Tal der Wölfe - 2 Disc-Edition
- Regie:
- Serdar Akar
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Action
- Land:
- Türkei
- Originaltitel:
- Valley of the Wolves: Iraq / Kurtlar vadisi - Irak
1 Review(s)
28.03.2007 | 14:00Hintergrund
"Tal der Wölfe" sorgte schon bei seiner Kinoauswertung für Wellen der Entrüstung. Am 9. Februar 2006 startete "Kurtlar Vadisi – Irak", so der türkische Originaltitel, mit gut 60 Kopien und ohne FSK-Freigabe in den deutschen Kinos. Kurze Zeit später bekam er eine „Ab 16“-Freigabe. Nach einer wilden politischen Diskussion, die in erster Linie durch die antiamerikanische, antichristliche und vor allem antisemitische Handlung des Films ausgelöst wurde, versah der Appellationsausschuss der FSK, das höchste Gremium der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, nach einem Einwurf des nordrhein-westfälischen Familienministers Armin Laschet (CDU) "Tal der Wölfe" mit „keiner Jugendfreigabe“. Der Film genoss besonders unter den türkischstämmigen Jugendlichen einen besonderen Status. Selbst wenn "Tal der Wölfe" nicht so ausgelegt war, hatte er eine starke propagandistische Wirkung auf jene Bevölkerungsschicht.
Handlung
Nach der „Sackaffäre“ - amerikanische Truppen stürmten einen türkischen Stützpunkt im Nordirak und nahmen die Offiziere und Soldaten in Zivil fest - wird der türkische Geheimagent Polat Alemdar (Necati Sasmaz) in den Irak geschickt, um das Unrecht und die Schande wieder gut zu machen. Er soll den verantwortlichen amerikanischen Befehlshaber Sam William Marshall (Billy Zane, "Titanic") ausschalten. Doch Marshall hat weitreichende Kontakte zum korrupten irakischen Regime, die ihn schützen. Um an Marshall heranzukommen, muss Polat Alemdar einen blutigen Weg einschlagen ...
Kritik
„Ein rassistischer und antiwestlicher Hass-Film!“ (Edmund Stoiber, CSU). Dieses Zitat soll stellvertretend für den politischen Trubel zur Kinoauswertung von "Tal der Wölfe" stehen. Gerade in den kulturellen Schmelztiegeln der Bundesrepublik war zu spüren, warum die Politik scharf und regelrecht polemisch gegen den Film vorging. Auf den Schulhöfen und in den Bussen war "Kurtlar Vadisi – Irak" gerade unter den türkischstämmigen Jugendlichen DAS Gesprächsthema. Bedauerlicherweise nahmen viele Jugendliche den Film viel zu ernst und die plumpe antiamerikanische, antichristliche und antisemitische Propaganda für voll. Das Resultat war ein Medienrummel, den dieses stupide B-Movie aus Qualitätssicht nicht verdient hat. Was hat es also mit diesem Film auf sich?
"Kurtlar Vadisi – Irak" basiert auf der türkischen TV Serie "Kurtlar Vadisi", in welcher der Geheimagent Polat Alemdar für den fiktiven türkischen Geheimdienst KGT die Mafia aushebelt. Im Film wird er beauftragt, die „Sackaffäre“ im Irak zu vergelten - hier fängt das grundlegende Problem des Films an! "Tal der Wölfe" vermischt andauernd reale Ereignisse mit stumpfer B-Movie-Action. So hat es die „Sackaffäre“ wirklich gegeben, ebenso wie das Massaker einer Hochzeitsgesellschaft. Auch die widerlichen Folterfotos aus Abu-Ghuraib werden in einer Szene samt Lynndie England Verschnitt aufgegriffen. Andauernd vermischen sich echte Szenen des andauernden Irakkriegs mit der stumpfen und eintönigen "Rambo" Handlung. Dem Film liegt eine einfache 80-er Jahre Schwarz-Weiß-Sicht zu Grunde, die hier das Negativ zu den bekannten "Rambo"-Filmen liefert. Anstatt der guten Amerikaner, die die Welt vor den Nazis, Kommunisten, Arabern, etc. retten, steht der stolze und gläubige türkische Geheimagent Polat Alemdar den abgrundtief bösen Amerikanern gegenüber. Soweit gestaltet sich der Film unproblematisch.
Was "Tal der Wölfe" jedoch von "Rambo" und Konsorten unterscheidet, ist die Vermischung der Handlung mit echten Ereignissen des Irakkriegs. Außerdem geht die Schwarz-Weiß-Malung hier noch wesentlich weiter. Anstatt es dabei zu belassen, den türkischen Helden übermenschlich stark und menschenfreundlich aussehen zu lassen, wird noch eine starke Glaubenskomponente in die Handlung eingebaut, die den Okzident zum Blutsfeind ernennt. So wird der amerikanische Befehlshaber Sam William Marshall als gläubiger Christ auf einem Kreuzzug dargestellt, der die Heiden um jeden Preis bekämpfen muss. Ferner wird auch Antisemitismus geschürt, explizit in Person des Doktors (Gary Busey, "Predator 2"). Der jüdische Arzt, eine feine Dr. Mengele Kopie, entnimmt Gefangenen in Abu-Ghuraib ihre Organe und verschickt sie demonstrativ nach London, New York und Tel Aviv. Als letztes werden die aus türkischer Sicht verhassten Kurden noch als treuelose Vasallen der Amerikaner verunglimpf.
Es ist nicht die antiamerikanische Sicht des Films, die problematisch ist, vielmehr erschreckt die schiere Summe der antiwestlichen Elemente, die sich auch nicht davor zurücknimmt, Öl ins Feuer des aktuellen Glaubenskriegs zu gießen. Diese Elemente gehen weit über den Film hinaus und verfehlen ihre Wirkung nicht. Selbst wenn man neutral auf diesen an amerikanische 80-er Jahre Actionspektakel angelehnten Film schaut, kommen einem starke Zweifel an der Symbolik und der Aussage. Gerade durch die brennend heiße Glaubenskomponente hat "Tal der Wölfe" eine unverkennbare Propagandakomponente. Radikale Lager, die in einer kontroversen Diskussion blind agieren und argumentieren, werden sich durch diesen Film in ihren Aussagen bekräftigt fühlen. Die Reaktionen der deutsch-türkischen Jugendlichen bestärken dies zudem. Sowohl politisch, als auch filmisch geht die verweigerte Jugendfreigabe in Ordnung.
Was neben der unvermeidbaren politischen Diskussion bleibt, ist ein unterdurchschnittlicher und stupider Actionfilm, der nahezu ohne Handlung auskommt und massig Gewalt zum Selbstzweck bewirbt. Amerikaner werden scharenweise und blutig aus dem Weg geräumt, Selbstmordattentäter reißen eine Schneise der Verwüstung in einen Basar, und ein einzelner James Bond/John Rambo im Auftrag der Türkei rettet die armen, unterdrückten Iraker und stellt den Stolz seiner Nation wieder her.
Die DVD
Das Bild (1.85:1) zeigt eine sehr gute Schärfe und einen überaus überzeugenden Kontrast. Die Farben sind kräftig, der Schwarzwert satt. Während die Detailschärfe ausgezeichnet ist, wirken manche Hintergründe leicht verschwommen. Zudem ist ein wenig störendes Blockrauschen nicht zu übersehen. Weiterhin gibt es ab und an leichte Nachzieheffekte zu bemängeln. Diese Mängel sind aber von geringer Natur, womit das Bild der DVD Oberklasse zuzurechnen ist.
Ähnliches gilt für den Ton. Neben einer multilingualen Originaltonspur in DD5.1 gibt es eine deutsche DD6.1 EX Spur, sowie eine deutsche DTS ES Tonspur. Vergleicht man die deutschen Spuren miteinander, fällt lediglich eine höhere Lautstärke der DTS Spur auf. Auf Grund fehlender Hardware konnten die Spuren jedoch nur in 5.1 getestet werden. Im direkten Vergleich zur O-Ton Spur zeigt sich eine starke Centerfixierung. Außerdem wirkt das Klangbild des O-Tons auf den hinteren Kanälen feiner und präsenter. Zudem ist der Bass in der Synchronisation merklich dezenter ausgefallen. Spurübergreifend bleibt zu sagen, dass dem Zuschauer viele Hintergrundgeräusche, einige Split-Surround-Effekte und ein angenehm brummender Bass geboten werden. Wie schon beim Bild fehlt ein wenig zur absoluten Spitze.
Die Extras der 2-Disc-Edition fallen überschaubarer als erwartet aus. Neben vielen Trailern steht lediglich ein 42-minütiges Making Of auf Disc 2 zur Auswahl. Dort werden zwar viele Hintergrundinformationen und Blicke hinter die Kulissen vermittelt, Specials zum politischen Hintergrund wären aber wünschenswert gewesen.
Löblicherweise kommt die Doppel-DVD in einem geprägten Schuber samt 16-seitigem Booklet daher.
Fazit
"Tal der Wölfe" ist ein typisches Hype-Opfer. Den im Vorfeld begangenen Medienrubel wird der 118 Minuten lange B-Actionstreifen zu keiner Minute gerecht. Kaum Handlung, viele ideologisch zweifelhafte Szenen und massig selbstzweckhafte Gewalt warten hier auf den Zuschauer. Fans der 80-er Jahre Actionfilme aus den US und A, die vollkommen politisch losgelöst an den Film rangehen, könnten Spaß haben. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, soll das tun - er sei jedoch gewarnt!
- Redakteur:
- Martin Przegendza