Quo vadis?
- Regie:
- Franco Rossi
- Jahr:
- 1985
- Genre:
- Historienfilm
- Land:
- D/I/GB/F/E/CH
1 Review(s)
29.08.2007 | 06:35Sterbenslangweilige Werktreue
Im Jahr 64 nach Christus: Der siegreiche Kommandant Marcus Vinicius kehrt mit seinen Truppen von Britannien nach Rom zurück, wo er sich in die römische Sklavin Lygia verliebt. Zugleich will der unter Größenwahn leidende Kaiser Nero (Klaus-Maria Brandauer) Rom in einem Flammenmeer versinken lassen und an selbiger Stelle eine neue Stadt mit dem Namen Neropolis errichten.
Zum Titel: Der Legende nach erschien Jesus seinem Apostel Petrus, der ihm (natürlich auf Aramäisch) die Frage "Quo vadis, domine?" stellte. Diese Worte bedeuten "Wohin gehst du, Herr?" Die Antwort lautete "Nach Rom, um mich dort erneut kreuzigen zu lassen".
Filminfos
O-Titel: Quo vadis (D/I/GB/F/E/CH 1985)
Dt. Vertrieb: Koch Media (25. Mai 2007)
FSK: ab 12
Länge: ca. 348 Min.
Regisseur: Franco Rossi
Drehbuch: Ennio De Concini, Francesco Scardamaglia und Franco Rossi nach dem Roman von Henryk Sienkiewicz
Musik: Piero Piccioni
Darsteller:
Barbara de Rossi: Eunice
Cristina Raines: Poppaea
Francesco Quinn: Marcus Vinicius
Frederic Forrest: Petronius
Gabriele Ferzetti: Piso
Klaus Maria Brandauer: Kaiser Nero
Leopoldo Trieste: Chilo
Marie-Theres Relin: Lygia
Massimo Girotti: Aulus Plautius
Philippe Leroy: Paulus von Tarsus
Olga Karlatos: Epicaris
Max von Sydow: Apostel Petrus
u.a.
Handlung der sechs Episoden
1) Episode 1
Rom im Jahre 64 n. Chr., Kaiser Nero (Brandauer) regiert seit zehn Jahren wie ein Despot, denn es gibt den Senat, der seine Dekrete korrigieren könnte, nur noch dem Namen nach. Nur der Kaiserliche Rat vermag noch gegenzusteuern, wenn der zunehmend paranoide Tyrann etwas befiehlt, denn Nero hat seinen Berater Seneca davongejagt. Ungünstige Orakel von Astrologen und anderem Gesocks lassen Nero einen Machtwechsel fürchten - doch wo ist der unliebsame Konkurrent? In jedem Freund wittert er den Verräter.
Marcus Vinicius (Francesco Quinn) kehrt aus Britannien zurück, um bei seinem Onkel, dem Magistrat Petronius (Forrest), zu wohnen, bis er etwas Eigenes gefunden hat. In der Villa von Petronius' Freund, des Senators Aulus Plautius (Massimo Girotti), lernt Marcus Vinicius die schöne Lygia (Relin) kennen. Sie legt gerade ein seltsames Mosaik: Ein Junge wird in einem Stall oder einer Grotte geboren. Ein Junge, der einst als König über die Welt herrschen soll?
Marcus Vinicius, nunmehr Tribun, weiß nicht, dass sich vor den Toren der Stadt und in den Katakomben eine neue Sekte versammelt, die von den Römern in Antiochia als "Christen" bezeichnet wird. Ein gewisser Simon Petrus (Sydow), der weder lesen noch schreiben kann und nur ein einfacher Fischer war, erzählt von seiner Begegnung mit dem Messias und gibt zu, dass er seinen Herrn dreimal verleugnete. Was dieser übrigens vorausgesehen hatte. Aus Griechenland trifft ein Händler ein, der Evangelien bringt, die des Matthäus und des Thomas. An Petrus' Seite beginnt Marcus seine Erinnerungen aufzuschreiben.
Marcus Vinicius erfährt von Petronius mehr über die Frau, in die er sich verliebt hat. Lygia ist genau genommen keine Sklavin, sondern eine freie Geisel, die von Senator Aulus wie eine eigene Tochter aufgezogen wird. Lygia erzählt ihm, sie sei von ihrem Vater als Friedenpfand an die Römer ausgeliefert worden. Von anderen Männern hört Marcus Vinicius, dass ihr Vater aber kurz danach getötet wurde, es also keinen Sinn mehr hat, sie als Geisel zu halten.
Neros Berater Tigellinus wittert (zu Recht) eine Verschwörung gegen Nero und intrigiert gegen Aulus. Zuerst muss Aulus seine eigene Frau Pomponia der Frevelhaftigkeit anklagen. Er spricht sie frei. Was er nicht weiß: Sie bekennt sich insgeheim zu Christus, denn Petrus hat ebenso sie bekehrt wie Lygia und einige andere. Das Ergebnis ist, dass Lygia mit ihrer Familie aufs Land ziehen muss. Dennoch wünscht Nero Aulus' Tod. Und als er von seiner Lieblingshure den Namen Christi hört und dass der Herrscher kommen werde, kriegt er es mit der Angst zu tun. Er befiehlt Pedanius, dem Präfekten von Rom, gegen die Anhänger dieses Christus zu ermitteln. Was wollen sie? Er lässt Lygia in den Palast holen.
2) Episode 2
Pedanius ermittelt, dass es rund 2000 Christen in Rom gebe (es gibt doppelt so viele, meint der Evangelist Marcus), und erfährt von dem Griechen Chilon (Leopoldo Trieste), dass Lygia in Neros Palast unter den Sklaven zu finden sei. Er will sie verhören und erinnert sich: Sie wurde im britannischen Carnuntum ausgeliefert, doch ihr Vater starb bald danach. Doch über die Christen schweigt sie ebenso hartnäckig wie über Aulus und dessen Mitverschwörer.
Marcus Vinicius erfährt von Pomponia, wo sich Lygia befindet, und von Petronius, dass sein Onkel selbst sie dorthin schickte - zu Marcus' eigenem Besten. Doch Petronius' Plan sieht vor, dass Nero das Mädchen als Gnadenerweis an seinem morgigen Geburtstag an Marcus Vinicius übergeben werde, als dessen freies Mündel. Dann wäre alles in Butter.
Doch der Plan geht gründlich schief. Als Neros Tochter Claudia einen ihrer Ohnmachtsanfälle hat, bricht der Kaiser die Feier ab. Lygia bleibt in den Sklavenquartieren angekettet. Es geht das Gerücht um, sie habe die kleine Claudia behext, so dass alle sie schneiden. Als Petronius Nero überredet, sie fortzuschicken, willigt der Kaiser ein. Doch auf dem Sänftentransport gelingt es Lygia zu entkommen.
Petronius erhält von Nero den Auftrag, den Mord an Präfekt Pedanius zu untersuchen - eine offensichtliche Falle.
3) Episode 3
Petronius spannt für die Ermittlung seinen Neffen ein, und Marcus Vinicius findet tatsächlich das Protokoll, das Pedanius über sein Verhör Lygias angefertigt hat. Aber wo sind alle Akten über die Ermittlung, die Pedanius in Neros Auftrag gegen die Christen durchführte? Pedanius' Schreiber Iseus sagt, er wisse von nichts. Aber er hat heimlich diese Akten Petrus und Marcus übergeben. Diese erfahren, dass ihr bisheriger Treffpunkt entdeckt ist und verlegen ihn. Pedanius spricht sich in den Akten für die vollständige Ausrottung dieser Sekte aus.
Wegen des Protokolls untersucht Petronius nun auch die Flucht Lygias und den Weg, den Pedanius immer in seiner Sänfte nahm. Er stößt auf die Kurtisane Epicaris. Ihr Bordell war offenbar ein Treffpunkt von Verschwörern, und Senator Piso gehört dazu. Piso will Petronius, die beide der Totenfeier für die kleine Claudia beiwohnen, als Mitverschwörer, doch Tigellinus schaut bereits misstrauisch. Er präsentiert den Mörder Pedanius', einen von dessen Sklaven. Dies hat dramatische Folgen. Denn nach römischem Gesetz müssen auch alle anderen 101 Sklaven des Pedanius sterben: Sie sollen gekreuzigt werden.
Die Nachricht vom bevorstehenden Massenmord verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und das Volk ist offenbar dagegen. Von Chilon erfahren Petronius und Marcus Vinicius, dass Lygia bei den Christen im Untergrund lebt. Als sie von dort fliehen muss, taucht sie im Haus von Marcus Vinicius und Petronius auf. Sie liebt Marcus immer noch, verlangt aber von ihm, auch das zu lieben, woran sie glaubt: Christus. Das ist für einen Mann in seiner Position nicht möglich. Er versteckt sie vor Petronius. Doch sie wird abgeholt.
Chilon will sich die 300 Sesterzen Marcus' für die Befreiung Lygias verdienen und führt ihn zu einer Versammlung der Christen. Lygia zu danach zu folgen, ist leicht. Aber sie zu befreien, gelingt ihnen nicht, und sie will auch gar nicht befreit werden. Marcus Vinicius gerät in die Gewalt der Christen.
Paulus von Tarsus zeigt Petronius den Dolch von Marcus Vinicius: Sein Neffe lebe. Paulus, einer der Apostel, bittet Petronius, für die Verschonung der 102 Sklaven, die gekreuzigt werden sollen, einzutreten. Gegenüber Nero argumentiert Petronius vor allem wirtschaftlich statt image-politisch, was ein Fehler ist. Während Nero darüber nachdenkt, treten die Christen auf Paulus' Anweisung hervor und veranstalten eine Fürbittemesse mit Lichtermeer in Kreuzform. Dies verstehen Tigellinus und Nero als unverhüllte Herausforderung des Kaisers. Das Urteil lautet auf Tod.
102 Kreuze stehen im Wald. Männer, Frauen und Kinder werden an hastig zusammengebundene Äste gebunden, ihre Köpfe sind schwarz verhüllt. Auch Iseus, der Schreiber Pedanius', ist unter ihnen. Der Tod tritt entweder durch Ersticken oder durch Verdursten ein. Marcus Vinicius schaut der Szene mit unbewegter Miene zu.
4) Episode 4
Lygia will von ihrem christlichen Gemeindeältesten wissen, ob man auch jemanden lieben kann, der einer anderen Religion angehört. Chilon lauscht wie immer, schleicht sich zu Marcus Vinicius und bietet ihm gegen Lohn Informationen. Der lässt ihn einsperren. Um die Namen der Verschwörer herauszufinden, besuchen Nero und Tigellinus die Kurtisane Epicaris, doch die stirbt lieber, als die Namen preiszugeben. Die Verschwörer bitten Seneca, der Nachfolger Neros zu werden, sobald sie diesen getötet haben. Doch Seneca lehnt ab mit der Begründung, die Verschwörer seien ja jetzt schon unter sich zerstritten, und außerdem sei er zu alt. Die Verschwörer um Piso bereiten ihren Mordanschlag trotzdem vor.
Ein Gauklermädchen, das Lygia sehr ähnlich sieht (Doppelrolle für Marie-Theres Relin!), zündet aus unerfindlichem Grund ein Haus in der Altstadt an. Doch nicht dies ist die Ursache des verheerenden Brandes, sondern gezielt gelegte Brandherde. Dem großen Feuer fallen ganze Stadtteile zum Opfer, auf deren Trümmern, die ja billig zu erwerben sein werden, Nero seine eigene Gründung Neropolis errichten will. In den brennenden Straßen verkündet ein Jünger des Petrus das Kommen des Jüngsten Gerichts, doch eine Gauklerin klagt den Kaiser an, den Brand gelegt zu haben. Das Volk will Rache und dazu braucht es ein Opfer. Aber wen?
Nun schlägt die Stunde Chilons. Vor Nero selbst darf er all seine Verleumdungen über die bösen Christen verbreiten. Petronius ist von dieser Posse abgestoßen, doch Nero hat eine Idee: Die Christen wären die idealen Sündenböcke. Nötig ist nur noch ein wenig verhetzende Propaganda.
5) Episode 5
Marcus Vinicius will Lygia, die er schon unter brennenden Trümmern begraben geglaubt hat, nach christlichem Ritus heiraten und schließt sich daher den Christen an. Eine Krise nähert sich. Ein christlicher Junge wurde aus nichtigem Grund erschlagen, Petronius verbrennt seine Papiere und warnt Marcus vor einer Verbindung mit Lygia, denn die Christen würden für den Brand Roms verantwortlich gemacht. Die Christen in ihren Katakomben sind bereits von Soldaten umstellt. Lygia ist fort, und wenig später stellt sich heraus, dass sie auf der Flucht zu ihrer Mutter Pomponia verhaftet und in den Kerker geworfen worden ist. Doch auch dort erhält sie eine Sonderbehandlung, weil sie eine Geisel des Kaisers ist. Nur weil der Gefängniskommandant eine christliche Frau, Sara, hatte, ist er bereit, Marcus zu helfen. Doch Tigellinus sieht die Schliche voraus, die sie sich einfallen lassen.
Nachdem Marcus an viele Türen - sogar bei Chilon war er - vergeblich geklopft hat, stellt ihn Tigellinus vor eine teuflische Wahl: Lygia und Pomponia kämen frei, wenn er, Marcus, dafür Petronius ans Messer liefern würde. Denn Petronius ist der einzige Mann, der noch die Stimme gegen Nero zu erheben wagt. Und sind Petronius und Nero erst einmal tot, dann ist Tigellinus, der Präfekt der Prätorianer, am Drücker. Marcus lehnt ab und zeigt Petronius den entsprechenden Brief, den Tigellinus bei Lygia hinterlassen hat.
Petronius setzt sich erneut bei Nero für die Christen ein, doch Nero ist darüber so erbost, dass er seinen Stiefsohn Rufius zurückstößt und schwer am Kopf verletzt. Petronius schlägt Poppäa, die auf Vergeltung für diese Schandtat sinnt, einen genialen Plan vor, der nur einen Fehler hat: Nero belauscht die beiden und lässt Rufius, die Schlüsselfigur, sofort töten. Bei einem blutigen Schauspiel lässt Nero Christen durch echte Pfeile töten und fordert explizit den Gott der Christen heraus. Der alte Apostel Petrus weiß den Weg nicht mehr und wird gedrängt, sich in Sicherheit zu bringen.
6) Episode 6
Der Mordanschlag auf Nero schlägt fehl, weil dessen Geliebte Acte sich zwischen ihn und einen Dolch stürzt. Sie stirbt an seiner Statt. Sie war der letzte Mensch, der ihm in seinen von Albträumen gestörten Nächten noch Trost spenden konnte. Er sinnt auf Vergeltung und lässt die Christen, die noch nicht den Seuchen in den Gefängnissen zum Opfer gefallen sind, den Löwen vorwerfen oder als lebende Fackeln kreuzigen. Chilon, der seine Frau Polybia nicht vor Neros Häschern retten konnte, erkennt nun seinen Fehler und dass alle Christen unschuldig waren. Er nennt den Kaiser einen "Mörder", was ihm die eigene Kreuzigung einbringt.
Petrus befindet sich bereits auf dem Weg aus der Stadt, als er auf einer einsamen Treppe einen Jungen trifft, der ihn fragt, ob er seinen Gott liebe. Petrus bejaht. Liebe er seinen Gott wirklich? Petrus bekräftigt. Dann brauche er sich nicht zu fürchtet, sagt der Junge und verschwindet in einem gleißenden Lichtschein. Petrus macht kehrt, um sich seinem Schicksal zu stellen. Dies ist das Quo-vadis-Erlebnis des Titels.
In seiner Villa öffnet sich Petronius, den der Ausgang des Kampfes nicht interessiert, die Pulsadern und verabschiedet sich von Eunice, die er zu seiner Frau gemacht und ihr all seinen Besitz hinterlassen hat. Doch Eunice interessieren materielle Dinge nicht, wenn sie seine Liebe nicht haben kann, deshalb lässt sie sich ebenfalls die Pulsadern aufschneiden. Friedlich sterben sie Seite an Seite.
Nero hat eine Vision von einem schwarzen Stier: Ist dies das Sinnbild für den Christengott? Dann will er einen christlichen Riesen gegen diesen Stier antreten lassen! Nachdem die Gefängniswärter Marcus Vinicius von der Seite Lygias gezerrt haben, wird sie an eine Säule in der Arena gebunden. Drusus, der starke Mann, der sie immer beschützt hat, tritt gegen den Stier an. Gewinnt er, darf Lygia leben. Verliert er, sterben alle Christen ...
Mein Eindruck
Selten habe ich mich bei einem Historienschinken derartig gelangweilt wie bei der TV-Serie "Quo vadis?". Gedreht in Belgrad im früheren Jugoslawien, unterscheidet sich "Quo vadis?" von der englischen Historienserie "Rom" durch völlig fehlbesetzte Schauspieler und ein einschläfernd langsames Tempo. Hier hat man offenbar die Werktreue etwas zu ernst genommen.
Die Handlung wird getragen von weniger als einem halben Dutzend Hauptfiguren: Nero und Poppäa, Petronius und Eunice, Petrus und seine Jünger sowie natürlich das Liebespaar Marcus Vinicius und Lygia. Tigellinus und Pedanius sind eher so etwas wie Transmissionsriemen für den Willen des Kaisers und entfalten, da wir kaum etwas über ihre Herkunft erfahren, auch kein Eigenleben. Deshalb ist es von elementarer Wichtigkeit, dass keine der tragenden Säulen im Personal versagt, sonst verfehlt die Handlung ihre beabsichtigte Wirkung. Das ist bei Marcus Vinicius, Lygia und Eunice leider nicht der Fall.
Anthony Quinns Sohn Francesco Quinn mit der Rolle des Marcus Vinicius zu besetzen, war eine bedauerliche Fehlentscheidung. Der Mann spielt, als wäre er Pinocchio: Seine Gesicht ist so beweglich wie das einer Holzpuppe. Zwar mag es wie das eines gegenwärtigen Römers aussehen, aber wir stellen uns das Gesicht eines antiken Römers doch weitaus kantiger und energischer vor, denn schließlich soll Marcus Vinicius ja den Kommandeur einer Soldatentruppe spielen und nicht einen Bauern aus Kalabrien. (Er wurde von Heiner Lauterbach synchronisiert.)
Auch von Marie-Theres Relin (www.marie-theres.com, www.hausfrauenrevolution.com) in der Rolle der Lygia war ich ziemlich enttäuscht. Sie war damals erst 18 Jahre alt, vielleicht muss man ihr daher einiges nachsehen. Und wie sie im Interview sagt, verstand sie sich mit ihrem Filmpartner "nicht so gut, wir waren alles andere als ein Liebespaar". Man merkt es den beiden auch deutlich an, dass sie sich in der Nähe des anderen unwohl fühlten. "Das war manchmal schwierig, besonders bei den intimen Szenen." Ihre gefährlichste Szene war die mit dem Stier - sie war nämlich wirklich angebunden!
Weil hauptsächlich, aber nicht immer in englischer Sprache gesprochen wurde (da waren Franzosen, Amis, Italiener, Serbokroaten und Deutsche), musste Relins Part von ihr selbst synchronisiert werden. Sie hat eine tiefe Altstimme, was ich schon einmal unpassend finde, aber dass sie ihre Sätze derartig lustlos intoniert, ist mir mehrmals negativ aufgefallen und hat mir jeden Spaß verdorben. Sie erweckt ihre Figur überhaupt nicht zum Leben. Wenn also weder Marcus Vinicius noch Lygia zum Leben erwachen, wie soll dann das zentrale Liebesdrama funktionieren?
Die andere tragende Säule unter den Figuren ist Nero, gespielt und synchronisiert von Klaus Maria Brandauer. Er legt den Kaiser als Künstler und Despoten an. Nero will vor allem als Schauspieler, Regisseur, Dichter die Bewunderung und Liebe seiner Mitmenschen erringen, weil er sie auf der politischen Ebene ja meist fürchten und/oder hassen muss. Daher sehen wir Nero vor allem in den Folgen 4 bis 6 als Künstler inmitten zahlreicher Inszenierungen. Unglücklicherweise verstand er offenbar auch die Hinrichtung der Christen als Schauspiel, das er bzw. Tigellinus inszenieren ließ. All dies ist nachvollziehbar und zeigt uns Nero als einen Menschen, der zerrissen ist und ein Opfer seiner Zeit und Kultur.
Stets hat mich Frederic Forrest als Petronius beeindruckt. Beide, sowohl der Darsteller ("Hammett", 1982) als auch die Figur, sind von großer Integrität. Das Mienenspiel Forrest fand ich sehenswert und stets passend - es erinnert mich an das von Brutus in "Rom". Petronius, der berühmte Autor des "Satyricon" und von "Trimalchios Gastmahl", hat nur einen tragischen Fehler: Er erkennt die Liebe seiner Sklavin nicht in deren ganzer Tragweite. Er macht Eunice (Barbara de Rossi) zwar zu seiner Frau, beraubt sie aber wenig später seiner selbst, indem er den Freitod wählt. Dass sie sein Schicksal teilen will, ahnt er nicht - oder er ist vom Blutverlust schon so geschwächt, dass er es nicht mehr registriert. Dieses Paar repräsentiert sowohl die Aussöhnung zwischen Sklaven und Patriziern als auch den guten Römer - den Römer der Republik (ebenso wie Aulus und Seneca).
Bleiben noch die Christen, die seltsamerweise gar nicht in das Räderwerk der Handlung eingreifen, sondern stets nur Opfer sind. In einem fort bekennen sie sich zur Liebesreligion und wie toll sie die Botschaft Jesu finden, andererseits gibt es den langhaarigen Eiferer, dessen Namen nie erwähnt wird, der aber Feuer und Bimsstein predigt und das Kommen des Jüngsten Gerichts über die Ewige Stadt heraufbeschwört. Einen krassen Kontrast dazu bildet der sanftmütige Petrus, den Max von Sydow mit ruhiger Autorität spielt. Leider zu ruhig, denn bei solchen Gegensätzen hätte es eigentlich zu etlichen innerreligiösen Konflikten kommen müssen. Der Tod des Petrus in der Arena wird übrigens nicht gezeigt, was doch etwas verwundert, wenn das Schlüsselerlebnis des "Quo vadis?" Petrus doch zur Umkehr veranlasst hat.
Kostüme, Kulissen und Musik sind in Ordnung, die Statisten waren meist Serbokroaten. Diese verstanden mitunter nicht die Regieanweisungen, und in der Panik des Stadtbrandes nahmen sie die Sache zu wörtlich, so dass in der Panik eine Frau schwer verletzt wurde - das ist im Film etwas undeutlich zu sehen, aber es passiert mitten auf der Straße.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,33:1 (Vollbild)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
16-seitiges Booklet (Fotos, Interview, Bios)
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des Bildes lässt auf Restaurierungsarbeiten schließen, doch es sind noch Fehler übrig geblieben. So erscheint plötzlich in Episode 3 unvermittelt ein dicker weißer Fleck mitten im Bild. Der Ton ist dem Standard des Fernsehens entsprechend lediglich DD 2.0, also keineswegs berauschend.
Etwas ungeschickt fand ich, dass Jesus aus dem Off spricht und sich natürlich selbst zitiert. Diese Sätze hätte man einem Darsteller - etwa dem Jungen, den Petrus trifft - in den Mund legen können, doch nun erwecken sie den Eindruck, als wäre die ganze Handlung gottgewollt und mit einer höheren, religiösen Botschaft versehen. Das passt überhaupt nicht zu der realistischen Darstellung der Nero-Szenen. Man könnte dazu mal den Produzenten Elio Scardamaglia fragen. Dieser schrieb schließlich zusammen mit dem Regisseur Franco Rossi und Ennio De Concini ("Krieg und Frieden", 1955, "Allein gegen die Mafia", 1984-87) am Drehbuch.
~ Das Booklet ~
Das Booklet enthält zahlreiche Szenenfotos und Informationen zu allen Mitwirkenden sowie Sendeterminen. Am aufschlussreichsten fand ich das Interview mit Lygia-Darstellerin Marie Theres Kroetz Relin, der Tochter der Schauspielerin Maria Schell und Veit Relin. Das Gespräch fand im April 2007 statt, ist also sehr aktuell. Relin erzählt von den Schattenseiten der Produktion, aber auch von einer witzigen Sache. Das Mittagessen war ein jugoslawischer "Fraß", doch eines Tages nahmen die Italiener ihren Liebling mit hinter die Kulissen. Dort bot sich Relin das Wunderland der italienischen Cucina - die italienischen Männer hatten ihre Frauen mitgebracht. Relin genoss ihre Pasta wie ein Gericht für Götter.
Unterm Strich
Mit sechs mal 60 Minuten Lauflänge bekommt man zwar eine werkgetreue, aber sterbenslangweilige Historienlegende nach christlichem Muster ("Das Gewand" etc.) vorgesetzt, die man in der OSCAR-gekrönten Fassung mit Peter Ustinov und Robert Taylor schon viel überzeugender und prächtiger gesehen hat. Wer sich also nur für die Story interessiert, ist mit dem Hollywood-Schinken bestens bedient.
Wer unbedingt noch alle politischen Hintergründe erfahren will, greift zur Fernsehserie. Mich brächte aber nichts mehr dazu, mir die Serie noch einmal anzutun. An der Neuausgabe auf DVD ist das Booklet der einzige Bonus. Nicht einmal Untertitel hat man der Serie spendiert, so dass Zuschauer, die hörbehindert sind, nichts davon haben werden.
- Redakteur:
- Michael Matzer