WATERS, ROGER - Is This The Life We Really Want?
Mehr über Waters, Roger
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Sony Music
- Release:
- 02.06.2017
- When We Were Young
- Déjà Vu
- The Last Refugee
- Picture That
- Broken Bones
- Is This The Life We Really Want?
- Bird In A Gale
- The Most Beautiful Girl
- Smell The Roses
- Wait For Her
- Oceans Apart
- Part Of Me Died
Musikalisch und textlich auch mit 73 noch in Bestform!
"Wollen wir wirklich so leben?" Eine ganz schön große Frage, deren musikalische Beantwortung sich nur Ex-PINK FLOYD-Basser ROGER WATERS zutrauen kann. Immerhin ist der inzwischen 73-jährige seit Jahren bekannt für seine gesellschaftkritischen Beobachtungen, die teilweise auch nach Dekaden nichts von ihrer Wahrheit verloren haben. Beispielhaft können hier etwa das famose "Animals" von PINK FLOYD oder sein letztes Soloalbum "Amused To Death" herhalten, das bereits vor 25 Jahren die unterhaltunssüchtige Gesellschaft anprangerte und mit dem Waters damit schon fast hellseherische Fähigkeiten offenbarte. Seither schien der Brite allerdings musikalisch wenig inspiriert zu sein, und so musste erst Donal Trump in den Vereinigten Staaten an die Macht kommen, um Waters Wut und damit seine Kreativität zu entfachen.
Das Ergebnis ist dementsprechend auch eher ein politisches und humanistisches Manifest, das praktisch sämtliche relevanten Themen der modernen Gesellschaft ohne Scheuklappen betracht und oftmals auch mit harschem Ton anspricht. Bestes Beispiel ist dabei wohl das mitreißende 'Picture That', in dem vor allem U.S.-Präsendent Trump sein Fett weg bekommt, denn wen könnte Waters wohl sonst meinen, wenn er "Picture a leader with no f****ing brains" singt? Generell fällt auf, dass sich der 73-jährige oftmals seine Wut und sein Unmissverständis mit harscher Wortwahl und regelmäßigem Gebrauch des F-Wortes von der Seele singt. Ziel ist dabei aber nicht nur die Politik und die aktuelle Krisenlagen in Sachen Terror und Flüchtlinge ('The Most Beautiful Girl', 'The Last Refugee'), auch Gott bekommt vom bekennenden Atheisten Waters in der Single 'Déjà Vu' eine mehr als schlechtes Zeugnis ausgestellt. Dass der Brite trotz der teilweise ketzerischen Ansichten in den Zeilen des Textes mit dem Track sogar im amerikanischen Late-Night-TV zu Gast war, ist eine herrlich obskure Ironie.
Soweit ist das alles aber nichts Neues, denn lyrisch war Water schon seit PINK FLOYD-Zeiten in einer ganz eigenen Liga unterwegs. Zuletzt versäumte er es alleridngs nur allzu oft, neben den Inhalten auch die musikalische Verpackung nicht aus den Augen zu verlieren. So wirkte "Amused To Death" bei aller Klasse doch eher wie ein Hörspiel als ein echtes Album. Doch hier kommt die gute Nachricht, denn auf "Is This The Life We Really Want" hat der Brite endlich auch seinen musikalischen Esprit wiedergefunden und erschafft so ein Album, dass sich sogar problemlos zwischen den Alben der von Waters geprägten PINK FLOYD-Arä einreihen könnten. Am bestens vergleichbar sind die insgesamt zwölf Kompositionen, die immer wieder zwischen fast schon folkigen Momenten und spährischen Klängen hin und her pendeln, wohl mit den beiden FLOYD-Werken "Atom Heart Mother" und "Animals" und lassen sich fast nahtlos zwischen den Klassikern dieser beiden Scheiben einordnen. Gekrönt wird der Silberling von einem wunderbar transparenten Sound, für den kein geringerer als RADIOHEAD-Produzent Nigel Godrich verantwortlich zeichnet.
Alles in allem ist "Is This The Life We Really Want?" eine weitere große Überraschung einer Rock-Legende. Nachdem schon die Kollegen von den ROLLING STONES im letzten Jahr mit einem waschechten Blues-Album ihre Wurzeln wiederfanden, kehrt auch Roger Waters anno 2017 zurück zu seinen musikalischen Glanztaten und meldet sich mit einem Paukenschlag zurück. Darüber hinaus können sich von den harschen Worten und den messerschaften Texten des Rock-Urgesteins auch einige moderne Punk-Kapellen eine Scheibe abschneiden, denn nicht nur auf CD nimmt der Brite kein Blatt vor den Mind, sondern prangert auch in seiner aktuellen Bühnenschow "Us & Them" munter den amtierenden Präsidenten in dessen Heimatland als Schwein an. Vielleicht leben wir aktuell nicht das Leben, das wir uns gewünscht haben, aber eins ist klar: Diese Scheibe ist das Album, das die Musikwelt jetzt braucht. Großartig!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs