THERAPHOSA - Inferno
Mehr über Theraphosa
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Circular Wave
- Release:
- 02.02.2024
- Vestibule (Part I)
- Vestibule (Part II)
- Limbo
- Lust
- Gluttony
- Greed
- Wratch
- Heresy
- Violence
- Fraud
- Treachery
Gelungener Zweitling der Progressive-Newcomer.
Langsam, aber sicher spinnt die Spinne ihr Netz weiter. Drei Jahre sind vergangenen, seit THERAPHOSA - benannt nach der größten Spinnengattung der Welt - das vielversprechendes Debütalbum "Transcendence" veröffentlicht hat, mit dem die Band Teile der Progressive Metal-Welt einfangen konnte. Nun steht mit "Inferno" der Nachfolger parat, durch den sich weitere Fans im Spinnennetz verheddern sollen.
Dafür entführt THERAPHOSA die Hörer in die düstere Welt von Dante Alighieris "Die göttliche Komödie" mit ihren neun Kreisen der Hölle. Dass ausgerechnet Starautor Dan Brown bereits 2013 in seinem namensgleichen Thriller "Inferno" ebenfalls die göttliche Komödie verarbeitet hat, kann wohl als skurriler Nebenfakt gelten. Textlich stehen bei den Progressive-Metallern aber andere Aspekte als die fiktive Geschichte des Romanautors im Vordergrund. THERAPHOSA befasst sich konkret mit dem Menschen, seinen Sünden und seinen Verwerfungen, die jeweils in den Songs einzeln aufgegriffen werden. So thematisiert beispielsweise 'Greed' die übermäßige Jagd nach materiellen Gütern, um sich selbst und sein eigenes Ego zu definieren, während 'Lust' die übertriebene Begierde nach Geld, Sex oder Materiellem aufgreift, der mit allen erdenklichen Mitteln zwanghaft und rücksichtslos nachgegangen werden soll.
Musikalisch bieten die drei Brüder von THERAPHOSA zunächst ein spannungsgeladenes Intro, in dem die Schreie aus den Höllenkreisen durch Mark und Bein gehen. Anschließend entfalten sie mit 'Vestibule (Part II)' ihre düstere Atmosphäre. Ihr progressiver Sound wird von schwerem und groovigem Bass- und Gitarrenspiel getragen, das von melodischen Gesangslinien bewusst konterkariert wird. Dass es manchmal auch etwas zu sehr ins melodische und fast ins kitschige abdriften kann, beweist anschließend 'Limbo'. Der anfangs aufgebaute Schwung wird durch diesen Song leider direkt abgeschwächt. Immerhin bildet er durch seinen französischen Text einen netten Kontrast zu den ansonsten in Englisch gehaltenen anderen Tracks.
Doch dieser kleine musikalische Einbruch ist nur ein Ausrutscher. Denn vor allem im Mittelteil von "Inferno" zeigen sich die Stärken der Gruppe. Hier schaffen es die Franzosen, die Widersprüche ihrer Musik markant hervorzuheben. Tracks wie 'Gluttony', 'Greed', 'Wrath' und vor allem 'Heresy' kommen durch ihre etwas härtere Komposition rauer und knarziger daher, wodurch sie im herrlichen Kontrast zu den Melodien von Sänger Vincent Dubout steht. Mit der Geschwindigkeit spielt die Gruppe dabei zwar eher selten, dafür jedoch gekonnt. Die Lieder sind in der Regel komplett auf schweren Groove im Midtempo ausgelegt. Gemeinsam mit den bewusst pointiert gesetzten sowie zart vorgebrachten Growls ist es die perfekte Symbolisierung der Düsternis der Höllenkreise.
THERAPHOSA macht mit seinem Zweitling einen großen Schritt und legt mit "Inferno" eine äußerst gelungene und atmosphärische Progressive-Scheibe vor. Gleichzeitig darf aber auch Vorfreude auf die Zukunft aufkommen. Denn man wird das Gefühl nicht los, als würde in dem Trio noch mehr Potential stecken. Doch fürs Erste werden sich im Netz der Spinne viele weitere Fans verfangen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Dominik Feldmann