THEM CROOKED VULTURES - Them Crooked Vultures
Mehr über Them Crooked Vultures
- Genre:
- Champ Rock / Best Of Rock / Psychedelik
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Sony Music
- Release:
- 13.11.2009
- No One Loves Me
- Mind Eraser No Chaser
- New Fang
- Dead End Friends
- Elephants
- Scumbag Blues
- Bandoliers
- Reptiles
- Interludes With Ludes
- Warsaw Or The First Breath You Take
- Caligulove
- Gunman
- Spinning In The Daffodills
Was eigentlich sollte dazu noch gesagt werden? Der modernste und beste Klassiker, den es gibt!
Da ist sie nun! Endlich. Hat man uns gesagt. Endlich haben es Josh Homme, John Paul Jones und Dave Grohl ins gemeinsame Studio geschafft, haben einen launig-bekloppt-subversiven Titel ersonnen und ein gleichnamiges Album eingespielt. Oder um das Mantra der Ehrfurcht ein weiteres Mal zu murmeln: LED ZEPPELIN trifft KYUSS trifft NIRVANA trifft die FOO FIGHTERS trifft QUEENS OF THE STONE AGE trifft PROBOT trifft die DESERT SESSIONS. Amen.
Was soll da noch passieren? Was kann schief gehen? Nun, hier in Echtzeit parallel behört: Nichts! Ein grob geschliffenes "Dy'er Maker"-Riff driftet mit uns ein in ein wechselvoll psychorables 'No One Loves Me'.
Aber nicht doch! Natürlich werdet Ihr geliebt werden, Ihr Essenzen der Jahrzehnte in wechselhafter Rockmusikgeschichte. Keine Bange, im nächsten Jahr werdet Ihr Hallen und Stadien füllen und die Leute werden wieder LED ZEPPELIN-Gewänder tragen. Die restlichen FOOs werden die Äuglein verleiern, wenn der Chef zum nächsten Grossauftrag abgeholt wird. Die Ehepunkfrau des Herren Homme wird als Orakel gefeiert werden, hatte sie doch in Unvorsicht das Zustandekommen des bevorstehenden Kracherkollektivs als Erste ausgeplaudert.
Der Erfolgsdruck wurde nun mal von medialer Seite so dermaßen hochgeschraubt, dass das Kennerohr auf noch so jeden Einfall späht und lauscht, um etwaige Plagiate sofort an das trübe Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Aber überraschend aufgefrischt sind hier die konsequenten Kompositionen, einige mit deutlichem Jam-Charakter, einige konfliktfrei im Rockkonsens gefunden, alle aber mit einer deutlichen, neuen Handschrift der THEM CROOKED VULTURES. Das ist neu, das ist modern, das ist wahrscheinlich genrestiftend. Warum auch nicht?
Eine dem hitzigen Süden oder aber Jimmy Page selbst entrissene Doppellaufgitarre mit globalem Staub zwischen den Saiten schlittert durch die Produktion, wie vor allem in der ersten Singleauskopplung 'New Fang' zu hören. Olle Grohl drückt mit deftigem und unnachahmlichem Druck dem Lerninstrument seinen eigenen Stempel auf, aus mehreren Kanälen wallen die einzelnen Homme-Griffchen unentwegt auf uns zu. Ständig haben diese sich in einem wohltuenden Psychedelik-Nebel verirrt und taumeln uns nun unter Aufbringung aller Säfte und Kräfte entgegen. Sie scheinen vor den Bassläufen dieser illustren Gesellschaft - ersonnen vom ehemaligen LED ZEPPELIN-Basskünstler John Paul Jones - vor sich hergetrieben zu werden.
Er ist der Lord in dieser Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Herzog Homme singt und schwingt sich in bewährt zurückhaltend-prätentiöser Manier durch die Juwelen, Graf Grohl scheint die gesamte Zeit bei seinem Spiel zu lächeln und auch irgendwie befreit. Auf ihn nämlich soll diese Idee einer "Supergroup" zurückgehen. Dazu befragt, gab er an, dass ihm dieser Ausritt schon seit langen Jahren im Schädel herumgeistert. Nun endlich ist es soweit. Apropos: 'Elephants' ist ein Gespenst in Noten: ziellos, orientierungslos und zerschunden trappelt es an den Grenzen zur absoluten Verschrobenheit herum. Dann fängt das Arme sich wieder, um zum Ende mit dem rasenden Sprung in der bodenlosen Schlucht zu verschwinden.
Um diesen Fast-Ausrutscher herum versammeln sich jedoch solche Gewichtigkeiten wie 'Dead End Friends', 'Bandoliers' oder auch 'Scumbag Blues'. Letzteres wird an dieser Stelle spontan zum Hit erklärt: Der Beitrag hat wahrhaft alles, was sich in einem durch die Jahre der Zuhörerschaft populärer Gitarrenmusik an erwünschten Tönen und Harmonien so angesammelt hat. Vor allem aber ist er eines: Einfach. Voller Energie. Da stottert sich die zugedröhnte "Orgel von San Francisco" gegen eine wilde Soloshow dieses Wegweiserklampfers einen ab und eine aufgeplusterte Soul-Metal-Salve beklopft das ganze Spektakel, als wolle sie damit den Bonham Senior aus seinem Grabe reißen.
Überhaupt scheint der gesamte Schaffensprozess sehr ausgeglichen verlaufen zu sein, neben den übermächtigen LZ-Referenzen kann in 'Bandoliers' deutlich die modernste Handschrift des FF-Erschaffers erfahren werden. Der lange Mann von QOTSA hingegen scheint sich in diesem Pakte seine Ausuferungen vertraglich gesichert zu haben. Homme ist spielfreudig wie ein ganz junger, nur dass ihm seine Erfahrung dabei zu Gute kommt, mit einem unglaublich spannenden und verspielten Set dieses gesamte –Pah! – DEBÜT zu prägen.
Übrigens gilt das aber für sämtlich eingesetzte Instrumente. Denn neben der üblichen, üppigen Klassikrockinstrumentierung bemüht sich das Trio, eine Vielzahl auflockernder Nebenklänge mit einzupacken. Ohne Zweifel ist dies ganz und gar gelungen, zumindest in den ersten dreiundzwanzig Durchläufen ist mir keine nervende Länge aufgefallen…
Apropos: Mit fast siebzig Spielzeitminuten ist dieses Stilbildende Element auch ein faires Produkt für den faszinierten Zuhörer. Nennen wir es von mir aus METRO für Modernsten Retro oder aber CHAMP-Rock - ich zumindest weiß nicht, wo ich hier Punkte abziehen soll. Zehn von Zehn. Pflichtteil.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben