Defender, The
- Regie:
- Lundgren, Dolph
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- USA/UK/D/RO
- Originaltitel:
- dito
1 Review(s)
06.06.2007 | 23:07Dolph Lundgren? Da war doch was? Richtig. Der hat sich doch damals alias Ivan Drago von Sly Stallone alias Rocky Balboa in "Rocky IV" was auffe Mappe kloppen lassen (müssen). Er versuchte danach immer wieder in Hollywoods A-Kategorie aufzusteigen, was aber nicht so recht gelang und eine ganze Reihe B-Produktionen zur Folge hatte, wo er als mehr oder weniger tumber Testosteronbunker herumlatschen durfte. Die Filmindustrie forderte primär seine Muskeln, nicht aber sein vielseitiges Talent oder gar sein Hirn. Erst 2004 bot sich dem gebürtigen Stockholmer die Chance, beides unter Beweis zu stellen und gleichwohl unter einen Hut zu bringen. "The Defender" wurde nun, zwei Jahre nach seinem Regiedebüt, von e-m-s in der deutschen DVD-Fassung veröffentlicht.
Zur Story
Irak-Veteran Lance Armstrong ist heute Leiter eines Spezialteams, welches primär die Aufgabe hat, die amerikanische Sicherheitsberaterin zu beschützen. Quasi ihre Leibgarde. Bestimmte politische Entwicklungen in Rumänien, welche mit dem Terrornetzwerk Al Qaida und einem ihrer führenden Köpfe zu tun haben, zwingen den US-Präsidenten seine Sicherheitsberaterin in den Balkan zu entsenden. Das Prekäre: Das alles ist streng vertraulich und entspricht auch nicht der offiziellen Politik der USA, sich heimlich zu Verhandlungen mit ausgerechnet denjenigen zu treffen, die man nach außen hin so vehement bekämpft. Oppositionelle Kräfte bekommen Wind von der Sache und wittern Morgenluft. Sie sehen die Möglichkeit, den Präsi im Handstreich abzuservieren, sollte die unter der Hand gebilligte Mission publik werden.
Armstrong und sein Team merken alsbald, dass sie nur Schachfiguren sind, deren Job, die Sicherheitsberaterin und somit das Gesicht der US-Administration mit ihrem Leben zu schützen, faktisch unmöglich wird. Irgendjemand - ein Insider, soviel ist rasch sicher - torpediert das konspirative Treffen in einem altehrwürdigen, abgelegenen Schlosshotel gleich von der ersten Minute an. Ganze Horden exzellent ausgerüsteter und bewaffneter Spezialkräfte zunächst unbekannter Identität versuchen dem Team Armstrong, respektive seinen Schutzbefohlenen, gewaltsam das Licht auszuknipsen. Die lassen sich nicht lumpen und igeln sich in dem weitläufigen Areal ein, wobei sie versuchen, die anbrandenden Wellen von Angreifern ihrerseits projektilreich zu dezimieren. Doch irgendwann schaffen es die mysteriösen Söldner einzudringen, und ein Wettlauf und Versteckspiel mit dem Tod in den engen Katakomben des Geländes beginnt.
Eindrücke
Obwohl Dolph Lundgren alles andere als ein stumpfer Muskelberg ist (nachgesagter IQ von 160!), so endet sein Regiedebüt, mit welchem er sich dem Vernehmen nach auch schauspielerisch in der A-Kategorie Hollywoods etablieren wollte, doch wieder in - ihm offensichtlich anhaftenden - B-Segment des Action-Genres. Dabei ist der Plot durchaus plausibel konstruiert und hat Bezug zu aktuellen politischen Vorgängen. Aus dem möglichen Polit-Thriller, mit einem gewissen Tom-Clancy-Einschlag, wird dann aber ziemlich rasch ein stupides, wenn auch effektvolles, Geballere und Gebolze, welches die grundsätzlich interessante Geschichte dann endgültig den Bach abgehen lässt. Die Zutaten sind ebenso erprobt wie alt: das Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip, gepaart mit alienesker Klaustrophobie und ordentlich Body-Count. Blut spritzt dabei allerdings weniger plakativ, als man meinen möchte, zumindest derart, dass die FSK 16 (noch) in Ordnung geht.
An Lundgrens Seite als wortkarger Security-Profi entdeckt das Auge des Zuschauers Jerry Springer als US-Präsident. Eben jener Springer, der Gastgeber der wohl grottigsten amerikanischen Talkshow, bei der es fast schon mit traditioneller Regelmäßigkeit zu Handgreiflichkeiten kommt. Springer macht seine Sache gar nicht mal so schlecht, jedenfalls besser als das Hosting seiner Show erwarten lassen würde, bleibt aber wie der Rest des Casts dann doch eher farblos und etwas blutleer. Das fällt bei den Kameraden des Teams weniger auf, da die meisten von ihnen sowieso nicht mehr als Kanonenfutter sind und dementsprechend wenig aus ihrer Leinwandzeit machen können, außer vielleicht formschön ins Gras zu beißen. Ob jemand von der Truppe später noch einmal einen besseren Part eventuell sogar in einem richtigen Blockbuster angeboten bekommt, darf ersthaft und aufrecht bezweifelt werden. Zu durchschnittliche Dutzendgesichter und ebensolche Leistungen.
Bei der Wahl des Scores hat man auch keine so glückliche Wahl getroffen. Die Musik wirkt wie der x-te Aufguss alter TV-Serienklassiker aus den 70-er und 80-er Jahren. Das Gedudel nervt sogar regelrecht, nämlich immer denn, wenn sie den Charakter von plätschernder Fahrstuhlmucke aufweist, die zur grade gezeigten Szene oft geradezu im unpassendsten Kontrast steht. Das Production Design hingegen ist durchaus gelungen, die (original) Lokationen, Kostüme und Props sind weitgehend glaubwürdig - bis auf die mehrfach eingeblendete, angebliche Karte Rumäniens, die tatsächlich aber einen Teil Kanadas (!) zeigt. Die Spezialeffekte und Stunts kommen ganz gut. Sieht man mal davon ab, dass der gute Dolph zwar etwas bluten und Schmerz zeigen darf, aber sonst so abstoßend sein muss, dass sogar Kugeln und Explosionstrümmer einen Bogen um ihn machen. Das strapazierte schon zu Arnies schlimmsten "Phantom Kommando"-Zeiten die Lachmuskeln und den Realitätssinn. Für das hier gepflegt-überzogene Heldenbild gilt ähnliches.
DVD und Bonusmaterial
Bild- und Tonqualität sind zwar nicht überragend, gehen jedoch in dieser Sparte und Preisklasse vollkommen in Ordnung. Das Bonusmaterial ist weder sehr reichhaltig, noch sonderlich interessant. Immerhin verrät es in Textform ein wenig über die Werdegänge von Dolph Lundgren und Jerry Springer. Das kurze, als Making Of geführte Featurette (OmU) ist vom Informationsgehalt her nicht viel mehr als ein erweiterter Trailer für den Film, wo Cast & Crew sich selbst feiern und beweihräuchern.
Fazit
Auch wenn Lundgren erkennbar versucht aus dem Streifen etwas mehr zu machen, als stumpfes Geballere, reicht es bei weitem nicht für die Oberliga. Dabei ist die Story gar nicht so dumm und realitätsfern, wie es scheint. Zudem ist sie bemerkenswert amerikakritisch, was besonders vor dem Hintergrund interessant erscheint, wenn man mal schaut, wer unter anderem bei diesem Projekt Gelder locker gemacht hat. Ein Scheich, wer Schlimmes dabei denkt. Austattungsseitig heimst die DVD auch keine Lorbeeren ein. Seichte Unterhaltungskost für Freunde des bleihaltigen Krach-Bumm-Genres, bestenfalls auf leicht gehobener B-Ebene.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Defender"
Bauer Martinez Studios, USA/UK/D/RO 2004
Genre: (Action-)Thriller
e-m-s 2006
Single-Disk, FSK 16
Lauflänge: ca. 88 Min
Bonus: Making Of, Bio-/Filmographie Lundgren & Springer, Trailer
Bildformat: 16:9 Widescreen (1:1,85)
Sound: DTS (Deutsch), DD 5.1 (Deutsch und Englisch)
Regie: Dolph Lundgren
Drehbuch: Douglas W. Miller
Produktion: Alistair Burlingham, Scheich Mohamad Bin Salma
Musik: Adam Norden
Darsteller u.a.: Dolph Lundgren (Lance Rockford), Jerry Springer (U.S. Präsident), Shakara Ledard (Kaye), Thomas Lockyer (Stevenson), Caroline Lee-Johnson (Sicherheitsberaterin Jones), Gerald Kyd (Morgan), Geoffrey Burton (Jamal)
- Redakteur:
- Jürgen Pern