoment, das sich auch ohne wirklich brisante Hintergrundgeschichte leicht etablieren kann. Allerdings sind es nicht bloß die Darstellungen der einzelnen Personen, sondern auch das allgemeine Beziehungsgeflecht sowie die hinreißenden Emotionen, die im zwischenmenschlichen Bereich auftreten, die “Paradise Kiss“ zu einem richtig tollen Anime-Komplex avancieren lassen. Die Stimmung ist prickelnd, die Atmosphäre eigenwillig, aber toll, und auch ohne temporeiche Entwicklungen baut sich nach und nach eine zunehmende Spannung auf, die nicht bloß das weibliche Publikum hervorlocken sollte. Dafür sorgt zu guter Letzt nämlich auch der außergewöhnliche Humor, hier belegt durch zahlreiche, zeichnerisch witzig umgesetzte Slapstick-Einlagen.
Die technische Basis von “Paradise Kiss“ ist indes das äußerliche Prunkstück der Serie. Die Grafiken sind geradezu atemberaubend, die Realitätsnähe schon fast erschreckend präzise. Zwar hätte man an den Bewegungsabläufen der Figuren noch ein wenig arbeiten können, doch scheint dies insgesamt nur Erbsenzählerei. Lediglich die Synchronisation lässt bisweilen zu wünschen übrig und verwässert so manch interessanten Dialog; ansonsten ist die digitale Aufarbeitung, auch soundtechnisch, makellos.
Fazit
“Paradise Kiss Vol.1“ bietet einen wunderbaren Einstieg in die animierte Adaption von Ai Yazawas erfolgreichem Manga-Projekt und offeriert eine weitere Meisterleistung aus dem Hause Aniplex. Eine dichte Story, faszinierende Protagonisten und ein umwerfendes Setting bilden das Fundament des digitalen Shojo-Einstiegs von Panini und sollten das Label dazu ermutigen, sich auf diesem Gebiet schleunigst zu erweitern. Zwar ist hier erst die Rede von der ersten von drei DVDs, doch kann man sich nach den ersten vier Folgen schon gewiss sein, einen weiteren Genre-Klassiker begutachtet zu haben. Trotz der oben angeführten Einschränkungen sollten sich Liebhaber der emotionaleren Anime-Kost alsbald selber vom gelungenen Auftakt zu “Paradise Kiss“ überzeugen.
- Redakteur:
- Björn Backes