Severance (Special Edition)
- Regie:
- Christopher Smith
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Severance
2 Review(s)
20.06.2007 | 09:28Der globalisierte Rüstungskonzern "Palisade Defence" macht gute Geschäfte und "belohnt" deshalb sieben seiner fleißigsten Waffentüftler mit einem "Motivationswochenende". In einer konzerneigenen Waldhütte irgendwo in Ungarn sollen sie ihren Chef Richard treffen und sich in einem Paintball-Gefecht versuchen.
Die Hütte liegt äußerst abgelegen, und niemand von unseren Reisenden ist der ungarischen Sprache mächtig. Als ein umgestürzter Baum den Bus aufhält und der übereifrige George eine alternative Zufahrt entdeckt, reagiert der einheimische Busfahrer erst ablehnend und dann wütend; er wirft seine Passagiere hinaus und fährt davon.
Erzürnt aber unverdrossen machen sie sich zu Fuß auf den Weg zur Hütte, die sich, endlich erreicht, als üble Bruchbude entpuppt. Man richtet sich ein, wartet auf Richard und versucht sich lustlos in diversen Rollenspielen. In der Nacht wird Jill von einer maskierten Gestalt erschreckt, die sich vor ihrem Zimmerfenster aufgebaut hat. Eine Überprüfung der Umgebung lässt die Reisenden auf merkwürdige Gestelle in den Bäumen stoßen, über die man sich unbemerkt durch bzw. über den Wald schleichen kann.
Erst jetzt bestätigt sich ein Verdacht, den einige schon bei der Ankunft ausgesprochen haben: Sie sind im falschen Haus gelandet! In der Tat befinden sie sich in den bröckeligen Mauern eines ehemaligen Sanatoriums für Geisteskranke. Hier waren einst Söldner "in Behandlung", die zur Zeit des Sowjet-Regimes zu Killermaschinen ausgebildet wurden und ihre Mord- und Folterdienste später während des Balkankriegs feilgeboten hatten. Später galten sie als Kriegsverbrecher, die interniert und "deprogrammiert" werden sollten - ein Prozess, dem sich viele Söldner entzogen, die nun in den Wäldern hausen und Jagd auf unvorsichtige "Besucher" machen.
Die Hatz auf die "Palisade Defence"-Leute ist eröffnet. Diverse Versuche der Flucht und der Gegenwehr werden mit einem hohen Bodycount bezahlt. Die Überlebenden kämpfen sich durch Minenfelder, Fallgruben und andere Fallen, die Söldner hart auf den Fersen, doch orientierungslos geraten sie vom Regen in die Traufe - ins ehemalige Internierungslager Szeveranz, wo die Verfolger ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben ...
Horror und Humor sind zwei Emotionen, die erstaunlich gut nebeneinander existieren können. Was man fürchtet, lässt sich leichter ertragen, wenn man es lächerlich macht. Das mindert nicht die Gefahr, mit der sich so jedoch leichter leben lässt.
Schwarzer Humor setzt dem noch eins drauf, indem er die lustige Aspekte hervorhebt, die auch im blutigen Ende unglückseliger Mitmenschen durchaus erkennbar werden; sie wirken übrigens umso deutlicher, wenn man selbst nicht zu den Betroffenen gehört ... So ist es völlig natürlich zu lachen, obwohl wir auf dem Bildschirm verfolgen, wie dem armen Trottel Gordon durch eine Bärenfalle ein Bein abgeschlagen wird; seine angeblichen Retter stellen sich aber auch zu dämlich an und führen erst durch ihre dilettantischen Bergungsversuche zu Ende, was die Fallensteller höchstens geplant hatten.
Grundsätzlich haben sich unsere Reisenden ihr Unglück ohnehin selbst eingebrockt. Mit der üblichen Herrenmenschen-Attitüde erfolgreicher "global player" sind sie ins "rückständige" Osteuropa eingefallen, deren Bewohner sie insgeheim verachten und fürchten. Sie sind aufdringlich, notorisch unzufrieden, und sie wollen nicht einmal dort sein, wo sie sich gerade aufhalten: Nur die Furcht vor dem Vorgesetzten, der sich ein schwachsinniges "Teambildungs-Seminar" hat einfallen lassen, konnte sie aus der Sicherheit ihrer Büros in die "Wildnis" bringen.
Büros übrigens, in denen sie an moderner Waffentechnologie arbeiten. Ihre Arbeit für "Palisade Defence" betrachten unsere Reisenden als normalen Job. Was mit den Waffen angerichtet wird, die sie erfinden, interessiert sie nicht, zumal sie nie mit den Folgen ihrer Arbeit in Berührung kommen. Das ändert sich jetzt; in einer der (vielen) gelungenen Szenen von "Severance" gerät Jasager George in ein Minenfeld, dessen Sprengkörper er sofort erkennt: Sie stammen aus eigener Produktion ...
Das Mitleid mit den sieben Unglücksraben hält sich folgerichtig in Grenzen. Sie bekommen, was sie verdienen: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten" (Hosea 8,7). Der Zuschauer darf seiner Schadenfreude deshalb freien Lauf lassen. Regisseur und Drehbuchautor Christopher Smith unterstützt dies durch ein Feuerwerk galliger Gags, die fast vollständig zünden. Horrorfilm-Klischee scheint sich an Horrorfilm-Klischee zu reihen, doch ständig findet Smith einen Dreh, der uns überrascht und begeistert.
Dabei ist "Severance" ein moderner Horrorfilm der ganz harten Sorte. Die Tode der Figuren werden regelrecht zelebriert, wenn uns auch die ganz grausigen Momente erspart bleiben; wir vermissen sie nicht, denn was bleibt, ist heftig genug. (Wieso trägt wohl einer der Mordsöldner den netten Rollennamen "Knife-in-butt Killer"? Wir werden in Kenntnis gesetzt!) Hier setzt einer der wenigen negativen Kritikpunkte an: Die Übergänge zwischen "komisch" und "brutal" sind oft zu abrupt. Das Lachen soll den Zuschauern im Halse stecken bleiben, aber der Effekt will sich nicht immer einstellen. (Wo es klappt, wirkt der Kontrast grandios. Wie man es formal und inhaltlich perfekt macht, zeigt "Shaun of the Dead".) Einige Gags werden zudem nicht in den Erzählfluss eingeflochten, sondern ihm aufgepfropft; der Regisseur zielt hier allzu offensichtlich auf billige Lacher. (Obwohl Richards Vorführung einer aktuellen "Anti-Terror-Waffe", die im Abschuss eines Verkehrsflugzeugs mündet, sehr gut in Szene gesetzt und politisch angenehm unkorrekt ist.) Richtig surreal wird es, wenn Smith die Spekulationen unserer Touristen über die Vergangenheit der Jagdhütte in Filmbilder verwandelt; z. B. werden diverse Ereignisse aus der Zeit des I. Weltkriegs stilecht als Stummfilm in Schwarzweiß und mit Untertiteln gezeigt. Das lenkt vom eigentlichen Geschehen ab, ist aber gleichzeitig eine neue Finte, denn diese Einspielfilme enthalten Informationen, die man von der Form der Darstellung trennen muss - sie werden später wichtig.
"Severance" ist ein kostengünstig produzierter Film. Große Namen wird man unter den Darstellern nicht finden, die Kulissen beschränken sich auf die Waldhütte und den Wald selbst. Der eingeschränkte Aufwand wirkt sich nie auf den Filmspaß aus, denn er passt zu der erzählten Geschichte (die genau so bizarr und überdreht ist, dass sie wie eine "moderne Großstadtsage" wirkt). Selten hat man so eine verranzte Bruchbude gesehen, die in jedem Winkel den "Charme" des versunkenen Ostblocks atmet. Der Wald wird, obwohl sommerlich und grün, als verlassener, lebensfeindlicher Ort inszeniert, wie er sich den "Fremdlingen" präsentiert. (Gedreht wurde übrigens wirklich in Ungarn sowie - man lese und staune - auf der britischen Kanalinsel Man.)
Nicht gespart wurde an den Spezialeffekten, die sich daher sehen lassen können. Sie beschränken sich nicht darauf, den Tod möglichst drastisch zu illustrieren, sondern werden in die Geschichte integriert; richtig glücklich wirkt beispielsweise Harris, als sich ihm die Möglichkeit bietet, seine Theorie vom zeitweiligen Weiterleben eines vom Hals getrennten Kopfes höchst selbst zu überprüfen ...
"Severance" heißt ja übersetzt "Trennung", und dieser Wortsinn wird eifrig in Bilder umgesetzt; Köpfe und Gliedmaßen verlieren ihre Verbindung mit dem Körper. Darüber hinaus treibt Smith auch hier seine Scherze: Wieder haben die englischen Touristen etwas falsch verstanden. "Szeveranz" heißt das Lager, in dem ihre Peiniger einst als Kriegsverbrecher interniert waren. Der Regisseur sorgt dafür, dass sie dies begreifen - jedenfalls diejenigen, die zu diesem Zeitpunkt noch unter den Lebenden weilen.
In Horrorfilmen, die nach dem Prinzip der "Zehn kleinen Negerlein" funktionieren, wird (nur zu) oft kein Wert auf "richtige" Schauspieler gelegt. Darsteller genügen dort, wo möglichst rasch und spektakulär gestorben werden soll. "Severance" ist ein Ensemble-Film, dessen Wirkung zu einem guten Teil nicht nur auf den Spezialeffekten, sondern auch auf dem Spiel der Schauspieler beruht - und die verdienen diese Bezeichnung!
Großes Drama war nicht gefordert, obwohl auch hier die Glaubwürdigkeit der Darstellung Gefühle wie Angst, Verdruss oder Zorn überzeugend wirken lässt. Christopher Smith hat jedoch die Figuren sämtlich ein wenig überzeichnet angelegt: Möchtegern-Anführer George, Arschkriecher Billy, Altjungfer Jill, Tollpatsch Gordon, Eisfee Maggie, Kotzbrocken Harris, Träghirn Steve und Proll-Boss Richard sind gleichzeitig lachhaft und liebenswert. Wir "kennen" Typen wie sie aus dem eigenen Arbeitsumfeld und können ihre Sprüche und ihr Handeln problemlos als hohles Geschwafel und Imponiergehabe einschätzen.
Von den Nebenfiguren bleiben Sándor Boros als streitbarer Busfahrer (der hinter Georges Fassade sofort den Großsprecher und Feigling erkennt) und vor allem die Prostituierten Olga und Nadja im Gedächtnis: Sie kommen aus diesem Land und kennen seine weiterhin archaischen Regeln. Deshalb verfallen sie nicht in Panik, sondern krempeln die Ärmel hoch (was hier das Ablegen von Pelzjäckchen und BH einschließt - eine weitere gelungene Parodie auf ein Horrorfilm-Klischee) und machen sich (erfolgreich) daran zu überleben.
Keine Kompromisse ging Smith bei der Darstellung der Söldner ein. Er gestaltete sie - erneut unter boshaftem Verzicht auf politische Korrektheit - als schon optisch Furcht erregende, vertierte Unholde in klobigen Stiefeln, mit stoppeligen Quadratschädeln, Galgenvogelvisagen und fauligen Zähnen - Ostblock-Buhmänner wie aus dem CIA- Bilderbuch, vor denen sich der gebildete Europäer auch nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" weiterhin ausgiebig (aber heimlich; man ist ja schließlich progressiven Geistes) fürchtet: der "Hostel"-Effekt. Sie sieht man gern sterben, obwohl wie so oft die Frage auftaucht, wie es angehen kann, dass sich ihre Gegner - ausgewiesene Büro-Weicheier - plötzlich in Kampfmaschinen verwandeln.
Logik ist freilich der Feind solcher Filme, die wie "Severance" der puren Unterhaltung geschuldet sind. Christopher Smith hat sich von allzu komplexen "Kunstfilm"-Marotten getrennt, die das Vergnügen an seinem Debüt "Creep" schmälerten. (Obwohl dieser Streifen längst nicht so übel ist, wie ihn die Kritik in ihrer Mehrheit schimpfte.) "Severance" ist eingleisig erzählter, aber nie eindimensionaler Horror, der etwas besitzt, das den oft (inflationär) geforderten "Anspruch" durch etwas ersetzt, das - gut beherrscht - ebenso wertvoll ist: Konsequenz in der Darstellung. Die Verbindung zwischen diesen beiden Polen wird durch das Drehbuch geschaffen. Es ist gut, und das ist bei jedem Film der halbe Erfolg!
Daten
Originaltitel: Severance
Großbritannien 2006
Regie: Christopher Smith
Drehbuch: James Moran u. Christopher Smith
Kamera: Ed Wild
Schnitt: Stuart Gazzard
Musik: Christian Henson
Darsteller: David Gilliam (George) Danny Dyer (Steve), Laura Harris (Maggie), Tim McInnerny (Richard), Toby Stephens (Harris), Claudie Blakley (Jill), Andy Nyman (Gordon), Babou Ceesay (Billy), Sándor Boros (Busfahrer), Juli Drajkó (Olga), Judit Viktor (Nadja) Matthew Baker (Nose-feratu), Levente Törköly (Killer) u. a.
Anbieter: Splendid Entertainment
Erscheinungsdatum: 20.04.2007 (Verleih-DVD) bzw. 27.04.2007 (Kauf-DVD)
Bildformat: Widescreen (1.78:1 - anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (deutsch, englisch)
Untertitel: deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 92 min.
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Dieser Filmbesprechung liegt die Leihversion der "Severance"-DVD zu Grunde, die bis auf einen Audiokommentar keinerlei Hintergrundmaterial enthält - es bleibt der "extended version" als Doppel-DVD vorbehalten, wo dann die üblichen Features (Making-of, Interviews, Blick in die SF/X-Hexenküche usw.) geboten werden.
- Redakteur:
- Michael Drewniok
Hintergrund
2004 sorgte Christopher Smith mit "Creep" erstmals für Aufsehen. Mit Franka Potente ("Lola rennt") in der Hauptrolle inszenierte er einen klassischen Horrorfilm, rund um einen wahnsinnigen Mörder in der Londoner 'Tube'. Kritiker wie Fans waren jedoch zwiespältiger Meinung über Smiths Werk. Während die einen ihren Spaß an der rasanten Hatz in der U-Bahn hatten, störten sich die anderen an der altbackenen Story und den heftigen Logiklöchern.
Mit "Severance" erscheint nun der neue Smith-Horrorreißer auf DVD - ein in allen Bereichen verbesserter Film. Eine wüste Mischung aus Slasher und schwarzer (britischer) Komödie, die Smith in die obere Liga der Horrorregisseure heben dürfte.
Handlung
Die Verkaufsbelegschaft des britischen Rüstungskonzerns ‚Palisade Defence’ wird auf ein Teambildungsseminar nach Osteuropa geschickt. Unmotiviert und ungehobelt langweilen sich die Teilnehmer auf der Busfahrt durch die Wälder Ungarns. Die Spannung soll sich jedoch steigern ...
Als ein Baum die Straße versperrt und der ungarische Fahrer die Workshop-Teilnehmer aus seinem Bus schmeißt, steht die Gruppe mitten im Nichts. Nach einem kurzen Marsch durch den Wald, kommen sie schließlich in der ‚luxuriösen’ Lodge an - entgegen der Aussagen handelt es sich dabei jedoch eher um eine heruntergekommene Bruchbude, denn um einen Luxustempel.
Nach dem ersten Schock rauft sich die Truppe zusammen, um mit den Teambildungsmaßnahmen zu beginnen. Doch die ‚Palisade Defence’-Belegschaft scheint nicht allein zu sein - vermummte Gestalten huschen durch die Wälder. Bald rafft es einen nach dem anderen nieder ...
Kritik
"Severance" ist ein überaus eigenartiger Film. Wer im Vorfeld einen Fun-Slasher erwartet hat, sollte seine Erwartungen überdenken - die Mischung aus Horror, Slasher und Komödie ist sehr eigenwillig und erfordert einen recht verschrobenen Humor (den der Rezensent teilt).
Es fängt direkt hektisch und blutig an. Nach einer Hatz durch den Wald wird das erste Opfer regelrecht aufgeschlitzt. Die Gewaltdarstellung ist dabei recht drastisch, weshalb der Film auch das rote ‚KJ’-Siegel trägt. Nach diesem ersten Gewaltausbruch ist jedoch erstaunlich lange Ruhe. Satte 30 Minuten räumt Regisseur Smith seinen Charakteren zur Charakterentwicklung ein. In dieser Zeit lernt man die Protagonisten und das Setting besser kennen. Was sich dem Zuschauer hier aber offenbart, verdient den Stempel 'stereotyp' zu 100 %. Der weiße Computer-Nerd, der schwarze Denker, der planlose Chef, der Draufgänger mit dem Drogenproblem, die Emanze und das Blondchen - irgendwen vergessen?
Trotz dieser Stereotype gelingt es Smith aber, ein halbwegs realistisches Bild der Bürobelegschaft zu zeichnen. Jeder ist ein Fall für sich und will mit den anderen möglichst wenig zu tun haben. Eine große Logiklücke offenbart sich jedoch schon hier: Wie kann ein Mensch mit einem massiven Drogenproblem (THC, Magic Mushrooms, Ecstasy) nur bei einer Rüstungsfirma arbeiten? Unter dem Deckmantel der humoristischen Seite des Films ist dieser Umstand aber zu verschmerzen.
Sobald die Protagonisten in der verlassenen Lodge angekommen sind, beginnt der bekannte Horrorreigen. In der Manier gruseliger Lagerfeuergeschichten spinnt die Truppe nach einem Aktenfund schaurige Stories um die Vergangenheit ihrer Bleibe. ‚Palisade Defence’ scheint das Haus für irgendwelche Tests genutzt zu haben - eine genaue Antwort bleibt der Film jedoch bis zum Ende schuldig (er überlässt viel mehr dem Zuschauer die Wahl).
Ab diesem Moment steigt die Spannung. Man fragt sich, wer im Wald umherirrt und was seine Motive sind. Dass es sich um einen brutalen Killer handelt, weiß der Zuschauer durch die Anfangssequenz bereits. Was "Severance" im Vergleich mit anderen Slashern aber anders macht, ist die Anreicherung der Horrorelemente mit einer gehörigen Portion schwarzem, britischem Humor. Immer wieder ziehen die Protagonisten die Situation ins Lächerliche, des Öfteren wechselt die an sich immer passende und atmosphärische Musikuntermalung in heitere und fröhliche Themen (trotz blutverschmierten Bildern). Das entstehende Konstrukt mutet eigenartig, aber vor allem eigenwillig an. Hier dürften sich die Geister scheiden - die einen werden ihren (rabenschwarzen) Spaß mit dem Geschehen haben, die anderen werden ob der Skurrilität einiger Szenen nur mit dem Kopf schütteln.
Eine Szene steht stellvertretend hierfür. Nachdem Gordon (Andy Nyman), einer der Workshopteilnehmer, in eine Bärenfalle getappt ist, bearbeiten die anderen die Falle solange, bis Gordons Bein ab ist. Diese Szene ist so wirr konzipiert, dass man nicht weiß, ob man vor Ekel und Schrecken mitfiebern oder auf Grund der Abstrusität der Darstellungen in lautes Gelächter verfallen soll. Letztlich wird das Bein auch noch im verwaisten Buskühlschrank zur Kühlung verstaut.
"Severance" geht ganz andere Wege als Fun-Splatter-Filme á la "Braindead" oder klassische Slasher wie "Scream" und Co. Am ehesten könnte man die ebenfalls britische Produktion "Shaun Of The Dead" zum Vergleich heranziehen. Der Humor ist ähnlich angesetzt wie dort, wird jedoch an anderen Stellen eingestreut. So kommt es dann, dass man phasenweise mitfiebert, sich an anderen Stellen vor Lachen kaum einkriegt, und einen durch den Gore an wieder anderen Stellen der Ekel packt.
Das alles wird in feinster Weise visualisiert und perfekt eingefangen. Das Make-up und die Effekte sind spitze, die Kinematografie ist sehr gefällig. Verwackelte Handkameraaufnahmen dominieren die spannungsgeladenen Momente, schöne Teleaufnahmen prägen einige ruhige Szenen. Der generelle Look ist sehr authentisch und weiß zu gefallen.
Alles in allem ist "Severance" ein bunt gemixter Horrorslasher, der mit viel schwarzem Humor aufwartet und seine großen Momente hat. Man darf gespannt sein, ob Christopher Smith diesen Stil bei seinen weiteren Filmen beibehält!
Die DVD
Das Bild (1,78:1) macht, wie man es von einer aktuellen Kinoproduktion erwarten darf, eine gute Figur. Die Schärfe ist gut, gleiches trifft auf den Schwarzwert und den Kontrast zu. Zur Referenz fehlt zwar ein gutes Stück (überall, gerade bei Bewegungen) könnte das Material einen Tick schärfer sein (was aber erst bei großen Diagonalen negativ auffällt). Auch die Farben kommen kräftig und natürlich daher. Ein rundum gelungenes Bild.
Der Ton (Deutsch, Englisch je DD5.1) macht eine ähnlich gute Figur. "Severance" ist kein Actionfeuerwerk und wartet dadurch nicht mit einem Surroundgewitter auf. Dennoch wissen der kräftige Bass und einige schöne direktionale Effekte zu gefallen. Die hinteren Kanäle werden zudem öfters von der Musik angesteuert, wodurch sich ein schönes Klangbild ergibt. Die beiden Sprachfassungen unterscheiden sich lediglich durch die Dialogverständlichkeit, die in der deutschen Fassung ein wenig besser ist (zu Lasten des üblichen 'Voice Over Effekts' der Synchronisation).
Und auch die Extras halten das gute Niveau der Scheibe. Außer dem Audiokommentar auf Disc 1 befinden sich alle Extras auf der Bonus-DVD. Hier ist zuerst das gut halbstündige Making Of zu nennen, das schön punktiert die Entstehung des Films beleuchtet. Weiterhin sind die Deleted Scenes und besonders die Outtakes zu empfehlen. Weitere Behind the Scenes, diverse Featurettes (bestehend aus Interviews und Behind the Scenes-Material) und ein alternatives Ende runden das dicke Paket ab. Splendid liefert den Film zudem in einem schicken weißen, geprägten Schuber aus. Hut ab vor diesem tollen 2 Disc Set!
Fazit
"Severence" ist ein erfrischend anderer Beitrag zum Horrorgenre. In einem Feld, in dem man schon alles gesehen zu haben scheint, weiß dieser Film mit seinen 92 Minuten zu begeistern. Die eigenwillige Mischung aus Horror, Gore und pechschwarzem Humor ist so gelungen wie ungewohnt und sollte dadurch ihre Zuschauer finden. Mehr wie andere Genrebeiträge dürfte "Severance" zu einem 'Love it or hate it'-Film werden. Technisch ist der Film nahezu einwandfrei (sieht man von den Stereotypen bei Story und Charakteren ab) und wird zudem von Splendid in einer tollen 'Special Edition' in den Handel gebracht. Horrorfans und Freunde des schwarzen Humors sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren - starke Nerven und Mägen vorausgesetzt!
- Redakteur:
- Martin Przegendza