El Cortez
- Regie:
- Stephen Purvis
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
08.06.2007 | 22:34Handlung
Manny (Lou Diamond Phillips) arbeitet am Empfang des Hotels 'El Cortez'. Er wirkt ruhig, zuweilen auch verwirrt (was an seinen Medikamenten liegt). Seine Vergangenheit kennen die wenigsten. Manny saß für ein Gewaltverbrechen fünf lange Jahre im Knast. Der Hoteljob in der Spielerstadt Reno ist sein persönlicher Neuanfang.
Aber kein Hotel ohne Gäste. Schon in normalen Städten trifft man in Absteigen wie dem 'El Cortez' die illustersten Gäste - in Reno sind sie noch abgedrehter und noch verrückter. So residieren dort sowohl ein Heroindealer samt seiner leichtlebigen Freundin Thea (Tracy Middendorf, "Mission: Impossible III"), als auch ein an den Rollstuhl gefesselter Goldsucher. Während Manny ersterer, in Verbindung mit dem rachsüchtigen Cop Arnie (James McDaniel, "NYPD Blue"), große Probleme bereitet, unterbreitet ihm letzterer ein lukratives Angebot: der Partnerschaft in seinen Goldgrabungen.
Diesem Angebot kann er nicht widerstehen. Trotz aller Bedenken lässt sich Manny auf das zwielichtige Angebot des alten Goldgräbers ein. Doch weder er, noch die hübsche Thea spielen nach den Regeln. Und zu allem Überfluss bereiten ihm auch noch Arie und der Heroindealer große Probleme. Gewalt, Lügen und Intrigen beherrschen einmal mehr Mannys Leben.
Kritik
„[…]auf den Spuren von "Pulp Fiction"!“, prang es auf der Rückseite der DVD - schlechter kann ein Vergleich nicht gewählt werden! "El Cortez" hat soviel mit "Pulp Fiction" gemein wie Spider-Man mit Angela Merkel. Während Quentin Tarantinos starbesetzter Kultfilm durch seine episodenhafte Inszenierung und seine genialen Dialoge glänzt, erzählt "El Cortez" einen hell erleuchteten Film Noir, der weder Fisch noch Fleisch ist.
Der Film beginnt im Foyer des 'El Cortez' - mit Wohlwollen einem 2 Sterne Schuppen - mitten in Reno. Sogleich offenbart sich der Protagonist der Handlung, Manny. Hektisch, verwirrt und irgendwie komisch erscheint er. Tim Roth ("Four Rooms") scheint Pate für diese Figur gestanden zu haben. Nach und nach werden die Hintergründe geklärt, Mannys Vergangenheit in schwarz/weiß Flashbacks offenbart. Die ersten Hotelgäste zeigen sich (außer den drei Filmfiguren scheint dort niemand zu wohnen) und mit ihnen die tragenden Figuren des Films.
Wie man es gewohnt ist, entwickeln sich Spannungen und die üblichen Verdächtigungen. Niemand traut dem anderen, jeder ist für jeden eine Gefahr. Dennoch erliegt der Protagonist den Reizen der stereotypischen Femme Fatal, die alles andere als das Beste für ihn ist oder besser von ihm will. Was sich dann weiter entwickelt, überrascht wenig.
Wer das Genre kennt, wird viele Motive wieder erkennen. Der einsame, von vielen gejagte Held mit schwieriger Vergangenheit, der ein einsames Ziel verfolgt und in einem Spiel ohne durchschaubare Regeln spielt…
Leider durchschaut der Zuschauer das Spiel besser als der Protagonist, wodurch sich die eine oder andere ausbleibende 'Überraschung' ergibt. Zudem fehlt die rechte Visualisierung. Es müssen nicht immer die dunklen, verregneten Gassen sein - eine ansprechendere, genretypischere Optik hätte dem Film sicherlich gut gestanden.
Die Miesere setzt sich auch bei den Darstellern fort. Lou Diamond Phillips (Manny) trägt den Film in keinster Weise, viel mehr erinnert seine Darstellung eines Hotelangestellten an eine schlechte Kopie des herrlichen Tim Roth im Episodenfilm "Four Rooms". Im überschaubaren Feld der restlichen Darsteller sollte man noch Tracy Middendorf (Thea) erwähnen. Ihr Spiel ist solide, es stellen sich angesichts zweier Szenen jedoch andere Fragen: Ist Kleidergröße 0 noch schön? Sind augenscheinlich magersüchtige Frauen attraktiv? Und kann man das als Zuschauer gutheißen? Selten ist mir eine Sexszene so übel aufgestoßen wie jene in diesem Film!
Wie man an Hand dieses Exkurses sehen kann, bietet "El Cortez" recht wenig Fesselndes. Von der Optik über die Geschichte zu den Darstellern ist alles durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Immerhin hat der Film mit genannter Sexszene einen regelrechten ‚Schocker’, der zum Nachdenken anregt.
Die DVD
Das Bild (1,85:1) ist sehr gut ausgefallen. Die Farben, der Kontrast und der Schwarzwert sind allesamt auf hohem Niveau. Abgesehen von leichten Bewegungsunschärfen (nur bei schnellen Bewegungen) und einigen unruhigen Bildhintergründen ergibt sich ein sehr gelungenes Bild.
Der Ton (Deutsch DTS & DD5.1, Englisch 2.0) kann da nicht ganz mithalten. Die Dialoge tönen sauber aus dem Center, die spärlich eingesetzte Musik verteilt sich über alle 5 Kanäle. Generell ist der Ton sehr frontlastig ausgefallen, wenn er auch sauber und ohne jegliche Störung aus den Boxen tritt. Der DTS Track klingt einen Tick heller als sein deutsches DD5.1 Pendant und sollte erste Wahl sein. Der englische O-Ton kann da nicht mithalten. Er ist auf zwei Kanäle begrenzt, wobei auch er sehr sauber und gut verständlich aus den Boxen tritt.
Die Extras sind sehr mager. Neben dem Trailer gibt es noch dreieinhalb Minuten Deleted Scenes zu begutachten, die jedoch nicht besonders sehenswert sind.
Fazit
"El Cortez" kann zu keinem Zeitpunkt dem selbst aufgestellten Vergleich mit "Pulp Fiction" gerecht werden. Es mangelt an allem, was gute Filme von durchschnittlichen abgrenzt: clevere Handlung, tolle Optik und gute Darsteller. Statt dessen hangelt man sich 89 Minuten lang arg stereotypisch durch die Handlung, ohne dabei nennenswerte Akzente zu setzen. Das Gezeigte ist jedoch auch nicht wirklich schlecht. Letztlich gelingt es "El Cortez" nicht, dem grauen Sumpf der Mittelmäßigkeit zu entrinnen. Wer wirklich jeden Noir Thriller der Welt gesehen hat, kann einen Blick riskieren - für alle anderen gibt es massig Alternativen!
- Redakteur:
- Martin Przegendza