Kabhi Alvida Naa Kehna - Bis dass das Glück uns scheidet
- Regie:
- Johar, Karan
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Drama
- Land:
- Indien
2 Review(s)
30.11.2007 | 11:47Kabhi Alvida Naa Kehna: Never say goodbye (wortwörtliche Übersetzung)! Dieser Film hat schon lange vor seinem Erscheinen Schatten geworfen. Nach den großen Erfolgen von Karan Johar mit "Sometimes Happy, Sometimes Sad - In Guten wie in schweren Tagen" und "Kuch Kuch Hota Hai - Und ganz plötzlich ist es Liebe" - beides Blockbuster im Großformat mit Shahrukh Khan - waren die Erwartungen an diesen neuen Film sehr hoch.
Neben SRK fährt der Film einen weiteren Teil der Crème de la Crème-Schauspielergarde auf, nämlich Amitabh Bachchan, Abhishek Bachchan, Rani Mukherjee und Preity Zinta.
Story:
Schauplatz ist in diesem Film nur New York. Schon dies unterscheidet den Film von den meisten anderen Bollywoodfilmen. Keine einzige Szene in Indien. Einzig die Hochzeitsszene ist indisch gehalten, ansonsten sind die Personen immer gestylt mit Designermarken.
Dev (SRK) ist ein Fussballstar mit hohen Zielen und auf dem Weg zum Erfolg. Er ist mit Rhea, einer Redaktorin einer großen Frauenzeitschrift verheiratet und gemeinsam haben sie einen kleinen Sohn. Ihre Beziehung ist von Kommunikations- und Interessensmangel geprägt.
Rishi (Abishek Bachchan) hingegen besitzt eine Firma, die Partys organisiert. Er heiratet Maya (Rani Mukherjee), eine alte Jugendfreundin, welche lange zögert, bis sie sich zur Hochzeit entscheiden kann. Der Zufall will es, dass sie an diesem Tag Dev trifft, der sie in ihrem Beschluss zum Heiraten noch bestärkt. Doch an diesem Tag geschieht auch ein wegweisender Unfall, der das Leben von Dev völlig verändert.
Die Ehe zwischen Rishi und Maya läuft nicht gut, obwohl Rishi Maya über alles liebt. Sie kann sich mit gewissen Tatsachen nicht abfinden und ist unglücklich. Erst einige Jahre später treffen sich Dev und Maya wieder und mit der Zeit entsteht zwischen ihnen eine Art von Beziehung. Da jedoch beide in einer Ehe leben, ist ein Zusammenkommen unmöglich.
Gleichzeitig ist da auch noch der Vater von Rishi, Samarjit "Sam" Singh Talwar (Amitabh Bachchan), ein verrückter Playboy mit viel Herz. Er versucht zu retten, was zu retten ist.
Persönliche Meinung:
Für mich gehört dieser Bollywoodfilm zu den besseren seiner Art. Sicher, er hat den Shah Rukh Khan-Bonus, aber mir gefällt auch der Inhalt der Story. Zum einen beginnt der Film dort, wo die meisten aufhören, nämlich NACH der Hochzeit. Zum anderen wird das gezeigt, was es nunmal auch in Indien gibt: Eheprobleme, Streit, Vernachlässigung, Egoismus und Brüche.
Vielleicht sagt sich manch einer: Was will ich mir die Realität ansehen, schliesslich ist Bollywood zum Träumen da? Recht hat er oder sie, doch Bollywood ist nicht Bollywood-Spoiler, nämlich ohne ein Happy End. Ich war aber ebenfalls sehr neugierig, wie Karan Johar die Geschichte drehen würde, so dass sie aufgeht und wusste auch nicht, wie sie nun wirklich aufgehen könnte. Denn in indischen Filmen ist manchmal das Happy End so, dass sich zwei Menschen versprechen, sich im nächsten Leben zu treffen und zu lieben. Dies entspricht sicher nicht unseren Traumvorstellungen eines Happy Ends.
Die Story ist flüssig, eher kühl, visuell in Blautönen gehalten, welche die Anonymität und Kälte der Beziehungen und dem Leben widerspiegeln.
Die Songs passen perfekt zur Geschichte und als Tüpfelchen auf dem i gibt es ein paar Cameos. Diese lassen jedem Bollywoodfan das Herz höher schlagen.
Für mich passen die Schauspieler perfekt! Es ist witzig Big B (Amitabh Bachchan) einmal in einer so frivolen Rolle zu sehen. Jeden Tag vernascht er eine Frau, benennt sie nach dem Wochentag, da er sonst den Überblick verliert.
Abishek Bachchan als liebender Ehemann, wer würde sich nicht so einen netten Mann wünschen!
Preity Zinta als Rhea, Karrierefrau und Mutter, die versucht, alles unter einen Hut zu bringen, und sich dazu noch mit einem wirklich gehässigen Ehemann herumschlagen muss.
Rani Mukherjee als Maya, unglücklich über ihre Lebenssituation ohne Ausweg und ewig mit einem schlechten Gewissen, weil sie keine gute Ehefrau sein kann.
Last but not least noch SRK als Dev, ein verbitterter, zynischer und jähzorniger Mann und Vater, welche seine ganze Umgebung terrorisiert und dabei unter seinem zerbrochenen Träumen leidet.
Im Großen und Ganzen ist dies ein Bollywoodfilm, der fast alles bietet, was man sich wünscht, welchem aber ein klein wenig das typisch Indische fehlt, das man als Bollywood-Liebhaber doch sehr vermisst. Ein kühler Film mit vielen versteckten Emotionen, der nach dem zweiten oder dritten Mal Ansehen dem Zuschauer immer mehr ans Herz wächst und den zu geniessen es sich lohnt. Es ist einer dieser Filme, die ich sogar 'Nicht-Eingeweihten' zumuten würde, auch wenn es heutzutage vielleicht eigenartig wirkt, dass eine Scheidung nicht wirklich ein Ziel sein kann.
Wer sich also für Beziehungen interessiert, ab und zu mit Klischees in Filmen leben kann (davon gibt es jede Menge auch in Hollywoodfilmen), keine Mühe mit moderner indischer Musik hat und 193 Minuten Filmlänge durchhält, der wird sich sicher gut unterhalten.
Die deutsche Ausgabe ist von REM und wie immer von hoher Qualität mit Poster.
- Redakteur:
- Doris Flückiger
Story
Obwohl es in Devs Ehe mächtig kriselt, empfiehlt er der befreundeten Maya zur Ehe mit dem jungen Rishi. Kurze Zeit später verlieren sich der Fußballstar und das frisch vermählte Paar aus den Augen, bis ein Schicksalsschlag sie wieder zusammenführt. Dev erleidet bei einem Unfall schwere Verletzungen und muss seine Karriere als Sportler frühzeitig an den Nagel hängen. Verbittert über dieses Unglück und die Tatsache, dass fortan seine Gattin Rhea, eine erfolgreiche Top-Managerin mit besten Karrierechancen, für den Familienunterhalt sorgen muss, zieht er sich immer mehr zurück, bis er eines Tages wieder auf Maya trifft. Auch in ihrer Ehe haben sich die ersten kritischen Phasen eingeschlichen, bedingt durch ihre Unfruchtbarkeit. Ihr gemeinsames Schicksal vereint Dev und Maya mehr und mehr, bis sie eines Tages feststellen müssen, dass nicht ihre jeweiligen Partner für sie geschaffen scheinen, sondern die beiden unglücklich verheirateten Menschen selbst. Auch wenn aller Anfang schwer ist, so finden der aus dem Leben gerissene Zyniker und die von ihrem naiven Mann Rishi maßlos enttäuschte und unter Druck gesetzte Schönheit langsam zusammen. Doch beide dürfen nicht vergessen, dass sie nach wie vor verheiratet sind ...
Meine Meinung
In Indien als das Top-Movie des letzten Jahres angepriesen, wurde Karan Johars jüngstes Projekt erfolgstechnisch nicht der erhoffte Kassenschlager und dies, obwohl sich der mutige Regisseur erneut an ein Thema herangewagt hat, welches in seiner Heimat immer noch heftigst tabuisiert wird. Die stetige Annäherung an das westliche Kino ist dem gefeierten Johar dieses Mal nicht so gut bekommen, was sich in einem enttäuschenden siebten Platz in den Abschlusslisten des vergangenen indischen Kinojahres niedergeschlagen hat - für die hohen Erwartungen, die aufgrund der erstklassigen Besetzung durchaus berechtigt waren, ein inakzeptables Resultat.
Allerdings kann man dem indischen Publikum auch nicht verdenken, dass es nicht alles frisst, was ihm vorgesetzt wird. Wirkliche Akzente setzt "Kabhi Alvida Naa Kehna" nämlich keinesfalls, auch wenn der thematische Background für eine Bollywood-Produktion experimentierfreudig und erfrischend scheint. Der Regisseur begeht aber den folgenschweren Fehler, abseits der kriselnden Ehen lediglich dieselben Inhalte aufzufahren, die bereits seine vorherigen Werke dominiert haben. Verbotene Liebe in neuem Umfeld, jedoch mitsamt altbewährten, mittlerweile aber längst ausgetretenen Handlungsaspekten - da helfen auch große Namen wie Shah Rukh Khan und Rani Mukherij nichts.
Es ist nämlcih wiederum so, dass man den Verlauf der Geschichte in groben Zügen bereits lange im Voraus vorhersagen kann. Dass Dev und Maya eines Tages zueinander finden würden, steht schon nach ihrem ersten Aufeinandertreffen fest, ebenso wie die Tatsache, dass ihre ersten Beziehungen den vielen Krisenherden auf Dauer nicht standhalten können. Folgerichtig besteht nur eine mögliche Lösung für das Problem beider Parteien: Die beiden Protagonisten müssen zwangsläufig gemeinsame Wege gehen, denn schließlich ist ihnen auch die engste direkte Verbindung beschieden. Doch andererseits: Wenn eine derart plumpe - ja, das muss man leider so sagen - Story mit Begriffen wie 'revolutionär' umschrieben wird, dann finde ich es auch nur konsequent, dass man die Katze nicht im Sack kauft und entsprechend auch entscheidet, Johar und seine elitäre Riege in diesem Fall nicht unkritisch zu unterstützen.
Zwischen der langatmigen Darbietung sorgen aber zumindest die musikalischen Einlagen für kurzweilige Unterhaltung. Freunde von Musik und Tanz in diesem Genre werden in "Kabhi Alvida Naa Kehna" über die gesamte Spieldauer auf ihre Kosten kommen, was jedoch gerade deshalb bizarr ist, weil die lebhaften Einlagen völlig konträr zur steigenden Dramaturgie der Handlung verlaufen. So kommt es gleich mehrfach zu merkwürdigen Kontrasten, bei denen noch einmal deutlich wird, dass den vielen Klischees in diesem Streifen ein größerer Wert beigemessen wird als der eigentlichen Atmosphäre der Storyline. Und auch das ist mitunter recht bedenklich.
Dass dann auch noch Superstar Shah Rukh Khan leicht schwächelt, sollte auch den letzten Verfechter des beliebten Regisseurs zur Skepsis verleiten. Die Rolle des verbitterten, mürrischen und vor allem introvertierten Muffels kauft man dem, an anderer Stelle einem Kasper gleich durchs Bild huschenden Darsteller nicht wirklich ab, woraus zunehmende Konsequenzen für die Glaubwürdigkeit des gesamten Plots resultieren - und schließlich die Erkenntnis, dass "Kabhi Alvida Naa Kehna" zum ersten Mal seit längerer Zeit den Beweis antreten muss, dass eine Top-Besetzung auch im Bollywood-Kino noch lange keinen herausragenden oder überhaupt nur überzeugenden Streifen garantiert.
Für Fans wird es sicherlich ein harter Brocken sein, den man schlucken muss, sobald man erkannt hat, dass selbst der unantastbare Medienstar Khan nicht unfehlbar ist. Aber sein letztes Kinowerk ist bestensfalls durchschnittlich und aufgrund Überbetonung gewohnter Klischees bei weitem nicht das, was man erwarten und erhoffen durfte. "Kabhi Alvida Naa Kehna" mag zwar immer noch ein unterhaltsamer Film sein, aber sicherlich keiner, der langfristig Eindruck schinden kann. Und gerade das ist für eine Produktion, an der besagter Khan beteiligt war, doch relativ ungewöhnlich.
- Redakteur:
- Björn Backes