Animal - Gewalt hat einen Namen
- Regie:
- David J. Burke
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Animal
1 Review(s)
10.05.2007 | 21:47Hintergrund
Schon im Alter von fünf Jahren stand Ving Rhames (*1959) in der TV-Serie "Another World" vor der Kamera. Es folgten der Abschluss an der Juilliard School of Drama in New York und einige Jahre des Theaterspiels. Nach mehreren Gastauftritten in verschiedenen Serien (u.a. "Miami Vice") folgte eine längere Beschäftigung im "Emergency Room". Den Durchbruch schaffte Rhames mit Quentin Tarantinos Kultfilm "Pulp Fiction". Es folgten einige Blockbuster ("Con Air", "Mission Impossible I-III" uvm.), die ihm zu weiterer Bekanntheit verhalfen.
Handlung
James Allen (Ving Rhames) ist ein skrupelloser, gewalttätiger und ziemlich menschenverachtender Mensch. Seine beispiellose Verbrecherkarriere brachte ihm sowohl einen zweifelhaften Ruhm, als auch den Spitznamen „Animal“ ein. Da sich Verbrechen aber nicht lohnen und jeden seine Taten wieder einholen, landet „Animal“ im Knast. Dort beginnt ein langsamer, aber radikaler Wandel. Aus „Animal“ wird wieder James Allen, Menschenleben haben für ihn wieder einen Wert und sein Leben einen Sinn.
Nach Jahren kehrt er geläutert in seinen „Hood“ zurück, um festzustellen, dass sein Sohn Darius (Terrence Howard, "Get Rich Or Die Tryin’") mittlerweile in seine Fußstapfen getreten ist und sich seine eigene Gangster-Legende schafft. Es ist nun an James, seinen Sohn vor den Fehlern zu bewahren, die er selbst vor Jahren begangen hat.
Kritik
Wem kommt das bekannt vor? Die Parallelen zu Tony Kayes aufwühlendem Neo-Nazi Film "American History X" sind unübersehbar. Statt der Nazis geht es in David J. Burkes "Animal - Gewalt hat einen Namen" jedoch um das Ghetto und die Gangsterkultur. Statt eines Bruderkonflikts dreht sich alles um eine Vater-Sohn-Beziehung. Dieser Umstand macht die Bewertung von "Animal - Gewalt hat einen Namen" recht schwierig. Wäre sieben Jahre vor diesem Film nicht das außergewöhnliche Werk um den Neo-Nazi Derek Vinyard (Edward Norton) gedreht worden, würde "Animal - Gewalt hat einen Namen" in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Doch dem ist nicht so. Die eigentlich gute Story verkommt so zu einem dreisten Rip Off, das lediglich ins Ghetto transportiert und mit Hip Hop und Soul Musik unterlegt wurde.
Würde es dabei bleiben, könnte man den Film immerhin Freunden der Black Culture empfehlen. Leider weist "Animal - Gewalt hat einen Namen" aber noch weitere, teils eklatante Schwächen auf. So bleiben bis auf den Hauptcharakter und die Grandma fast alle Charaktere unglaubwürdig und blass, ihre Hintergründe erschließen sich dem Zuschauer kaum. Dies kommt besonders in den Gefängnisszenen zur Geltung, die nicht wirklich näher erläutert werden. „Animals“ Mentor taucht von einer Szene zur anderen auf, nur um dann unsanft wieder zu verschwinden. Wer er eigentlich ist und warum er sich als Philanthrop gibt, bleibt in den Untiefen des Drehbuchs verschollen. Die gegebenen Informationen reichen bei Leibe nicht aus, um solch einen fundamentalen Charakterwechsel zu erläutern bzw. zu beleuchten.
Ferner stellt sich des Öfteren die Frage nach der zeitlichen Ausdehnung. „Animal“ soll zwanzig Jahre im Gefängnis gewesen sein - der Aspekt der Zeit kommt jedoch überhaupt nicht rüber. Statt den 70-ern mit ihren Ghettoblastern beherrschen Menschen mit Handys das Straßenbild - mehr Veränderung wird dem Zuschauer nicht gezeigt. Andererseits hat die Handlung ein paar schöne Momente und bietet einige interessante Dialoge. Gerade im Gefängnis kommen einige schöne gesellschaftskritische Aspekte zum tragen, die sich der eine oder andere (insbesondere in den Staaten) zu Herzen nehmen sollte. Diese Momente sind es auch, die den Film antreiben. Man fragt sich, inwiefern es „Animal“ schafft, die neuen Grundsätze auf seinen „Hood“, auf sein Leben zu übertragen. Die gebotene Auflösung kennt man aus oben genanntem Film (was hier nicht weiter verwundert), weiß aber durch ihre Konsequenz zu gefallen.
Betrachtet man die kinematographische Seite, macht sich schnell Ernüchterung breit. Alles wirkt wie aus einem TV-Film. Keine besonderen Kulissen, keine interessanten Kameraperspektiven und eine 08/15-mäßige Kameraarbeit bereiten wenig Vergnügen. Dafür gefällt der stimmige Black Music-Soundtrack.
Schauspielerisch kann sich eigentlich nur Ving Rhames profilieren. Er meistert seine vielseitige Rolle recht gut und schafft es, den Film zu tragen. Newcomer Terrence Howard macht seine Sache auch recht ordentlich, womit sich immerhin ein stimmiges Vater-Sohn-Bild ergibt. Wieder einmal schön ist die fast schon typische Besetzung der schleimigen Bossrolle durch Chazz Palminteri ("Running Scared"). Ein Gesicht, das man schon 1000 Mal gesehen hat, aber man kann sich nicht richtig erinnern, wo das war. Alle weiteren Darsteller haben kaum Raum, um sich zu zeigen, weshalb sie auch keiner weiteren Nennung bedürfen.
Die DVD
Das Bild (1.78:1) ist überaus durchschnittlich. Als erstes fällt die mangelnde Schärfe auf, das Bild wirkt regelrecht verwaschen. Im Zusammenhang mit den kompressionsbedingten Unruhen im Hintergrund ergibt sich ein erster Eindruck, den man lieber vergessen möchte. Zum Glück sind die Nahaufnahmen wesentlich besser, was vor allem der besseren Schärfe zu verdanken ist. Die Farben sind recht kräftig, der Kontrast ist ordentlich, wenn er auch das eine oder andere Mal für überstrahlende Flächen sorgt.
Der Ton (Deutsch DTS, DD5.1 und DD2.0, Englisch DD5.1 und DD2.0) spielt in einer ähnlichen Liga. Die Abmischung ist generell recht frontlastig ausgefallen, die hinteren Kanäle werden meist nur mit Musik angesteuert. Dabei wird auch der Sub gefordert, der ansonsten Sendepause hat. Vergleicht man die drei Spuren direkt miteinander (die beiden technisch überflüssigen DD2.0 Spuren bleiben mal außen vor) stellt man lediglich einen Lautstärkeunterschied fest. Die Originaltonspur ist dabei am leisesten, die Sprachverständlichkeit ist nur bei stark erhöhtem Pegel gewährleistet. Bei den deutschen Spuren verhält es sich da schon besser. Hier ist die Sprachverständlichkeit auch bei normalem Pegel immer gegeben. Die DTS Spur ist da einen Tick lauter als das DD Pendant. Sonstige Unterschiede sind nicht festzustellen.
Die Extras sind recht dürftig ausgefallen. Neben fünf kurzen Promo-Interviews gibt es nur den Originaltrailer und die Texttafeln zu bestaunen. Die Interviews sind dabei recht PR-trächtig, bieten aber die eine oder andere nette Hintergrundinformation.
Fazit
"American History X" meets the Ghetto - so oder so ähnlich lässt sich die 94-minütige Handlung von "Animal - Gewalt hat einen Namen" beschreiben. Diese starken Parallelen und einige Schwächen im Drehbuch machen den Film höchst durchschnittlich. Wer ein Faible für die Black Culture hat und über die genannten Mängel hinwegsehen kann, darf einen Blick riskieren. Neben einigen netten gesellschaftskritischen Dialogen wird der geneigte Zuschauer einen solide spielenden Ving Rhames erleben, der sich mal wieder richtig austoben darf. Muss man nicht unbedingt sehen ...
- Redakteur:
- Martin Przegendza