Once Upon A Time In High School
- Regie:
- Ha Yu
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Maljukgeori janhoksa
1 Review(s)
20.06.2007 | 09:10Hintergrund
Südkorea durchlief nach dem Koreakrieg (50-53) und der Teilung vom kommunistischen Nachbarn Nordkorea eine schwierige Zeit. Die parlamentarische Regierung bekam die Probleme des Landes nicht in den Griff, weshalb das Militär im Mai 1961 einen Putsch startete. Die Menschenrechte wurden beschnitten, wodurch sich faktisch eine Militärdiktatur ergab. Im Zuge dessen wurde auch das Bildungswesen stark verändert.
Die Highschools des Landes wurden praktisch in Militärschulen umgewandelt, mitsamt aller Züchtigungen und Strafen. Prügelstrafen, Erniedrigungen und Ähnliches waren an der Tagesordnung. Dadurch veränderte sich auch das Schulklima. Die Sitten wurden rauer, Schulgangs gründeten sich. Gewalt war an vielen Schulen das tragende Element.
"Once upon a time in High School" spielt exakt vor diesem Hintergrund.
Handlung
Korea, 1978. Kurz vorm Ende der Militärdiktatur zieht der junge Hyeon-su (Sang-woo Kwone, "My Tutor Friend") mit seinem Vater um. Durch den Umzug muss er auch die Schule wechseln. Fortan geht er auf strenge und berüchtigte Jungmoon-Schule. Schlägereien und raue Umgangsformen stehen dort auf der Tagesordnung. Als Neuer steht Hyeon-su direkt im Zentrum des Interesses. Nach einigen Auseinandersetzungen kann er nur auf die Hilfe von Woo-shik (Jeong-jin Lee) zählen. Als dieser aber mit Hyeon-sus Schwarm zusammenkommt, fängt die Freundschaft zu bröckeln an. Neben diesen privaten Problemen dreht sich die Spirale der Gewalt an der Jungmoon-Schule immer weiter. Am Ende bleibt Hyeon-su nichts anderes übrig, als Bruce Lees Geist zu folgen, um seine Probleme mit Hilfe des legendären "Jeet Kune Do"-Kampfstils zu lösen.
Kritik
"Once upon a time in High School" ist wider Erwarten kein Martial-Arts-Klopper, wie es der Klappentext suggerieren möchte. Vielmehr erzählt der Film eine schöne Coming-of-Age-Geschichte, vor dem Hintergrund der Militärdiktatur Koreas.
Der Protagonist Hyeon-su ist dabei der typische Underdog, der sich den üblichen Problemen stellt. Von seinem Vater nicht ernst genommen, von seiner Umwelt verspottet und von seiner Angebeteten nicht wirklich wahrgenommen. Im Verlauf der Handlung durchwandert er alle Phasen und rappelt sich vom Boden wieder auf, um sich letztlich dem unausweichlichen letzten Kampf zu stellen. Dass dabei er selbst das größte Hindernis ist, wird durch den Film wunderbar porträtiert.
Der Fokus der Handlung liegt klar auf der ersten großen Liebe des Protagonisten. Alle weiteren Probleme sind mehr oder weniger eine Konsequenz aus den Geschehnissen um Hyeon-sus Flamme. Dass der beste Freund (und Draufgänger) plötzlich mit der Angebeteten zusammenkommt, sie aber nicht mit dem nötigen Respekt behandelt, hat man sicherlich schon das eine oder andere Mal gesehen. Die entstehenden Spannungen überraschen hier auch kaum.
Was "Once upon a time in High School" aber so besonders macht, ist der Hintergrund. Das streng autoritäre Schulsystem spielt dabei die Hauptrolle. Gute Noten und die soziale Stellung bestimmen hier den Umgang - so kommt es auch, dass der Sohn des Drei-Sterne-Generals niemanden in der Schule fürchten muss, während Hyeon-su als Sohn eines Taekwondo-Lehrers öfter Prügel einsteckt. Gleichzeitig streift eine Schüler-Polizei durch die Gänge, die gleicherhand Gewalt als Mittel zum Zweck einsetzt.
Hyeon-sus Freund Woo-shik spielt hier den Gegenpart, der sich gegen die Schüler-Polizei einsetzt. Mit den steigenden Spannungen zwischen Hyeon-su und Woo-shik gerät jedoch das Gleichgewicht in der Schule aus den Fugen. Die Macht der Oberen (Lehrer sowie Schüler-Polizei) steigt und steigt, die Übergriffe werden zusehends willkürlicher. Durch den Liebeskummer und die Schulprobleme bewegt, greift Hyeon-su letzten Endes zu den Waffen und wehrt sich mit Bruce Lees legendärster Waffe: seinem eigenen Kampfstil Jeet Kune Do!
Die gewaltsamen Auseinandersetzungen spielen in "Once upon a time in High School" aber eine deutlich untergeordnete Rolle. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Dreiecksbeziehung, dem Schulsystem und dem Schulterror. Die wenigen Martial-Arts-Kämpfe sind hier eher eine Konsequenz, als dass sie den zentralen Inhalt darstellen.
Schauspielerisch ist der Film über jeden Zweifel erhaben. Die Hauptakteure spielen großartig und überaus glaubwürdig. Da während des schwierigen Drehs alles so realistisch wie möglich dargestellt werden sollte, mussten die Schauspieler einige der gezeigten Züchtigungen tatsächlich über sich ergehen lassen. Der finale Kampf hat dabei am meisten blaue Flecken hervorgerufen.
Filmisch ist das Geschehen eher bieder inszeniert. Einzig während der wenigen Kämpfe zeigt sich eine schöne Kameraarbeit, die mit einigen tollen Einstellungen zu überraschen weiß. Der Rest des Films wird eher funktional eingefangen, was dem Realismus zu Gute kommt. Der Fokus sollte auf den Charakteren und der Geschichte bleiben und nicht durch Kameraspielereien davon ablenken. Dafür drängt sich der Score verstärkt in den Mittelpunkt. Die wunderbar ausgewählten Musikstücke der damaligen Zeit (1978) prägen den Film und die Stimmung sehr stark, wodurch sich ein Plus bei der Atmosphäre ergibt.
Was weniger gefällt, sind die nervigen Längen, in denen sich der Film immer wieder verliert. Manche Handlungsstränge werden zu intensiv beleuchtet, was in einer leichten Langeweile mündet. Zudem verlieren sich dadurch einige interessante Aspekte der Geschichte. Beispielsweise wäre es löblich gewesen, wenn verstärkt auf das Vater-Sohn-Verhältnis eingegangen worden wäre. Zwei kürzere Szenen sind hier eindeutig zu wenig! Außerdem sollte man dem Klappentext wenig Aufmerksamkeit schenken, da man sonst womöglich auf eine falsche Fährte gelockt wird. "Once upon a time in High School" ist KEIN Martial-Arts-Film, sondern ein Teenie-Drama.
Die DVD
Das Bild (1,85:1) wartet mit einer guten Schärfe auf. Leider trüben sowohl Verschmutzungen als auch Dropouts und Hintergrundrauschen den guten Ersteindruck. Die Farben sind natürlich gehalten, der Kontrast ist gut.
Der Ton (Deutsch, Koreanisch DD5.1) ist auch ordentlich. Genrebedingt ist das Geschehen recht frontlastig, direktionale Effekte sind eher Mangelware. Ab und an tönen Umgebungsgeräusche aus den Boxen, ansonsten ist Funkstille. Während der wenigen Kämpfe dreht der Ton ordentlich auf. Hier zeigt sich ein schönes Klangspektrum. Der Originalton ist übrigens deutlich der deutschen Synchro vorzuziehen, da er deutlich leiser und natürlicher abgemischt ist. In der Synchro wirken die Dialoge doch recht arg "aufgesetzt".
Die Extras reißen leider auch keine Bäume aus. Knappe 16 Minuten unkommentierte Szenen vom Set sowie zweieinhalb Minuten an Outtakes bilden hier den Kern der Extras. Daneben gibt es noch den Originaltrailer sowie eine Bildergalerie. Die obligatorische Trialershow ist ebenfalls vorhanden (samt des wunderbaren Trailers zu "Lady Vengeance" - eine Augenweide!).
Fazit
"Once upon a time in High School" zeigt die damaligen Verhältnisse an koreanischen Schulen sehr schön auf und packt das Ganze dabei in eine schöne Dreiecks-Liebesgeschichte. Gute Darsteller agieren in einer hübschen Geschichte, die aber leider mit einigen Längen und Redundanzen zu kämpfen hat. Optisch bieder und akustisch passend bietet der Film 118 Minuten interessante Unterhaltung, mit deren Inhalt sich auch westliche Zuschauer identifizieren dürften.
- Redakteur:
- Martin Przegendza