TETRARCH - Unstable
Mehr über Tetrarch
- Genre:
- Nu Metal / Modern Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 30.04.2021
- I'm Not Right
- Negative Noise
- Unstable
- You Never Listen
- Sick Of You
- Take A Look Inside
- Stitch Me Up
- Addicted
- Pushed Down
- Trust Me
Nu Metal ist tot, lang lebe der Nu Metal!
Nu Metal ist anno 2021 endgültig tot und nur noch die ehemaligen Größen des Genres wie KORN oder DEFTONES halten die Flagge der tiefer gestimmten Gitarren, verrückten Whammy-Spielereien und hüpfkompatiblen Grooves hoch? Falsch gedacht, denn auch ich musste mich von den US-Amerikanern TETRARCH eines Besseren belehren lassen. Selbige haben schon im Jahr 2018 mit dem im Eigenvertrieb erschienenen Debüt "Freak" ein ganz schönes Pfund abgeliefert und jeden Fan mit ihrem Stilmix irgendwo zwischen KORN, frühen DISTURBED und SLIPKNOT direkt in die Neunziger und frühen Zweitausender katapultiert. Inzwischen ist auch die Welt der Plattenfirmen auf den Vierer aufmerksam geworden und so erscheint der zweite Langspieler "Unstable" in Europa über Napalm Records.
Dass dieses Vertrauen mehr als gerechtfertigt ist, beweist direkt der Opener 'I'm Not Right' eindrucksvoll. Angetrieben von einem Gitarrenriff, das direkt die Nackenmuskeln strapaziert, und einem herrlich finster wummernden Bass, macht der Song keine Gefangenen und wird durch die tollen Gesangslinien von Fronter Josh Fore garniert. Star der Show ist in meinen Ohren dennoch Gitarristin Diamond Rowe, die mit ihren verrückten Sounds und einem guten Händchen für subtile Melodien klar die Handschrift von Genregrößen wie Brian "Head" Welch oder James "Munky" Schaffer (beide KORN) erkennen lässt. 'Negative Noise' schlägt im Anschluss deutlich mehr in die SLIPKNOT-Kerbe und gerät zur temporeichen Riff-Abfahrt, die in meinem Ohren aber doch etwas eintönig aus den Boxen dröhnt. Der Titeltrack 'Unstable' gefällt da dank famoser Gitarrenarbeit und Gesangslinien in bester Jonathan-Davis-Manier schon deutlich besser, bevor mit 'You Never Listen' erneut ein absoluter Höhepunkt folgt, der insbesondere von einer grandiosen Hookline lebt.
Habe ich eigentlich schon die tollen Gitarrensounds von Diamond Rowe erwähnt? Ich weiß, ich wiederhole mich, aber auch 'Sick Of You' wird erneut von ihren effektvollen Spielerein an der Sechsaitigen veredelt, bevor 'Take A Look Inside' wieder mit einem absoluten Ohrwurmrefrain punktet. Umso länger ich die Platte höre, um so mehr wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen 'Take A Look Inside' und dem sträfllich weit hinten in der Trackliste platzierten 'Addicted', wenn es um den absoluten Höhepunkt und die stärkste Hookline der Platte geht. Ganz großes Nu-Metal-Kino ist das hier. Doch auch nicht alles ist Gold was glänzt, denn mit 'Stitch Me Up' und 'Pushed Down' finden sich auch zwei eher belanglose Tracks in der Playlist, die man getrost als Füllmaterial abtun kann. Dazu wünschte ich mir auch, dass die Shouts von Fronter Josh Fore noch etwas bissiger tönen würden. Immer wenn er sich im Klargesang bewegt und Hooklines serviert, überzeugen seine Stimmbänder auf ganzer Linie, doch in den härteren Momenten fehlt mir diese Urgewalt in seiner Stimme, die andere Sänger des Genres wie Chino Moreno oder Chester Bennington zu kanalisieren vermögen oder vermochten.
Dennoch bleibt "Unstable" für mich ganz klar das Beste, was man im Nu-Metal-Sektor abseits der altbekannten Genretitanen seit Jahren gehört hat und die Scheibe muss sich über weite Strecken vor den eigenen Vorbildern auf keinen Fall verstecken. Und so werden die US-Amerikaner ihrem Ruf als heißestem Newcomer in diesem Sektor mehr als gerecht und werden hoffentlich auch bald den Weg über den großen Teich antreten, um hiesige Bühnen und Clubs in Schutt und Asche zu legen. Ich bin in jedem Fall dabei.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs