Zwei tolle Kerle in Texas
- Regie:
- Michael Gordon
- Jahr:
- 1966
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Texas across the River
1 Review(s)
04.08.2007 | 10:29Klamauk-Flop: Pointen aus der Hüfte gefeuert
Die Hochzeitszeremonie des spanischen Edelmannes Don Andrea Baldasar (Alain Delon) wird durch das Auftauchen eines Nebenbuhlers empfindlich gestört. Als dieser kurze Zeit später bei einem Unglücksfall zu Tode kommt, muss der Don vor der ihn verfolgenden Kavallerie fliehen. Auf seiner Flucht nach Texas trifft er auf den großmäuligen Abenteurer Sam Hollis (Dean Martin), der ihn in die raue Welt des Westens einführt. Gemeinsam erleben die beiden zahlreiche Abenteuer ...
Filminfos
O-Titel: Texas across the River (USA 1966)
Dt. Vertrieb: Koch Media (22. Juni 2007)
FSK: ab 12
Länge: ca. 97 Min.
Regisseur: Michael Gordon
Drehbuch: Ben Starr, Harold Greene, Wells Root
Musik: Frank De Vol
Darsteller: Alain Delon, Andrew Prine, Dean Martin, Joey Bishop, Linden Chiles, Michael Ansara, Peter Graves, Rosemary Forsyth, Stuart Anderson, Tina Aumont u. a.
Handlung
Don Andrea Baldasar, Herzog des spanischen Casala (Delon), freut sich schon auf die Trauung mit seiner Verlobten Mary Ann Naylor (Rosemary Forsythe), als drei Angehörige der US-Kavallerie den Beginn der Zeremonie verhindern. Leider hat Mary Ann ihre Verlobung mit dem Kavalleristen Yancy Cottle nicht aufgelöst und der fühlt sich immer noch berechtigt, sie zu heiraten. Da kann er natürlich Don Andrea Baldasar überhaupt nicht gebrauchen. Beim Fechtduell zieht Baldasar zwar den Kürzeren, aber durch eine Kettenreaktion von Stößen macht Cottle einen tiefen Fall und stirbt auf der Veranda. Sofort erklären Cottles Cousins Baldasar zum Mörder, obwohl es ein Unfall war.
Mary Ann verhilft Baldasar zur Flucht. Er soll nach Texas, denn dorthin darf ihm die Kavallerie nicht folgen. Texas ist noch Ausland, weil es noch nicht zur Union gehört. (Man schreibt das Jahr 1849.) Im nahen Grenzort Shreveport lernt Baldasar Sam Hollis (Dean Martin) und dessen indianischen Freund Kronk (Joey Bishop) kennen. Sie helfen ihm gerade aus der Patsche, als die Kavallerie eintrifft. Mit Sam reitet Baldasar in die Freiheit jenseits des Flusses.
Hollis hat Baldasar nicht verraten, warum er überhaupt seine Freundschaft gesucht hat. Hollis will einen Viehtreck durch das Gebiet der feindlichen Comanchen treiben, nach Mocassin Flats, und braucht dafür noch Geleitschutz. Da Baldasar ein guter Schütze ist, kommt er ihm wie gerufen. Doch der Spanier macht nur Ärger, weil sein hoher Ehrbegriff ihn zwingt, Frauen in Not zu befreien und sich mit Männern, die ihn beleidigt haben, zu duellieren.
Baldasar rettet das Indianermädchen Lonetta (Tina Marquand) vor dem Opfertod durch Schlangenbisse, doch er wird dabei selbst von einer Klapperschlange gebissen. Nur Lonetta saugt ihm das Blut aus und rettet ihn vor dem Tod, während Hollis und Kronk bloß dumm rumstehen und zuschauen. Die Rauchsignale der Comanchen bedeuten, dass demnächst der Viehtreck Hollis' überfallen werden soll.
Lonetta und Baldasar erreichen Mocassin Flats. Als dort der Medizinmann auftaucht, um Lonetta zurückzufordern, hindert Baldasar seine Lebensretterin, in den sicheren Tod zu gehen. Das bedeutet Krieg, und schon bald machen die Comanchenkrieger die Gegend unsicher. Allerdings stellen sie sich dabei so idiotisch an, dass von Gefahr eigentlich nicht die Rede sein kann. Erst als sie Mocassin Flats angreifen, gibt es richtig Zoff.
Mein Eindruck
Dean Martin hatte zuvor mit seinem Rat Pack den Westernspaß "Vier für Texas" (1963) abgedreht und dachte sich wohl, diesen Quickie wiederholen zu können. 1966 hatte er bereits "The Silencers" abgedreht. Alain Delon aber war ein anderes Kaliber. In Europa bereits ein Star im Krimi, arbeitete er sich zum Charakterdarsteller hoch (in "Nur die Sonne war Zeuge" und Melvilles Thrillern). Er hat in diesem Komödienstreifen denn auch die effektvollsten Szenen und spielt Martin - und das in den USA! - glatt an die Wand. Martin helfen eben ein paar ungeübte Einzeiler und sein anzügliches Grinsen angesichts von Damen nicht, um gegen Delon, den Fecht- und Schützenkönig sowie Eroberer der Herzen, zu bestehen. Martin tröstet sich an der Seite seines ebenso lahm blödelnden Saufkumpans Joey Bishop.
Delon bekommt die schöne Lonetta, die sich artig mit Tricks der Rinderzähmung bedankt. Martin bekommt die mütterliche Mary Ann, die er mit einfallsreichen Manövern aus ihrem Badeweiher locken muss. Die beste Szene folgt, als sich die drei wieder begegnen und aussortieren, wer eigentlich zu wem gehört. Und wer ist diese ominöse Lonetta überhaupt?! Der Kreuz-und-quer-Dialog hält jeder Bühnenkritik stand - und musste wahrscheinlich x-mal geübt werden. Ausnahmsweise auch von Martin.
Die Indianer sind natürlich gar keine, sondern - mit Ausnahme Lonettas - eine Parodie ihrer selbst. Es wird ja auch keiner der Weißen von ihnen umgebracht. Das wäre ja noch schöner. Besonders dämlich darf sich der Häuptlingssohn Gelbes Messer anstellen, der Mary Ann beim Baden das Kleid geklaut hat und es nun wie einen gelben Umhang trägt. Im Clinch mit Lonettas Verteidiger Baldasar zieht er allerdings stets den Kürzeren. Nun bringt der Kameramann ein paar hübsche optische Tricks zur Anwendung. Erst sieht Gelbes Messer doppelt, dann vierfach und schließlich stehen da acht Baldasars vor ihm. Darauf braucht er dringend eine Abkühlung im nahen See.
Der Streifen, der ansonsten nur mit Klischees und wenig Spannung aufwarten kann, bietet wenigstens ein paar Motive, die man in Western selten findet: einen Ölfund, einen Ölsee ("Vorsicht, schwarzes Gift!"), einen Fechtkampf (ganz am Anfang) und schließlich den Anschluss von Texas an den Rest der Union. Immerhin: Auch die Gewehre entsprechen dem technischen Stand des Jahres 1849, denn die Winchester war noch nicht erfunden.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Widescreen (2.35:1 - anamorph)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: stellenweise Englisch, Deutsch und Piktogramme!
Extras:
- 4-seitiges Booklet
- Bildergalerie
- US-Kinotrailer
Mein Eindruck: die DVD
Die laut Verleihangabe digital restaurierte Fassung des Klassikers lässt die Bilder wieder in alter Pracht und ohne Artefakte (Streifen, Punkte für den Schnitt, Fusseln usw.) erstrahlen, so dass sich das Auge des Westernfreundes sattsehen kann. Auch der Sound liegt als Dolby Digital 2.0 in einem sehr akzeptablen Qualitätsstandard vor.
Untertitel gibt es wie in Koch-Medias Westernreihe üblich keine. Eigentlich. An den Stellen, an denen die Comanchen ihr Kauderwelsch sprechen, werden sowohl englische als auch (wenn aktiviert) deutsche Untertitel eingeblendet - übereinander. Das könnte den Zuschauer etwas verwirren. Aber nicht so sehr wie die Piktogramme, die an einer Stelle anstatt der üblichen Untertiteltexte eingeblendet werden. Ein weiterer hübscher optischer Einfall. Piktogramme werden natürlich nicht übersetzt ...
Der originale US-Kinotrailer wird seiner Aufgabe, dem Publikum Appetit auf diesen Streifen zu machen, hundertprozentig gerecht. Hier erfährt man auch, dass der Titelsong "Texas across the River" vom Kongston Trio gesungen wurde.
Unter den Extras bietet die unscheinbar betitelte "Bildergalerie" eine Fülle von Text- und Fotomaterial, das von vierfarbigen Filmplakaten und Szenenfotos bis hin zur Inhaltsangabe im Programmheft reicht. Besonders die vierfarbigen und schwarzweißen Szenenfotos sind von hoher Qualität. Die Galerie läuft nicht mehr selbst ab wie bisher, sondern kann Bild für Bild angeklickt und angesehen werden.
In der deutschen Inhaltsangabe des Programmheftes fiel mir ein Kuriosum auf: Die hier erwähnten Namen weichen von denen im Film teilweise ab. Statt "Hollis" heißt Dean Martin hier "Sam Williams", aus "Yancy Cottle" wird eine "Nancy" und so weiter.
Das Booklet der DVD bietet neben zwei Szenenfotos einen Essay von Richard Oehmann, der kenntnisreich Informationen zu den Darstellern liefert, aber mit seiner Kritik nicht hinterm Berg hält. Hier ist auch zu erfahren, dass der Regisseur Michael Gordon als Fabrikant leichter Unterhaltung wie "Bettgeflüster" (1959) mit Doris Day und Rock Hudson wesentlich erfolgreicher war als mit Martin/Delons singulärem Auftritt.
Unterm Strich
"Zwei tolle Kerle in Texas" muss nicht jeder Western-Kenner gesehen haben: Dies ist zwar jetzt der "state-of-the-art", aber der Film an sich lohnt sich meines Erachtens nicht. Der Klamauk steht doch sehr im Vordergrund, und das ist bei einem Western stets eine Geschmacksfrage. Wenigstens singen die Leute nicht, sonst wäre es nicht auszuhalten.
Diese DVD-Edition ist allerdings wie stets in dieser Reihe sorgfältig vorbereitet, Bild und Ton erheblich verbessert und die Extras um nützliche Informationen angereichert worden. Alles weitere Wissenswerte habe ich bereits oben gesagt.
Im Grunde muss nur noch der Preis beim jeweiligen Anbieter stimmen, dann sollte man zugreifen. Einziges Manko sind die fehlenden Untertitel, dafür entschädigen allerdings die vielfältigen Informationen in Booklet und Bilderschau.
- Redakteur:
- Michael Matzer