WILSON, RAY - Time & Distance
Mehr über Wilson, Ray
- Genre:
- Rock / Alternative
- Label:
- Jaggy D / Soulfood
- Release:
- 29.09.2017
- Calling All Stations
- The Dividing Line
- Home By The Sea
- Carpet Crawlers
- Entangled
- Ripples
- Follow You, Follow Me
- Not About Us
- In Your Eyes
- Another Day In Paradise
- Another Cup Of Coffee
- Mama
- Congo
- Alone
- Propaganda Man
- Calvin And Hobbes
- Take It Slow
- Ought To Be Resting
- Old Book On The Shelf
- Song For A Friend
- Not Long Till Springtime
- Another Day
- Makes Me Think Of Home
- Bless Me
- First Day Of Change
Live-Rückblick auf GENESIS-Zeiten und die Solo-Karriere.
Zuletzt beschlich mich immer mehr das Gefühl, dass RAY WILSON in den letzten Jahren versucht, aus dem großen Schatten seiner Ex-Band GENESIS herauszutreten und auch als eigenständiger Musiker wahrgenommen zu werden. Immerhin ist der Schotte in den vergangenen Jahren unermüdlich mit seinem Solomaterial auf Tour und veröffentlichte erst im vergangenen Jahr direkt ganze zwei Studioalben. Doch nun scheint mit dem Live-Release "Time & Distance" ein kleiner Rückschritt vorzuliegen, denn immerhin ist der gesamte erste Silberling dieser Doppel-CD wieder den britischen Musik-Legenden gewidmet, mit denen Wilson im Jahr 1997 "Calling All Stations" aufnahm, das fürchterlich floppte und schließlich zum zwischenzeitlichen Ende einer der erfolgreichsten Bands unserer Zeit führte.
Für die Emanzipation von der eigenen musikalischen Vergangenheit ist dieser Release also ganz offensichtlich nicht der richtige nächste Schritt. Hört man aber erst einmal die erste CD dieser Veröffentlichung, dann ist dieser Kritikpunkt schnell vergessen, denn das, was Wilson und seine Band hier aus den Kompositionen des viel zu oft sträflich unterbewerteten "Calling All Stations" herausholen, ist absolut grandios. Beispielsweise sind die Versionen des Titeltracks und des Mini-Epos 'The Dividing Line' einfach nur genial und schlagen in meinen Ohren sogar die Mitschnitte der damaligen GENESIS-Konzerte um Längen. Gleiches gilt auch für die feine Ballade 'Not About Us' oder die Hit-Single 'Congo', die ebenfalls den Originalversionen absolut ebenbürtig sind.
Zusätzlich beweist Wilson mit einigen Neuinterpretationen von Songs aus der Collins-Arä, dass er damals durchaus die richtige Wahl war, denn mit seiner recht rauen Stimme verleiht er 'Entangled' oder 'Ripples' noch einmal ganz neue Facetten. Einzig die Tatsache, dass sich der Schotte auch an einigen Tracks von MIKE AND THE MECHANICS, PETER GABRIEL und PHIL COLLINS versucht, finde ich doch etwas störend, immerhin haben diese ja nicht direkt etwas mit GENESIS zu tun und sind darüber hinaus auch eher schwach umgesetzt. Da hätte ich mir an dieser Stelle durchaus noch mehr "Calling All Stations"-Material gewünscht, denn neben den hier verarbeiteten vier Songs bietet dieser Silberling auch noch viele weitere verschollene Perlen.
Doch die neue Scheibe widmet sich nicht nur der GENESIS-Zeit, sondern liefert mit der zweiten CD auch einen gelungenen Überblick der Solo-Karriere, in deren Verlauf Wilson inzwischen auch weit über zehn Langspieler veröffentlicht hat. Hier zeigt sich dann auch schnell, dass Wilson es eigentlich überhaupt nicht nötig hat, bei der berühmten Ex-Band zu wildern, denn auch in seinem eigenen Repertoire finden sich viele wunderbare Songs. Man höre sich in dieser Hinsicht nur einmal das tolle 'Calvin And Hobbes', 'Makes Me Think Of Home' oder 'Propaganda Man' an, die allesamt zeigen, dass der Schotte nicht nur ein grandioser Sänger, sondern eben auch ein erstklassiger Songwriter ist.
Alles in allem ist "Time & Distance" damit ein rundum gelungenes Live-Paket geworden, das auf beiden CDs auf ganzer Linie überzeugen kann. Trotz des starken Materials auf dem zweiten Silberling bleiben meine persönlichen Favoriten die "Calling All Stations"-Tracks, die ich selten in so mitreißenden Versionen gehört habe. Beim nächsten Mal darf Herr Wilson von dieser Scheibe gerne noch mehr Stücke berücksichtigen, anstatt im Solo-Katalog anderer ehemaliger GENESIS-Mitglieder zu wildern.
- Redakteur:
- Tobias Dahs