Dilwale Dulhania Le Jayenge
- Regie:
- Aditya Chopra
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- Indien
1 Review(s)
21.05.2007 | 13:26Story
Simran lebt mit ihrer Familie in London. Kurz vor der geplanten Hochzeit mit dem Mann, der ihr bereits im Jugendalter versprochen wurde, überredet das junge Mädchen den strengen Vater, noch einmal mit ihren Freundinnen durch Europa zu reisen, um dort das Single-Leben ein letztes Mal zu genießen. Der Tankwart Chaudhry erklärt sich einverstanden, und kurze Zeit später sitzt Simran auch schon im Zug, der sie anschließend auch in die indische Heimat bringen soll.
In der Nähe von Paris lernt sie dabei den smarten Raj kennen, der jedoch außer flotten Sprüchen nicht viel für das Mädchen übrig hat. Die beiden entwickeln eine wahre Hassliebe, werden sich ihrer Gefühle füreinander jedoch bewusst, als sie in den Alpen plötzlich gemeinsam den Zug verpassen und kurzzeitig auf sich alleine gestellt sind. Für Simran gibt es jedoch aus der anstehenden Ehe keinen Ausweg mehr. Sie reist nach einer kurzen Liebelei ohne Raj nach Indien, wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Gatten sehen soll. Doch Raj kämpft um seine große Liebe - und gegen den konservativen Vater, der die längst arrangierte Hochzeit nicht mehr platzen lassen möchte.
Meine Meinung
Mit diesem Urspungswerk des modernen Bollywood-Kinos legte Aditya Chopra vor mittlerweile 12 Jahren den Grundstein für die Rückkehr des indischen Films, dessen Renaissance in der Folgezeit die gesamte Filmindustrie revolutionierte. Bollywood wurde nicht nur hierzulande ein anerkanntes Trademark, und dies auch zu großen Teilen wegen Streifen wie "Dilwale Dulhania Le Jayenge", in denen der Balanceakt zwischen westlicher Orientierung und konventioneller Hindu-Dramatik so bravourös wie kaum zuvor gemeistert wurde. Sicherlich ist die Story, die dem Ganzen zugrunde liegt, in keinster Weise neu und originell, im Gegenteil, die Handlung und auch der gesamte Verlauf sind von außen betrachtet ziemlich abgegriffen und in gewisser Weise sowas von transparent und durchschaubar, dass der regelmäßige Zuschauer melodramatischer Unterhaltung diese Produktion bei der Inhaltsbeschreibung wahrscheinlich gähnend bzw. mit einem müden Lächeln quittieren würde.
Es ist jedoch nicht die recht simpel gestrickte Geschichte, die in "Dilwale Dulhania Le Jayenge" fasziniert; vielmehr gefällt das stete Wechselspiel aus sanfter Romantik, gesellschaftlicher Kritik (hier werden vor allem die konservativen Familientraditionen einmal mehr an den Pranger gestellt) und bloßem Abenteuer, welches vom Regisseur nahezu perfekt inszeniert wurde.
Mit den beiden Superstars Kajol und Shah Rukh Khan standen Chopra allerdings auch zwei Figuren zur Seite, die mitunter den größten Anteil am steten Aufstieg Bollywoods hatten. Der hier besprochene Streifen war einst die dritte und bis dato auch erfolgreichste gemeinsame Produktion, die den weiteren Grundstein für noch mal ebenso viele Gemeinschaftsauftritte lieferten, die Khan und Kajol offiziell zum Traumpaar des indischen Kinos machten. Auch heute sagt man dem Frauenschwarm noch nach, dass er an der Seite der damals erst 20-jährigen Kajol seine überzeugendsten Auftritte hatte - und ausgehend von "Dilwale Dulhania Le Javenge" kann man das auch sehr gut nachvollziehen.
Aber macht all das ein überragendes Movie aus? Nun, diese Frage beantwortet sich im Prinzip erst dann, wenn man sich selber einen Eindruck von diesem Pionierwerk des westlich ausgerichteten Bollywood-Kinos gemacht hat. Die gewaltige Kulisse, die erstklassigen Schauspieler, überhaupt die tolle Interpretation des bekannten inhaltlichen Schemas und nicht zuletzt die mutige Kritik gegen bestehende Konventionen und die eigenartige Moral mancher indischer Familien machen den Film selbst unter den mittlerweile unzähligen Nachfolgeproduktionen zu einem herausragenden Schmuckstück des heuer stark gehypten Genres. Dies muss selbst ich gestehen, wo ich doch eigentlich derartigen 'Schnulzen' recht kritisch gegenüberstehe und auch nicht jeden Auswuchs der Bollywood-Szenerie gutheiße.
Entsprechend des Filmgehalts ist glücklicherweise auch die digitale Aufarbeitung formidabel gelungen. Am durchweg sehr kontrastreichen, scharfen Bild gibt's nichts auszusetzen, wobei speziell die tollen Landschaftsaufnahmen diesbezüglich eine prima Figur abgeben. Der Sound ist, wie es sich für einen solchen Streifen gehört, ebenfalls makellos, so dass die vielen gesungenen Einsprengsel glasklar und transparent aus den Boxen kommen und das im Nachhinein sehr geschätzte Liedgut prima zur Geltung kommt.
Extras gibt es neben den obligatorischen Karaokesongs natürlich auch. So kommen einige Darsteller in Kurzinterviews zu Wort und beleuchten den Streifen aus ihrer Sicht. Dazu gibt es ein Making Of, eine Auswahl nicht verwendeter Szenen sowie die kurze Dokumentation zur Verleihung der Filmfare Awards - wo "Dilware Dulhania Le Javenge" kräftig abräumte - auf einer zweiten DVD.
Fazit
Preisgekrönt, über Jahre in voll besetzten Lichtspielhäusern ausgestrahlt und eines der ersten Werke des legendären Shah Rukh Khan - Bollywood-Verfechter werden die beiden DVDs längst im heimischen Regal stehen haben, doch hier lohnt es sich auch für skeptische Betrachter des indischen Kinos, mal über den Tellerrand zu schauen und eventuell auch Zugang zum eigenwilligen Genre zu finden. Leichtere und gleichzeitig bessere Kost wird man auf diesem Gebiet jedenfalls kaum finden.
- Redakteur:
- Björn Backes