OLD CORPSE ROAD - On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore
Mehr über Old Corpse Road
- Genre:
- Folk Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Trollzorn / Soulfood
- Release:
- 15.05.2020
- Ghastly Shores Lays the Wreckage of Our Lore
- Harbingers of Death (Voices in the Tempest)
- Black Ship
- Sea Fire
- As Waves Devour Their Carcasses
- Demons of the Farne
- The Ghosts of the Ruinous Dunstanburgh Castle
- WaterLore
Zutiefst britischer Black Metal.
Schon seit einigen Jahren kommen - vor allem im traditionellen Metal - wieder vermehrt viele gute Bands aus Großbritannien. Dass dies auch für die schwärzeren Gefilde gelten mag, könnte unter anderem durch OLD CORPSE ROAD bestätigt werden. Eine Formation, die immerhin auch schon seit 2007 aktiv ist und seitdem zwei Studioalben vorgelegt hat. Nun also "On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore". Der Titel deutet schon an: Es wird schauerromantisch! Auch wenn die Nennung dieser Band im Promotext (bewusst?) vermieden wird, muss der Name CRADLE OF FILTH fallen, zu augenfällig sind die Parallelen. Vor allem zu "Dusk And Her Embrace", dem zweiten Album der Dani-Filth-Bande, gibt es große Ähnlichkeiten, sowohl was die Musik als auch die Texte angeht. Und das ist in beiden Fällen als deutliches Kompliment zu verstehen. Besonders die diversen Gesänge, ob nun kreischend, growlend oder rezitierend, orientieren sich sehr an Mr Filth.
Doch es handelt sich mitnichten um eine plumpe Kopie, so wird der klassisch symphonische Black Metal hier immer wieder um folkloristische Anreicherungen ergänzt, was überwiegend auch wirklich schön funktioniert, einzig die zweite Hälfte des ansonsten famosen 'Black Ship' wirkt etwas holprig und erinnert ein wenig an eine schwarze Version von IN EXTREMO. Ansonsten sind auch die cleanen Gesange, etwa auf 'Sea Fire', eine schöne Ergänzung und wir alle wissen, wie oft sowas sonst ins Peinliche abdriftet. Zu erwähnen ist noch das über 16 Minuten lange Stück 'The Ghosts of the Ruinous Dunstanburgh Castle', wlches es tatsächlich vermag, den Hörer über die gesamte Spielzeit packend zu unterhalten. Muss man auch erstmal hinkriegen, sowas. Der Klang ist genretypisch, leicht verwaschen, mit bratenden, stark verzerrten Gitarren aber relativ weit weg vom frühskandinavischen Sound. Die Keyboardklänge sind mal mehr mal weniger prominent, aber nie zu sehr im Vordergrund, so dass der rohe Gesamtklang nicht verwässert wird.
Die 66 Minuten Spieldauer bestehen nicht nur aus Raserei, in Summe gibt es eine gute Viertelstunde Intro, Outro und Zwischenspiele, was aber immer interessant gemacht ist und im Kontext des Albums, das natürlich auch von seiner erzeugten Atmosphäre lebt, gut funktioniert. Dadurch ensteht der Eindruck, man bekäme, etwa in einer am Meer gelegenen Taverne, diverses gruseliges Seemannsgarn von einem zwielichtigen alten Matrosen erzählt.
Zurück zur Musik: Neben den Keyboardklängen gibt es auch haufenweise von hypnotischen Lead-Gitarren getragene Melodien. Dazu die von CRADLE OF FILTH gut bekannte - und von manchen als nervend empfundene - extreme Dynamik. Innerhalb weniger Takte von laut zu leise, von schnell zu getragen, von Walzertakt zu Blastbeat. Wer sowas - wie ich - goutiert, wird mit "On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore" seine helle Freude haben. Dies gilt natürlich auch für Leute, die sich statt "Cruelty And The Beast" einfach "Dusk And Her Embrace II" gewünscht hätten (trifft ebenfalls auf mich zu).
Wir haben es also mit einem wirklich starken Album zu tun, das tief in der Tradition des britischen Black Metals verwurzelt ist, aber dennoch genug innovative Akzente hinzumengt, um als eigenständig zu gelten. Gefällt mir!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp