300
- Regie:
- Zack Snyder
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
3 Review(s)
09.09.2007 | 06:211. ZUR COMIC-VORLAGE
Wenn Hollywood einen Actionfilm über die 'Erste Schlacht bei den Thermopylen' produziert, darf man keine großartigen Lektionen in Sachen Geschichte erwarten. Erst recht nicht, wenn das Werk auf einem Comic von Frank Miller (Text & Zeichnungen) und Lynn Varley (Kolorierung) beruht. Die beiden hatten bereits ab 1983 mit ihrer Serie "Ronin" gezeigt, dass sich eine fantastische, komplexe Story und realitätsnahe, brutale Gewaltdarstellungen nicht ausschließen müssen. Dazu kam noch eine gehörige Portion Zynismus.
Nach diesem ambitionierten und künstlerisch sperrigen Projekt reformierte Miller den "Batman"-Mythos mit zwei weiteren Miniserien: "The Dark Knight Returns" (1986) & "Year One" (1987; Zeichnungen: David Mazzucchelli). Danach folgte mit "Hardboiled" (1990; Zeichnungen: Geof Darrow) ein Titel, welcher den wohl größten Genre-Einfluss in Frank Millers Schaffen trefflich auf den Punkt bringt.
Dessen nächste größere, durchweg eigenständige Arbeit "Sin City" (ab 1991) schließlich führte diesen Stil konsequent fort und etablierte den Künstler - zehn Jahre, nachdem er als angeheuerte Hand die Ninja-Killerin "Elektra" für die Marvel-Serie "DareDevil" erfunden hatte - endgültig als Meister der scharfen Kontraste und harten Sujets.
Nach langjähriger Erfahrung mit düsteren und martialischen Stoffen erschien im Jahre 1998 dann also der besagte Comic "300", welcher der Ausgangspunkt für den hier besprochenen Film ist. Laut Millers Bekunden war seine Geschichte selbst von einem Hollywoodfilm beeinflusst, nämlich von "The 300 Spartans" (1962, dt.: "Der Löwe von Sparta"; Buch: George St. George, Regie: Rudolf Maté). Wer dagegen eine an Herodot ("Historien", Buch VII; 5. Jh. v. Chr.) orientierte Geschichtserzählung erwartet, ist hier also eindeutig falsch.
2. ÜBER COMIC-VERFILMUNGEN
Dass Comic-Verfilmungen wunderbar funktionieren können, hat Robert Rodriguez mit der Adaption von Frank Millers "Sin City" (2005) eindrücklich unter Beweis gestellt. Nicht nur wurden hier Atmosphäre und Look der Vorlage gekonnt eingefangen, Drehbuchautor Miller und Regisseur Rodriguez ergänzten sich vielmehr so gut, dass der Film losgelöst vom Comic auch filmischen Maßstäben gerecht wurde und somit insgesamt perfekt funktionierte. "300"-Macher Zack Snyder hingegen hat sich als Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion deutlich überhoben.
Das liegt gar nicht so sehr am eigenwilligen visuellen Stil seines Werks als vielmehr an der Tonspur und offenbar auch daran, dass Snyder verkannt hat, dass Film und Comic trotz einiger Gemeinsamkeiten anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Nur weil Skript und Storyboard ähnlich aussehen können, bedeutet das nämlich noch lange nicht, dass, was auf dem Papier gut aussieht, auch auf der Leinwand funktioniert. Selbst ohne den Comic "300" gelesen zu haben, wird bei der Gegenüberstellung mehrerer Panels des Comics mit entsprechenden Standbildern des Films recht bald offensichtlich, dass Snyder zum einen der Mut fehlte, sich vom Bildaufbau der Vorlage ausreichend zu distanzieren. Zum anderen fehlte jedoch offenbar auch der Sinn für die Problematik der nicht vorhandenen Eins-zu-eins-Übertragbarkeit zwischen sequentieller und laufender Bildkunst, zwischen gelesenem und gesprochenem Wort, zwischen Epik und Drama - kurzum, das Wissen um die Unterschiede zwischen Comic und Film und die Fähigkeit, sich daraus ergebende Spannungen kunstvoll aufzulösen.
Wenn im Comic mit Überzeichnungen gearbeitet wird, so kann das eine symbolische Funktion haben und dem Leser dennoch bewusst bleiben, dass in diesem Fall die (fiktionale) Realität der Handlung und die (visuelle) Deutung des Dargestellten - obwohl sie in ein und demselben Bild zusammenfließen - zwei verschiedene Dinge sind: Eine Figur stellt sich in diesem Falle äußerlich nicht unbedingt so dar, wie sie (objektiv betrachtet) wirklich aussehen würde, sondern vielmehr entweder so, wie der Autor (bzw. Erzähler) sie im Rahmen seiner Geschichte gedeutet haben möchte - oder aber vielleicht auch nur so, wie sie in der (subjektiven) Wahrnehmung eines bestimmten Charakters erscheint. Das Springen zwischen verschiedenen Perspektiven ist somit von Panel zu Panel auch innerhalb ein und derselben Szene problemlos und relativ flüssig möglich.
Im Film dagegen gilt das nüchterne Diktat der Kamera, sofern nicht ein Schnitt, ein Split-Screen oder zumindest eine Überblendung den Bruch bzw. Wechsel der Perspektive ankündigen. Auf jeden Fall ist dies auch im anspruchsvollen Film - anders als in vielen anspruchsvollen Comics - eher effektvolle Ausnahme als selbstverständlicher Regelfall. Was vom Filmzuschauer als Bruch der Konvention und somit als distanzschaffender Verfremdungseffekt wahrgenommen würde, ist für den Comiczeichner (im Gegenteil!) ein ganz alltägliches Mittel, den Leser zur Identifikation mit einer bestimmten Sichtweise einzuladen. Der Film dagegen hat dies gar nicht nötig, muss er sich doch im Gegensatz zum Comic nicht von Panel zu Panel hangeln und immer wieder aufs Neue eine Situation (wieder)erschaffen, in der sich das Publikum durch die ihm vom Zeichner an die Hand gegebenen Mittel einen Reim auf das Dazwischen der Bilder machen kann. Der Film läuft vielmehr kontinuierlich weiter, und der Zuschauer ist und bleibt mitten drin. Alleine dadurch baut sich im Filmfluss eine gewisse Nähe zum Geschehen auf, die im Comic erst mühsam erarbeitet werden muss.
3. KRITIK AM FILM
Ein Regisseur und Drehbuchschreiber, der solche Unterschiede durchdacht, verstanden, verinnerlicht und abrufbereit hat, wäre wohl kaum in so viele Fallen getappt, wie Zack Snyder sie sich hier selbst gestellt hat. Die sofort ins Auge stechende, stark übersättigte Farbgebung von "300" etwa spiegelt zwar den Comic-Look der Literaturvorlage treffend wieder, filmisch angemessen ist sie dennoch nur bedingt. In diesem speziellen Fall lässt sie sämtliche Charaktere des Films unwirklich erscheinen. Denn wo im Comic bloß schematisch gezeichnete Figuren (eben drum) zur Identifikation immerhin offenstehen, laden die durch die knappen Dialoge des Drehbuchs flach bleibenden Figuren im Film (trotz ihrer Verkörperung durch reale Schauspieler) nicht gerade zur Identifikation ein; dafür wirken sie in ihrer vagen, farbübersättigten Überzeichnung allem Menschlichen zu sehr entrückt. Die Verfremdungseffekte machen den Zuschauer staunen - aber nicht erkennen.
Der durchgängige Stil, das nur geringfügig alternierende "beige in beige", "stahlgrau in stahlgrau", "rotbraun in rotbraun" wirkt zwar ganz reizend, aber über diese selbstgefällige "l'art pour l'art"-Ästhetik verkommt das Erzählen zum störenden Beiwerk. In einem guten Comic (ob Millers "300" ein solcher ist, sei hier bewusst offengelassen) kann das bewusste Spiel mit der Farbe von Panel zu Panel neue Nuancen setzen, in einem schlechten Film (zu dem Snyders "300" leider geworden ist) können auch schillerndste Farben nicht über gravierende Mängel hinwegtäuschen, und ihr Symbolgehalt strebt gegen Null.
Besonders gefährlich wird die Mischung aus (sinn)reduzierter Comic-Ästhetik und filmischer Realitäts-Suggestion, wenn aus einer im Comic auch zweifelsfrei als solche erkennbaren, das Genre ironisierenden Karikatur im Film plötzlich eine ernsthaft angelegte und gerade dadurch um so böswilliger erscheinende Darstellung wird, wie das im Falle "300" bei der Figur des verkrüppelten Ephialtes geschehen ist, welcher als militärisch nutzloser Außenseiter über die Schmach der Zurückweisung durch den spartanischen Heerführer Leonidas den sinnlichen Verlockungen des persischen Gottkönigs Xerxes erliegt und so zum Verräter wird. Laut Drehbuch wandelt er sich vom Idealisten zum Materialisten, doch wird diese Wandlung durch Dialog und sonstige Charakterzeichnung nicht wirklich erklärt. So bleibt dem Zuschauer nur der Rückgriff auf die visuelle Ebene - und diese stützt eine, vom Film auch sonst ungebrochen übernommene, Deutung aus Sicht der Spartaner: Ephialtes ist demnach ein nutzloser Krüppel, ein körperlicher und in einer reinen Kriegergesellschaft somit auch insgesamt lebens-unwerter Schwächling, der es alleine aufgrund der geistig-moralischen Schwachheit seiner Eltern überhaupt so weit gebracht hat. Da der schnelle Wandel vom Idealisten zum Materialisten aus den äußerlichen Umständen nicht wirklich zu erklären ist, liegt die Interpretation nahe, dass er schon von Geburt an ein verkommenes Subjekt war, dessen Degeneration quasi von Anfang an vorherbestimmt war. Man hätte ihn folglich besser gleich bei der ersten Augenscheinnahme nach Geburt töten sollen, wie es nach spartanischem Brauch auch angedacht war. Denn das Kollektiv ist alles, und der darin nicht eingepasste Einzelne nichts.
Hierin, wie in einigen anderen Aspekten, wird der Film anschlussfähig zu faschistischen Ideologien. Inwieweit der Comic eine gebrochenere Perspektive auf das von ihm gezeichnete Bild der spartanischen Kriegergesellschaft wirft, bleibt an dieser Stelle offen. Der Film auf jeden Fall glänzt durch ebenso konsequentes wie kritikloses Parteiergreifen der von ihm als rücksichtslose Übermenschen glorifizierend in Szene gesetzten Spartiaten.
Aber sei es drum. Schließlich können unter Umständen auch schwarzweiß zeichnende, blutrünstige Filme - so sie denn handwerklich gut gemacht sind - bisweilen gut unterhalten; setzt man ein aufgeklärtes, kritisch denkendes Publikum voraus, sogar recht problemlos. Allerdings, und das sei an dieser Stelle ausdrücklich angemerkt, sollte ein - von seiner gesamten Ästhetik her - derart gewaltverherrlichendes Werk, wie "300" es zweifelsohne ist, (geistig) noch nicht volljährigen Personen wirklich besser vorenthalten werden.
Jedoch kann Snyders Machwerk weder als Abenteuer- noch als Actionfilm wirklich überzeugen: Für einen Abenteuerfilm ist er thematisch wie auch plottechnisch viel zu vorhersehbar und ermangelt darüberhinaus auch Figuren, mit denen man als Zuschauer wirklich mitfiebern würde. Für einen Actionfilm aber nehmen die pathetischen und heroisierenden Laber-und-Sülz-Szenen weitaus zu viel Raum ein. Diese jedoch wirken ziemlich aufgesetzt, dieweil darin entweder irgendwelche Plotentwicklungen in Minimaldialogen mal eben abgehakt oder aber irgendwelche glorifizierenden Reden geschwungen werden (vom Drehbuchautor eigentlich an das für unwissend gehaltene Publikum gerichtet; vorgeblich jedoch - wozu eigentlich? - unter den mit ihren eigenen Gepflogenheiten doch gewiss ohnehin ausreichend vertrauten Spartanern).
Da nun der Story jegliche Charakterentwicklung ebenso abgeht wie auch die immerhin denkbare Entfaltung eines glaubwürdigen historischen Panoramas, bleibt dem Zuschauer nichts anderes übrig, als sich abwartend durch die zähen, klischee- und pathostriefenden Spielszenen zum blutigen Kernstück des Films durchzukämpfen - zur ebenso wild wie hemmungslos inszenierten Gewaltpornographie in anspruchsvoller Hochglanzästhetik. Hier, und auch nur hier, kann "300" immerhin (endlich!) punkten: Blut spritzt in Zeitlupe, dynamische Schnitte und Kamerafahrten setzen das Gemetzel effekt- und gehaltvoll in Szene. Dem voyeuristischen Auge wird genügend Zeit gelassen, blutige Details en masse wahrzunehmen, kernige Soundeffekte lassen die Knochen kristallklar krachen, Schilde laut dröhnen, Todesschreie schrill aufgellen, alldieweil dem Nervenzentrum ein abwechslungsreicher Cocktail aus panoramaartigen Schlachtengemälden, wildem Getümmel aus der Kriegerperspektive sowie videospielartigen Martial-Arts-Sequenzen gereicht wird.
Da brechen die tapferen Hopliten auch schon einmal grundlos aus der - zuvor durchaus realitätsgetreu abgebildeten - äußerst effektiven Schlachtreihe aus, um dem Zuschauer optisch möglichst viel zu bieten, vergeuden ihre nicht enden wollende Energie sinnlos mit ebenso kraftfordernden wie auch artistischen Einlagen in spektakulären Einzelkämpfen, und das Ganze wirkt nicht einmal slapstickhaft, sondern immerhin so eiskalt und kampfmaschinenartig, wie sich ein mit heutigen Sehgewohnheiten großgewordener Mensch der ach so zivilisierten westlichen Welt sich das eben vorzustellen wünscht. Keine Angst vor dem Tod, und dem Gegner noch mal so richtig eins mitgegeben! Kein Mitleid, und nichts, was man irgendwie anders an sich heranlassen müsste denn als stellvertretend mitvollzogene Zerstörungslust. Vor dem größten Blutrausch dann noch eine kleine pseudo-emotionale Rechtfertigung, und damit erhält dann auch gleichzeitig der Tod junger Männer eine entsprechend schlachtentragende Funktion und ist dadurch gleich noch einmal so leicht zu verkraften. On with the body-count! Auf der Gegenseite gibt es ohnehin nur riesenhafte Ungetüme und exotische Bestien zum Bestaunen und Niedermetzeln - und diese Schlachtplatte, da lässt Xerxes sich nicht lumpen, wird uns als reichhaltiges Mehrgängemenü in kurzweiligster Manier serviert. Das könnte alles so erquicklich sein - wenn doch bloß nicht immer wieder die doofen, langwierigen Zwischensequenzen von daheim in Sparta eingeblendet würden! Mal ehrlich, wen interessieren schon politische Intrigen, wenn sich hier so fröhlich metzeln lässt ...
Irgendwann hat auch der letzte Arier - pardon: Spartiate seinen letzten herrenmenschlichen Blutstropfen um Volk und Vaterland, Freiheit und Ehre willen in die fern der Heimat verteidigte Erde vergossen, und ist dabei sogar christusgleich mit weit ausgebreiteten Armen dahingesunken - ist es nicht herrlich? Doch wer nun auch noch bis zum Abspann ausharren will, der muss sich dafür leider erst noch einmal minutenlang das unsägliche Gequatsche des seit Anbeginn des Films bereits völlig unerträglichen Off-Kommentators anhören, damit er schlussendlich in den Genuss dessen kommt, was ihm dann doch noch kurz aufzeigt, was aus dem Film bei einer stilsicheren und konsequenteren Umsetzung hätte werden können. Es ist einfach zum Kotzen, wie viel Kitsch einem hier zugemutet wurde, bloß um das bisschen gut choreographierte Metzelsuppe mehr schlecht als recht in erbauliches Kulturgut um(v)erklären zu wollen.
Aber egal, denn im Abspann bekommen wir endlich Ansätze dessen zu sehen, was eine bessere Comicverfilmung - ohne jegliche Prätentionen auf einen vermeintlich hyperrealistischen, letztlich aber doch nur albernen Look - hätte werden können: grelle Farben, die typisch millerschen Scherenschnittkontraste, eine ebenso pralle wie dynamische Kombination aus 2D-Animationen aus 3D-Perspektive, und jede Menge kontextfreie, aber dennoch ganz klar als stilisierte Spartaner-gegen-Perser-Action erkennbare Schlachtentümmelei. Mit garantiert weniger erzählerischem Anspruch als die Comicvorlage, dafür aber derart fantastischer Fließbildkunst, wie sie uns nur ein Film bieten kann.
Doch all diese Möglichkeiten wurden gnadenlos verschenkt, denn:
4. UND NUN KOMME ICH ZUM FAZIT
Anstatt auf den Zeitfluss zu achten und die Gesamtwirkung im Auge zu behalten, hat Drehbuchautor und Regisseur Zack Snyder bloß - allem Anschein nach sogar (oder nur vermeintlich?) 'werkgetreu' - eine Szene an die andere gereiht, ohne dabei daran zu denken, dass man im Comic weitaus freier mit der Erzählzeit umgehen kann, als das im Film noch zumutbar ist, und hat so das gesamte Timing nach Strich und Faden vermasselt. Darüberhinaus krankt diese schlechte Adaption an ungebrochener Gewaltverherrlichung und -rechtfertigung, an übermäßigem Pathos, Kitsch und einem unsäglich tumben Off-Kommentar sowie am bemüht ernsthaften Gestus der übersteigerten Präsentation, an ebenso halt- wie zielloser Überzeichnung der Charaktere, stilistischer Selbstverliebtheit und moralischer Schwarzweißmalerei. Kurzum: "300" ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn ein größenwahnsinniger Regisseur meint, mit filmischen Mitteln einen Comic auf dessen ureigenem Terrain übertrumpfen zu müssen, und dabei den Respekt vor seinem eigenen Metier - der Filmkunst - verliert.
http://wwws.warnerbros.de/300/
http://300themovie.warnerbros.com/
"300" (Comicvorlage)
"300 - The Art of the Film"
- Redakteur:
- Eike Schmitz
Nur der Mythos überdauert: Ein Lied von Blut und Tod
Im Jahr 480 vor Christus landete Großkönig Xerxes mit einer Armee von einer Million Mann an der nordgriechischen Küste. Um in das Kernland von Attika, Korinth und den Peloponnes vorzustoßen, musste er den Engpass der Thermopylen, der "Heißen Tore", passieren. 300 Spartaner und ein paar freie griechische Kämpfer aus Athen und anderen Städten stellten sich ihm hier entgegen. Sie stoppten sein Heer für einige Tage. 300 gegen eine Million.
Ihr Beispiel an Opfermut und Tapferkeit inspirierte die restlichen Stadtstaaten dazu, sich endlich zusammenzutun und ein gemeinsames Heer aufzustellen. Dieses Heer besiegte die Perser vernichtend in der Schlacht von Plataiai, nordwestlich von Athen. Danach versuchten die Perser nie wieder, Griechenland anzugreifen.
Filminfos
O-Titel: 300 (USA 2007)
Deutscher Kinostart: 5. April 2007
Dt. Vertrieb: Warner Bros.
FSK: ab 16
Länge: ca. 117 Min.
Regisseur: Zack Snyder ("Dawn of the Dead")
Produzent: Gianni Nunnari u. a.
Drehbuch: Zack Snyder, Kurt Johnstad und Michael B. Gordon nach dem Comic-Roman "300" von Frank Miller und Lynn Varley (1999)
Musik: Tyler Bates ("Dawn of the Dead")
Sologesang: Azam Ali
Kamera: Larry Fong
Schnitt: William Hoy
Sound: Scott Hecker
Produktionsdesign: James Bissell
Visuelle Effekte (VFX): Chris Watts
Soundstandards: DTS, DD 5.1, SDDS, Sonics-DDP (IMAX-Version)
Bildformat: 2,35:1
Die Darsteller und ihre Rollen:
König Leonidas: Gerard Butler
Gorgo, seine Frau: Lena Headey
Großkönig Xerxes: Rodrigo Santoro
Theron, spartanischer Verräter: Dominic West
Der Hauptmann, Spartaner: Vincent Regan
Sein Sohn Astinos: Tom Wisdom
Astinos’ Freund Stelios: Michael Fassbender
Dilios, Spartaner, Bote & Erzähler: David Wenham
Ephialtes, verkrüppelter Ex-Spartaner: Andrew Tiernan
Orakelmädchen: Kelly Craig
Und viele andere.
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Handlung
Um die Schlacht an den Thermopylen zu verstehen, muss man als allererstes die Spartaner verstehen. Dabei hilft ein Vorspann, der uns vom Schicksal des jungen Leonidas erzählt. Der Erzähler ist Dilios, der als einziger der Spartaner die Schlacht an den Thermopylen überlebte. Denn Leonidas hatte ihn als Künder seines Schicksals auserkoren.
Spartanische Jungen werden gleich nach der Geburt auf körperliche Qualität geprüft. Wer einen Fehler hat, wird in einen Abgrund geworfen: Ausschuss. Schon zu Hause geht die Kampfausbildung los, die in jungen Jahren von einer brutal harten Schule vervollkommnet wird. Die Männlichkeitsprüfung legt Leonidas ab, indem er in den verschneiten Bergen einen riesigen Wolf zur Strecke bringt, mit nur einem Speer als Waffe. Danach wird er in die Reihen der Krieger aufgenommen und gewinnt Gorgo zur Frau. Sie ist ebenso intelligent und abgehärtet wie er, denkt in strategischen Bahnen und kann eine Rede vor dem Parlament halten - nicht gerade ein Hausmütterchen also.
Eines Tages treffen persische Reiter in dem kleinen Ort Sparta ein, das ringsum von kargen Bergen umgeben ist. Diese Boten bringen die Schädel von unterworfenen Königen und fordern König Leonidas auf, sich sofort dem Beherrscher der Welt, dem Gottkönig Xerxes, zu unterwerfen, denn alles andere sei "Wahnsinn". Leonidas überlegt sich seine Antwort gut, befragt mit einem Blick seine Frau, hört sich den diplomatischen Rat des Bürgers Theron an - und lässt alle Perser in eine tiefe Grube werfen.
Natürlich will er sofort gegen die Perser in den Krieg ziehen, doch ein Gesetz verlangt, dass er zuvor das Orakel der Ephoren befragt. Die Ephoren leben wie Aussätzige auf einem kahlen Berg, doch ihr Orakel, das sie mit berauschenden Kräutern in einen Rauschzustand versetzen, ist ein junges Mädchen von etwa sechzehn Jahren. Das Orakel, so übersetzt ein Ephor, verlange, dass zuerst das Mondfest abgehalten werde. Leonidas durchschaut die Hinhaltetaktik und lässt sich eine List einfallen. Daran tut er Recht, denn hinter den Ephoren stecken der Verräter Theron und seine persischen Verbündeten.
~ Aufbruch ~
Leonidas hält vor den Toren seiner Stadt eine kleine Parade ab. Seine Leibgarde, die Besten der Besten und Härtesten, zählt genau 300 Mann. Als Theron und Co. ihn fragen, was er wohl vorhabe, antwortet er, er wolle einen kleinen Spaziergang unternehmen, nichts weiter. Der Abschied von Gorgo, seiner Frau, und seinem Sohn fällt ihm nicht leicht, aber die Pflicht ruft: Die Freiheit der Spartaner steht auf dem Spiel, und sie wird nicht zu Hause verteidigt, sondern dort, wo der Feind landet: an den Thermopylen. Gorgo hat ihm diese Entscheidung erleichtert. Zum Abschied gibt sie ihm sein Liebespfand: den Zahn jenes Wolfes, den er erschlug.
~ Der Baum der Toten ~
Der Weg der 300, die "einen kleinen Spaziergang" machen wollen, ist weit und führt sie an einer brennenden Stadt vorbei. Als sie die Bewohner suchen, finden sie sie alle an einem ungewöhnlichen Ort: auf die Äste eines großen Baumes gebunden. Und alle mausetot. Nur ein Junge hat das Massaker der Perser überlebt. Auf dem Weitermarsch schließen sich ihnen Soldaten aus Athen und anderen Städten Arkadiens an, aber es ist kein einziger Berufskrieger darunter, sondern es sind Töpfer, Bäcker und Hufschmiede. Dementsprechend schätzt Leonidas ihren Wert ein: gleich null.
~ Der Pass ~
Der Pass der Thermopylen, nur wenige Meter breit, liegt direkt am Ägäischen Meer. Dadurch haben die Krieger einen exzellenten Aussichtspunkt, um den Untergang der halben persischen Flotte in einem Orkan verfolgen zu können. Zum Glück bleiben noch genügend Perser übrig, damit die Spartaner etwas zu tun bekommen. Wenn die persischen Bogenschützen ihre Pfeile abfeuern, dann fallen diese so dicht wie Regen.
Schon nach dem ersten Scharmützel sind die Krieger in der Lage, eine hübsche Blockademauer zu errichten, die jede Umgehung des Passes verhindert. Sie besteht aus Steinen, okay, aber der Mörtel besteht aus persischen Leibern. Die Schlacht kann beginnen.
Mein Eindruck
Schon nach den ersten Bildern ist dem Betrachter klar, dass dies eine ungewöhnliche Comic-Verfilmung ist. Schon die Farbgebung ist völlig anders als alles, was man bisher gesehen hat. Was noch recht harmlos wildromantisch wie "Der Herr der Ringe" mit dem Wolfskampf anfängt, schlägt schon bald in eine als Oper inszenierte Heldengeschichte um.
~ Eine Oper ~
Diese Oper, die an historischer Genauigkeit als allerletztes interessiert ist, wendet sich nicht an Zuschauer, die Frodo "süüüß" finden, weil er so große blaue Augen hat. Vielmehr sollte die Zielgruppe abgeschlagene Köpfe und Gliedmaßen aushalten können, ebenso brutale Kämpfe, bei denen spritzendes Blut zu sehen ist und die Tugenden des Kämpfers im Vordergrund stehen. Leonidas, der geborene und ausgebildete König, ruft es mehrmals: "Niemals Rückzug! Niemals aufgeben!" Da, wo die Schlacht auf den Pelennor-Feldern in "Herr der Ringe 3" (zur Erinnerung: Das ist die mit den Riesenelefanten) aufhört, fängt "300" erst richtig an.
~ Kampfszenen ~
Die Kampfszenen sind einfach spektakulär und sieht aus wie Ballett. So etwas habe ich noch nie auf der Leinwand gesehen. Das liegt an zwei Faktoren. Die Kampfweise der Spartaner beruht auf Teamwork und dem effizienten Einsatz ihrer Kampfwerkzeuge Schild, Schwert und Lanze. Wenn sie zusammen kämpfen, so sieht dies aus wie ein Ballett, das sauber choreographiert worden ist. Einmal kämpft ein Duo zusammen - ich glaube, es sind Astinos und sein Freund Stelios - und sie arbeiten einander derartig gut zu, dass sie zu einem Organismus mit vier Beinen, vier Armen und zwei Köpfen verschmelzen, gegen den die angreifenden Perser keine Chance haben.
Jedenfalls nicht die normalen Fußkrieger. Doch die Perser setzen nach den ersten schweren Verlusten schließlich die Leibgarde von Gottkönig Xerxes ein. Diese maskierten und japanisch anmutenden Berufskrieger haben zwar auch keine Schilder, aber dafür zwei Schwerter. Ob sie wohl den Spartanern Paroli bieten? Selber anschauen!
Der zweite Faktor, warum die Kampfszenen so ungewöhnlich wirken, liegt an der Art und Weise, wie hier der Ablauf der Zeit manipuliert wird. Die Realaufnahmen, die an nur drei Sets und ansonsten nur vor künstlichen Hintergründen stattfanden, wurden im Computer bis zum Gehtnichtmehr bearbeitet, um dem Konzept, das Frank Millers Comics und Zack Snyders Vision vorgaben, zu entsprechen.
~ Jederzeit ein Comic ~
Der Film soll laut Snyder absichtlich niemals realistisch wirken, sondern stets wie ein Comic: also beispielsweise mit großem Vordergrund und schwachem Hintergrund, aber nichts im Mittelgrund. Ebenso ist es mit dem Bewegungsablauf: Manche Action im Vordergrund wird in Zeitlupe gezeigt, aber schon in der nächsten Zehntelsekunde verwandelt sich Zeitlupe in Zeitraffer - und umgekehrt. Der Effekt: Dem Zuschauer wird deutlich gemacht, wie sauber und überlegt die Bewegungen der spartanischen Krieger choreographiert sind. Ganz im Gegensatz zu denen der anderen Griechen, und der Perser sowieso.
Die Farbpalette der Bilder wurde nachträglich dergestalt verändert, dass dem Bild die Schwarztöne entzogen wurden, dafür wurde aber die Farbsättigung erhöht, um das Kontrastverhältnis zu verfremden (erklärt Produzent Jeffrey Silver). Die Wirkung ist die eines Comics mit sehr kräftigen Farben - oder, wer sich noch daran erinnern kann, wie gewisse Cinemascope-Schinken der sechziger Jahre. Darin traten ebenfalls muskelbepackte Recken mit Waschbrettbäuchen auf. Wurden sie in Großaufnahme gezeigt, so konnte man jede Pore einzeln zählen wie Krater auf dem Mond.
Das Gleiche ist auch bei "300" zu beobachten, und ich bin mir gar nicht sicher, ob das so positiv zu bewerten ist. Leni Riefenstahl zeigte ebenfalls die Ästhetik des muskulösen Recken und wurde dafür ebenso verdammt wie der Bildhauer Arno Breker. Aber nicht wegen ihrer Bilder an sich, sondern wegen des Dienstes, in den sie sie stellte: die Propagandamaschine der Nazis.
Deshalb ist es unbedingt notwendig, den Kampf nicht als ästhetischen Selbstzweck zu präsentieren (das mögen Jungs goutieren), sondern als Mittel zu einem politisch-moralischen Zweck. Dieser darf nichts mit der Weltanschauung der Nazis zu tun haben, etwa mit Rassismus.
~ Der Sinn des Kampfes ~
Doch es geht nicht nur um das Kämpfen, sondern auch um den Sinn dieses aussichtslos wirkenden Widerstandes. Das weiß Leonidas ebenso gut wie Xerxes und dessen Generäle. Der Gottkönig lässt sich dazu herab, Leonidas eine Audienz zu gewähren. Xerxes (Santoro) ist ein mit sehr tiefer Stimme sprechender Hüne, der dem Spartaner ein verlockendes Angebot macht. Er könne Kriegsherr aller Griechen werden und dürfe weiterhin als Vasall über Sparta herrschen - solange er dafür vor Xerxes das Knie beuge.
Wie könnte man einem solch mächtigen Herrscher die einfache Bitte abschlagen? Zumal offensichtlich ist, dass der Perser, der auf jedem Quadratzentimeter seiner göttlichen Haut mit Gold und Edelsteinen geschmückt ist, über unermessliche Schätze verfügen muss! Leonidas bittet untertänigst um Verzeihung, aber rein zufällig habe er gerade einen Krampf im Oberschenkel, der ihm das Kniebeugen unmöglich mache.
~ Die Heimatfront ~
Der zweite Grund, warum der Kampf an den Thermopylen einen Sinn hat, zeigt sich an der Heimatfront. Uns ist ja schon klargemacht worden, dass mit Theron ein Verräter im Rat sitzt. Wird er Leonidas politisch in den Rücken fallen und somit sein Opfer und das seiner Garde sinnlos machen? Die Frage ist, ob Königin Gorgo als Leonidas' Stellvertreterin die moralische Kraft und politische Geschicklichkeit aufbringt, um den Antikriegskräften im Rat Paroli zu bieten. Sie fällt um ein Haar einer Intrige Therons zum Opfer. Der Höhepunkt in der Auseinandersetzung der beiden brachte Gorgo Szenenapplaus ein! Die großartige Lena Headey steckt zehn Dämchen vom Kaliber einer Diane Krüger (Helena in Petersens "Troja") in die Tasche!
Von politischen Intrigen und Notwendigkeiten sehen wir also viel, doch von Rassismus kann keine Rede sein. Leonidas und später Dilios (Wenham) benutzen als Schlachtruf nicht "Vernichtet den Abschaum aus dem Osten!", sondern "Wider den Mystizismus und die Tyrannei aus dem Osten". Der Vorwurf des Mystizismus ist selten zu finden, und dieses Phänomen abzulehnen, kann wohl nur einem Spartaner einfallen.
Und nur ein Spartaner würde ablehnen, was der Großkönig in seiner Gnade dem zweiten Verräter, dem Krüppel Ephialtes, anbietet: Geld, Macht - und Frauen. Diese "Frauen" sind hübsche Spielzeuge, die mit Goldketten behangen sind und nur als Augenweide des Gottkönigs dienen. Ephialtes gehen jedenfalls die Augen über. Leonidas würde sich mit Grausen abwenden, denn in seiner Heimat haben alle Frauen die gleiche Stimme wie ein Mann. Wie er dem persischen Boten sofort klarmacht, indem er ihn in die Grube wirft.
~ Der Sinn des Opfers ~
Der Erzähler, gespielt von Dilios (David Wenham, der "Faramir" bei Peter Jackson), bedient sich der Sprache Frank Millers. Diese ist alles andere als dokumentarisch, sondern singt im gleichen epischen Ton wie Homer den Lobpreis des Helden Leonidas. Warum das so sein muss, wird spätestens dann klar, als wir sehen, dass Dilios vor dem Rat von Sparta diese Erzählung vorbringt und sie in den Aufruf zum Krieg münden lässt. Aber nicht direkt mit Kriegsgeschrei, sondern mit der einfachen Bitte seines toten Königs: "Erinnert euch an uns." Sollte man dessen Andenken nicht würdigen, so würde man alles, worauf Sparta erbaut ist, verraten.
Die Erzählung dient also sowohl als Heldenepos wie auch als parlamentarische Kampfrede: Das Opfer des Leonidas darf nicht umsonst gewesen sein. In diesem Zusammenhang ergibt Dilios' Erzählung einen einleuchtenden Sinn und nimmt ihrem hohen epischen Sprachstil die Peinlichkeit.
Unterm Strich
Die Umsetzung der bekannten Comic-Roman-Vorlage von Frank Miller erinnert in erster Linie an die Oper. Dies ist durchaus so beabsichtigt. Alle Ansätze in Richtung realistischer Darstellung wurden den Bildern systematisch ausgetrieben, so dass sie mythologisch-archaische Züge annahmen. Die visuellen Effekte spielten hierbei eine Schlüsselrolle. So etwa wurden die Zweikämpfe, die der Regisseur inszenieren ließ, von vornherein als Ballettszenen choreographiert, und zwar nach den Vorbildern von verschiedenen Kampfsportarten.
Es ist klar, dass historische Genauigkeit keine Rolle spielt, vielmehr sollte das gezeigte Geschehen in einen Zustand der Zeitlosigkeit überführt werden, wie er für die Entstehung des Mythos stets notwendig ist. Leonidas ist als mythische Figur nicht als Mensch interessant (obwohl wir viel über ihn erfahren), sondern in erster Linie in seiner Funktion: Er leistet einer Übermacht Widerstand und inspiriert durch sein Opfer den Widerstand des restlichen Griechenlands, wodurch dieses zu einer Einheit wird.
Ich fand "300" mitreißend, sehr emotional, in gewissen Szenen einfach prächtig und voller Überraschungen. Der Schluss ist einfach sehr bewegend. Am liebsten würde ich den Film gleich noch mal sehen, um alle Eindrücke überprüfen zu können.
Leute, die kein Blut sehen können, seien gewarnt. Blut ist ein wichtiger dramatischer Bestandteil aller Bilder. Ja, im Abspann wird geradezu eine Bilderorgie aus Blut und Schatten gefeiert. Da darf man sich keine Illusionen machen. Leser von David Gemmell und anderer Heroic Fantasy dürften hier aber an der richtigen Adresse sein.
- Redakteur:
- Michael Matzer
Hintergrund
Spartaner gelten bis heute als perfekte Krieger. Ihren Ruf haben sie den Überlieferungen des Herodot zu verdanken, der die sagenumwobene erste Schlacht bei den Thermopylen beschrieb. Laut seines Berichts soll eine griechische Minderheit (etwa 4000 Mann, darunter 1000 Arkadier und 300 Spartaner) einer persischen Übermacht von über einer Millionen Mann gegenübergestanden haben (moderne Historiker haben die Zahl mittlerweile auf geschätzte 170000 relativiert). Die Schlacht fand in und um einem Engpass im Kallidromos-Gebirge statt, der nur fünf Meter breit war. Die zahlenmäßig unterlegenen griechischen Truppen machten sich den Feldvorteil unter Führung des spartanischen Königs Leonidas zum Vorteil und schlugen die persische Übermacht unter König Xerxes I tagelang zurück.
Ein taktischer Fehler besiegelte letztlich das Schicksal der verteidigenden Truppen. Leonidas ließ den Anopaiapfad südlich des Küstenkamms nicht ausreichend sichern, weshalb es den Persern gelang, die Thermopylen zu umgehen und so von beiden Seiten anzugreifen. Im Anschluss an die Schlacht zog Xerxes nach Athen, das jedoch zuvor vom weitsichtigen Feldherr Themistokles evakuiert worden war. Nach intensiven Schlachten in Salamis und Plataiai wurden die Perser von den Griechen geschlagen. Die Unabhängigkeit der griechischen Staaten blieb gewahrt.
Handlung
Kurz vor der persischen Invasion Griechenlands schickt der selbsternannte ‚Gott-König’ Xerxes (Rodrigo Santoro, "Lost") einen Boten nach Sparta, um die Unterwerfung der Kriegerstadt einzufordern. Doch die Forderungen stoßen auf taube Ohren. Der stolze spartanische König Leonidas (Gerard Butler, "Das Phantom der Oper") verkündet ihm, dass sich sein Volk unter keinen Umständen ergeben wird.
Die Bedrohung vor Augen, bittet Leonidas die Ephoren (hochrangige Beamte in Sparta) um Hilfe. Er will den Persern mit einer schlagkräftigen Armee gegenübertreten und sich dabei den Engpass der Thermopylen zu Nutze machen. Seine Worte finden aber keinen Anklang unter den weisen Ephoren. Von Xerxes zuvor bestochen, verweigern sie Leonidas die Hilfe und stellen ferner sogar jegliche militärische Intervention unter Strafe. Ungeachtet dessen versammelt der König seine 300 besten Kämpfer als ‚Leibgarde’ um sich. Zusammen ziehen sie in den Norden Lakoniens, um die strategisch wichtige Stellung, das ‚heiße Tor’ der Thermopylen, zu verteidigen.
Kritik
300 gegen 1.000.000 - ein verlorener Kampf? Basierend auf Frank Millers ("Sin City") gleichnamiger Graphic Novel inszeniert Zack Snyder ("Dawn Of The Dead 2004") ein aufwendiges Schlachtenepos, das weder geschichtlich akkurat noch geistig fordernd ist.
Wie schon Robert Rodriguez bei "Sin City", transportiert Zack Snyder die Bilder des Comics detailgetreu auf die Leinwand. Das Ergebnis des Blue- und Green-Screen-Drehs ist eine Bilderflut, die wohl nur im Kino richtig zur Geltung kommt! Optisch brillant, offenbart sich ein Schlachtfest, das die besten Momente aus "Braveheart", "Conan" und "Herr der Ringe" vereint. Stehen sich die Kriegsparteien erst einmal gegenüber, wird martialische Action zelebriert, mit allem was dazugehört: abgetrennte Arme und Beine, rollende Köpfe und zahllose Opfer. Die perfekt choreographierten Kämpfe rücken die herrlichen CGI-Kulissen in ein sehenswertes, sehr stimmiges Bild und bieten dem Zuschauer Adrenalin in Reinform!
Bis es soweit ist, wird dem Zuschauer das spartanische Wesen näher gebracht. Von klein auf werden nur die stärksten Jungen in Spartas Kriegerkaste aufgenommen. Kurz nach der Geburt findet eine Selektion statt, die den Schwachen keine Chance lässt. Mit sieben Jahren werden die Kinder der schützenden Mutterhand entrissen, um sich auf den erbarmungslosen Pfad des Kriegers zu begeben. Am Ende des Weges steht der ‚schöne Tod’ - das Fallen auf dem Schlachtfeld.
"Kein Rückzug, kein Ergeben, kein Erbarmen. Kampf bis zum letzten Atemzug", so lauten die ersten Worte des Vaters an seinen Sprössling. Das Ergebnis dieser Erziehung zeigt sich in Form der 300 Elitesoldaten des König Leonidas. Austrainiert bis in den letzten Muskel und gewillt, füreinander und das Vaterland zu sterben, offenbart sich in ihnen der perfekte Krieger. Neben der Physis warten sie aber auch mit den klügsten und modernsten Kampftechniken ihrer Zeit auf. Außer dem großen Rundschild tragen sie nur noch Helm, Lanze und Schwert mit sich. Den nackten Oberkörper nur durch ihren langen Umhang spärlich verdeckt (eine geschichtliche Freiheit, die sich schon die Vorlage nahm), machen die Kriegsmaschinen einen Furcht einflößenden Eindruck. Narben zieren ihre Körper, doch ihre Augen strahlen einen unbeugsamen Willen aus, den nicht einmal eine tausendfache Übermacht zu brechen vermag. Pathetische Reden werden geschwungen, von der Stunde Null wird gesprochen. Der Führer Leonidas schickt seine Männer in den Opfertod, um die Ehre der Nation aufrecht zu erhalten. Kein Widerwort, kein Protest. Der Ehrenkodex der Spartaner verlangt den unerbitterten Kampf bis in den Tod.
"Hinter jedem mächtigen Mann steht eine starke Frau." Leonidas Frau Gorgo (Lena Headey, "The Brothers Grimm") bildet den Gegenpol. Während ihr Mann im Norden einen aussichtslosen Kampf führt, setzt sie sich politisch in Szene. Um Unterstützung für ihren Mann, den König, bemüht, legt sie sich mit dem hohen Rat an, um Leonidas den dringend benötigten Truppennachschub zu schicken. Dieses kühne Unterfangen war eine der wenigen Freiheiten, die sich Regisseur und Co-Autor Snyder herausnahm. Während Frank Millers Gorgo nicht viel mehr als eine unbedeutende Nebenfigur ist, avanciert sie im Film zu einer Femme Fatal, die einen ähnlich aussichtslosen Kampf wie ihr Mann führt. Diese Momente des Tiefgangs tun dem Film sichtlich gut, wenn auch das Tempo unter den politischen Einspielern leidet.
"300" definiert sich fast ausschließlich durch seine Kampfszenen und die darin befindlichen Heroen. Die pathetischen Ansprachen voller ‚Blut und Eisen’ zeugen von feinster Kriegspropaganda; das Ziel, auf dem Schlachtfeld zu sterben, von einem martialischen und archaischen Geist. Zwischen den Ansprachen und den Schlachten zeigen sich die 300 Kämpfer überaus lakonisch, was ihre Kämpfernatur nur unterstreicht. Intelligente Dialoge, tiefe Charaktere oder gar eine ausgefeilte Handlung darf man freilich nicht erwarten. Wenn 300 Elitekämpfer auf dem Schlachtfeld einer Million gegenüberstehen, das Ganze auf einem Comic basiert und sich grob an überlieferter Geschichte orientiert, bleibt wenig Spielraum für interessante Wendungen und philosophische Ansätze.
Was bleibt, ist ein 117-minütiger Bilder- und Gewaltrausch, der erbarmungslos um sich schlägt und durch seinen fabelhaften Score eine mythische Atmosphäre aufbaut. Hier wird nicht Geschichte nacherzählt, sondern eine Legende geschaffen!
Fazit
"300" - eine Zahl, ein Film, eine Legende. Zack Snyder hat es geschafft, die visuell betörenden Comics von Frank Miller adäquat auf die Leinwand zu bringen und das Ganze zu einem Actionfeuerwerk zu machen, das es in dieser Form noch nicht zu sehen gab. Die Handlung und die Charaktere sind flach, ihre Beweggründe zweifelhaft. Dennoch unterhalten die 117 Minuten des Films, dennoch betört das Gezeigte. Kinematographisch ausgezeichnet, ist "300" ein audio-visueller Gewaltrausch auf höchstem Niveau. Intellektuelle und Arthouse Fans sollten einen großen Bogen um dieses Werk machen, da ihnen wohl nur die faschistisch anmutenden Reden und die Kriegsverherrlichung im Kopf bleiben werden.
Keine Geschichtsstunde, kein Anspruchsfilm - "300" ist ein Actionepos, das keinen Hehl aus seiner simplen Botschaft macht. Die Action ist die Handlung!
- Redakteur:
- Martin Przegendza