Musa - Der Krieger (Special Edition)
- Regie:
- Sung-su Kim
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Historienfilm
- Land:
- Südkorea, China
- Originaltitel:
- Musa the Warrior / Wu shi
1 Review(s)
07.05.2007 | 12:45Hintergrund
1375 soll eine koreanische Gefolgschaft nach China geschickt worden sein, um dem damaligen Ming Kaiser Hongwu ein Geschenk zu überbringen. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Ming China und Korea waren nach einem Attentat auf einen hochrangigen Ming Botschafter sehr angespannt. Aus Angst vor den Mongolen, die überall einfielen und Attentate begangen, beschloss der Ming Kaiser alle Gesandten einzusperren oder ins Exil zu schicken. So kam es dann auch, dass die Gefolgschaft um Chun-Yong Son keinen Erfolg hatte und nie mehr nach Korea zurückkehrte. Über den Verblieb der Diplomaten ist bis heute nichts bekannt. "Musa - Der Krieger" versucht dies zu ändern.
Handlung
Eine Gruppe koreanischer Gesandte soll zum hohen Ming Gericht reisen, um dem Kaiser ein Geschenk zu überreichen. Ehe sie dort ankommen, werden sie aber für Spione gehalten und in die endlose Wüste verbannt. Doch ihr Gefangenentransport wird von mongolischen Reitern angegriffen. Der Hass der Mongolen richtet sich jedoch einzig gegen die Ming Dynastie - die Koreaner können unversehrt fliehen. Auf ihrem Heimweg begegnen sie den Mongolen ein zweites Mal. Um die Heimkehr zu erleichtern, beschließen sie die mongolischen Reiter anzugreifen, um die von ihnen gefangene Ming Prinzessin Bu-yong (Zhang Ziyi, "Tiger & Dragon") zu befreien. Mit ihrer Hilfe erhoffen sie sich, auf dem Seeweg nach Korea zurückzukehren. Doch die Mongolen sind ihnen auf den Fersen. In einer verlassenen Festung kommt es schließlich zum blutigen Showdown ...
Kritik
"Musa - Der Krieger" ist eine der aufwändigsten und teuersten Produktionen der koreanischen Filmgeschichte. Regisseur und Drehbuchautor Sung-su Kim ("Please Teach Me English") inszenierte ein wahres Schlachtenepos, das sich ohne weiteres neben "Braveheart", "Gladiator" & Co. einreiht. Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt und läuft nach dem üblichen Muster ab. Marschieren, kämpfen, marschieren, kämpfen, Überraschungsangriff, Flucht, Finale. Großartige Wendungen sind nicht die Stärke des Skripts.
Doch zwischen den Märschen und Kämpfen brilliert der Film. Ausnahmslos alle Charaktere bestehen durch ihre feine Ausarbeitung. Anfangs muten sie arg archetypisch an: der treue und akkurate General, der stumme Über-Krieger, ein heroischer Unterklasse-Soldat und die hübsche, aber eingebildete Prinzessin, die allen den Kopf verdreht. Die Antagonistenseite bietet einen barbarischen und herzlosen Feldgeneral, der seinen Schatz (die Ming Prinzessin) mit allen Mitteln wieder einfangen will.
Doch im Laufe der 155-minütigen Handlung machen sie alle eine glaubhafte und sehr schön erzählte Wandlung durch. Die Spannungen innerhalb der koreanischen Gesandtengruppe steigen, die unterklassigen Soldaten lehnen sich gegen die Oberen auf, der General verliert an Macht. Falsche Entscheidungen und unpopuläre Maßnahmen (Nachtmärsche, rationalisierte Nahrung) schwächen den Führer der Truppe zusehends. Doch wie auch alle anderen lernt der General im Verlauf der Handlung dazu und akzeptiert schließlich auch eine zweite Meinung. Der Wandel der anderen Charaktere ist ähnlich schön illustriert und auf Grund seiner kohärenten Dramatik besonders sehenswert.
Kern der Handlung bleiben aber die ausladenden Schlachten. Hier bietet "Musa - Der Krieger" wahres Gemetzel. Minutenlange Gefechte, in denen allerlei Gliedmaßen durch die Luft fliegen, Menschen durchbohrt werden und Pfeile durch Hälse fliegen, sind hier an der Tagesordnung. Die Kamera und der Schnitt agieren dabei im MTV-Stil, hektische Schnitte und leicht verwackelte Aufnahmen dominieren das Bild. Im Gegensatz zu vielen ähnlich gelagerten Filmen (Action-Schnitt-Katastrophen wie "Batman Begins" z.B.) funktioniert die MTV-Optik hier sehr gut. Die blutigen Auseinandersetzungen werden gut eingefangen, blenden aber immer früh genug aus, um nicht zu viel zu zeigen und die Gewalt nicht zu sehr zu stilisieren.
Abseits der Kämpfe fängt die Kamera wunderschöne Kulissen und Landschaftsaufnahmen ein, die man von einem wahren Epos erwarten darf. Traumhafte Weitwinkelaufnahmen und viele schöne Kamerawinkel zaubern eine Bildpracht auf den Schirm, die man so auch in Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Trilogie zu sehen bekommen hat.
Akustisch sieht es ähnlich aus. Selbstverständlich kommen hier traditionelle asiatische Klänge zum tragen, welche die Atmosphäre ein gutes Stück dichter machen und das bildliche Geschehen tonal entsprechend in Szene setzten. Während die Klänge anfangs in den Schlachten noch recht gewöhnungsbedürftig sind, entwickeln sie sich im Laufe des Films zu wahren Sinfonien.
Auch über die Darsteller lässt sich nur Gutes sagen. Allen voran natürlich die bezaubernde Zhang Ziyi in der Rolle der Ming Prinzessin. Sie transportiert ihren arroganten und doch zerbrechlichen Filmcharakter mit einer Anmut, die man bereits aus ihren früheren Filmen kennt (bspw. "Hero"). Doch auch Jin-mo Ju (Genral Choi Jung) und Woo-sung Jung (der auf dem Titel abgebildete Yeo-sol) machen ihre Sache ausgezeichnet und stellen den Wandel ihrer Charaktere hervorragend dar. Die weiteren Darsteller stehen dem in nichts nach.
Wenn man "Musa - Der Krieger" für etwas kritisieren kann, dann einzig für sein Tempo und den holprigen Beginn. Zu Anfang wird man förmlich durch die schiere Zahl der Protagonisten erschlagen, man weiß kaum, für wen man Sympathien hegen soll. Nach einer Weile findet man jedoch in die Handlung und weiß die einzelnen Charaktere einzuschätzen. Dafür fehlt zur Mitte hin ein wenig Tempo, einige Passagen ziehen sich unangenehm in die Länge (hier sei die Waldepisode exemplarisch zu nennen). Das Finale macht dies aber wieder wett. In einem an 'Helms Klamm' erinnernden letzten Filmviertel wird alles geboten, was das Herz begehrt: Dramatik, heroische Einsätze, Intrigen, Schlachten, unerwartete Entscheidungen etc. Bis zum tragischen Ende baut sich ein gewaltiger Spannungsbogen auf, der wirklich jeden in seinen Bann ziehen wird. Großartige, bildgewaltige und epische Filme müssen nicht nur aus Hollywood kommen!
Die DVD
Das Bild (2.35:1) ist insgesamt recht gut. Leider ist die Schärfe alles andere als optimal. Gerade in den Teleaufnahmen wirkt das Bild zu weich. Die Detailschärfe weiß hingegen zu gefallen. Die Farben sind kräftig, wenn auch durch Farbfilter in unnatürliche Gelb- und Brauntöne verfremdet. Der Schwarzwert ist gut, ebenso wie die Schärfe. Ab und an sind kleinere Defekte im Ausgangsmaterial auszumachen, was jedoch nicht weiter stört. Leider verzieht das Bild in schnellen Bewegungen recht deutlich.
Der Ton (Deutsch, Koreanisch je DD5.1) ist einem Epos würdig. Während der Schlachten sind einige direktionale Effekte wahrzunehmen, die den Zuschauer mitten ins Geschehen versetzen. Der Bass arbeitet dabei sehr punktiert und zuverlässig. In den ruhigen Passagen wären aber mehr Hintergrundgeräusche löblich gewesen. Immerhin wandert der Score immer wieder nach hinten und breitet sich so schön im Raum aus. Die Originalspur ist ein wenig dynamischer und feiner aufgelöst, wobei die Unterschiede zur synchronisierten Fassung nicht zu groß sind. Die Dialoge sind immer gut verständlich und in der Synchro nur minimal lauter als im Original.
Die Extras können sich richtig sehen lassen! Das in fünf Parts geteilte Making Of behandelt in 42 Minuten alles Mögliche rund um den Dreh und geht dabei auch mal vom Set weg. Im 'Behind the Scenes'-Feature erklärt eine Stimme aus dem Off alles rund um die Technik und die Kostüme, respektive Settings. Wem das noch nicht reicht, stehen 87 Minuten an Interviews zur Verfügung. Hier kommen allerlei Darsteller, der Regisseur und sonstige Crew Mitglieder zu Wort. Weiterhin befindet sich noch ein schönes Special zur Filmmusik auf der DVD, das allen ans Herz zu legen ist. Der Originaltrailer und die obligatorische Bildergalerie runden das dicke Packet ab. Die 2-DVD-Special-Edition aus dem Hause e-m-s erscheint zudem in einem hübschen, geprägten Schuber samt 12-seitigem Booklet.
Fazit
"Musa - Der Krieger" ist ein zweieinhalbstündiges Epos, das es locker mit vergleichbaren Hollywoodproduktionen aufnehmen kann. Fabelhafte Schlachten, tolle Kulissen und wunderbare Landschaftsaufnahmen heben den Film optisch in die absolute Oberklasse. Das Ganze wird tonal perfekt unterstützt und von einem ausgezeichneten Cast in Szene gesetzt. Während die Handlung wenig Neues bietet, überrascht die ausgefeilte Charakterzeichnung und -entwicklung. Wer bluttriefende historische Epen á la "Braveheart" mag, kann hier bedenkenlos zugreifen.
- Redakteur:
- Martin Przegendza