Innocent Voices - Unschuldige Stimmen
- Regie:
- Luis Mandoki
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Kriegsfilm
- Land:
- Mexiko/USA/Puerto Rico
- Originaltitel:
- Voces inocentes
1 Review(s)
19.11.2007 | 13:401980 Guerillakrieg in El Salvador: 12 Jahre, in denen es über 75.000 Tote, 8.000 verschwundene Menschen und knapp 1 Million Flüchtlinge gibt.
Was für ein Film! Eine realitätsnahe Tragik, welche tagtäglich stattfindet...
Story:
Der Film erzählt die Geschichte des elfjährigen Chava, welcher in einem Dorf in El Salvador lebt. Sein Vater verlässt zu Beginn des Krieges seine Familie und flüchtet in die USA. Jetzt ist Chava der älteste "Mann" im Haus und trägt die Verantwortung für seine Mutter, Schwester und den kleinen Bruder. Wie ihm alle sagen: Er ist der Mann im Haus. Chava geht wie alle Kinder jeden Tag zur Schule, doch auch dort ist der Krieg spürbar. Immer wieder kommt das Militär und zieht alle Jungen ein, die das 12. Lebensjahr erreicht haben. Jede Nacht nach der Ausgangssperrstunde gibt es Schiessereien und die Menschen verstecken sich in ihren Hütten unter den Betten und Matratzen. Für die Kinder ist es jedes Mal ein Schock und es gibt immer wieder Tote, auch unschuldige Kinder.
Die Mutter Kella (Leonor Varela ) versucht, ihre Kinder so gut wie möglich zu beschützen, arbeitet nicht mehr auswärts, sondern näht zu Hause Kleider. Um das Haushaltsgeld aufzubessern, findet Chava einen Job als Stationsausrufer in einem Bus. Sein Traum ist es, einmal selber einen Bus zu fahren. Er erlebt seinen Kinderalltag mit seinen Freunden, seine erste Liebe mit Cristina Maria zwischen Unbekümmertheit und den Schrecken des Krieges. Irgendwann taucht sein Onkel Beto (José Maria Yazpik ) auf, der Chava mit sich zu den Guerilleros mitnehmen will, um ihn vor dem Militär zu retten. Doch die Mutter weigert sich, ihn mit zu lassen. Onkel Beto ist praktisch stellvertretend für den abwesenden Vater da und beschützt Chava. Er schenkt ihm auch ein Radio und zeigt ihm, wie er einen verbotenen Radiosender empfangen kann. Durch dieses Radio gerät der Junge wiederum in Schwierigkeiten mit dem überall anwesenden Militär. Hilfe erhält er dann aus einer eher unerwarteten Seite...
Das Leben im Dorf wird immer schwieriger. Schon bald ist der Guerillakrieg mitten im Dorf, in der Schule. Von einem ehemaligen Schulkameraden erhalten sie per Zufall die Information, dass schon bald alle Jungen, egal welchen Alters, eingezogen werden sollen. Dieser Junge zeigt ihnen sehr gut, wie viel Macht er mit seinem Maschinengewehr hat. Die Kinder können mit Hilfe der Guerilleros alle Jungen im Dorf warnen, so dass keiner da ist, als das Militär kommt. Aber das Militär lässt sich nicht zum Narren halten.
Die Schlinge wird immer enger. Chava flüchtet mit zweien seiner Freunde.
Mehr möchte ich zum Ende des Filmes nicht verraten. Es sei dazu gesagt, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht.
Persönliche Meinung:
Ich kann zu diesem Film nur sagen: Bitte schauen! Es ist eine Geschichte für Menschen, die sich für den Frieden einsetzen; für Kinder; für die Menschen im Allgemeinen; aber auch Leute, die gerne Kriegsfilme sehen, kommen nicht zu kurz.... und vielleicht gibt der Fim dem einen oder anderen zu denken. Ich bin überzeugt, dass es keinen Zuschauer gibt, den diese Geschichte kalt lassen wird. Er ist nicht pathetisch, sonder sehr realistisch und genau das macht ihn so hart. Man sieht nicht viel Blut, das braucht es auch nicht, der Film ist auf eine andere Art und Weise brutal. Ich mache mir wieder einmal viele Gedanken über den Krieg und seine Folgen für die Menschen, insbesondere für Kinder. Aber auch über die Politik und die Art und Weise, wie Menschen sich durchsetzen wollen. Die Macht einer Armee ist enorm. Wer eine Waffe in der Hand hat, hat Macht.
Viel mehr kann ich momentan nicht zu diesem Film sagen, nur dass er wirklich berührt und dass ich dankbar bin, dass es auch solche Filme für die kleinen leisen Stimmen von Kindern und Müttern gibt. Wenn man bedenkt, in wie vielen Ländern es noch heute Guerillakriege mit Kindersoldaten gibt, so sollte uns dies wachrütteln. Gerade Südamerika und Afrika leiden sehr darunter. Leider mischt sich da die grosse Weltpolitik und Wirtschaft oft im negativen Sinne mit ein und so enden diese Konflikte nie.
Weitere Facts:
Die USA schickte damals Militärhilfe, zuerst unter Carter in Form von Beratung, später unter Reagan in Form von Soldaten und 1.000 Millionen Dollar in Rüstungsmaterial nach El Salvador. Was als Agrarkonflikt begonnen hatte, artete in einen brutalen Krieg zwischen Militär und Bauern (formiert als Guerilla) aus. Cuscatazingo, wo Chava wohnte, war das letzte Dorf, welches zwischen Guerilleros und Armee stand.
Darsteller:
Die Darsteller sind einfach klasse. Sie machen ihre Aufgabe sehr überzeugend, vor allem auch die Kinder. Sie sind unbefangen, wirken absolut echt!
Regisseur:
Luis Mandoki ist wohl für die meisten kein Unbekannter. Er hat Filme gemacht wie:
"Trapped", "Angel Eyes", "Message In A Bottle", "When A Man Loves A Woman", "Blondinen küsst man nicht" etc..
Produzent:
Produzent war Lawrence Bender, ganz sicher kein Unbekannter für all jene, welche sich mit den Filmen ein wenig intensiver befassen.
Bonus:
Als Bonus gibt es Trailer, Featurette und ein Making Of inkl. Interviews, welches jedoch bei meiner DVD-Version nur auf Spanisch ist.
Sprache/Ton:
Die Hauptsprache ist hier nur Spanisch, dazu deutsche und französische Untertitel.
Preise:
Acht Preise und neun Nominierungen, darunter gewonnen: Der Gläserne Bär für den besten Jugendfilm (14plus).
Zum Schluss zitiere ich noch das Zitat auf der DVD der Juri der 55.Internationalen Filmfestspiele Berlin: "Uns lief ein kalter Schauer über den Rücken, wir sassen da mit zugeschnürten Kehlen. Durch herausragende Schauspieler und Bilder, die sich in unserem Gedächtnis festgesetzt haben und trotzdem noch Hoffnung vermitteln, zeigt der Film ein Thema, das uns sprachlos macht, über das man aber reden muss."
- Redakteur:
- Doris Flückiger