unbesiegbare Schwert, Das - Limited Gold Edition
- Regie:
- Ronny Yu
- Jahr:
- 1993
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- China
- Originaltitel:
- The Bride with white hair
1 Review(s)
27.09.2007 | 12:08Sword & Fantasy: technisch perfekt, aber altbekannt
China zur Zeit der Ching-Dynastie: Cho ist ein brillanter Schwertkämpfer und der beste Soldat des Wu-Dang-Clans. Als er sich in die wunderschöne Lian verliebt, ahnt er nicht, dass es sich bei ihr um das mörderische Werkzeug einer fanatischen Sekte handelt.
Als sich Cho und Lian eines Tages im Kampf gegenüberstehen, besinnen sie sich ihrer Liebe und verlassen ihre jeweiligen Herrscher. Allerdings muss Lien dafür große Demütigungen und körperliche Schmerzen über sich ergehen lassen. Als Cho daraufhin den Wu Dang-Clan fast ausnahmslos niedergemetzelt vorfindet, lässt man ihn glauben, dass Lian hinter diesem brutalen Attentat steckt. Geblendet vor Hass wendet er sich gegen die Liebe seines Lebens.
Filminfos
O-Titel: The Bride with white Hair (VR China)
Dt. Vertrieb: Splendid (31. August 2007)
FSK: ab 18
Länge: ca. 86 Minuten
Regisseur: Ronny Yu
Drehbuch: Ronny Yu, Kei To Lam, David Wu
Musik: Richard Yuen
Darsteller: Brigitte Lin, Leslie Cheung, Elaine Lui, Francis Ng, Kit Ying Lam u. a.
Handlung
PROLOG. Der Kaiser ist krank geworden. Um ihn zu heilen, empfehlen seine Berater, die Blume der ewigen Jugend zu beschaffen, die ihn kurieren könnte. Doch diese wächst nur in den Bergen und erblüht nur alle zwanzig Jahre. Als der abgesandte Bote mit seinen Männern auf eine solche Blume stößt, wird sie von einem jungen Mann bewacht. Dieser ist dem Boten unter dem Namen Cho Yi Hang wohlbekannt, denn Hang ist der beste Schwertkämpfer weit und breit gewesen. Zehn Jahre warte er hier schon auf seine Geliebte Lian Ni Chang, die Braut mit dem weißen Haar. Und er ist nicht gewillt, die Blume auszuhändigen. Die Soldaten des Boten haben gegen Hang nicht den Hauch einer Chance.
Wie alles begann ...
Der erst acht Jahre alte Waisenknabe Hang wird von seinem Meister, einem Tempelpriester des Wudang-Klans, zum besten Schwertkämpfer ausgebildet. Doch etwas stimmt mit dem Jungen nicht, und zwar legt er ein unübliches Maß an Mitgefühl an den Tag. So etwa hat er ein Zicklein vor Wölfen gerettet, nun wird er von dessen Besitzer des Diebstahls angeklagt. Doch sein Meister lässt Milde walten. Was Hang verschweigt, ist der Umstand, dass er in jener Nacht selbst nur durch ein Wunder den Zähnen der Wölfe entkam, nämlich dann, als eine wunderschöne Flötenmelodie die Bestien besänftigte und fortrief. Die Flötenspielerin war ein junges Mädchen. Er wird sie nie vergessen.
Die Jahre vergehen und Hang erwirbt sich den Ruf eines aufsässigen Schülers und Tunichtguts. Seine Schwester Ho Lu Huang ist da viel prinzipientreuer, aber sie hilft ihm. Bei einem Aufstand der Landbevölkerung und der nachfolgenden Strafaktion durch Soldaten macht er erstaunt die Bekanntschaft mit einer unbekannten Frau: einer Hexe. Sie hat eine Zauberpeitsche, die sie mit mörderischer Wirkung einzusetzen weiß. Und sie kann fliegen und spurlos verschwinden. Als Hang einer sterbenden Schwangeren helfen will, taucht die Hexe wieder auf, doch diesmal tut sie das Notwendige, um das Baby lebendig zur Welt zu bringen. Sie ist also doch nicht so schlimm.
Er folgt ihr in einem Tempel, wo sie in einem See badet. Er verliebt sich auf der Stelle in sie, denn sie ist natürlich die Flötenspielerin, die ihm als Knabe das Leben rettete. Als sie den ungebetenen Spanner erwischt, redet er sich wie immer geschickt heraus und gewinnt ihre Liebe. Später erfährt er, dass sie bei Wölfen aufwuchs, aber von einem Zwillingspaar von Zauberern aufgezogen und zu einer Killerin ausgebildet wurde. Das Zaubererpaar lebt in einem verborgenen Palast, wo heidnische Riten gefeiert werden. Dass der Zauberer sie begehrt, bindet sie Hang natürlich nicht auf die Nase, sondern verabschiedet sich schleunigst. Aber er kommt dazu, ihr einen Vornamen zu geben: Mondschein - Lian Ni Chang.
Der Krieg bricht aus, und die acht herrschenden Klans von Schwertkämpfern sollen unter Führung von Hangs Meister die Verteidigung gegen die wilden Mandschu organisieren. Den Mandschu werden Zauberkräfte zugeschrieben, ganz zu Recht, wie sich zeigt, denn ihre Anführer sind das Zaubererzwillingspaar, von dem Lian zu Hang gesprochen hat. Nun soll Hang das Heer gegen diesen Feind führen, doch der weigert sich - die Fremden hätten ja noch gar nicht angegriffen - und übergibt den Oberbefehl an seine Schwester Ho Lu Huang. Damit beschämt er seinen Meister.
Nach einem ersten Gefecht verbringt er wieder eine Nacht mit Lian und schwört ihr, sollte ihr Haar je weiß werden, so wolle er die Blume der ewigen Jugend für sie holen, um sie zu heilen. Und sollte er ihr je misstrauen, so solle er verflucht sein. Nach diesem Schwur geht sie in den Palast des Zaubererpaars und bittet um Entlassung, um mit Hang in der Fremde leben zu können. Die Strafe ihres Herrn Ji Wuchang für diesen Affront ist hart und demütigend, doch sie überlebt. Nur um eine böse Überraschung zu erleben.
Denn Hang kehrt in einen verwüsteten Wudang-Tempel zurück, der voller Leichen ist. Es gibt nur einen Überlebenden; Cheng belastet die Hexe schwer, und Hang glaubt dem sterbenden Cheng. Welchen Grund hätte er auch zu lügen?
Als Lian also im Wodang-Tempel auftaucht, um ihren Geliebten wiederzusehen, hat sich die Lage grundlegend geändert. Er misstraut ihr, sie muss sich verteidigen, und plötzlich wird ihr Haar weiß wie das eines Teufels. Ein furchtbarer Kampf beginnt im Tempel, der sich durch das Auftauchen des Zaubererpaares noch verschärft ...
Mein Eindruck
Man braucht kein Literaturexperte zu sein, um sofort das altbekannte Romeo-und-Julia-Grundmotiv zu erkennen. Das Liebespaar steht zwischen den Fronten in einem ziemlich nebulös skizzierten Krieg. Mehr noch, ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, denn Lian mag ihrem Hang treu sein, doch er ist es nicht, wird er doch selbst betrogen. Wichtig wäre es nun gewesen herauszufinden, ob dieser Betrug wirklich einer ist - im Sinne einer Kriegslist. Cheng kann nicht die Wahrheit gesprochen haben, denn die angebliche Verursacherin des Massakers im Wudang-Tempel hat ein Alibi, das dem Zuschauer gezeigt wird: Sie musste die Strafe für ihre Untreue im Hauptquartier des Zauberers erdulden. Wer hat aber dann das Massaker angerichtet? Uns wird keine Erklärung gegeben.
Dieses kleine, aber nicht ganz unwichtige Detail wirft ein Licht auf die Art und Weise, wie das Drehbuch mit der literarischen Vorlage umgeht, die wahrscheinlich wesentlich mehr erklärende Details enthält. Doch der Film gehorcht den Regeln eines ganz anderen Formats als dem eines Romans: Es ist ein abgefilmtes Theaterstück. Aber ein Theaterstück nicht in irgendeinem westlichen Sinne, sondern eines im Stil der Peking-Oper.
Diese Oper mit ihren festgelegten Figuren und Rollen hat dem chinesischen Kampfsportfilm seit Jahrzehnten ausgezeichnete Schauspieler, Trainer und Designer in rauen Mengen zur Verfügung gestellt. Zu den Trainern gehört der Kampfchoreograph Yuen Wo Ping, der die Kampfszenen in "Matrix" komponierte. Dazu gehören aber auch so bekannte Schauspieler wie Jackie Chan, der eine der Standardrollen, nämlich die des jugendlichen Helden, um die Züge des Tolpatsches und Tricksters erweitert hat. Dieses Rezept befolgt er heute noch.
Das Opernkonzept fällt dem westlichen Zuschauer fast in jeder Szene auf. Zunächst gibt es bei Nebenszenen nur einen einzigen Hintergrund, sei es eine Mauer oder eine Zeltwand. Bei den nächstgrößeren Actionszenen, wie etwa dem Massaker an den Bauern, gibt es nur den Vorder- und den Mittelgrund, aber nichts dahinter. Das Bühnenbild ist also weit entfernt von irgendwelchen Panoramen. Selbst ein Wald ist nur eine Kulisse aus belaubten Stangen, zwischen denen irgendwelche Figuren hin und her turnen. Dass diese Figuren ausgezeichnet fechten können, versteht sich von selbst. Dass auch der Tempel des Zauberers nur eine bemalte Kulisse mit absonderlichen Gestalten ist, verwundert nicht mehr. Eher schon die Tatsache, dass hier die einzige entblößte weibliche Brust zu sehen ist.
Das Prachtstück des Films ist selbstredend das Finale im Wudang-Tempel. Seine Kulissen werden durch die Kämpfe schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch man begnügt sich hier nicht mehr mit schnöden Schwertern. Die Hexe Lian, deren Haar nunmehr weiß und lang geworden ist, setzt ihre Haarpracht als Waffe ein: zum Fesseln, Würgen, Ersticken und zum Herumwerfen von Körpern. Stichwaffen dienen nur noch dazu, den Gegner tödlich zu treffen.
Als der Zauberer mit seinem siamesischen Zwilling auf dem Buckel auftritt, wird die Szene einen Gutteil bizarrer und unheimlicher. Die Stimme des Zauberers Yi Wuchang und seiner ständig nörgelnden und spottenden Zwillingsschwester, eine verkappte Schwiegermutter, ist mit entsprechenden Filtern verzerrt worden, und zwar auch in der Synchronisation. Beide klingen jedenfalls nicht menschlich und daher umso bedrohlicher. Ein Hauch vom Herrn des Todes, und der so Angehauchte fällt tot um. Dass er eine Menge Unheil anrichtet, ist zu erwarten. Aber er ist nicht unsterblich, wie sich zeigt.
Obwohl Hang mehrfach von Schwertern durchbohrt worden ist, weigert er sich zu sterben. Vielleicht sollte man hier den Titel "Das unbesiegbare Schwert" wörtlich nehmen und ihn als einen unsterblichen Helden auffassen. Der westliche Zuschauer dürfte sich jedoch gehörig die Augen reiben. Wie auch am immer: Er bleibt am Schluss als Einziger übrig, der relevant ist und macht sich auf den Weg, um bei seiner Geliebten Abbitte für seinen Verrat zu leisten. Und wenn er nicht gestorben ist, so wacht noch er noch heute über die Blume der ewigen Jugend.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2,35:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 5.1, Kantonesisch in DD 2.0
Sprachen: D, Kantonesisch
Untertitel: D
Extras:
- Making Of (11:55 Min.)
- Trailershow: Dragon Tiger Gate; Sword in the Moon; Killerlady; The Restless; Shadowless Sword; A Chinese Tall Story; Blood Rain; Once Upon a Time in a Battlefield
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität von Bild und Sound ist ausgezeichnet und genügt westlichen Maßstäben. Neben der Trailershow mit acht Vorschauen (s. o.) findet der Benutzer auch eine Doku, die sich als "Making-of" bezeichnet und deutsch untertitelt ist. Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine aufgemotzte Werbesendung des chinesischen Produzenten.
Nach den gleichen Best-of-Szenen, die wir schon im Abspann bewundern durften, meint der mutmaßliche Regisseur - alle Bezeichnungen sind in chinesischen Schriftzeichen dargestellt und nicht untertitelt - dass er einen Kungfu-Film drehen wollte, der in der fernen Vergangenheit spielt. Man müsse eben mit der Zeit gehen. Das wirft einige Fragen nach den Gründen auf, doch diese finden keine Antwort.
Der Film, der im Englischen den Titel "Bride with the white hair" trägt, wird dann nochmals vom Manager der Produktionsfirma Wentai Yu Films verteidigt. Man habe übrigens die mit dem Hongkong Film Award prämierten Kostüm- und Sound-Designer für das Projekt gewinnen können. Na, ist das vielleicht nichts? Und Bühnenbildner sowie Effektdesigner pflichten ihm bei, dass sie sich noch nie derartig anstrengen mussten.
Diverse Leute erzählen, dass man die literarische Vorlage, den Roman von Liang Yusheng, über eine tragische Liebesgeschichte in der Vergangenheit so umgeformt habe, dass das Liebeselement in den Vordergrund tritt und zwar auf eine emotionale Weise, die für die damalige Epoche, die auf Zurückhaltung Wert legte, sehr unüblich gewesen wäre.
Darsteller Leslie Cheung ist nicht nur stolz darauf, aus Hongkong zu stammen, sondern auch darauf, dass er seine Figur des Chi Yi Hang aus dem üblichen Schwarzweißschema herausgeholt hat und ihn so ergänzte, dass er zwischen beiden Extremen schwankt und sich dadurch zum Außenseiter macht. Brigitte Lin, Hangs Geliebte Lian Ni Chang, findet die Liebesszenen mit Cheung auch recht erfreulich. Dass sie allerdings schon 35 bis 40 Jahre alt ist, finde ich keineswegs erfreulich, denn schließlich soll Lian ja gleichaltrig mit Hang sein, und Leslie Cheung sieht keinen Tag älter aus als 28.
Abschließend geben wieder Regisseur und Filmmanager ihren obersten Segen für ihr "Meisterwerk" und versichern, dass es ein Erfolg werden wird. Das wird die zuständigen Parteibonzen im Pekinger Kulturministerium sicher gefreut haben.
Unterm Strich
"Das unbesiegbare Schwert" ist ein weiteres technisch perfekt gemachtes Kunstprodukt aus der umfangreichen chinesischen Filmeschmiede. Doch die theatralischen Szenen à la Peking-Oper und die altbekannte Romeo-und-Julia-Grundhandlung dürften den westlichen Zuschauer nicht gerade vom Hocker reißen. Zudem bleiben diverse Fragen offen. Ganz lustig fand ich hingegen die heidnischen Riten im Palast des Zauberers, aber die Zwillingsschwester mit ihrem künstlich verzerrten Gespött und Gelächter ging mir schwer auf den Wecker.
Das Bonusmaterial umfasst Werbung für weitere technisch makellos aufbereitete Historienschinken aus China und Korea sowie ein Werbefilmchen, das sich als "Making-of" getarnt hat. Was man mit nach Hause nimmt, sind ein paar ansehnliche Special-Effects-Szenen im spektakulären Finale des Streifens, aber ansonsten eine wenig berührende Lovestory und eine Menge verwirrender Details um einen ominösen Krieg der Ming-Dynastie gegen die magiebegabten Mandschu aus dem wilden Norden. Diesem Krieg dürfte ein historischer Hintergrund zugrunde liegen, von dem man aber hier weiter nichts Näheres erfährt. Was wohl Quentin Tarantino, der Hohepriester der Asiafilm-Vermarktung in den USA, dazu zu sagen hätte?
- Redakteur:
- Michael Matzer