Murder
- Regie:
- Anurag Basu
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Drama
- Land:
- Indien
- Originaltitel:
- Murder
1 Review(s)
25.05.2007 | 13:29Story
Seit dem Tod ihrer Schwester Sonia ist der jungen Simran die Verantwortung für deren Kind übertragen worden. Kurz entschlossen heiratet sie den Vater des Kindes, der jedoch nach wie vor nicht über den Tod seiner Gattin hinweggekommen ist. Die neue Ehe ist daher bereits von Beginn an zum Scheitern verurteilt, was dadurch bekräftigt wird, dass Sudhir weitaus mehr Zeit mit seiner Arbeit als mit seiner neuen Ehefrau verbringt, die von Tag zu Tag mehr vereinsamt.
Erst als Simrans alte Liebe Sunny plötzlich wieder auftaucht und ihr schöne Augen macht, fühlt sich Sudhir zum Handeln gezwungen. Er beauftragt einen Detektiv, um die Affäre seiner Frau zu durchleuchten und erhält alsbald die Beweise für den leidenschaftlichen Austausch zwischen Simran und Sunny. In seiner Ehre gekränkt sieht Sudhir rot: Aus purer Verzweiflung ermordet er Sunny und wird daraufhin verhaftet und vor Gericht gestellt. Im Verhör lassen er und Simran die Tat schließlich Revue passieren. Und obwohl Sudhir alleine für den Mord verantwortlich ist, erklärt sich auch die nun treu ergebene Simran für schuldig.
Meine Meinung
Die für einen Bollywood-Streifen recht brisante und bisweilen auch schon fast unverschämt erotische Handlung wurde in ihren Grundzügen von Adrian Lynes Produktion "Unfaithful" übernommen. Regisseur Anurag Basu hat jedoch nur die elementaren Ideen in seine Geschichte eingebaut, wohingegen das wagemutige Ende in "Murder" um einiges entschärft wurde. Soviel zur westlichen Orientierung und kontrollierten Tabulosigkeit des indischen Kinos.
Davon abgesehen handelt es sich bei diesem 'Remake' allerdings um einen eher uninspirierten Vertreter der asiatischen Filmschmiede, einerseits weil die Dramaturgie der prinzipiell ansprechenden Erzählung auf überhaupt keinen Höhepunkt zusteuert, andererseits weil der Aufbau des Streifens jeglicher Spannung entbehrt und dazu absolut berechnend strukturiert ist. Dabei stört viel weniger, dass die Handlung als solche hinsichtlich ihrer Originalität Innovationen völlig vermissen lässt, sondern eher die Tatsache, dass der Regisseur erst gar nicht den Versuch gewagt hat, die effektreichen Szenen auch in einen rasanten Thriller umzumodellieren. Basu überschreitet zwar wagemutig einige Grenzen, gerade was die freizügige Darstellung der Hauptdarstellerin betrifft, bleibt am Schluss aber nicht konsequent und liefert besonders mit dem Ende eine eher unschlüssige und damit auch unbefriedigende Auflösung der Geschichte. Das Bild der Frau als unterwürfiges Objekt, welches vom Regisseur hier schlussendlich wieder entworfen ist, widerpsricht voll und ganz den teils (was die fleischliche Seite betrifft) revolutionären Zügen, die in der ersten Hälfte der Berichterstattung im Verhör dargeboten werden.
Weiterhin sind die Charakterzüge der Protagonisten kaum ausgeprägt. Sudhir kommt als unberechenbarer Psychoptah noch gut weg und wird als einziger auch würdig gespielt, wohingegen der Auftritt von Mallika Sherawat alias Simran eher oberflächlich bleibt und viel zu sehr auf ihre körperlichen Vorzüge ausgerichtet ist. Zweifellos hat die Frau ihre Reize, doch weil diese schließlich als Hauptobjekt instrumentalisiert werden, verliert der eigentliche Plot zunehmend an Bedeutung und muss schließlich durch die etwas hilflose Aufarbeitung der Ereignisse wieder ins Lot gebracht werden - was aber nur partiell gelingt.
Als Erotik-Thriller funktioniert "Murder" letztendlich ebenso wenig wie als brisantes Drama, geschweige denn als Kriminalfilm, der er ja zu einem nicht unwesentlichen Teil zu sein vorgibt. Die Handlung einzig und allein auf die heißen Szenen zwischen Sunny und Simran zu beschränken, kann nicht dem Anspruch des verwöhnten Bollywood-Fans genügen. Dass man sich dann auch noch auf einen respektablen Streifen bezieht, teilweise unverschämt klaut, aber dann noch die wenigen eigenständigen Passagen verhunzt, beschreibt schließlich das Dilemma, welches "Murder" nach dem noch recht viel versprechenden Anfang durchlebt. Das cineastische Ende ist schließlich der Tiefpunkt einer zunehmend negativen Entwicklung, die Basus Streifen ganz klar zu einem schwächeren Vertreter des dramatischen Bollywood-Kinos machen.
Aufarbeitung
Zumindest die technische Seite des Silberlings kann weitestgehend überzeugen. Trotz leichter Verschmutzungen ist das Bild angenehm scharf und mit sehr kräftigen Farben bestückt, wenngleich es hier in erster Linie die dunkleren Töne sind, die das Szenario bestimmen. Klangtechnisch sind ebenfalls keine Mängel festzustellen. Die Surround-Anlage wird zwar meist nur bei den kurzen Liedeinlagen beansprucht, kann jedoch einen durchweg sauberen Sound verzeichnen. Der Film kommt übrigens im Hindu-Originalton mit deutschen Untertiteln daher.
Das Bonusmenü beschränkt sich indes lediglich auf den Trailer zum Film, soll heißen mit Extras ist "Murder" sehr mager bestückt.
Fazit
Mit eher actionreichen Streifen tut sich Indiens Filmschmiede nach wie vor sehr schwer, und auch im Bereich der etwas heftigeren Thriller besteht nach wie vor Nachholbedarf an wirklich wertigem Material. Dieses Bild wird von Anurag Basus Produktion "Murder" einmal mehr belegt. Der Film hat einzelne gute Momente, bleibt aber insgesamt recht blass und erzeugt zu keiner Minute die prickelnde Atmosphäre, die einer derartigen Geschichte meistens innewohnt. Für meinen Geschmack also kein Streifen, den man dringend weiterempfehlen müsste - auch nicht an beinharte Verfechter des Bollywood-Genres.
- Redakteur:
- Björn Backes