PURE SWEET HELL - Voyeurs Of Utter Destruction As Beauty
Mehr über Pure Sweet Hell
- Genre:
- Modern Metal
- Label:
- Crash / ZYX
- Release:
- 10.06.2005
- Innocence And The Beast
- Scared About Everything
- Golgotha On My Mind
- Swallow
- Undone
- Gehenna
- Hangfire
- Rave Song
- Take Away
- The Killers
- What Your Pain Is
- Beautiful Suicide
- Dr. Death
Ehrlich gesagt, bin ich auf dieses Projekt erst durch die Mitwirkung von Van Williams, seines Zeichens Stöckchenschwinger bei NEVERMORE, aufmerksam geworden. Was denkt man sich auch sonst bei einem Bandnamen wie PURE SWEET HELL? Lustiger Thrash? Death Metal mit Augenzwinkern? Wenig böser Black Metal?
Alles weit daneben: PURE SWEET HELL spielen im Prinzip nichts anderes als Metal, durchaus aber die moderne Spielart.
Neben Van Williams, der hier nicht nur in unnachahmlicher Manier die Kessel bearbeitet (herrliche Beckenarbeit!), sondern auch als heftig kreischkeifender Sänger in Erscheinung tritt, ist sein langjähriger Kumpel Christ Eichhorn dabei, der für sämtliche Saiteninstrumente und die Elektronik verantwortlich zeichnet. Mit Jim Colson hat man bei drei Stücken noch einen formidablen, hochmelodischen und dramatisch klingenden Gegenpart zu den harschen Lauten von Williams mit an Bord, der mich des Öfteren an Eric Clayton (SAVIOUR MACHINE) erinnert. Williams' ehemaliger NEVERMORE-Weggefährte Curran Murphy hat zu guter Letzt noch ein Solo zu 'Hangfire' beigesteuert sowie bei der Produktion und dem Mix ausgeholfen. Ein reines Freundschaftsprojekt also? Scheint so. Und bevor jetzt die Massen "Kommerz!", "Ausverkauf!" und "Kalkül!" schreien, empfehle ich erst einmal ein ausgiebiges Reinhören in "Voyeurs Of Utter Destruction As Beauty" - kommerziell ist das hier nämlich nicht die Bohne, wenn auch eingängig, die Scheibe besitzt indes so viel Hitpotenzial wie die alten Veröffentlichungen von MAYHEM oder DARKTHRONE.
Vielmehr sollte man das Projekt PURE SWEET HELL als eine Art Spielwiese der beteiligten Musiker sehen, denn hier werden Grenzen ausgelotet, Ideen umgesetzt, Dinge ausprobiert und Visionen verwirklicht. Das hat manchmal leider zur Folge, dass hier noch einiges unausgegoren und etwas nach Stückwerk klingt, insbesondere, da ganze sechs Songs noch nicht einmal die Drei-Minuten-Marke sprengen. Das ist dann bei eingängigen Riffmonstern wie 'Scared About Everything' schade, die man gerne noch zwei weitere Minütchen verfolgt hätte. Auch die stilistischen Wechsel von Song zu Song machen das Anhören der Platte nicht gerade zum Kinderspiel, erfreuen den Hörer aber mit einem musikalischen Facettenreichtum, den man nicht allzu oft bewundern darf. Wenn auf das noisige, mit einigen Klangexperimenten gespickte 'Undone' die epische Hymne 'Gehenna' mit Gastsänger Colson folgt und man sich unweigerlich an SAVIOUR MACHINE-Großtaten erinnert fühlt, bevor dann orientalisch/afrikanisch anmutende Percussion-Einlagen der Komposition einen völlig neuen Anstrich verleihen, so jagt das zumindest mir ein breites Grinsen über das Gesicht ob der uneingeschränkten Kreativitätsauslebung dieser Herrschaften.
Und wie klingen PURE SWEET HELL jetzt eigentlich? Schwer zu sagen. VOIVOD haben alle beteiligten Musiker sicherlich gerne und oft gehört, doch alleine mit diesem Querverweis wird man dem Projekt nicht gerecht. Moderner Thrash, dennoch dreckig, manchmal schon arg im Death Metal verwurzelt, 'ne ordentliche Prise Groove und Rotz aus der DOWN- oder CORROSION OF CONFORMITY-Ecke und zu guter Letzt noch eine verdammt große Portion Eigenständigkeit und Experimentierfreude. Das alles zusammen schmeckt zumindest mir verdammt lecker.
Könnte schon ein Problem sein, dass einige Ideen auf der Scheibe eher ins Schema "nicht Fisch, nicht Fleisch" fallen, fast die Hälfte der Songs arg kurz ausgefallen ist und die stilistischen Wechsel teils recht krass ausfallen - wen das allerdings nicht abschreckt, der bekommt einen wunderbar kreativen Einblick in das Ideenleben einiger Musiker, von denen man ansonsten eher weniger mitbekommt - und wer als NEVERMORE-Fan Van Williams mal singen hören will, der kann hier fast schon blind zugreifen.
Anspieltipps: Innocence And The Beast, Scared About Everything, Gehenna, Hangfire, Take Away
- Redakteur:
- Rouven Dorn