ROAD (HUN) - A Tökéletesség Hibája
Mehr über Road (HUN)
- Genre:
- Groove Metal / Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Edge Records
- Release:
- 06.04.2018
- Bocsánat Helyett
- 135 Seb
- A Tökéletesség Hibája
- A Bátrak Éjszakája
- Egyedül Vagy Messzire
- Az Én Vérem Vagy
- Benzin Legyen
- Amikor A Nap...
- Ölj Meg December
- Álmatlanság Idején
- Te Is Csak Játszol
- Sokkal Jobb Jónak Lenni
Raus aus der Panzerfalle!
Wer im ungarischen Rock-/Metal-Business etwas auf sich hält, muss sich zwangsläufig auf die obligatorischen Vergleiche mit den Szeneübervätern TANKCSAPDA einlassen. Mit ROAD befreit sich nun eine Kapelle der zweiten Reihe aus dem Schatten der Landeslegende und liefert mit "A Tökéletesség Hibája" (in etwa: "Der Makel der Vollkommenheit") ein reifes und schlüssiges Werk für ein breites, internationales Publikum ab.
'Bocsánat Helyet' eröffnet den Zwölftracker akustisch-nachdenklich und lässt offen, in welche Richtung die Reise anschließend gehen könnte. Da mir die Band bislang unbekannt war, haut mich '135 Seb' im Anschluss mit unerwartet harten Groove-Metal-Riffs erstmal aus den Latschen. Auch Molnár Mátés kernige Gesangsstimme unterstreicht an dieser Stelle, dass die Osteuropäer keine Gefangenen machen und sich klar von der ewigen Panzerfalle emanzipieren möchten. Musikalisch erinnert mich die Truppe gelegentlich auch eher an umstrittene Deutschrock-Kombos, doch die Prüfung der Texte ergibt auf "A Tökéletesség Hibája" keinen Grund zu nennenswerter Beanstandung: Verarbeitet werden persönliche Anliegen, außerdem gibt es Kritik am medialen Zirkus, genretypische Wachrüttelnummern - und eine Rock-Hymne an den Nationalhelden der 1848er Revolution, Petöfi Sándor (also ein wenig Freiheitspathos, aber ohne bedenklichen Gegenwartsbezug).
Nach dem knackigen '135 Seb' folgt der Titelsong, der schon mehr aufs große Publikum schielt, mit aggressiven Versen und schlichten Singalong-Refrains. ROAD nimmt eindeutig das heutige Festivalpublikum ins Visier, das sich im Gefolge von FREI.WILD und Konsorten befindet – aber zumindest ohne ausschließlich bequeme Wege zu gehen. Das beweist das großartige 'A Bátrak Éjszakája' ('Die Nacht der Mutigen'), mit viel Pathos und Stolz getränkt, ungeduldig vorwärts treibend wie die Revolutionäre der jungen demokratischen Bewegungen des 19.Jahrhunderts – man sieht sie förmlich vor sich, die jungen Straßenkämpfer, die sich vom jungen Petöfi inspirieren ließen. Mit 'Egyedül Vagy Messzire' und 'Benzin Legyen' geht die groovig-rockige Reise quasi hitverdächtig weiter, hier zeigt sich allerdings allmählich, dass die Ungarn im internationalen Vergleich letztlich doch relativ risikofrei agieren: Ihr anständig metallisch gefärbter Rock könnte ohne Probleme (von der Sprachbarriere abgesehen) in jedem Ami-Rock-Sender laufen; gerade das unspektakuläre 'Benzin Legyen' und die obligatorische Ballade 'Ölj Meg December' lassen das Spannungsbarometer etwas abstürzen.
Erst gegen Ende des Albums setzt ROAD noch einmal interessantere Akzente: Ein stürmisch-düsteres Instrumental ('Amikor A Nap...'), die Halbballade 'Álmatlanság Idején', die sich trotz Schmuseverses als härtere Nuss entpuppt, sowie das ergreifende, djentig-verdüsterte Glaubensbekenntnis 'Sokkal Jobb Jónak Lenni' runden ein Album ab, das sich anschickt, die ungarische Rockszene noch stärker ins internationale Rampenlicht zu rücken. An "A Tökéletesség Hibája" muss sich künftig außerdem auch die nationale Konkurrenz namens DEPRESSZIÓ, BURNOUT oder RÓMEÓ VÉRZIK messen.
Anspieltipps: 135 Seb, A Bátrak Éjszakája, Sokkal Jobb Jónak Lenni
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause