PROVENANCE, THE - Red Flags
Mehr über Provenance, The
- Genre:
- Dark Rock
- Label:
- Peaceville/SPV
- Release:
- 27.10.2006
- At The Barricades
- Crash Course
- Thanks To You
- Second And Last But Not Always
- Revelling Masses
- Leave-Takings
- The Cost
- Deadened
- One Warning
- Settle Soon
Ein Blick aufs Cover genügt, um zu wissen, dass sich im Hause THE PROVENANCE (mal wieder) etwas geändert hat und die Band nicht mehr so klingt wie auf dem 2005er Streich "How Would You Like To Be Spat At". Und betrachtet man sich den Werdegang der Schweden, ist das nur konsequent und logisch. Bisher unterschied sich jedes Album von den anderen; die konstante Entwicklung stand immer an erster Stelle. Stilistische Zwänge hat sich das Quintett von Beginn an gar nicht erst auferlegt, womit von vorneherein ausgeschlossen war, dass man irgendwann Platten für die Fans macht und damit seine kreative Bankrotterklärung unterschreibt.
THE PROVENANCE 2006 sind noch weniger Metal als auf dem Vorgänger und setzen abgesehen von ein paar kurzen doomigen Passagen mit schweren Riffs auf eine Mischung aus ANATHEMA, THINE, KATATONIA ("Last Fair Deal Gone Down") und straighten RADIOHEAD ohne Kunst-um-jeden-Preis-Attitüde, die trotz allem (erneut) wunderbar eigenständig tönt. Einerseits hat das damit zu tun, dass die Gesangsfront bestehend aus Tobias Martinsson und Emma Hellström inspirierte Melodielinien ausgearbeitet hat, die man nicht jeden Monat zwanzigmal vorgesetzt bekommt, und andererseits rückt der Fünfer die Melancholie nicht so deutlich in den Vordergrund wie die genannten Acts. Sicherlich, das Songmaterial ist weiterhin kilometerweit von Leichtfüßigkeit entfernt (wozu auch die einmal mehr äußerst tristen Lyrics beitragen), aber es wirkt bedrohlicher, angriffslustiger, unberechenbarer.
Ein Merkmal von "Red Flags", das der Band hoffentlich hilft, den Geheimtipp-Status abzustreifen, ist die gesteigerte Kompaktheit. Die Arrangements wurden etwas gestrafft, und es hat sich mehr Alterna-Rockigkeit eingeschlichen, die der dichten Atmosphäre allerdings keinen Abbruch getan hat. Das herzzerreißende 'Second And Last But Not Always', zu dem Sänger Tobias Martinsson auch ein hübsch düsteres Video gedreht hat, die ungemein spannenden 'Leave-Takings' und 'The Cost', der großartig losrockende Opener 'At The Barricades', die brodelnden 'Thanks To You' und 'One Warning' sowie das zerbrechlich beginnende, sich kontinuierlich steigernde und letztlich doomig ausklingende 'Deadened' sind absolut fesselnde Stücke, die genügend Substanz haben, um den CD-Player für Wochen zu blockieren. So klingen Songs, die man einzig und allein für sich selbst geschrieben hat. Und wenn eine fabelhafte Nummer wie 'Settle Soon' ganz am Ende steht, sagt das abschließend einiges über das Selbstverständnis der Band aus.
Klarer Fall: Wer künstlerische Freiheit und Originalität verpackt in tiefgreifende Musik schätzt, kommt an "Red Flags" absolut nicht vorbei. Und eine Bitte hätte ich noch: Es wäre ganz fantastisch, wenn diese Scheibe nicht in die Gothic-Rock-Schublade gepackt werden würde. Denn mit den Kapellen, die dort schon ihre Schleimspuren hinterlassen haben, haben THE PROVENANCE null Gemeinsamkeiten.
Anspieltipp: das komplette Album.
- Redakteur:
- Oliver Schneider