Ginji The Slasher
- Regie:
- Takeshi Miyasaka
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Action
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Hitokiri Ginji
1 Review(s)
22.04.2004 | 23:31Mit Gangsterfilmen hat Takeshi Miyasaka bereits Erfahrung, seit er 1996 "Gangster (Tokyo Mafia Gaiden 1 & 2)" drehte. Auch in seiner neuen Digitalproduktion, die beim Filmfestival "Nippon Connection" in Frankfurt eine internationale Premiere feierte, geht es um japanische (Ex-)Gangster. Doch so richtig lässt sich "Ginji The Slasher" in keine Filmkategorie einordnen.
Der Film rast los, wie man es vom "Slasher" im Titel her erwarten kann: Anno 1953 stürmt der ehemalige Soldat Ginji Sonezaki in ein Lagerhaus und metzelt mit seinem Schwert alles nieder, was sich zwischen ihn und Mafiaboss Kuroda stellt. Das Blut spritzt literweise auf die Kamera, doch kurz bevor Ginji sein blutiges Werk vollenden kann, wird er hinterrücks von einer dunklen Gestalt im Militärmantel niedergeschossen. Wer jedoch meint, es würde im selben Takt weitergehen, der irrt gewaltig. Szenenwechsel: 50 Jahre später wird der inzwischen 79-jährige Ginji aus dem Gefängnis entlassen. Er beginnt ein heimatloses Leben, geplagt von Albträumen aus seiner Vergangenheit. Im Zweiten Weltkrieg verlor der Kamikaze-Flieger seinen Bruder und seine Schwester. Ginji lernt den obdachlosen Koreaner Pak kennen und verteidigt ihn vor einem Schlägertrupp. Das bringt ihm viel Respekt bei Yakuza-Pate Omuta ein, der jedoch Kontakte zu Kuroda pflegt. Der wiederum ist inzwischen ein reicher Mann und greift nach dem Posten des Ministerpräsidenten. Dann taucht auch noch die Journalistin Miyoko auf und befragt den zunächst abweisenden Ginji zu seiner Vergangenheit.
Bis hierhin verläuft die erste Stunde recht schleppend und weist eher Züge eines Außenseiter-Dramas auf. Das ändert sich jedoch schlagartig, als der junge Pak entführt wird. Fortan prasseln die Ereignisse förmlich auf die Zuschauer herein. Zunächst taucht aus dem Nichts der mysteriöse Mantelträger von damals auf. Wie in einer Art Vision ist Ginji plötzlich wieder jung und liefert sich ein atemberaubendes Duell mit seinem Widersacher, der von ihm verlangt, Kuroda zu töten, will er Pak jemals wiedersehen. Anschließend erzählt Ginji Miyoko doch mehr über seine Vergangenheit: Nach Kriegsende unterstützte er seinen ehemaligen Kommandeur und Lebensretter Kuroda beim Aufbau eines Schmuggler-Syndikats. Bis eines Tages der scheinbar namenlose Mantelträger auftauchte und Ginji etwas erfuhr, was er nie hätte wissen sollen. Einem stimmungsvollen Wortgefecht mit Kuroda folgte die Metzelorgie. Nach der Rückblende bittet Ginji Omuta um Hilfe und erfährt allmählich auch, wer Miyoko wirklich ist. Die Puzzlestücke fügen sich zusammen, und Ginji muss sich in einem großen Showdown zum letztes Mal seinem Manteltragenden Gegenspieler stellen...
So langatmig ich auch die erste Stunde fand, umso mehr war ich vom Rest der 121 Minuten überwältigt. Vor allem das Wortduell zwischen Ginji und Kuroda ist beeindruckend mit atmosphärischer Musik unterlegt und an klassische Mafiafilme angelehnt. Die Rückblenden auf die Metzelszene erinnern mich ein wenig an "Spiel mir das Lied vom Tod" und die rot-braun oder düsterblau angeleuchteten Duelle zwischen Ginji und dem Mantelträger sind ebenfalls klasse choreographiert und in Szene bzw. Zeitlupe gesetzt. Außerdem geizt Takeshi Miyasaka nicht mit Verwirrungen um die wahre Identität einiger Charaktere. Hervorzuheben sind auch die Hauptdarsteller: Riki Takeuchi als junger, bulliger und manchmal ziemlich jähzorniger Ginji, Isao Natsuyagi als ältere, aber immer noch fitte und anfangs undurchschaubare Version. Ein großartiger Film, der für jeden etwas zu bieten hat: Drama, Action, Kriegsfilm, Mafia und auch eine kleine Brise Humor.
- Redakteur:
- Carsten Praeg