Brick
- Regie:
- Rian Johnson
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
25.04.2007 | 13:02Hintergrund
Sechs Jahre dauerte die Produktion von "Brick". Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson schrieb in dieser Zeit (frisch von der USC graduiert) am Drehbuch und sammelte in seinem engeren und weiteren Umfeld Geld. Letzten Endes sollten knappe 500.000 $ zusammenkommen, die im Großen und Ganzen für die Darsteller und das Equipment veranschlagt wurden. Der finale Schnitt erfolgte auf Johnsons eigenem PC ...
Handlung
Ein simpler, aber verzweifelter Anruf genügt, um Bendans (Joseph Gordon-Levitt, "Mysterious Skin", "Hinterm Mond gleich links") Leben völlig aus den Fugen geraten zu lassen. Seine Ex-Freundin Emily (Emilie de Ravin, "Roswell", "Lost") bittet ihn um Hilfe und verschwindet darauf spurlos. Wenige Tage später wird ihre Leiche gefunden. Ihr mysteriöser Tod wirft viele Fragen auf. Brendan macht sich auf die Suche nach den Antworten ...
Kritik
Sechs Jahre gingen ins Land, bis "Brick" endlich über die große Leinwand laufen durfte. Diese lange Produktionszeit merkt man ihm auch an - im positiven Sinne! "Brick" ist ein Instant-Kulthit - sowohl auf dem Sundance Festival, als auch auf dem Fantasy Filmfest wurde er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Dass Auszeichnungen alleine aber noch lange keinen guten Film ausmachen, ist ja von den Oscars hinlänglich bekannt. Hinter "Brick" verbirgt sich jedoch einer dieser besonderen Filme, die kunstvoll und gekonnt aufzeigen, woher die Faszination Film stammt.
Abseits der Maschinerie für Massenverblödung und Multi-Millionen-$-Produktionen (auch Hollywood genannt) schuf Regisseur und Drehbuchschreiber Rian Johnson ein 105-minütiges Kleinod, das in erster Linie durch sein durchdachtes und schlichtweg geniales Drehbuch besticht! Im Kern bedient er sich bei den Klassikern des 40-er und 50-er Jahre Film Noirs, verlagert dabei jedoch das Geschehen von einsamen Distrikten mitten in die High School. Das entstehende Konstrukt verbindet in einer konsequenten Weise die Vorzüge beider Welten, bleibt aber zu jeder Zeit dem Genre und den Dogmen des Film Noir treu. Dies zeigt sich vor allem in den wunderbaren Dialogen, die nur so vor Referenzen zu den Noir-Klassikern von Raymond Chandler ("Philip Marlowe") und Dashiell Hammett ("Die Spur des Falken") strotzen. Johnson kombiniert hier die Sprache der einsamen Detektive der 40-er mit dem modernen und rauen Slang der Jugend. Doch auch die klassischen Figuren des Genres haben ihren Platz in dem ungewohnten Setting. So tritt sowohl der alles überwachende Kommissar auf (in Form des Schulrektors - wunderbar: Richard Roundtree, der echte "Shaft"), als auch die falsch spielende und undurchsichtige Femme Fatale (Nora Zehenter, "Everwood").
Mit dem Fortschreiten der Handlung werfen sich immer neue Fragen auf, die der Protagonist im Alleingang zu beantworten versucht. Das Netz aus Intrigen wird dichter, das Mysterium um Emily zieht immer weitere soziale Kreise. Als Zuschauer saugt man genau wie der Protagonist jeglichen Hinweis auf und versucht in Eigeninitiative das Rätsel zu lösen. Müßig zu erwähnen, dass dadurch die Spannung sukzessiv ansteigt und ein beachtliches Niveau erreicht.
Dafür sorgt auch die tolle Filmmusik, die punktiert ihren Einsatz findet. Ohne die typischen Nachtaufnahmen in verregneten Gassen versteht es "Brick", auch audio-visuell Stimmung aufzubauen. Hier fallen in erster Linie die ungewohnten Bildkompositionen auf, die das Geschehen vornehmlich aus der Froschperspektive zeigen. Diese ‚low angle’ Aufnahmen betonen die Charaktere und vermitteln den Eindruck, dass sie größer und bedeutender sind, als man es vermuten würde. Mittels dieses Tricks wird dem Zuschauer schon bildlich suggeriert, dass es sich nicht um typische High-School-Schüler handelt, sondern um klassische Film-Noir-Figuren. Dies wird auch durch die vielen Weitwinkelaufnahmen unterstützt, die wiederum die Einsamkeit der Charaktere aufzeigen.
Ohne überzeugende Darsteller wäre aber sowohl das bildliche Konzept, als auch das grandiose Drehbuch förmlich wertlos, da es sehr von den lebendigen Figuren lebt. Doch auch in diesem Punkt gibt es nichts auszusetzen. Vom groß aufspielenden Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt (ein aufkommendes Juwel!) über die Antagonisten Lukas Haas (Drogenbaron ‚Pin’) und Noah Fleiss (Schläger ‚Tugger’) zu den weiblichen Darstellerinnen Nora Zehetner (Femme Fatale ‚Laura’) und Emilie de Ravin (Brendans Ex ‚Emily’) wissen alle zu überzeugen und ihre Charaktere mit Leben zu füllen.
Die DVD
Das Bild (1,85:1) ist angesichts der Produktionskosten ziemlich gut. Allgemein lässt sich sagen, dass es recht natürlich gehalten ist, auch wenn die Farbpalette zum Teil reduziert wurde. Nur selten kommen Farbfilter zum Einsatz. Die Schärfe bewegt sich auf einem mittleren Niveau, gleiches gilt für den Kontrast. Ein leichtes Rauschen und einige Bilddefekte stören den Gesamteindruck nur marginal. Insgesamt ein gutes Ergebnis.
Der Ton ist überraschend gut ausgefallen. Neben je einer DD5.1 Spur in Deutsch und Englisch steht auch noch ein deutscher DTS Track zu Auswahl. Der DTS Track hebt sich lediglich durch einen leicht erhöhten Lautstärkepegel von seinen Dolby Pendants ab, bietet ansonsten aber dasselbe Klangbild. Für einen dialoglastigen Film gibt es erstaunlich viele Umgebungsgeräusche, die in der deutschen Fassung besonders gut zur Geltung kommen. Die Dialoge sind in allen Spuren sehr gut verständlich. Die Wahl der Tonspur hängt letztlich von den Englischkenntnissen des Zuschauers ab. Die deutschen Spuren bieten den besseren Raumklang, während die Originalfassung durch ihre sprachliche Brillanz glänzt. Diese erfordert jedoch überdurchschnittlich gute Englischkenntnisse.
Auf der vorliegenden Rezensions-DVD gibt es neben einem informativen und unterhaltsamen Audiokommentar nur noch den Originaltrailer (es handelt sich um die Verleih DVD). Die Kauf DVD von Autobahn (einem neuen Ableger von Senator) bietet hier deutlich mehr. Neben einem 45-minütigen Making Of gibt es Deleted Scenes, Interviews, Featurettes, einen Kurzfilm des Regisseurs uvm. Zudem wird das 2-Disc-Set im schicken Steelbook veröffentlicht.
Fazit
"Brick" ist absoluter Hit, der wie schon "Donnie Darko" zum Kultfilm aufsteigen könnte. Das geniale Drehbuch bildet das Kernstück des Erfolgs, wird jedoch auch optisch und schauspielerisch gekonnt in Szene gesetzt. Den Zuschauer erwarten 105 Minuten Hochspannung, feine Twists & Turns und ein Finale, das das Gesehene förmlich auf den Kopf stellt. Eine dicke Empfehlung für aufgeschlossene Filmfans, die das Denken während des Filmkonsums nicht einstellen!
- Redakteur:
- Martin Przegendza