UR - X-Craft
Mehr über UR
- Genre:
- Metalcore / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Release:
- 13.05.2013
- Offender
- Diesel
- The Fall Song
- Earthbrace
- No Way Out
- Operation Source
- Lake (Paravani)
- Warcrime Toleration
- Gun Dog
Unbekanntes aus Georgien!
Wir blicken heute mal wieder weit über den Tellerrand hinaus und bis südlich des Kaukasus, nämlich nach Georgien. Von dort kommt die Band UR, die sich nach einem Rockclub in Tbilisi (bei uns besser bekannt als Tiflis) benannt hat. Ich bin zufällig im Internet auf die Vier gestoßen: Bassist Zibo, Luka, der Gitarrist und Songwriter, sowie Drummer Vakho und Sänger Nika, die schon 2014 ein Album mit dem Namen "X-Craft" aufgenommen und veröffentlicht haben. Natürlich haben wir davon nichts mitbekommen, laut eigener Aussage sind sie selbst in Georgien außerhalb der Hauptstadt kaum bekannt.
Aber das bedeutet ja nicht, dass die Musik schlecht sein muss. Im Gegenteil, ich bin absolut positiv überrascht von dieser progressiven Mischung aus Metalcore und Alternative Rock, die mich gelegentlich an eine aggressive Version von STAIND erinnert. So, als ob STAIND sich mal mit PANTERA paaren wollte. Los geht es in bester Nu Metal-Manier mit 'Offender', das heftig und metalcorig aus den Boxen dröhnt. Kraftvoll, aber wenig spektakulär, wäre da nicht der melodische Refrain, der sich schön als Kontrast an den kräftigen Gesang heranpirscht. Ähnlich verhält es sich mit 'Diesel', bei dem der Refrain sogar noch stärker heraussticht.
Das würde auf Dauer eine ordentliche Metalcore-Scheibe bedeuten, und auch 'The Fall Song' deutet noch nicht an, dass die Georgier auch anders können, da ihm ein ähnliches Strickmuster zugrunde liegt. Erst gegen Ende hören wir eine erstaunliche klare Stimme als Widerpart zu den gebrüllten Vocals. Doch bei dem vierten Song 'Earthbrace' kommt der Bruch. Jetzt stellen gelegentliche aggressive Vocals nurmehr einen Farbtupfer da in einem Alternative Metal Song mit weitgehend klarem Gesang, und 'No Way Out' geht sogar noch einen Schritt weiter und überrascht mit akustischen Gitarren. Jetzt löst UR bei mir große Begeisterung aus.
Danach wird es wieder modern, aber in 'Operation Source' höre ich tatsächlich die von Songwriter Luka in der Bandbio angegebenen DREAM THEATER-Einflüsse deutlich heraus. Vielleicht war es eine Konzession an das Publikum in Tbilisi, dass die harten Songs zuvorderst platziert wurden, aber die Band ist tasächlich noch stärker, wenn sie die Aggression ein wenig zurücknehmen, wie man es im lupenreinen Alternative Song 'Lake (Paravani)' hören kann. Das absolute Highlight des Albums kommt erst an siebter Stelle!
Die beiden abschließenden Tracks können das Niveau dann nicht mehr ganz halten und enden "X-Craft" stilistisch, wie das Album begonnen hatte: Mit Metalcore. Nicht schlecht, aber eben auch nicht herausragend im internationalen Vergleich. Wobei das Album insgesamt vor allem durch die Lieder, in denen sich die Vier ein wenig softer zeigen, gewinnt und überdurchschnittlich wird. Übrigens hat natürlich die politische Situation in der Region auch Spuren in den Texten der Band hinterlassen. Schon der Titel "X-Craft", Name eines britischen Klein-U-Boots, steht als Symbol für den David Georgien im Georgisch-Russischen Krieg von 2008 gegen den übermächtigen Gegner aus dem Norden.
Ein empfehlenswertes Album, allerdings habe ich keine Quelle für das gute Stück, da es eine Eigenproduktion der Band ist und der metallische Internethandel mit Georgien doch eher unterentwickelt ist. Im Zweifel einfach mal die Band auf Facebook anschreiben, wo man auch in zwei ihrer Songs im Bereich "Video" reinhören kann.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger