Man muss mich nicht lieben
- Regie:
- Stéphane Brizé
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Je ne suis pas là pour être aimé
1 Review(s)
27.11.2007 | 05:49"Je ne suis pas là pour être aimé" (Man muss mich nicht lieben) - "Ich bin nicht da, um geliebt zu werden" wäre die richtige und definitiv passendere Übersetzung dieses Titels.
Story:
Jean-Claude ist gerade mal 50 Jahre alt, geschieden und ein grauer Gerichtsvollzieher. Er hat eine eigene Kanzlei, lebt sein Leben ohne viele Emotionen im gewohnten Trott. Jeden Sonntag besucht er seinen alten und sturen Vater im Altersheim, der ihn und seine Umwelt ohne Ende schikaniert. Eines Tages, als Jean-Claude wieder gesundheitliche Probleme hat, rät ihm sein Arzt, Sport zu treiben.
Jean-Claude, der schon länger die Tangokurse gegenüber seiner Kanzlei beobachtet, besucht diese nun. Dort lernt er die jüngere Françoise kennen und sein Leben kommt in Bewegung.
Parallel zu seiner Geschichte läuft ein Teil der Geschichte von Jean-Claudes Sohn. Dieser hat angefangen, in der Kanzlei seines Vaters zu arbeiten, ist aber todunglücklich. Françoise wiederum ist eine Frau um die 30, die kurz davor steht, ihren Partner zu heiraten. Der Hochzeit wegen besucht sie den Tanzkurs.
Darsteller:
Patrick Chesnais spielt die Rolle so perfekt, dass man sich diesen Mann nicht anders vorstellen kann. Ein einsamer, emotions- und wortloser Mann mittleren Alters, der nie wirklich geliebt wurde und lieben konnte, bzw. durfte. Aber auch Anne Consigny als Françoise ist eine tolle Schauspielerin und Frau.
Persönliche Meinung:
Was für ein schöner und intensiver Film! Vielleicht liegt es am Tango, dass man als Zuschauer nach kurzer Zeit so von der Geschichte gepackt wird und die Schwingungen zwischen den Tänzern spürt, so dass man dabei die Chips auf halbem Wege zum Mund zu essen vergisst. Man sitzt nur gebannt da, genießt den Augenblick und fragt sich, was wohl als nächstes passiert, was man sich wünschen würde, was aber wohl möglich und realitätsnah ist.
Ich bin von diesem Film wegen seiner Ruhe, Handlung und Spannung fasziniert. Der Film ist sehr französisch, das heißt für mich, dass oft nicht viele Worte, dafür Bilder, Gesten oder Blicke für sich sprechen. Mir sagte vor Kurzem eine Freundin, dass französische Filme immer eine Spur zu realistisch seien, und dass man sie deswegen nicht genießen könne. Genau das gefällt mir an diesem Film so gut. Auch das Ende ist sehr französisch, aber auf jeden Fall menschlich.
Die Geschichte ist sehr gut aufgebaut und bis zum Ende logisch und nachvollziehbar. Ich denke, der Regisseur hat da ein kleines und stilles französisches Filmkunstwerk zu einem immer wieder aktuellen Thema geschaffen, nämlich zur den Beziehungen in den Familien und der Einsamkeit vieler Menschen.
Ich kann zum Abschluss nur noch sagen: Ab in den Tangokurs, wo Musik und Tanz das Leben und die Leidenschaft widerspiegeln.
- Redakteur:
- Doris Flückiger