Last Goodbye
- Regie:
- Gentry, Jacob
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- dito
1 Review(s)
03.06.2007 | 15:19Das Regiedebüt von Jungregisseur Jacob Gentry aus dem Jahre 2004 galt lange Zeit als Geheimtipp auf Indie-Festivals. Die Kritiken waren dabei durchweg positiv. Ende 2006 brachte I-ON Media das Independence-Teil in der deutschen Fassung auf den Markt und machte es somit auch einem breiteren Publikum zugänglich. Die mit Audiokommentar, Making Of und Musikvideo ausgestattete Single-Disk-Edition wird derzeit, je nach Anbieter, für 15 bis 25 Euro gehandelt.
Zur Story
Schauspielerin Agnes ist eine sehr erfolgreiche Hauptdarstellerin einer Serie über eine Vampirjägerin, doch Ruhm und Erfolg sind eben nicht alles. Ihr Privatleben schwächelt ein wenig. Speziell in Liebesdingen scheint sie gern ins Klo zu greifen. Wie es scheint, auch diesmal: Irgendwie haut es mit ihr und Frontmann und Sänger Peter einer aufstrebenden Rockgruppe nicht so hin wie gewünscht. Die beiden haben ein sehr distanziertes und kaltes Verhältnis zueinander, wie es scheint. Zumal Peter auch noch mit der 16-jährigen Jen eine Beziehung unterhält, die ihm wie Pech an den Hacken klebt und nichts unversucht lässt, einen Keil zwischen ihn und Agnes zu treiben. Vielleicht die große Chance für Bassist Seymour ein Abstaubertor bei Agnes zu landen? Einen Versuch ist es ihm auf jeden Fall wert.
Jen ist ein gutes Stichwort. Auf die hat auch der eigentlich kreuzbrave Angestellte Roland ein Auge geworfen. Sehr zum Leidwesen von deren Vater (nebenbei auch noch Rolands Vorgesetzter), der es für eine höchst abstruse Idee hält, dass sein Untergebener sich aufgrund eines Fotos auf seinem Schreibtisch in seine minderjährige Tochter verliebt haben könnte, obwohl er diese noch nicht einmal persönlich kennt. Der Mittdreißiger hat offensichtlich diverse psychische Probleme. Diese verstärken sich noch, als er nach einem Ausraster in der Firma auf der Straße landet. Rolands Knacks in der Birne rührt - das ahnt der Zuschauer bereits sehr früh - aus seiner Vergangenheit her, mit der auch Agnes seltsam in Zusammenhang steht. Wie überhaupt alles und jeder miteinander verwoben zu sein scheint.
Eindrücke
Jacob Gentry zeichnet sich nicht nur für die Regie, sondern auch für den Schnitt und Drehbuch dieses Films verantwortlich. Somit ist die Umsetzung dieses auf einem Roman von Patrick Kaye basierenden Stoffes fast ausschließlich sein eigenes Baby, bei dem er sich quasi frei Schnauze austoben konnte. Heraus kam dabei ein etwas seltsam anmutendes Werk aus krassen Schnitten und auf die Schnelle nicht nachvollziehbaren Zeitsprüngen, die den Zuschauer immer wieder streiflichtartig in Gegenwart und Vergangenheit der Figuren mitnehmen. Sogar Einblendungen der innerhalb dieser Geschichte stattfindenden fiktiven TV-Vampir-Serie nutzt Gentry für sein psychologisches Puzzle, wobei dieser visuelle Flickenteppich erst ganz allmählich eine Form annimmt. Der Sinn des Ganzen, so meint man, ist irgendwann endlich greifbar geworden.
Zum Schluss dieses etwas absonderlich konstruierten und mitunter zähflüssigen Liebesdramas kommt es aber dann doch etwas anders, als man es vielleicht erwartet hat. Das im starken Kontrast zur lahm erzählten Story stehende, ziemlich überhastet wirkende Ende hat aber durchaus noch ein paar kleine Überraschungen parat. Es handelt sich - soviel kann man an dieser Stelle sicherlich vorwegnehmen, ohne zu viel zu verraten - um ein "gerechtes" Ende, wenn auch beileibe kein Happy End aus dem Lehrbuch. Wobei leider aber auch nicht alle einmal angerissenen Handlungsstränge wirklich zufrieden stellend abgeschlossen werden. So bleibt unter anderem die spannende Frage ungeklärt, ob der schräge Straßenprediger Fred McGillicuddie (Sehenswert: David Carradine) nur ein Produkt von Rolands überspannter Fantasie oder eine reale Person ist. Hinweise gibt es für beide Varianten.
Die Schauspieltruppe ist engagiert bei der Sache, das muss man ihnen lassen. An ihnen liegt es nicht, dass man zwischendurch durchaus geneigt ist den Player abzuschalten, eher noch an so manchem Logikfehler des Dehbuchs. Ob den derzeit noch sehr unbekannten Mimen irgendwann mal ein lukratives Mainstream-Skript angeboten wird, muss die Zeit zeigen. Den Gaststars David Carradine und Faye Dunaway kann's jedenfalls wurscht sein, sie haben ihren Zenit längst überschritten und spielen ihre Rollen locker aus der Hüfte. Der Band "Altruistic", welche sich unter anderem Namen selbst spielt, war bislang kein größerer kommerzieller Erfolg oder Bekanntheitsschub aus diesem Projekt erwachsen, wiewohl der rockige Soundtrack und insbesondere der Titelsong durchaus zu gefallen wissen. Das ist eben das Kreuz mit Indie-Bands, sowie auch -Filmen.
DVD und Bonusmaterial:
Bild und Tonqualität sind klassentypisch und fallen weder besonders positiv, noch negativ aus dem Rahmen. Das Bonusmaterial gehört schon eher zur gehobenen Ausstattung teurerer Produktionen und glänzt sowohl mit Audiokommentar, als auch Making of und zusätzlichem Musikvideo des Titelsongs. Zwar macht das zudem recht originell präsentierte Zusatzmaterial den Film selbst keinen Deut besser oder schlechter, man kommt aber nicht umhin, I-ON New Media ein fair geschnürtes Paket zu bescheinigen.
Fazit
Ein recht wirres Werk, das in Sachen Schnitt, Kameraführung und Story-Build-Up starke Ähnlichkeit mit "L.A. Crash" aufweist. Der Zugang fällt nicht leicht, das Tempo ist zäh und die Geschichte langweilt trotz offensichtlich sehr bemühter Regie- und Schnittarbeit, sowie nicht vollkommen talentfreien Darstellern. Der Funke will jedoch, bei allem versuchten künstlerischem Anspruch, einfach nicht so recht überspringen. Die DVD selbst ist sauber produziert und für einen Indie-Streifen sogar recht ordentlich ausgestattet.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Last Goodbye"
Nach einem Roman von Patrick Kaye
USA 2004
Genre: Drama
I-ON New Media 2006
Single-Disk Version, FSK 16
Lauflänge: ca. 98 Min
Bonus: Audiokommentar, Making Of, Musikvideo
Bildformat: 16:9 Widescreen (1:1,85)
Sound: DD 5.1 (Deutsch und Englisch)
Regie, Schnitt und Drehbuch: Jacob Gentry
Produzenten: Alexander A. Motlagh, Cassandra Gava
Musik: Ben Lovett, Titelsong "Overwhelmed, Underneath" von Altruistic
Darsteller u.a.: Chris Rydell (Roland) Clementine Ford (Agnes), Chad Midnight (Seymour), Liam O'Neal (Peter), Maggie Blye (Manny), Sara Stanton (Jen), Faye Dunaway (Sean Winston), David Carradine (Fred McGillicuddie),
- Redakteur:
- Jürgen Pern