WRETCHED (DE) - Aspiring Worldwide Domination
Mehr über Wretched (DE)
- Genre:
- Heavy Metal
- Some Way Out
- Torn Between
- Deal With The Devil
- Anywhere
- Show No Mercy
- Run Away
- The Other Side
- You
- Livin' Like A Ghost
- Army Of The Dead
WRETCHED kommen aus Aachen und spielen keinen Black Metal, obwohl die geschminkten Gesichter der Bandmitglieder einen solchen Eindruck erwecken könnten - da wären sie ja schließlich bei mir auch an der völlig falschen Adresse. ;) Die ungesunde Gesichtsfarbe der Musiker rührt vielmehr daher, dass die Band ursprünglich als MISFITS-Cover-Band gegründet wurde und eher an die Tradition von Schock-Rockern wie ALICE COOPER früher und LORDI heute anknüpfen will.
Nach der Bandgründung im Jahre 1998 entstanden zwei Demos mit eigenen Songs - "Dawn Of The Dead" (2000) und "Mostly Harmless" (2001). 2002 löste sich die Band zunächst auf, um im Jahre 2004 in verkleinerter Besetzung wieder aufzuerstehen. Seitdem besteht die Band aus Ann T Christ (Bass, Gesang), Bob (Gitarre) und Locke (Schlagzeug). Die Musik basiert zum größten Teil auf dem klassischen Heavy Metal der Achtziger Jahre, IRON MAIDEN und W.A.S.P. lassen besonders grüßen, garniert mit etwas Rotz-Rock und einer Prise Punk.
Im Februar 2006 präsentierten WRETCHED der Welt ihren ersten Longplayer, der auf den Namen "Aspiring Worldwide Domination" hört, und der nun etwas genauer in Ohrenschein genommen wird: Los geht es mit 'Some Way Out', das mit ganz nettem Riffing und extrem rumpelndem Drumming aufwarten kann. Überhaupt ist der Sound auf dieser Scheibe ziemlich roh und ungehobelt und vermittelt ein gewisses Live-Feeling. - Besonders auffällig ist gleich bei diesem Opener der eigenwillige Gesang von Ann T Christ, der nach objektiven Maßstäben bestimmt nicht als gut zu bewerten ist, aber zu WRETCHED passt wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer.
Bei 'Torn Between' geht dieser Gesang dann sogar richtig gut ins Ohr, was aber auch sehr stark am Zusammenspiel mit der äußerst eingängigen Melodieführung liegt. Nichtsdestotrotz bleiben die satten Gitarrenriffs aber auch hier nicht auf der Strecke und sorgen somit für die nötige Heaviness. Nach diesen beiden eher kürzeren Stücken folgt mit 'Deal With The Devil' eine etwas längere Nummer, die aber auch recht abwechslungsreich gestaltet ist. So sorgen insbesondere zahlreiche Tempowechsel dafür, dass keine Langeweile aufkommt, und auch sonst weiß die Musik hier gut zu gefallen. Der Chorus ist zwar recht simpel ausgefallen, aber dafür eignet er sich hervorragend zum Mitgrölen, und das kann live ja durchaus von Vorteil sein.
An Eingängigkeit fehlt es dem anschließenden 'Anywhere' leider etwas, sodass dieser Song doch recht sperrig ausgefallen ist. Hinzu kommt, dass er mit über sechs Minuten auch etwas zu sehr in die Länge gezogen wurde. Schade eigentlich, denn gerade das Riffing ist hier wieder sehr ordentlich, und dass WRETCHED auch längere Nummern besser beherrschen, haben sie ja bereits zuvor mit 'Deal With The Devil' bewiesen. Bei 'Show No Mercy' geht die Band dann wieder etwas kompakter zu Werke, und auch das Tempo wird erneut deutlich angezogen. Auf der instrumentalen Seite sind hier zwar deutlich die IRON MAIDEN-Einflüsse auszumachen, aber zum einen gibt es sehr viel schlechtere Referenzen, und zum anderen bleibt da ja noch die individuelle WRETCHED-Note, die hier keineswegs auf der Strecke bleibt.
Mit 'Run Away' folgt wieder ein längerer Song, und Ann T Christ & Co. kratzen hier sogar an der 7-Minuten-Grenze. Dennoch erweckt dieses Stück - im Gegensatz zu 'Anywhere' nicht den Eindruck, dass es zu lang ist, da eine großartige Gitarrenarbeit, ein flexibler Gesang - stellenweise wird man sehr stark an FAITH NO MORE erinnert - und auch sonst viel Abwechslung geboten werden. 'The Other Side' kommt im Vergleich dazu eher unspektakulär daher. Das Riffing ist hier zwar auch äußerst solide, und auch der Chorus lädt wieder - fast schon WRETCHED-typisch - zum Mitgrölen ein, aber so richtig vom Hocker reißen mag dieser Song nicht. Und auch 'You' weiß nicht so wirklich zu begeistern... Zum einen gehen WRETCHED hier tempo-mäßig recht verhalten zu Werke, und zum anderen ist der Song etwas zu sehr in die Länge gezogen - statt der sieben Minuten hätten es wohl auch vier getan. Da nützt es nicht allzu viel, dass der Groove-Faktor relativ hoch ist.
Sehr viel kürzer und sehr viel knackiger ist das folgende 'Livin' Like A Ghost' geworden, und gerade bei diesem Song werden die (Horror-)Punk-Einflüsse und die Vergangenheit als MISFITS-Cover-Band deutlich. Durch den mehrstimmigen Gesang wirkt das Stück ziemlich abgedreht, macht aber gerade deswegen sehr viel Spaß. Recht gelungen finde ich auch das abschließende 'Army Of The Dead', bei dem die traditionellen Einflüsse wieder stärker in Erscheinung treten - insbesondere beim Gitarrensolo wird man mal wieder unweigerlich an IRON MAIDEN erinnert. Ansonsten ist dieses ebenfalls eher längliche Stück sehr abwechslungsreich ausgefallen, und damit können WRETCHED zum Schluss noch einmal zeigen, dass sie songwriterisch durchaus etwas auf dem Kasten haben. Es folgt danach noch ein Bonustrack in Form eines kurzen Hörspiels, doch darüber möchte ich mich an dieser Stelle nicht unbedingt auslassen. ;)
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit "Aspiring Worldwide Domination" ist WRETCHED ein recht gutes Debütalbum gelungen. Es ist zwar bei weitem noch nicht alles optimal - das konnte man wohl auch nicht wirklich erwarten - und so gibt es auch einige schwächere Songs zu hören. In der Mehrzahl sind die Stücke jedoch positiv zu bewerten, und spielerisches sowie songwriterisches Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. An Spielfreude mangelt es WRETCHED sowieso nicht, und deshalb sind die Voraussetzungen für die Zukunft gar nicht so schlecht. Die Band sollte sich halt vor allem auf ihre Stärken besinnen - die Schwächen wurden ja bereits angesprochen, und dann dürfte man den Namen WRETCHED schon noch ein paar Mal hören ...
Anspieltipps: Deal With The Devil, Run Away, Army Of The Dead
P.S. Wer WRETCHED live erleben möchte, hat beispielsweise am 2. Dezember in Aachen Gelegenheit dazu - die Band spielt dort nämlich zusammen mit HOLY MOSES, AXE LA CHAPELLE und VANADIUM beim "Schlüsselloch 25th Jubiläumskonzert".
- Redakteur:
- Martin Schaich