Karas Vol. 1
- Regie:
- Keiichi Sato
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
14.09.2007 | 17:44Story
Seit Ewigkeiten existiert in Tokios hektischem Einkaufs- und Verwaltungszentrum Shinjuku eine dämonische Parallelwelt, die seit geraumer Zeit jedoch bewacht und vor dem Alltag der Zivilbevölkerung fern gehalten wird. Yurine und ein Karas gewährleisten seitdem den Frieden für die Bevölkerung Tokios und des ganzen Landes und erhalten die Ordnung Shinjukus. Als jedoch ein früherer Karas in Tokio auftaucht, ist das Gleichgewicht empfindlich gestört. Ein aggressives Wesen, das sich selbst den Namen Ekou verpasst hat, widersetzt sich den Gesetzen der Stadt und tritt einen erbarmungslosen Rachefeldzug gegen die Menschheit an. Fortan hält eine Serie von mysteriösen Mordfällen die Polizei in Atem – und stellt Yurine und ihren Karas auf die bislang härteste Probe.
Persönlicher Eindruck:
Ich muss ehrlich zugeben, dass mich diese hierzulande erstmals aufgelegte OVA mit ihrer audiovisuellen Wucht überrumpelt und schließlich völlig erschlagen hat. Bereits nach wenigen Minuten offenbart sich dem Anime-Liebhaber ein effektreiches, durch und durch opulentes Spektakel, das wohl zweifelsohne zu den modernsten und zumeist überwältigenden Werken der Animationskunst zu zählen ist.
Schon die Eröffnungssequenz der ersten Episode versetzt einen in verblüfftes Staunen: Ein überproportioniertes Kampfszenario über den Dächern Tokios startet den technischen Overkill und gibt schon einmal einen umfassenden Einblick in die atemberaubenden, animierten Stunts, die im weiteren Verlauf in steter Regelmäßigkeit den Bildschirm erobern. Sofort fühlt man sich wieder in die Real- und Scheinwelt der “Matrix“ zurückversetzt, besonders was die Kampfszenen und die Dynamik der Action betrifft, doch gleichzeitig überschlagen sich auch schon wieder die Ereignisse und geben dem Zuschauer überhaupt keine Gelegenheit, generell seine Gedanken von der spektakulären Handlung abzuwenden.
Dennoch wäre es fatal, “Karas“ alleine auf den technischen Aspekt zu beschränken, wenngleich dieser alleine schon ein uneingeschränkter Kaufanreiz wäre. Auch die komplex strukturierte Storyline bietet Unterhaltung auf höchstem Niveau, wobei es seine Zeit dauert, bis man sich einigermaßen ins Setting eingefunden hat. Aufgrund des rasanten Tempos und der ständigen Sprünge zwischen den einzelnen Schauplätzen ist zum Beispiel die Bestimmung der tragenden Charaktere in Episode 1 noch ein echt schwieriges Unterfangen. Zudem wird man schlichtweg von der monströsen Action-Inszenierung geblendet und ertappt sich immer wieder dabei, wie man lediglich dem Genuss der Bilder verfällt und den Fokus kurz von der Story nimmt. Hat man sich jedoch an den bombastischen Rahmen gewöhnt, eröffnet sich auch das gewaltige Potenzial des innovativen Plots. Man bekommt einen Einblick in die Welt von Shinjuku, erhält kurze Informationen über das Phänomen der Karas und erahnt zumindest die Verbindung zwischen den Parallelwelten, die zunächst einmal als gegeben hingenommen werden muss und Stück für Stück mit aufgearbeitet wird.
Insgesamt wird man nach dem anfänglichen Intermezzo mit einem wahrhaftigen Wust von Informationen überschüttet, welche einzuordnen eine nicht zu unterschätzende Kunst ist, die eventuell auch erfordert, sich die auf der ersten von zwei DVDs enthaltenen Episoden ein weiteres Mal anzuschauen, um auch wirklich alle erforderlichen Details aufzusaugen. Damit übersteigt “Karas“ in Sachen Komplexität selbst das Referenzwerk “Ghost In The Shell“, welches kürzlich ebenfalls via Panini veröffentlicht wurde, wobei ein Teil der recht anspruchsvollen Action-Handlung sicherlich auch durch die sehr raschen Szenenwechsel innerhalb der Story ein Mehr an Konzentration fordert.
Derartige Begebenheiten darf man in diesem Falle aber durchaus als Qualitätsbeweis betrachten, nicht zuletzt weil jede Sekunde dieses überdimensional ausstaffierten Spektakels ein wahrer Genuss ist. In diesem Sinne ist es auch sehr schade, dass die Mini-Serie insgesamt nur sechs Episoden umfasst – allerdings, so verspricht die Debüt-DVD, sechs Folgen, in denen in keinerlei Hinsicht gekleckert wurde.
Optisch ist “Karas“ ein Fest voller kräftiger Farben, authentischer Computergrafiken und liebevoll illustrierten Animationen. Was den Sound betrifft, setzt man ebenfalls auf Bombast und hat sich zur Unterstützung gar das Prager Symphonieorchester gesichert, welches den Soundtrack zum opulenten, differenziert ausgearbeiteten 5.1-Spektakel beigesteuert hat. Und was den Inhalt betrifft, überzeugt der erste Teil der Serie ebenfalls auf ganzer Linie und etabliert den Namen “Karas“ mit sofortiger Wirkung als einen Spitzentitel in der Welt der animierten Science-Fiction. Zur Ausstattung der DVD bleibt noch zu sagen, dass man neben der hervorragenden audiovisuellen Aufarbeitung auch mit Extras nicht gespart hat. Neben diversen Trailern bekommt man ein ausgeprägtes Making Of des Intros sowie der Computergrafik zu sehen. Des Weiteren gibt es ein Review zur Presse-Präsentation, bei der auch einige der Hauptbeteiligten zu Wort kommen und noch tiefere Einblicke in die Entstehung gewähren.
Fazit
Von jeglichem Standpunkt her betrachtet ist “Karas“ ein regelrechtes Feuerwerk für die Sinne und als solches ein kleines Meisterwerk in seinem Genre. Panini haben mal wieder ein feines Näschen bei der deutschen Aufarbeitung eines schon länger angekündigten, künftig sicherlich unter der Kategorie ’Klassiker’ laufenden Titels bewiesen und jenen nun endlich für das hiesige Publikum zugänglich gemacht. “Karas Vol.1“ verspricht dauerhaft inszenierte Action, einen anspruchsvollen Plot und unvergessliche Bilder. Wer hier nicht zugreift, ist selber Schuld!
- Redakteur:
- Björn Backes