H6 - Tagebuch eines Serienkillers
- Regie:
- Martín Garrido Barón
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- H6: Diario de un asesino
1 Review(s)
06.05.2007 | 13:10Story
25 Jahre hat Antonio nach dem Mord an seiner ehemaligen Freundin im Gefängnis gesessen. 25 Jahre, in denen der verstörte Masochist in aller Ruhe planen konnte, Rache am Abschaum zu nehmen, den er in der gesamten Menschheit sieht. Kurz nach seiner Entlassung gelingt es ihm zunächst, ein normales bürgerliches Leben aufzunehmen. Er beginnt eine Beziehung mit einer kaum nahbaren Dame, die selber wiederum eine Affäre mit einem angesehenen Arzt pflegt, und erbt durch eine glückliche Fügung ein heruntergekommenes Hotel in einem Rotlichtviertel. Für den Einstieg in ein neues Leben völlig ausreichend und enorm zweckdienlich, denn unmittelbar in Folge seiner Zeit in Haft beginnt er, in Zimmer 6 dieses Hotels hilflose junge Frauen auf grausamste Art sexuell und körperlich zu missbrauchen und sie nachher auf unheimlich perverse Art und Weise zu ermorden. Seine Erfahrungen hierbei schildert er nüchtern und zufrieden in einem Tagebuch, welches er weiterhin mit Bildern dokumentiert, um seine Gräueltaten für die Nachwelt festzuhalten. Doch mit wachsender Zahl seiner Opfer wächst in Antonio der Leichtsinn, bis ihm schließlich ein Fehler unterläuft, der ihn zurück in die Fänge der Polizei bringt. Doch auch dies ist ihm nur Recht, schließlich will er als größter Serienmörder in die Geschichte eingehen ...
Meine Meinung
Während sich das Gros der Kritiker äußerst wohlwollend und trotz des bedenklichen Inhalts auch sehr positiv über dieses definitiv nicht mehr jugendfreie Werk äußert, kann ich eigentlich nur Negatives über “H6 – Tagebuch eines Serienkillers“ berichten. Meines Erachtens ist der Streifen nämlich einerseits überzogen brutal, gleichzeitig viel zu sehr darauf fokussiert, die Klischees um die Faszination, die ein solcher Serienmörder in der Regel auslöst, ja nicht zu vernachlässigen. Dabei ist die Hauptfigur in dieser Produktion jedoch alles andere als faszinierend, sondern einfach nur abstoßend und in seinem gekünstelt abgebrühten Verhalten wiederum zu gewöhnlich, um es den schillernden Figuren dieses zweifelhaften Genres Paroli bieten zu können.
Wie so oft mangelt es auch diesem Film an zündenden Ideen, um das erschreckende Bild eines Serienkillers auf eine Art und Weise zu beleben, dass man die Motive und das Handeln des Hauptdarstellers zumindest partiell nachvollziehen kann. Antonio mordet ohne erkennbaren Grund und hält sich dabei für super toll und unantastbar, und dennoch weckt er kaum Interesse auf Seiten des Zuschauers. Dies mag sich nun sehr abstrakt und widersprüchlich anhören, aber man empfindet nichts anderes als Abscheu und derweil auch Verachtung ob der billigen Darstellung, der völlig überstrapazierten Betonung der Extreme und des oberflächlichen Gesamtbilds, welches der Protagonist ohne Unterlass abgibt. Und recht schnell ist dabei der Zeitpunkt erreicht, wo einem die gewaltsamen Ereignisse gehörig auf den Zeiger gehen und die pure Effekthascherei der Handlung den größten Teil ihrer Sinnhaftigkeit raubt. Und die Folge dessen ist die vollkommene Interessenlosigkeit, begleitet von ständigem Kopfschütteln und Ekel ob des Gesehenen.
Von Seiten des Regisseurs wird zudem im gesamten Verlauf nichts unternommen, um der eingefahrenen Vorgehensweise einen Riegel vorzuschieben und etwas Variabilität in den Plot zu bringen. Stattdessen wird ständig versucht, durch die philosophischen Einschübe beim Verfassen des Tagebuchs etwas Anspruch in die Handlung zu bringen, was aber irgendwie lächerlich wirkt, weil der dadurch geschaffene Kontrast ebenso unglaubwürdig erscheint wie die Leichtigkeit, mit der der Mann seine Opfer auf den Seziertisch bekommt und sie dort bearbeitet. Es bleibt zwar nicht abzustreiten, dass der erste Übergriff mit der Kettensäge und das daraus resultierende Blutbad nicht spurlos an einem vorübergeht, doch wenn es das ist, was die Faszination an einem Serienkiller auslösen soll, dann hat der Regisseur ganz klar sein Ziel verfehlt – zumal das Vorgehen sich ja gleich mehrfach wiederholt und schon beim zweiten Mal kaum noch spannend ist.
Um es auf den Punkt zu bringen: “H6“ lebt ausschließlich von seinen extremen Bildern und zieht seine Kraft einzig und allein aus dem blinden Blutrausch des Protagonisten. Dadurch wird jedoch auf inhaltlicher Basis jeglicher Fortschritt eingedämmt und die Erwartungshaltung recht zügig verringert, bis schließlich die Bestätigung bleibt, dass das Spektakulärste an diesem Film die Tatsache ist, dass er es spielerisch geschafft hat, die Jugendfreigabe zu umgehen. Dass er indes auch auf der Handlungsebene überzeugt hat – und das schien mir vorab der allgemeine Tenor – kann ich in keinster Weise behaupten. Im Gegenteil: Es überwiegt der Schock, dass “H6“ auch nur in entferntester Form als Kunst beschrieben wird. Darunter darf man nämlich in jeglicher Hinsicht etwas ganz anderes verstehen ...
Für die Statistik: Bild, Ton und auch Bonusmaterial sind ganz ansprechend, vor allem weil in den Background-Specials offenbar wird, dass hier durchaus ambitionierte Leute am Werk waren. Nur bei der Umsetzung, da hat es für mehr als rohe Gewalt und Pseudo-Philosophie nicht gereicht.
- Redakteur:
- Björn Backes