Video Kings
- Regie:
- Daniel Acht, Ali Eckert
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Video Kings
2 Review(s)
17.11.2007 | 13:57Inhalt
Berlin-Neukölln: Flo und Hotte fristen ihr Dasein in der Videothek Video König. Prolet Hotte stört das eigentlich so gar nicht, denn für ihn läuft alles rund, doch bei Flo sieht es ganz anders aus: Neben Problemen mit dem Finanzamt und einer vermeidlich schwangeren Ex-Freundin verknallt er sich auch gleich in die neue Nachbarin. Als dann auch noch ihr Arbeitsplatz vor der Übernahme durch die Konkurrenz steht, sieht Flo komplett rot...
Kritik
Kleines Budget, großer Spaß. Diesem Motto könnte die Produktion von "Video Kings" gefolgt sein, dann was da mit wenig Geld auf die Beine gestellt wurde, kann sich sehen lassen. Neben vielen Gastauftritten deutscher Schauspieler feierten die Regisseure/Drehbuchautoren/Produzenten Daniel Acht und Ali Eckert ihren Film gleich mit zwei Touren durch ganz Deutschland. Das Konzept dahinter: Wenn kein Geld für "richtige" Werbung da ist, muss man halt auf Mundpropaganda setzten. Und was bleibt den Besuchern des Film besser in Erinnerung als After Show Partys und Live Musik?
Zum zweiten Mal treffen Ali Eckert und Daniel Acht aufeinander, die bereits schon 2002 mit ihrem Kurzfilm "Dark Ages" den dritten Platz bei den Rüsselsheimer Filmtagen errungen.
Mit "Video Kings" zeigen sie ala "Bang Boom Bang" oder "Was nicht passt, wird passend gemacht" den Alltag der beiden Arbeitskollegen Flo (Fabian Busch) und Hotte (Wotan Wilke Möhring). Immer im Mittelpunkt der Geschehnisse steht die Videothek Video König, in der sich kleinkriminelle Punker (Bela B.) und verkiffte Schlüsseldienstmitarbeiter (Oliver Korittke) die Klinge in die Hand geben. Doch die Geschäfte laufen mehr als träge und so spielt Besitzer Dieter (Hendrik Arnst) mit dem Gedanken, das Geschäft an Bernhardt (Peter Thorwarth, "Bang Boom Bang"), einem zwielichtigen Videothekenkettenbesitzer, zu verkaufen.
Doch Flo und Hotte geben nicht so schnell auf und der Kampf um ihre Arbeitsstelle beginnt. Nebenher muss Flo allerdings noch seine Ex-Freundin samt Familie abservieren und die neue Nachbarin Ramona (Monica Nancy Wick) für sich gewinnen.
Trash, Trashiger, Video Kings. Abgesehen von dem Rekord für den längsten Abspann sollte "Video Kings" auch eine Auszeichnung für die flachsten Witze bekommen. Keines Falls negativ zu sehen, machen gerade die Kalauer und das Spielen mit gängigen "Assi" Klischees den Reiz des Films aus. In Kombination mit der etwas ver- und abgedrehten Story könnten die Geschehnisse täglich in jeder deutschen Großstadt passieren.
Ein besonderer Augenschmaus sind zudem die Gastautritte: Til Schweiger ("Der Eisbär") als billiger Superheld mit Banane und Äpfeln im Schritt oder Badesalz als Schutzengel. Richtig was auf die Ohren gibt es beim Soundtrack, der mit Bands wie Terrorgruppe, Muff Potter oder den Beatsteaks den Film passend zu untermalen weiß.
Fazit
Wer "Bang Boom Bang" schätzt, sollte Daniel Achts und Ali Eckerts "Video Kings" nicht missen. Mit feinstem Proletenhumor, einem rockigen Soundtrack und gelungenen Charakteren findet man hier den Trash-Hit des Jahres!
- Redakteur:
- Tim Büning
Wer auf künstlerisch wertvolle Streifen mit intellektuellem Tiefgang steht, der sitzt bei "Video Kings" im falschen Kinosessel. Denn die im September in bundesdeutschen Filmtheatern anlaufende Komödie der beiden Regisseure Daniel Acht und Ali Eckert glänzt weniger durch eine anspruchsvolle Geschichte, denn durch ihre Angriffe auf die Lachwurzeln des Rezipienten.
So ist die Handlung auch schnell erzählt: Flo, dargestellt vom zartgesichtigen, dem deutschen Film- und Fernsehpublikum nicht mehr unbekannten Fabian Busch und sein Kumpel Hotte, Typ "Turnbeutelvergesser", arbeiten in einer schlecht laufenden, vergammelten Berliner Videothek, in der sich fast ausschließlich der komplette Film abspielt. Während Hotte sich insbesondere durch einen ziemlich verkümmerten Vokuhila-Schnitt qualifiziert sowie durch die Tatsache, in entscheidenden Momenten regelmäßig kacken zu gehen, scheint Flo eine Art Tiefpunkt des Lebens erreicht zu haben. Stress mit der sich gerade zu einem anderen Kerl verabschiedenden Freundin, Besuch vom Inkassofritzen wegen diverser Schulden und dann noch der Job in dieser unerquicklichen Videothek, der vom Chef schlecht bezahlt wird und von der Konkurrenz mit feindlichen Übernahmeversuchen begleitet wird. In diese Lage tritt die Zauberfrau Ramona. Wie zu erwarten war, rührt sie Flos Herz bis ins Innerste – vorhersehbar natürlich, diese Entwicklung, aber von Fabian Busch ganz wunderbar herzerweichend und zum Schießen komisch gespielt. Und dann geht es im Grunde für den Rest des Filmes darum, wie Flo an diese Ramona kommt. Wer ist sie überhaupt? Ist sie die Nutte von nebenan, deren akustische Darbietungen die Video-Helden seit neuestem auch durch ein Loch in der renovierungsbedürftigen Wand ihres Ladens beobachten wollen, oder ist sie einfach nur Stepptänzerin?
Diese Fragen lassen sich gar nicht so leicht klären, denn Hotte und Flo werden immer wieder heftig gestört von irgendwelchen wilden Gestalten, die sich in ihre Videothek verirren und für Trubel sorgen. Da ist zum Beispiel Thommy, abgehalfterter, offenbar psychisch ziemlich durchgeknallter paranoider Restpunk, der regelmäßig geklauten Plunder zum Kauf anbietet und gelegentlich bei Flo und Hotte Schutz vor ebenso durchgeknallten Typen aus dem Gangstermilieu sucht. Man wird nicht ganz schlau, was Thommy und seine Verfolger immer so wollen, es ist jedoch amüsant, sich am schauspielerischen Talent von Bela B. als Darsteller dieser Figur zu erfreuen. Neben skurrilen Gestalten gibt es auch verwickelte Geschichten, die Flos Bemühungen, sich der attraktiven Ramona - letztlich der einzig normal Tickenden im ganzen Film - zu nähern, empfindlich stören. Vertauschte Videobänder, Flos peinlicher Besuch in Ramonas Wohnung, und auch noch mal die italienische Ex-Freundin, die ausgerechnet dann mit ihrer Familie in der Videothek aufkreuzt, als Ramona sich mal wieder nähert.
An dieser Stelle verlässt der Film ein bisschen die reale Welt und verschmelzt mit dem Bizarren. Flo macht einen kurzen Ausflug ins Himmelreich und trifft hier auf Badesalz und Til Schweiger in burlesken Rollen. Am Ende wird es noch mal sehr chaotisch, Thommy-Bela B. darf endlich Punkrock spielen und dann ist ganz plötzlich Schluss und wer nicht richtig hinguckt, der weiß gar nicht, ob's jetzt ein Happy End gab oder nicht ...
Die Vorzüge dieser an sich eher schwachbrüstigen Story liegen eindeutig in der Situationskomik, die immer wieder herzlich zum Lachen reizt. Mit feinsinniger Beobachtungsgabe wird hier so manches Proll-Klischee aufgegriffen und verwurstet, ja "Video Kings" gereicht im Grunde zur Persiflage auf bestimmte Milieus, die uns am Rande der Gesellschaft immer wieder gerne begegnen. Und da wird es dann vielleicht doch noch ein bisschen tiefsinnig ... Wenn man will ... Aber eigentlich ist dieser Film einfach nur ein großer Spaß mit vielen Gelegenheiten, sich köstlich schief zu lachen.
Dass neben Fabian Busch und Wotan Wilke Möhring als Hotte so bekannte Größen wie Til Schweiger, Oliver Korittke und Peter Thorwarth, Regisseur von "Bang Boom Bang" mitspielen, mag im Übrigen noch ein ebenso zusätzliches kleines Schmankerl sein wie die Untermalung der Story mit rockigen Nummern diverser Bands. Als Promo-Gag haben die Macher von "Video Kings" auch noch einen Ramona-Song-Contest ausgerufen, an dem es sich unter anderem über die Internetplattform Myspace zu beteiligen gilt. Jeder, der sich berufen fühlt, ist eingeladen, den Titelsong, welchen Filmheld Flo zur Eroberung von Ramonas Herz am Ende des Filmes singt, selbst zu interpretieren und eine Aufnahme einzuschicken mit dem Ziel, auf einer zum Film erscheinenden DVD verewigt zu werden.
Nicht unerwähnt darf die Tatsache bleiben, dass das Projekt "Video Kings" ohne dickes Geld in der Tasche und ohne den Support einer großen Produktionsfirma realisiert wurde. Offensichtlich aus reinem Spaß an der Freude haben sich oben erwähnte Schauspieler begeistern lassen, hier mitzuspielen – große Gagen waren bei "Video Kings" sicher nicht zu erwarten. Dass in unserer durchprofessionalisierten Medienlandschaft junge Künstler ihre Kreativität auch ohne die nötige Finanzkraft ausleben, verdient allein Anerkennung. Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang ist daher auch die Idee, "Video Kings" wie eine Band zu promoten. Neben dem erwähnten Song-Contest gibt es Fan-Communities, Secret-Shows und eine Premiere-Tour, die von einer Rock-Band begleitet wird. Das WorldWideWeb mit seinen Möglichkeiten, Internet-Teaser und virale Clips zu platzieren, spielt hierbei ebenso eine wichtige Rolle.
So bietet "Video Kings" also neben der reinen Kinounterhaltung auch witzige Drumherum-Aktionen für alle die, die Spielereien im Netz lieben.
Und für alle, die ab September den Weg ins nächste Kino finden, sei angemerkt: "Video Kings" wird für den einen oder anderen zu viel Klamauk und Blödsinn sein – ich empfehle: Hinsetzen, abschalten, Spaß haben!
- Redakteur:
- Erika Becker