WEDNESDAY 13 - Fang Bang
Mehr über Wednesday 13
- Genre:
- GruselRock
- Label:
- RykoDisc/ Rough Trade
- Release:
- 22.09.2006
- Morgue Than Words
- American Werwolves In London
- My Home Sweet Homicide
- Faith In The Devil
- Happily Ever Cadaver
- Curse Of Me
- Haddonfield
- Too Much Blood
- Till Death Do Us Party
- Buried With Children
- Kill You Before You Kill Me
- Die Sci Fi
- R.A.M.O.N.E.S. (Bonus)
Juchhe, ein weiterer Grrrrruselrocker! Ich wundere mich jedes Mal, wie so eine Dünnpappe mit Piercing im Unterschnabel so eine Rrrröhre ersingt. Antwort: Der strengt sich ganz doll an. Schwarzgetönt-gefilzt, ob Strähnchen drin sind, kann ich nicht erkennen, schwarzbejackt und unnatürlich seltsam verrenkt steht er auf einer zeitgemäß schwarz-weiß gehaltenen Spirale herum, aus der Schwärme blutrünstiger Flughunde weichen. Tattoos Pflicht, genau wie die Schweißbänder an den geschundenen Handgelenken. Vorsicht, Gruftnachwuchs, der hat bestimmt vor Verzweiflung schon ein paar Male sich wehzutun versucht, aber das zeigt er nicht echt. Aber, Schwarztum unter zwanzig, das Arm-Cutten ja nicht nachmachen. Der hatte es bestimmt viel schwerer als du insgesamt zusammengenommen.
Gleich mal auf die Web-Seite gehumpelt und das Video zu 'My Home Sweet Homicide' reingezogen - alles wie erwartet: Alle Mitklopper tun sich ganz doll für die Zuhörer verausgaben, springen herum und kämpfen um jeden Ton. Die Garderobe hat viel Schmink aufgetan und alle werfen effektvoll die wirren Haarschöpfe in der einzigen "Farbe", die der dunkle Meister so neben sich erduldet. Wednesday selbst schleudert die Dreads und stampft und keift. Ganz wie erwartet. Aber ich sagte keifen: Wohltuend doch derjenige Schwarzfürst, der unterernährt wirkend seinem Stimmchen wenigstens ein Krächzen und Kreischen entlocken kann. Doch hier wird dunkel gesungen und gesunken. Es ist zumindest mein Eindruck, dass durch diesen Rock-Singsang vom Reißbrett das Gesamtniveau absinkt. Originell im Musikalischen wie auch im optischen Sinne zu sein aber ist eine Illusion dieses Typen. Unausgewogen bewegt sich diese Stimme, ohne jeglichen Wiedererkennungswert im Bereich zwischen Lala und Lulu. Wer weiß, wie ein so genannter Kutscherpfiff funktioniert, der kann sich zumindest klanglich in etwa annähern. Altbacken formuliert kann eine solch dünne Figur nie und nimmer eine solche Singstimme sein eigen nennen.
Wie auch sonst vieles bemüht zeitgeistbewusst und derbe konstruiert wirkt. Die Veröffentlichung von 2005 - er hat's aber auch eilig, Platten zu verticken - "Transylvania 90210" benannte sich eindeutig in Anlehnung an eine tumbe College-Serie, welche Anfangzwanziger bei ihren Problemen filmisch begleitete. Na, macht's klick? Jenau, "Beverly Hills 90210". Und eigentlich waren das da keine wirklichen Probleme. Ist ja auch egal, der Wiedererkennungswert und die Abwandlung deutet Gruselbewusstsein an. Transsilvanien? Bei uns hier im schwarzsüchtigen Westkulturkreis klickerts wieder: Dracula, Werwolf, Schloss, Blut, schwarz, schwarz, Werwolf, schwarz, dunkle dünne Schatten und Figuren, schwarz und schwarz. Höhöhöhö. Huhuhuhu. Da passt's ja auch, dass der gute Mittwoch der Dreizehnte, ums mal zu übersetzen, im Vorprogramm des Altmeisters der rumpelnden Gruselshow, ALICE COOPER spielen durfte.
Sowieso fallen die hervorgehobenen Referenzen auf, die allzu gern im Beipack mitgeliefert und betont werden. Das Frontblut ist Ex-Sänger der FRANKENSTEIN DRAG QUEENS, die ich persönlich nicht kenne. Hört sich irgendwie glam-rockig an. Namen Namen Namen. Auf jeden Fall haben jene Metal-Frankenstein-Drags fünf Alben zwischen 1996 und 2001 unter die Fledermäuse geballert. Dann ging derjenige, der sich nun Wednesday 13 nennt, in der Gruppierung THE MURDERDOLLS auf, die ja, nicht zuletzt mit Vermarktungsvorteilen durch die Mitgliedschaft des SLIPKNOTschen Joey Jordison versehen, ihr Debüt 2002 recht beachtlich anbringen konnten. Man bleibt in Familie: Der Drummer dunkelte bei den THE REJECTS herum, aus denen dann die MURDERDOLLS wurden, wie auch deren Bassist nun am Gitarrenhals bei FANG BANG hängt. Der Bassist Nate Manor macht das Quartett dann eckig, früher bei AMEN unter Vertrag. Alles also düstere Gesellen und eine illustre Schar.
Um beim Bild zu bleiben: Wer diese leidigen Serien aus Übersee kennt, der weiß, dass in denen diejenigen, die irgendwie anders, verschroben oder die undurchsichtigen Wahnsinnigen sind, welche natürlich Rockmusik hören, genau so aussehen wie WEDNESDAY 13. Die geheimnisvollen Außenseiter, diejenigen, die schwarze Herzen haben und den Gegenpol zu den lahmarschigen Collegeboys und -girls bilden, welche "ausgehen" und "Parties machen". Entweder sie sind die verrückten Killer oder dann doch die besten Freunde. Nur eben anders. Ein so festgelegtes Anderssein ist ein Klischee, welches durchgehalten wird. WEDNESDAY 13 ist dem aufgesessen und ein Teil davon. Die scheinen dran zu glauben. Dabei ginge das auch gänzlich ohne. Du brauchst den ganzen Schmerz-Terz gar nicht, keiner von euch. Diese Rockband kann auch ohne sich umzuziehen eine Meute zum Springen bringen. Hier wird Rock geboten, der in seinen besten Momenten wahrhaft ins Knarzebein fährt, zwar ein hohes Niveau nie ankratzt, aber wer will das schon. Mein Freund F. sagt immer: "Der Rock wird nicht neu erfunden, Alder!" - Recht hat er. Daran ändert auch ein gepflegtes Dunkelimage nix. Einfach drauflos musizieren ist immer das Beste. 'Morgue Than Words' ist zwar eine Flachbrusthymne, aber z.B. 'Haddonfield' besticht durch Tempo und Ideenreichtum bis zum Bass. 'Too Much Blood' und 'Kill You Before You Kill Me' schlagen in dieselbe Kerbe, da geht's nach vorn und der Refrain passt sich gut in den Groove ein. Das Schlagzeug aber wirkt etwas unausgegoren, daran hätten die Schwarzkutten noch ein bisschen feilen können. Diejenigen, die ihre Instrumente um die Hälse gehängt haben, "tun hier nur ihren Job" - mehr auch nicht. Rock eben. 'Die Sci Fi' ist ausnehmend gut, da hier mit einem coolen Halleffekt gearbeitet wird und das Zackzack des klassischen Nachvornrhythmus verlassen wird. Warum gefallen mir die "experimentellsten" Songs immer am besten? Das glaub ich jetzt nicht! Eine Orgel, ein Solo im höheren Gefilde der Gitarrenkunst, Mittwoch, du Gruselhupe, es geht doch! Schöner Song.
Ein Bonüschen hat sich eingeschlichen, der vieles erklärt: 'R.A.M.O.N.E.S'. Der Gruselbarde hier, der so viel Wert auf sein Äußeres legt, ist ein Urenkel von einem der RAMONES-Zombies. Einer dieser besuchte ihn des Nachts und hat ihm befohlen, ein Loblied auf die Verblichenen zu gröhlen. Er hat's getan und deshalb nur lebt er noch. Vielleicht ist bei der nächsten Langrille das Zombietum verschwunden und die Vier hier machen einfach nur Mucke. Das wär um einiges angenehmer als das ewige Verkleidungspuppentheater.
Anspieltipps: Haddonfield, Too Much Blood und Kill You Before You Kill Me, Die Sci Fi
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben