Saaya - Schatten der Sehnsucht
- Regie:
- Anurag Basu
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Drama
- Land:
- Indien
- Originaltitel:
- Saaya
1 Review(s)
18.11.2007 | 19:22Beim Thema "Bollywood" stellen sich ja bei vielen Menschen hierzulande die Haare auf. Das mag hauptsächlich daran liegen, dass uns vom Fernsehsender RTL II hauptsächlich die überlangen, nur auf Liebesgeschichten konzentrierten Vertreter aus der großen Filmstadt in Indien präsentiert werden. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, erkennt aber sehr schnell, dass es in der indischen Filmkultur viel mehr zu entdecken gibt als nur Beziehungsromanzen - nein es gibt dort nahezu alle Genres, die auch im Westen zu finden sind. Einziger Unterschied sind die für indische Filme typischen Elemente wie die Tanzeinlagen oder die symbolträchtigen schönen Bilder und die fast ausschließlich indischen Darsteller. In den letzten Jahren wurde das indische Kino jedoch immer mehr verwestlicht, sodass es inzwischen auch schon viele Filme gibt, die internationalen Werken eher gleichen - bis auf die Schauspieler natürlich.
Remakes sind ein weiteres Standbein der indischen Filmindustrie. Indische Zuschauer wollen ihre lokalen Stars sehen, weshalb ausländische Filme in Indien kaum eine Chance haben. Warum also nicht einen Film, der im Ausland gut funktionierte, mit indischen Zutaten für den indischen Markt neu vermarkten? "Saaya - Schatten der Sehnsucht" ist so ein Remake. Er basiert auf dem 2002 gedrehten Mysterythriller "Im Zeichen der Libelle", der mit Kevin Costner zwar nur mittelmäßige Einspielergebnisse eingespielt hatte. Die Geschichte ist aber wie für das indische Publikum gemacht: Romantik, die unstillbare Liebe zu einer Frau und unsichtbare Bande bis über den Tod hinaus....
Zur Geschichte:
Dr. Aakash Bhatnagar (John Abraham) und die junge Ärztin Maya sind ein glückliches Ehepaar, das in ein paar Monaten ihr erstes Kind erwartet. Maya ist Ärztin in einer Kinderstation und ihr Leben verläuft glücklich und nahezu perfekt.
Als im Norden des Landes jedoch eine Flutkatastrophe ihren Lauf nimmt und dort wegen politischer Unruhen Ärztemangel herrscht, kann Maya nicht ruhig zusehen und startet mit einem Rote-Kreuz-Hilfskonvoi in die betroffene Region. Vielleicht kann sie ja helfen. Aakash will sie noch zurückhalten und weist energisch darauf hin, dass sie ihr gemeinsames Kind nicht gefährden solle, aber er muss schließlich akzeptieren, dass seine Frau zuerst Ärztin und dann erst Ehefrau ist. So fährt sie also in den schlecht zugänglichen Norden, um an der burmesischen Grenze Hilfe zu leisten.
Doch auf der Heimreise geschieht das Unglück: Der voll besetzte Bus des Roten Kreuzes verunglückt auf einer durch das Wasser aufgeweichten Straße und fällt in die Tiefe. Alle Insassen werden für tot erklärt. Aakash fällt dadurch in eine tiefe Depression und wird fast verrückt in seinem Schmerz. Plötzlich glaubt er immer öfter seine verlorene Liebe zu sehen, auch übersinnliche Zeichen scheinen darauf hinzudeuten, dass seine geliebte Ehefrau noch lebt. Ist Aakash verrückt geworden, wie es ihm sein Umfeld glauben machen will, oder steckt vielleicht doch die verlorene Seele seiner Frau dahinter, welche keine Ruhe findet und ihn auf etwas Wichtiges aufmerksam machen will?
Kritik:
Wer die Handlung gelesen hat und das Original "Im Zeichen der Libelle" gesehen hat, der erkennt sehr schnell, dass es sich bei "Saaya" um eine 1:1 Umsetzung und sozusagen um eine Zweitverwertung des Stoffes handelt. Wer so etwas nicht mag, sollte also um den Film lieber einen weiten Bogen machen. Wirklich - nahezu jede Szene wurde von Regisseur Anurag Basu vom Original übernommen. Wie ich in der Einführung schon geschrieben habe, ist Saaya aber für den indischen Markt produziert, weshalb das Original auch in Indien nicht so gut bekannt sein dürfte. Anurag Basu hat also folglich die Story genommen, hier und da noch für indische Filme typische Elemente dazugefügt, alles mit lokal bekannten Schauspielern besetzt und fertig war "Saaya".
Mir hat "Saaya" jedenfalls gefallen - mindestens ebenso gut wie "Im Zeichen der Libelle". Das liegt zum einen an den schön gefilmten Schauplätzen, zum anderen werden die Gefühle des Hauptdarstellers dem Zuschauer etwas besser vermittelt. Die eingängigen Songs (ohne Massentanz-Einlagen) haben bei diesem "Gefühlsaufbau" einen entscheidenden Einfluss, weil sie nur aus wunderschönen, mit traumhaften Bildern hinterlegten Balladen bestehen. Somit ist "Saaya" sozusagen eine erweiterte Fassung -verbessert und vor allem mit einem sympathischeren Hauptdarsteller.
Es gibt aber auch ein paar Dinge, die mich an "Saaya" gestört haben. So nimmt man Aakash zu keiner Zeit die Rolle als Arzt ab. Irgendwie wirkt er im Krankenhaus eher wie ein Gast und als ein Störfaktor - die Krankenschwestern wirbeln um ihn herum, retten Leben, während er nur so da steht. Schon irgendwie seltsam! Als weiteren Störfaktor möchte ich den etwas schleppend verlaufenden Handlungsstrang etwa in der Mitte des Films anführen. Das war zwar beim Original nicht viel besser, aber eine leichte Kürzung bei einigen Szenen hätte ein wenig mehr Schwung in die Sache gebracht. Trotzdem hatte ich bei einigen "übersinnlichen Szenen" natürlich die für so eine Geschichte notwendige Gänsehaut.
Wer sollte sich nun "Saaya" angucken? Schwer zu sagen, denn wer das Original kennt, für den fällt ja schon einmal die Spannung und der überraschende Schluss als Argument weg. Wer jedoch ein Fan des Originals ist und sehen will, was die indische Filmwelt aus diesem Werk zusammengebastelt hat, kann durchaus einen Blick riskieren. Die Songs sind alle sehr gut und fügen sich harmonisch in die Geschichte ein, was "Saaya" sogar noch etwas emotionaler macht als das westliche Vorbild. Mir als bekennenden Bollywoodfan hat der Film gefallen - ein moderner Mysteryfilm aus Bollywood, der sich aber seiner Herkunft bewusst ist und traditionelle Zutaten mit moderner Geschichten-Erzählkunst verbindet. Nicht ohne Fehler, aber deutlich über dem Durchschnitt.
Die DVD:
Bei der deutschen DVD von CMV Laservision bin ich etwas geteilter Meinung, was die Qualität angeht. Zum einen bekommt der Käufer den Ton in Deutsch und den O-Ton in Hindi ins heimische Wohnzimmer geliefert, aber die deutsche Synchronisation ist leider sehr schlecht und nervt an manchen Stellen wirklich fürchterlich. Zum Glück gibt es aber Untertitel in Deutsch und Englisch, was diesen Mangel wieder etwas ausgleicht. Über das etwas häßliche Cover kann man ebenso streiten - das ist eben Geschmackssache.
Bas Bild ist wie bei vielen indischen Filmen nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Es ist etwas unscharf und der Kontrast ist wie bei fast allen Filmen, die von kleinen Labeln auf den Markt gebracht werden, etwas zu hoch eingestellt. Dies hat grelle Farben und überstrahlte weiße Flächen zur Folge. Dazu kommen noch Schäden am Filmmaster wie Kratzer und Verschmutzungen. Wie gesagt - bei indischen Filmen habe ich schon viel Schlimmeres gesehen. Alles in allem also in dieser Hinsicht eine gelungene Veröffentlichung, bei der den Filmfan hauptsächlich die deutsche Synchro stören dürfte. Mit aktuellen westlichen Filmen kann man solche Veröffentlichungen ja sowieso nicht vergleichen.
Was mir im Vorfeld besonders zu denken gegeben hat, ist die Laufzeit von 118 Minuten. In allen mir zur Verfügung stehenden Informationsquellen, wird eine NTSC Laufzeit von 135 Minuten genannt. Selbst nach Umrechnung in PAL fehlen hier noch gut 10 Minuten. Somit kann ich also nicht ausschließen, dass "Saaya" geschnitten wurde. Ob das dem Film geschadet hat, kann ich nicht sagen, weil mir leider keine dieser ausländischen Fassungen zur Verfügung steht. Kann ja auch sein, dass eine Straffung der Handlung positive Aspekte hatte. Trotzdem bevorzuge ich eigentlich ein ungeschnittenes Filmerlebnis....
- Redakteur:
- Detlev Ross