TRUCKFIGHTERS - V
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2016
Mehr über Truckfighters
- Genre:
- Stoner / Fuzz Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Century Media / Fuzzorama
- Release:
- 30.09.2016
- Calm Before The Storm
- Hawkshaw
- The 1
- Gehenna
- The Contract
- Fiend
- Storyline
Erfrischung im trockenen Wüstensand tut not - das kann die Band besser.
Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, dass ich die TRUCKFIGHTERS das erste Mal live (auf dem Stoned From The Underground in Erfurt) erlebte und von der Truppe förmlich weggeblasen wurde. Die Beziehung zwischen der Band und mir erkaltete zwischenzeitlich etwas (wohl auch eingedenk der hohen Livepräsenz der Schweden und einer damit einhergehenden Übersättigung) - doch gerade als man nach drei sehr erfolgreichen TRUCKFIGHTERS-Alben denken konnte, man hätte nun alles von der Band gehört und man beinahe eine gewisse Überdrüssigkeit von diesem Sound empfinden konnte, nahmen die Schweden mit "Universe" (2014) eine gekonnte Kurskorrektur vor. Diese Scheibe offeriert bis dato ungekannte Facetten der Band, einige Songs sind vertrackter, manches gar psychedelisch-verspielt und es kommt viel mehr Abwechslung innerhalb der einzelnen Nummern zum Tragen als auf früheren Werken. Für mich fast schon eine Wiederentdeckung; zumindest aber ein toller Aha-Effekt und eine rundum vorzüglich reinlaufende Platte.
Leider kann ich selbiges von "V" nicht behaupten. Das aktuelle Album unterscheidet sich stilistisch und musikalisch nicht wesentlich vom Vorgänger, der Überraschungseffekt ist also dahin. Vor allem aber mangelt es an eindrücklichen und prägnanten Ohrwurm-Songs, wie sie "Universe" nicht nur mit 'Prophet', 'Get Lifted' oder dem fantastischen 14-minütigen 'Mastodont' en masse zu bieten hat. Ich habe mir "V" inzwischen sicher 15-20 Mal angehört und finde auch einzelne Parts und Melodien klasse, aber bislang hat sich kaum ein Song herauskristallisiert, den ich durchgängig stark finde. Weder geht einem der Sound total durch Mark und Bein oder packt einen der unerbittliche Groove so richtig bei den Eiern, noch kommen die sonst so inbrünstig zelebrierten Kontraste zwischen coolen Melodien und räudig-bratzigen Riffattacken dieses Mal so imposant zur Geltung wie gewohnt. Wie als hätte man generell einen Gang zurückgeschaltet - es wirkt manchmal, als würde man die Szenerie durch Milchglas betrachten.
Nun sind die TRUCKFIGHTERS zwar auch anno 2016 weit entfernt von belanglosem Gedudel und vielleicht markiert dieser Rundling ja auch eine Art Übergang hin zu "neuen Ufern". Schließlich konnte man auch im dritten Album "Mania" bereits einige Ausflüge entdecken, die dann auf dem Nachfolger "Universe" so gekonnt zu einer funktionierenden Mixtur aus Neuem und Altbewährtem zusammengesetzt wurden. "V" hingegen klingt mehr nach solidem Handwerk und weniger nach Esprit und beeindruckender Atmosphäre bis zum Anschlag. An der aktuellen Zusammenarbeit mit Century Media wird's indes nicht liegen, denn natürlich lassen sich Niklas Källgren, Oskar Cedermalm und der gefühlt 1000. TRUCKFIGHTERS-Drummer (dieses Mal Daniel Israelsson, hoffentlich mal etwas länger an Bord) in den Kreativprozess nicht hineinpalavern.
Und es ist ja nicht so, dass sie gar keine Treffer gelandet hätten. Es stechen nach wie vor die charismatischen Vocals hervor, auch wenn Oskar sich dieses Mal an etwas weniger eindrücklichen, ohrwurmeligen Gesangsmelodien austobt. Der Flow der Riffs treibt Songs wie 'The Contract' stetig nach vorn - das ist eine Art des Songwritings, die die TRUCKFIGHTERS einfach aus dem Effeff beherrschen. Dazu flirrende, fiepende Gitarrenklänge über dem brummeligen Brodeln - die Ingredienzien von feinem Wüstenrock sind durchaus vorhanden. Neben 'The Contract', bei dem ich kurzzeitig sogar an TOOL denken muss, und dem wunderbar schwurbelig-fuzzigen 'Storyline' (eine Platte vorzüglich ausklingen zu lassen, das können sie einfach) sind es aber nur noch 'Hawkshaw' und 'Calm Before The Storm', die zumindest über weite Strecken für etwas Verzückung sorgen. Das wäre für andere Bands ziemlich viel, für TRUCKFIGHTERS ist es eine eher mickrige Ausbeute.
Und so bin ich mir einer Einschätzung inzwischen gewiss: Ich halte alle bisherigen vier Alben der Schweden für stärker als das vorliegende Werk. Vielleicht lerne ich den einen oder anderen Song dieser Scheibe noch mehr schätzen, wenn ich ihn erstmal live gehört habe (denn das Liveerlebnis hat nach wie vor einen ganz besonderen Charme bei dieser Band), aber insgesamt bleiben dieses Mal euphorische Jubelarien leider aus.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer