THIRTEEN OF EVERYTHING - Time And Other Delusions
Mehr über Thirteen Of Everything
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Basement Avatar Records / Just For Kicks
- Release:
- 19.05.2023
- Timeline
- Alternate Life
- Where The Time Goes
- The Penultimate Flight Of Armando The Pigeon
- The King Of Istanbul
- Warmth And Darkness
- Count All The Days
Handgemachter, kerniger Prog-Rock.
Aus Austin, Texas, das ich sonst eher mit anderen musikalischen Richtungen assoziiere, kommt diese Prog-Combo mit dem witzigen Namen. Ich wüsste gerne, wie sie darauf kamen. War es eventuell ihre Bestellung für die Bandprobe im Dunkin'-Donuts-Laden? Man weiß es nicht. Was man weiß, ist, dass "Time And Other Delusions" das dritte Album in mehr als zwei Jahrzehnten der Bandgeschichte ist. Wahrlich kein riesiger Output, wir haben es also mit Freizeitproggern zu tun. Super, kein Produzent, der alles rundschleift, sondern die Vision der Band, ungefiltert. Aber eben auch keine Profihand, die korrigierend eingreift. Das ist auch das Fazit, aber eines nach dem anderen.
Ich höre THIRTEEN OF EVERYTHING klar in der Tradition des Progs der Siebziger, verspielt, jedoch ohne auf dicke Hose zu machen. Und vor allem ohne Hochglanzproduktion. Das beginnt bereits bei dem melancholischen Opener, der mit fast neun Minuten gut auf die lange Platte einstimmt. Im Verlauf des Songs hat man den Eindruck, das Stück wäre zeitweise ein wenig gebremst, ja, altbacken komponiert und eingespielt, aber nein, es ist vor allem reduziert. Ob mit Absicht oder nicht, die Luft tut dem Stück gut, bis es dann in handgemachten Bombast ausbricht und mit den Keyboards stark an ENCHANT erinnert. Atmender Prog.
Genauso das folgende 'Alternate Life' mit zwölf Minuten Spielzeit und einem geräumigen Spielfeld für die vier Musiker, beginnend mit GENESIS- oder MARILLION-Anleihen, die sogar einem gewissen Pop-Appeal Platz machen. Ein Instrumental gibt einen Moment Entspannung, wobei ein Moment in Progzeit fünfeinhalb Minuten bedeutet, bevor es mit dem Anwärter auf den Songtitel des Jahres weitergeht: 'The Penultimate Flight Of Armando The Pigeon' und danach der heimliche Hit des Albums als 'The King Of Istanbul' folgt. Selbiger ist übrigens auf dem Cover zu sehen, gemeint ist der Kater. Unverschämt eingängig, singt man bereits beim ersten Durchgang den Refrain des Zehnminüters mit. Darf man das bei solchem Prog eigentlich?
Nach dem eher unauffälligen und balladesken 'Warmth And Darkness' muss unbedingt noch der letzte Song 'Count All The Days' erwähnt werden, der über sechzehn Minuten lang den eindeutigen Höhepunkt auf "Time And Other Delusions" ausmacht. Hier springt man gerne auch mal in den Fusion-Bach und dudelt jazzig herum und lässt sich Zeit für Jam-Passagen. Das Stück ist ein Beweis für die Vielseitigkeit der Truppe, auch wenn es zuerst aus der Art gefallen scheint.
Fünf der sieben Stücke sind stark, ohne irgendwie etwas Neues zu erfinden. "Time And Other Delusions" ist ein Album von Prog-Freunden für ebensolche. Handgemacht. Ehrlich.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger