VREID - Kraft
Mehr über Vreid
- Genre:
- Viking/ Black Metal
- Label:
- Tabu Recordings
- Release:
- 04.10.2004
- Wrath Of Mine
- Raped By Light
- Helvete
- Unholy Water
- Eldast, Utan A Gro
- Evig Pine
- Empty
- Songen At Fangen
Was machen Black-Metal-Musiker aus Norwegen, wenn sie trauern? Sie hören MOTÖRHEAD. Diese Erkenntnis suggeriert zumindest das Debüt von VREID, der Band, die jetzt aus der Asche von WINDIR mit ihrem ersten Album "Kraft" in der Hand emporgestiegen ist. WINDIR?! Die Black-Metal-Band löste sich in diesem September auf, nachdem Bandchef Valfar im Januar bei einem Ausflug zur Hütte seiner Eltern im Schnee stecken blieb und erfror. Bei VREID machen nun noch drei seiner alten Kampfgefährten mit: Bassist Hvall, Drummer Steingrim sowie Gitarrist und Keifkopf Sture. Dazu kommt noch ein zweiter Klampfer namens Ese, der schon das WINDIR-Album "Likferd" mitproduziert hat. Wer von diesem Gespann aber nun einen uninspirierten WINDIR-Clone erwartet, der wird gottlob bitterlich enttäuscht - VREID finden mit den 40 Minuten von "Kraft" sofort ihre eigene Identität.
An dieser Stelle kommen MOTÖRHEAD ins Spiel. Denn wo WINDIR noch bewusst auf spirituelle Momente in ihrem Black Metal setzten, vertrauen VREID in ihrem schwarzen Sound mehr der Power von purem Rock 'n' Roll. Dadurch gewinnt das Album eine Durchschlagskraft, die stellenweise an SATYRICONs "Vulcano" erinnert - und dazu behält die Platte immer ihren eigenen Charme: Für den toten Kollegen steht ein akustisches Zauber-Stück namens 'Empty' als melancholisch-sanfter Ruhepunkt zu den restlichen rauen Hymnen an die Nacht. Ein Highlight der anderen Kracher ist zum Beispiel das ruhelos-treibende 'Songen At Fangen', das in früher EMPEROR-Manier das Licht aus dem Tag treibt, die Stimme von Sture krächzt dazu heiser und bitterböse den Triumph des Bösen heraus. Außerdem zeigt der Song, dass VREID wie schon WINDIR selbstbewusst genug sind, auch norwegische Texte für ihre Lieder zu verwenden. Das fehlende Ego-Problem lenkt das Ohr zurück zur Musik, die ungeheuer dynamisch klingt, manchmal mit warmen Akustik-Stellen überrascht, wohltuend zurückhaltende Keyboards bietet und eine Produktion besitzt, die eine ganze Menge transparentes Live-Feeling vermittelt - das neue Studio von Basser Hvall namens "1184" scheint eine ziemlich fette Klangschmiede zu besitzen. Doch was nützt alle Transparenz zwischen den Instrumenten, wenn die Songs nicht mitreißen? Das macht auf "Kraft" zum Glück jeder Song, Ausnahmen gibt es keine.
Als Beispiel hören wir uns gemeinsam einmal 'Eldast, Utan A Gro' an, mit sieben Minuten auch der längste Song der Scheibe. Sanfte Gitarrenklänge leiten ein, unvermittelt bricht das Geknüppel los. Aus dem eisigen Black-Metal-Part kristallisiert sich ein göttlich rockender Groove, dazu brüllt Sture. Im Hintergrund laufen fantastische Gitarrenmelodien, wie zu WINDIR-Zeiten fliegen wir über norwegische Fjorde, Berge und schneebedeckte Hochebenen voller Nadelwald. Mit der Zeit prügelt es eisiger, dann wieder melodiöser. Der Film des Norwegen-Flugs läuft weiter, wird aber durch eine kurze akustische Rast unterbrochen. Aus dieser Ruhepause löst sich eine Stromgitarren-Melodie, der folgende hymnische Part mit einem klaren Männer-Chor besorgt dem Herz eines jeden Viking-Metal-Fans den sofortigen Blutsturz. Nach diesem Nahtod-Erlebnis ist es wieder Zeit für eine akustische Traumreise, die das Anfangsriff von 'Eldast, Utan A Gro' erneut aufnimmt. Daraus entwickelt sich urplötzlich ein kleiner Geschwindigkeitsrausch auf Black-Metal-Art, der den Hörer wiederum auf die expressive Erlebnistour über das Nordland schickt. Schön. Wunderschön, wie die gesamte Platte. Kauft "Kraft", um selbige zu tanken!
Anspieltipps: Songen At Fangen, Empty, Eldast Utan A Gro
- Redakteur:
- Henri Kramer