Best of TromaDance Film Festival Volume 1
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Kurzfilm
- Land:
- USA / Kanada / Groß-Britannien
- Originaltitel:
- Best of TromaDance Film Festival Volume 1
1 Review(s)
30.01.2003 | 09:28Das TromaDance Film Festival findet seit 2000 jährlich zur gleichen Zeit wie das Independent-Film-Festival Sundance in Park City, Utah statt. Der Veranstalter, das berüchtigte amerikanische Independent-Filmstudio Troma, versteht dieses Festival denn auch als Gegenbewegung zum zunehmend kommerzialisierten Sundance Festival. Aus diesem Grund müssen weder die Filmemacher noch die Besucher Geld bezahlen, um an dem Festival teilhaben zu können. Vielmehr wird das Festival über Sponsoren finanziert.
2002 erschien die Kurzfilm-Anthologie „Best of TromaDance Film Festival Volume 1“ mit den besten Festivalbeiträgen der ersten Jahre auf DVD. So entstand eine illustre Mischung aus Trash-, Experimental- und Underground-Filmen, die überwiegend dem Amateur- und semiprofessionellen Sektor, also dem wirklich unabhängigen Filmmarkt, zuzuordnen sind. Nach einer kurzen Einleitung von Troma-Mitbegründer Lloyd Kaufman, in der er Auskunft über die Ziele des TromaDance Festivals gibt, geht es auch schon los:
Deadbeats
Regie: Barry Norman
30 Minuten
Der Wrestler Mick Foley spielt in seinem Schauspiel-Debüt einen Ex-Häftling, dessen Bewährungshelfer ihm empfiehlt, doch einen Job als Geldeintreiber anzunehmen. Diesem Rat folgend erhält er prompt eine solche Anstellung. Nachdem ihm während einer Instruktion eingebläut wurde, wie er sich Schuldnern gegenüber zu verhalten hat, begibt er sich an seinen neuen Arbeitsplatz. Dort freundet er sich recht schnell mit einer Kollegin an und muss schließlich erkennen, dass sich die Gründe, solch einen Beruf auszuüben, nicht wesentlich davon unterscheiden, warum er sich einst für eine Verbrecherlaufbahn entschieden hat.
„Deadbeats“ ist ein kleines, aber feines Drama, das sich überwiegend aus Dialogen zusammensetzt, in denen er legales Verbrechertum zu entlarven versucht.
Please Kill Mr. Kinski
Regie: David Schmoeller
9 Minuten
Dass Klaus Kinski kein Schauspieler war, mit dem man es als Regisseur leicht hatte, weiß man spätestens seit Herzogs Dokumentarfilm „Mein liebster Feind“. Hier nun wagt sich Regisseur David Schmoeller, der Kinskis Eigenarten während der Dreharbeiten zu seinem Film „Crawlspace“ (1986) ertragen musste, daran, seine Erfahrungen mit diesem auf filmische Art zu verarbeiten. Und so berichtet er dem Zuschauer auf unterhaltsame Weise von seinen Erlebnissen und lockert das ganze mit Interviewfetzen und Filmausschnitten mit Kinski auf. Was dabei rauskommt, ist schließlich eine Abrechnung mit Kinski, zugleich aber auch eine Hommage an diesen unvergesslichen Schauspieler. Trotz seines Unterhaltungswertes aber nur „Mein liebster Feind“ light.
H.R. Pukenshette
Regie: Steve Herold
12 Minuten
Nachdem ihn seine Freundin verlassen hat, beschließt ein Typ, sich zu Tode zu saufen. Wegen dem vielen Alkohol muss er sich schließlich erbrechen. Erstaunt stellt er fest, dass seine Kotze zum Leben erwacht. Sie spricht mit französischem Akzent, stellt sich als H.R. Pukenshette vor und behauptet, der Schutzengel des Typen zu sein. Als solcher beginnt H.R. nun, ihm zu zeigen, warum das Leben trotz mancher Tiefschläge lebenswert ist.
„H.R. Pukenshette“ ist ein amüsanter Kurzfilm, der dank seines großartigen, bizarren Humors und seiner lebensbejahenden Einstellung auch bei wiederholtem Anschauen für gute Laune sorgt. Dabei ist der Film gar nicht mal so trashig, wie die Story vermuten lässt, sondern ziemlich professionell gefilmt. Meiner Meinung nach das Highlight der Sammlung.
Zitlover
Regie: Cyrus Helf
11 Minuten
Der Zitlover (Pickel-Liebhaber) ist ein extrem abscheulicher Typ, der sich morgens seine ekelhaften Pickel vor dem Spiegel ausdrückt. Danach geht er erst mal in den Supermarkt und klaut sich massenhaft Fressalien zusammen, die er dann in einer wahren Orgie auf einmal verputzt. Als er dann noch an Klebstoff schnüffelt, meldet sich ein Wesen in seinem Kopf und verlangt nach Käse. Also macht sich der Zitlover wieder auf zum Supermarkt und raubt den dortigen Vorrat an Nacho-Käse. Doch der Supermarkt-Besitzer ist ein Vietnam-Veteran, der Rambo in nichts nachsteht.
„Zitlover“ ist garantiert nichts für Feingeister, sondern eine wahre Trash-Orgie an Ekelhaftigkeiten, Blutmatsch und übertriebener Comic-Gewalt. Und da schließlich auch noch ein nettes Mädel für eine kurze Nuditäten-Einlage sorgt, kann man hier von einer spaßig-überdrehten Vollbedienung für Trash-Freaks sprechen. Nur die Anspielungen auf den Vietnam-Krieg hätte man sich sparen können.
TV Head – Family Dinner Party
Regie: Kevin Meyer, Matt Short, Brian Stampnitsky
5 Minuten
Essen machen für die Familie ist für den Protagonisten ein Horror. Jeden kleinsten Fehler verübelt er sich und bestraft ihn sogleich mit Attacken gegen seine eigene körperliche Unversehrtheit.
Die drei Regisseure, die auch die drei Rollen als Familienangehörige spielen (einer davon auf schlechte Weise als Frau verkleidet) schaffen es eine komische Atmosphäre aufzubauen, die sie versuchen, mit einer Schlusspointe in einem finalen Lacher gipfeln zu lassen. Nur leider läuft diese Pointe schließlich ins Leere, so dass man den Film trotz guter Ansätze als misslungen bezeichnen muss.
The Psychotic Odyssey of Richard Chase
Regie: Carey Burtt
6 Minuten
Der Regisseur zeichnet mit diesem Film die Lebensgeschichte des Serienkillers Richard Chase nach, und das ausschließlich mit Puppen. Das ganze wirkt unglaublich billig und stellenweise auch extrem lächerlich. Aus diesem Grund ist es um so erstaunlicher, dass dieser Film, der offensichtlich ohne besonderes Budget auskommt, es vermag, beim Zuschauer ein verstörendes Gefühl zu hinterlassen. So etwas verdient Respekt.
Harry Knuckles and the Treasure of the Aztec Mummy
Regie: Lee Demarbre
27 Minuten
Harry Knuckles (Phil Caracas), ein Agent mit dem Codenamen „Spanish Fly“ und einer extremen Vorliebe für Bananen, gerät in arge Bedrängnis als eine finstere Organisation seine Tochter entführt. Harry soll für diese ein geheimnisvolles Serum besorgen, das sich im Besitz einer aztekischen Mumie befindet. Doch auch andere sind hinter dem Serum her, und die Mumie rückt dieses auch nicht freiwillig raus, sondern hetzt eine Zombie-Armee auf Harry.
„Harry Knuckles and the Treasure of the Aztec Mummy“ ist eine semiprofessionelle Produktion aus Kanada, die so ziemlich jede Sparte des B-Movies vom Agentenfilm über den Kung-Fu-Film bis hin zum Zombie-Film parodiert. Dank seines Einfallsreichtums, erstaunlich gut gelungener Kampfszenen und einem bewusst-spaßigen Trash-Flair bietet der Film beste Unterhaltung für B-Movie-Liebhaber. Nur die misslungene Nachsynchronisation ist ein echtes Manko.
Red’s Breakfast 2: Dawn of the Red
Regie: Caleb Emerson
14 Minuten
Red ist der allseits geliebte Serienkiller aus der Nachbarschaft, der allenfalls mal negativ auffällt, weil sich Nachbarn an den Schmerzensschreien aus seiner Wohnung stören. Macht aber nichts, weil die Polizei angesichts des lieben Kerls gerne mal zwei Augen zudrückt. Auch um den Opfernachschub braucht sich Red keine Sorgen zu machen, weil sich jeder gerne mal von ihm killen lässt. Schließlich findet er auch noch eine Frau fürs Leben, der es nichts ausmacht, auch mal ein wenig mit Blut besudelt zu werden, und die sich gerne an Reds tödlichen Umtrieben beteiligt.
Alles ist hier wie in einer perfekten Welt: Die Mordopfer lächeln fröhlich in die Kamera oder plaudern erheitert mit Red, während dieser ihnen die Beine absägt, die Polizei ist auch angesichts eines blutbespritzten Red noch freundlich und zuvorkommend und die Geliebte kann sich auch mit den abstrusesten Hobbies anfreunden. Mit „Red’s Breakfast 2“ ist Caleb Emerson eine gelungene Parodie auf die sich häufenden Umtriebe des Mainstream-Films, einen Serienkiller oder Verbrecher als Held und Identifikationsfigur zu etablieren, geglückt. Dabei wird freilich nicht mit bis zur Lächerlichkeit übertriebenen Splatter-Effekten gespart, die aber gewollt durchschaubar sind und deshalb nie wirklich hart wirken.
Spag
Regie: Richie Winearls
22 Minuten
Es läuft etwas schief im britischen Herrenhaus: Der Nachschub an Spaghetti lässt auf sich warten, die zwei gefangenen Frauen im Keller sind dabei auszubrechen und die Putzfrau genehmigt sich auf Kosten des Hauses gerne mal einen Drink. Als der Koch sich dann endlich mal dazu aufrafft, Spaghetti zu kochen, springt Spag, das Spaghetti-Monster, aus dem Kochkopf und macht sich daran, die Bewohner des Hauses zu eliminieren. Zu allem Überfluss macht Spag auch noch die beiden Frauen aus dem Keller zu seinen willenlosen Sklaven.
Für wen sich all dies ziemlich verworren anhört, dem muss ich Recht geben. Der Handlung dieses experimentell angehauchten Films ist schwer zu folgen. Die Beschreibung der DVD bezeichnet den Film als ein in der Tradition Eisensteins gedrehter Film über die unterschwelligen sozialen und ethischen Implikationen von Spaghetti. Wie bei Eisensteins Stummfilmen wird auch hier, von einem einleitenden Monolog mal abgesehen, auf gesprochene Dialoge verzichtet und diese stattdessen als Texttafeln angezeigt. Sonstige Parallelen zum russischen Filmemacher haben sich mir bisher aber nicht offenbart. Mal abgesehen von der trashig-wirren Handlung sorgen übertriebene Sound-Effekte und aufgemalte Kulissen für einen sehr artifiziellen Charakter des Films. Dieser ist dann wohl auch nur etwas für aufgeschlossenere Fans von ungewöhnlichen Filmen.
Crawfish, more like Gayfish (Bonusfilm)
Regie: Mario Passera
10 Minuten
Ein schreckliches Erlebnis prägt das Leben des Sprosses einer Schalentier-Familie: Er beobachtet seine Eltern bei der Ausübung des ehelichen Geschlechtsverkehrs und ist so angewidert, dass er sich von dem Moment an dem eigenen Geschlecht zuwendet.
Dieser Film fällt unter die Kategorie „Worst of TromaDance“. Scheinbar haben sich ein paar Teenager den Camcorder des Papa geschnappt, ein paar Schalentiere aus dem Supermarkt besorgt und dann wild drauf los gedreht. Die Schalentiere bewegen sie dabei mit Hilfe von Zahnstochern, wobei man nicht einmal den Versuch unternommen hat, das irgendwie zu verschleiern. Im Gegenteil: Die Hände der „Puppenspieler“ sind eigentlich immer zu sehen. Wie es sich für einen Film dieser Art gehört, ist das Bild immer verwackelt und oft unscharf. Und die Dialoge sind auch nicht immer leicht zu verstehen, weil sich die Darsteller ihrer eigenen Gags wegen oftmals vor Lachen gar nicht mehr halten können. Dieser Film ist so grottenschlecht, dass er schon wieder Spaß macht. Respekt für Troma, dass sie solch einen Schrott auch noch veröffentlichen!
Los Vampirios Moronious (Bonusfilm)
Regie: Karen Black
1 Minute
Lloyd Kaufman und die Schauspielerin Karen Black albern kurz in einem Troma-Büro um die Wette.
Schließlich befindet sich noch eine Episode der Fernseh-Sendung „Troma’s Edge TV“ mit einem Special über das TromaDance Film Festival 2001 auf der DVD. Hier wird auf spaßige, eigentlich schon alberne Weise gezeigt, was hinter den Kulissen des Festivals so alles los war und welche Probleme es mit der Polizei und den Veranstaltern des Sundance Festivals gab.
Dank der Fülle an Independent- und Trash-Perlen und der Abwechslung, die diese DVD zu bieten hat, ist sie ein wahrer Quell der Freude für jeden Fan des Underground-Films. Leider ist eine deutsche Veröffentlichung der DVD mehr als unwahrscheinlich.
- Redakteur:
- Andreas Fecher