Oskar & Josefine - Hexen von Heute
- Regie:
- Myllerup, Carsten
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- DK
- Originaltitel:
- Oskar og Josefine - Heksen pa Nutiden
1 Review(s)
17.11.2007 | 14:08Basierend auf der in Dänemark recht erfolgreichen Kinderserie "Jesus & Josefine" von 2003, brachten die Macher 2005 einen Ableger auf die Big Screen: "Oskar und Josefine - Hexen von Heute", mit der Tagline: "Zeitreisende in der Mittsommernacht". Der Film heimste sich auch Nominierungen ein, wie etwa den "Preis der Kinderjury" bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck (2005) und beim Robert Festival in Dänemark (2006) sogar in der Kategorie "Bester Kinder-/Familienfilm". Soweit zu dem, was das beigelegte Presse-Portfolio verrät. Dennoch herrscht hierzulande fast ausnahmslos Schulterzucken bei Erwähnung des Titels. Epix arbeitet daran, das zu ändern und vertreibt die Single-Disk seit Februar 2007 auf dem deutschen Markt.
Zur Story
Um die Geschichte zu verstehen, muss man das Vorgeplänkel zumindest teilweise kennen. Da außer Dänemark keiner aus der restlichen Welt dies tut, haben die Macher ein leidlich erhellendes Intro voran gesetzt: Das gutherzige Mädchen Josefine wurde vom Teufel - welcher sich in der Gestalt eines netten, älteren Herren namens Thorsen manifestiert - dazu ausersehen, das Christentum auszurotten. Und zwar höchst subtil direkt an der Wurzel, nämlich bei Herrn Gotts Sohnemänneken persönlich.
Er schickt Josefine auf Zeitreise ins biblische Judäa. Dort trifft sie den noch jugendlichen Jesus und die beiden freunden sich an. Gemeinsam gelingt es ihnen schlussendlich, Thorsen eine vernichtende Niederlage beizubringen. Josefine beschließt nach dem Beinahe-Fiasko, fast die Bibel im Sinne des Teufels geändert zu haben, dass ihr solcherlei Abenteuer fürderhin gestohlen bleiben können. Soweit der Stoff der TV-Serie.
Mit ihrem Freund Oskar verbringt sie ihre Ferien bei dessen Großeltern. Das Land-Idyll gerät nachhaltig durcheinander, als ihr ausgerechnet der totgeglaubte Thorsen über den Weg stolpert und versichert, er wäre geläutert. Er macht ihr gar ein Amulett, welches drei Zeitsprünge (und Retour) ermöglicht, zum Geschenk. Josefine hat zwar von Zeitreisen die Nase voll, aktiviert es aber doch. Versehentlich. Sie und Oskar landen im 17. Jahrhundert, wo sie auf die Urahnen seiner Familie treffen: Jens, Peder und die todkranke Kirsten. Bevor es zu weiteren Verwicklungen kommt, reisen sie lieber zurück. Sie erfahren von Opa, der sich mit dem Stammbaum hervorragend auskennt, dass Kirsten damals im Alter von nur 6 Jahren starb. An einer Lungenentzündung, welche heute problemlos zu behandeln gewesen wäre. Getrieben von Mitleid macht sich Josefine mit einer Packung Penicillin in der Tasche erneut auf in die Vergangenheit - mit folgenschweren Konsequenzen.
Eindrücke
Schon die ollen Römer wussten: "timeo danaos et dona ferentes!" (Ich fürchte die Danaer, wenn sie Geschenke bringen!) und auch Doktor Faust hat mit Mephisto kein wirklich lukratives Geschäft abgeschlossen. Der Teufel ist halt ein cleverer Bursche. Er versucht's immer wieder, und das natürlich auf Deibel komm raus. Diesmal ist er an leichtgläubige Kinder geraten, und das sowohl vor und auf der Leinwand, denn noch etwas ist ihm sprichwörtlich eigen: Er sitzt gern im Detail. Und bei einer Fülle derer ist er zugegen und treibt inspiriert mit seinen Erfüllungsgehilfen Bo Hr. Hansen, Nikolaj Scherfig (Drehbuch) und Carsten Myllerup (Regie) sein Unwesen. Um ihn zu erkennen, muss man nicht einmal Marty McFly sein oder das Wort "Zeitparadoxon" fehlerfrei buchstabieren können.
Die Auswirkungen eines solchen sind bekanntlich nicht abseh- und schon gar nicht kontrollierbar. Auch vom Regisseur und sogar vom Teufel persönlich offensichtlich nicht. Mit letzterem hatte Josefine ja bereits zuvor schlechte Erfahrungen gemacht, sie handelt also wider besseres Wissen, als sie das Amulett einsetzt und Kirsten vor dem Tod rettet. Kann das Mädel nach all dem Erlebten wirklich so dumm sein? Vielleicht. Es kostet sie aber auf jeden Fall etliche Sympathiepunkte, zumindest aus Sicht eines Erwachsenen, wenn sie nach halbherziger Gegenwehr das Geschenk Thorsens annimmt und es auch noch dermaßen leichtfertig einsetzt. Es will irgendwie nicht zur Figur passen, welche uns das Intro vorstellt. Auch an anderen Stellen wirkt die Geschichte unausgegoren und zurecht gedengelt. Offenbar in der Hoffnung, die Zielgruppe merkt's eh nicht.
Man stutzt beispielsweise, dass Oskar auf den durch den Eingriff veränderten Stammbaum reagiert und kurioserweise weiß, dass Josefine an der Vergangenheit herumgepfuscht hat. Das ist hochgradig unlogisch. Da er die Zeitschiene gar nicht verlassen hat (Josefine regelte das auf eigene Faust), müsste ihm alles vollkommen normal erscheinen. Ob die Gegenwart wohl überhaupt nach einer solch vergleichsweise drastischen Veränderung vor 400 Jahren auch nur annähernd noch die gleiche wäre? Vermutlich nicht, doch gut, das mag man durchgehen lassen, ist halt ein Kinderfilm. Hier gelten etwas andere Regeln des Storytelling, doch sollte man nie die Intelligenz von Kindern in Zweifel ziehen oder deren Fähigkeit komplexe Zusammenhänge herzustellen. Die bemerken solche Denkfehler im Drehbuch oft eher, als so manch abgestumpfter Erwachsene.
Die Grundidee ist dabei gar nicht schlecht, aber mit dem nicht vollständig durchdachten, partiell auch ganz kräftig bei anderen Geschichten zusammen"geborgten" Plot haben die Macher zuviel Ungereimtheiten und auch puren Kitsch eingebaut. Den Gipfel leistet man sich dabei sicherlich mit dem Auftauchen von Jesus. Ja genau, der mit dem Kreuz. Die Message: In der Stunde der Verzweiflung hilft nur noch beten. In einem Lichtschimmer erscheint der aus der TV-Serie bekannte (junge) Jesus, spricht Mut zu und nimmt der Story - neben jeder ohnehin schon wenig vorhandenen Schlüssigkeit - auch noch das letzte Quäntchen Spannung weg. Nach dem Motto: "Nee, liebe Josefine, mach dir mal kein Sorgen, mein Daddy regelt das schon - dir passiert nix". Na toll! Danke schön! Wer jetzt zur Fernbedienung greift und kopfschüttelnd abschaltet, ist vermutlich älter als 12 und gehört nicht zur Zielgruppe.
DVD und Bonusmaterial
Bild und Ton der DVD sind glasklar, zwar liegt kein DTS auf dem Silberling vor, doch die enthaltenen DD 2.0 und 5.1 Tonspuren tun's auch. Das Bonusmaterial besteht zum einen aus den üblichen Trailern, zum anderen aus einem 25-minütigen, relativ kindgerecht aufbereiteten (und scheinbar auch witzig gedachten) Making Of, was allerdings ohne Einschränkungen wohl nur für dänische Kinder gilt. Da der Moderator und alle Beteiligten dänisch sprechen, auch kein Wunder. Zwar ist das Ganze deutsch untertitelt, doch ob einen 10 bis 12-jährigen mit den entsprechenden Lesefähigkeiten der teils albern-naive Stil noch anspricht, wo durchs Lesenmüssen auch der Effekt noch weiter flöten geht, sei dahingestellt. Viel erfährt man aus dem - wie ein Sneak-Preview aufgezogenen - Making Of, insbesondere als erwachsener Bonus-Junkie, nicht grade.
Fazit
Wieder der Beweis dafür, dass das, was im TV gut hinhaut, oft nur bedingt für eine Kinokarriere geschaffen ist. Hier muss anders ausbalanciert werden, was in gut 80 Minuten Patchwork - hauptsächlich aus der zugrunde liegenden Serie aber auch Versatzstücken anderer Filme - trotz durchaus vorhandener guter Ansätze, nicht recht gelingt. Noch dazu wenn vermeidbare Fehler in der Logik, was sich bei Geschichten um Zeitreisen ganz besonders fatal auswirkt, auftauchen. Alles höchst vorhersehbar, schon mal da gewesen und das auch noch in besserer Form. Da können die Darsteller noch so bemüht und die technische Ausführung recht ansehnlich geglückt sein, der Funke springt nicht über. Gegen Ende wird's dann auch noch richtig platt und pathetisch, selbst wenn man Kinderfilm-Maßstäbe anlegt.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Oskar og Josefine - Heksen pa Nutiden"
DK 2005
Genre: Fantasy-Kinderfilm
Epix, 2006
Single-Disk, Regionalcode 2 – FSK 6
Bonus: Div. Trailer, Making Of (OmU)
Laufzeit: ca. 80 Minuten, Bonus ca. 25 Min.
Bildformat: 16: 9 Widescreen (1 : 1,85)
Tonformat: DD 2.0 und 5.1 (Deutsch, Dänisch, Englisch)
Regie: Carsten Myllerup
Drehbuch: Bo Hr. Hansen, Nikolaj Scherfig
Kamera: Henrik Kristensen
Musik: Lars Daniel Terkelsen
Darsteller u.a: Pernille Kaae Høier (Josefine), Mikkel Konyher (Oskar), Adam Gilbert Jespersen (Peder), Kjeld Nørgaard (Thorsen/Teufel), Jesper Asholt (Jens), Anna Egholm (Kirsten)
- Redakteur:
- Jürgen Pern