RA - Scandinavia
Mehr über Ra
- Genre:
- Post Punk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Adrian Recordings
- Release:
- 13.03.2015
- These Days
- In My Veins
- The Void
- Be My Lover
- Scandinavia
- Bloodline
- Broken Bottles
- Prism
- The South
- Winter 2012
Da gehen die Post und der Punk ab
Woran mangelt es massentauglicher Rock-Musik im Moment? Meiner Meinung nach lässt sich diese Frage nur mit dem Terminus "Power" beantworten. Die meisten Kapellen im Mainstream, die noch rockige Gitarren nutzen und im Radio gespielt werden, kann man maximal zur Beschallung von Aufzügen nutzen. Dabei fehlt es eigentlich gar nicht an fähigen Bands, die Energie und poppige Gefälligkeit verbinden können. RA ist so ein Act, der mit seinem neusten Post-Punk-Opus "Scandinavia" den totgesagten Rock im Mainstream wiederbeleben könnte.
Gleich zu Anfang des Albums hagelt es mit 'These Days' einen energetischen Rocker, der gleichzeitig mit tollen Melodien agiert. Die für den Post-Punk-typischen Hall- und Gitarreneffekte dürften nicht für jede Radio hörende Großmutter geeignet sein, aber man erkennt stimmlich durchaus eine gewisse Nähe zu erfolgreichen Truppen wie THE KILLERS wieder. Übertreiben will ich an dieser Stelle auch nicht. Ehrlicherweise muss angemerkt werden, dass Martial-Industrial-artige Songs wie 'Winter 2012', die gesammelten Argumente für eine Mainstream-Tauglichkeit konterkarieren.
Aber wieso nicht ein wenig frischen Wind wehen lassen? Im Metal haben Post-Rock-Elemente auch für innovative Akzente gesorgt, also wieso soll das nicht im Mainstream funktionieren? Es gibt keinen Grund, warum Post-Punk-Truppen wie RA nicht für eine aktive Umwälzung sorgen könnten. Die Zeit, in der wir leben, macht einen düsteren Eindruck und Tracks wie 'The Void' liefern dazu den perfekten Soundtrack. Langsam, minimalistisch, schwer und dunkel wälzt sich dieser Leisetreter unaufdringlich voran und geht gerade durch die bedächtigen Vocals gut ins Ohr. Lieder wie 'Be My Lover' sind demgegenüber schon viel krachiger und erinnern an eine 80er Jahre Deathrock-Party. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Titeltrack, der mit seinem unharmonischen Keyboard-Einsatz nur schwer zu verdauen ist, was man 140 Sekunden lang noch ertragen kann. Vor allem, da im Anschluss der Hörer mit einer schöner Melodie wie in 'Bloodline' abgeholt wird.
Insgesamt könnte man hier jeden Song hervorheben und im Detail thematisieren. Denn die Varianz reicht von ruhiger Reduziertheit über lärmigen Punk bis hin zu leicht poppigen Rockern. Wie bereits erwähnt, ist nicht jeder Schuss ein Treffer, aber wenn ein Titel sitzt, dann richtig und das Ohrwurmpotenzial ist dann besonders hoch. Ob das für den Mainstream-Durchbruch reicht, bleibt abzuwarten. Aber gerade stimmlich und vom Song-Writing her, traue ich RA eine Menge zu. "Scandinavia" ist das perfekte Album, wenn den eigenen Ohren Crustcore gerade zu hart und Radio-Rock immer noch zu schlaff ist. Post-Punker sollten den Longplayer aber in jedem Fall einmal austesten.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Adrian Wagner