TOMBS - Winter Hours
Mehr über Tombs
- Genre:
- Progressiver Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Relapse/Rough Trade
- Release:
- 20.02.2009
- Gossamer
- Golden Eyes
- Beneath The Toxic Jungle
- The Great Silence
- Story Of A Room
- The Divide
- Merrimack
- Filled With Secrets
- Seven Stars The Angel Of Death
- Old Dominion
Verzweiflung, Depression, Hoffnungslosigkeit - TOMBS haben alles!
Aus Brooklyn stammt es, das Trio TOMBS. Wer nun direkt an einschlägige US-Kapellen denkt, befindet sich auf dem Holzweg. Die Herren um Sänger Mike Hill weigern sich auf "Winter Hours" vehement, sich in irgendeine Schublade stecken zu lassen. Bei Relapse haben die Amis Unterschlupf gefunden und zeigen auf ihrer ersten Langrille eindrucksvoll, dass auch im Big Apple nicht alles nach Schema F laufen muss.
Wer TOMBS musikalisch einordnen will, wird vor größere Probleme gestellt. Ständige Tempo- und Stilwechsel bestimmen das Bild von "Winter Hours", eine Kategorisierung fällt ungemein schwer. So reichen sich Doom-Einflüsse mit Black-Metal-Elementen die Hand, Progressive Rock bis Death Metal wohnen hier fröhlich in der gleichen Wohngemeinschaft. Beim ersten Hördurchlauf musste ich gelegentlich an DISBELIEF denken, da TOMBS stellenweise wie die Dieburger Depri-Deather klingen - nur mit größerem schwarzmetallischen Anteil. Ein bisschen zu einfach ist diese Umschreibung dennoch, halten die Jungs doch immer wieder einiges an unerwarteten Finessen bereit, die den Hörer aufs Neue überraschen können. Dabei bleibt lediglich der Grundtenor gleich: völlige Verzweiflung, Depression, Hoffnungslosigkeit und hilflose Wutausbrüche.
"Winter Hours" verbreitet durch die permanent erkennbaren Doom-Einflüsse eine unheimlich drückende Stimmung, Sänger Mike unterstützt dies durch seinen verzweifelt klingenden Gesang noch zusätzlich. Nur um es zu unterstreichen: Wir haben es hier aber nicht mit weinerlichem Depri-Rock zu tun, TOMBS sind wirklich hoffnungslos. Hört euch einfach mal den Opener 'Gossamer' oder den Titel 'The Divide' an, die mit extrem schwerem Drumming und Riffing aufwarten und den unvorbereiteten Hörer tatsächlich zu erdrücken drohen. Dabei bietet gerade 'The Divide' zusätzlich noch äußerst interessante Rhythmen in der Schießbude an, die auf den ersten Blick etwas schwer zu durchschauen sind. Diese Tendenz zieht sich durch das ganze "Winter Hours"; mehrere Hördurchläufe sind hier absolute Pflicht.
Dass es auch anders geht zeigen TOMBS in den etwas flotteren Nummern 'Golden Eyes' und 'Filled With Secrets', die durch ihre Black-Metal-Einfärbung insgesamt wesentlich schneller aus den Boxen donnern. Sehr gut weiß auch der etwas melodischere Titel 'Merrimack' zu gefallen, der mir auch nach dem zehnten Hördurchlauf immer noch eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert.
Produktionstechnisch ist "Winter Hours" zufriedenstellend, auch wenn sicherlich Luft nach oben vorhanden ist. Die ganze Platte erscheint mir sehr dumpf, was der Stimmung zwar guttut, aber leider auch etwas musikalische Qualität verschluckt. Besonders das Drumming kommt durch die etwas zu dumpf und leise gemixte Bassdrum nicht völlig zur Geltung, sehr schade wie ich finde. Dennoch klingt der Sound sehr natürlich und organisch.
"Winter Hours" ist ein starkes Debüt mit vielen musikalischen Finessen geworden. TOMBS haben definitiv Talent und sind für Hörer, denen es nichts ausmacht, die teilweise sperrigen Songstrukturen auseinanderzunehmen, auf jeden Fall zu empfehlen. Man darf gespannt sein, wie sich das Trio aus New York weiterentwickelt. Der Einstand ist schon mal gelungen.
Anspieltipps: Gossamer, Merrimack, Filled With Secrets
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Hagen Kempf